In der Geschichtswissenschaft ist man sich einig, dass es sich bei dem Ablauf, der schließlich zur Aufhebung des Templerordens führte, um einen Prozess gehandelt hat. Nun ist noch, trotz der desolaten Quellenlage, die Frage zu beantworten, ob man dies Geschehen sogar als einen politischen Prozess bezeichnen kann. In dieser Arbeit wird von der Definition nach Kirchheimer ausgegangen. Demnach ist damit ein Prozess gemeint, „mit dem das herrschende Regime das politische Verhalten seiner Widersacher als kriminell zu brandmarken trachtet, um sie auf diese Weise von der politischen Bühne zu entfernen1“.
Um diesen Nachweis antreten zu können, ist die Arbeit wie folgt aufgebaut: Zunächst werden die Geschichte und die Struktur des Templerordens kurz dargestellt. Danach wird der Prozessverlauf gegen die Templer skizziert, um so die Ähnlichkeit mit einem Inquisitionsprozess zu unterstreichen. Im dritten Teil der Arbeit wird dann die Person Philipp IV. von Frankreich durchleuchtet. Dessen Veränderungen in der Haltung zum Orden werden ab dem Jahre 1295 beschrieben und es soll herausgearbeitet werden, inwieweit er in den Verlauf eingriff. Zum Schluss folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Arbeit, und es soll herausgestellt werden, ob die These, dass es sich nach dieser Definition um einen politischen Prozess handelt, Gültigkeit erhält.
Wissenschaftlich haben sich eine Reihe von Historikern mit dem Thema der Aufhebung des Ordens beschäftigt. Da die grundlegenden Quellen jedoch erst um 1900 veröffentlicht worden sind, wird auf die mehrfach nur auf Vorurteilen beruhende, vorhergehende Literatur nicht eingegangen. Anzumerken ist auch, dass mehrere Dokumente aus dem 14. Jahrhundert erst in jüngster Zeit Beachtung fanden, so zum Beispiel die Protokolle aus den Untersuchungen der päpstlichen Kommission, und dass infolgedessen stets abgewägt werden muss, auf welche Sekundärliteratur man sich bei den unterschiedlichen Bereichen stützen kann. Neben rein wissenschaftlich orientierten Werken existieren aber eine Menge populistischer und auch mystischer Literatur, die außer Acht gelassen werden muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurze Beschreibung der Geschichte und der Struktur des Templerordens
- Der Prozessverlauf gegen den Templerorden
- Philipp IV. als der Initiator des Untergangs des Templerordens? - Verhältnis Philipp IV. zum Templerorden zwischen 1295 und 1314.
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob der Prozess gegen den Templerorden als politischer Prozess im Sinne Kirchheimers bezeichnet werden kann. Die Arbeit analysiert die Geschichte und Struktur des Ordens, den Prozessverlauf und das Verhältnis Philipps IV. zum Templerorden, um herauszufinden, ob die These eines politischen Prozesses durch die Definition Kirchheimers bestätigt wird.
- Die Geschichte und Struktur des Templerordens
- Der Prozessverlauf gegen den Templerorden
- Die Rolle Philipps IV. im Untergang des Templerordens
- Die Frage, ob der Prozess als politischer Prozess im Sinne Kirchheimers bezeichnet werden kann
- Die Bedeutung des Quellenmaterials für die Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik des Untergangs des Templerordens ein und definiert den Begriff des politischen Prozesses nach Kirchheimer. Das zweite Kapitel skizziert die Geschichte und Struktur des Templerordens vom 12. Jahrhundert bis zu seinem Untergang im Jahre 1291. Im dritten Kapitel wird der Prozessverlauf gegen die Templer beschrieben, um Ähnlichkeiten mit einem Inquisitionsprozess herauszustellen.
Schlüsselwörter
Templerorden, Politischer Prozess, Philipp IV., Kirchheimer, Inquisitionsprozess, Geschichte, Struktur, Quellenlage, Sekundärliteratur.
- Arbeit zitieren
- Karin Busch (Autor:in), 2002, Der Prozess gegen den Templerorden - ein politischer Prozess?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77056