In Anlehnung an das Hauptseminar "Rudolf Heß" möchte ich mich in der vorliegenden Arbeit mit Heß′ Entwicklung zum Nationalsozialisten beschäftigen.
Heß, als "Paladin" , "Tor" oder "Sonderling" bezeichnet, geistert den meisten als "Stellvertreter des Führers" durch den Kopf. Aufsehen erregte er durch seinen Englandflug 1941 und seine Gefangenschaft in Spandau, wo er 1987 Selbstmord beging.
Es geht mir weniger um die Frage, was für ein Mensch er war, sondern mich interessieren vor allem die Motive, sich Hitler und seiner Partei anzuschließen. Joachim Fest nennt allgemein die nationale Deklassierung durch den Versailler Vertrag, Inflation und Weltwirtschaftskrise, die Schwäche der demokratischen Tradition und die Schrecken der kommunistischen Revolutionsdrohung, das Kriegserlebnis, den unsicher gewordenen Konservatismus und die Ängste beim Übergang in eine neue Ordnung als Faktoren für die Suche nach dem Schutz einer Autorität wie Hitler sie für so viele Menschen verkörperte . "Als der Vereinigungspunkt so vieler Sehnsüchte, Ängste und Ressentiments ist Hitler zu einer Figur der Geschichte geworden" .
Den eigentlichen Anlass, mich mit dem Thema zu beschäftigen, gab mir der Dokumentarfilm "Im toten Winkel" von André Heller über Hitlers Sekretärin Traudl Junge. Ihr Manuskript von 1947 liegt nun auch in dem Band "Bis zur letzten Stunde" vor und gewährt Einblicke in den Lebensabschnitt einer naiven jungen Frau, die von 1942 bis 1945 an der Seite des "Führers" arbeitete. Ich möchte keinen Vergleich wagen zwischen Hess, dem Privatsekretär und Stellvertreter und Traudl Junge, der persönlichen Sekretärin im Führerbunker. Jedoch sind in ihrer Biografie und in ihren Aufzeichnungen Anhaltspunkte zu finden, wie sie mit dem Nationalsozialismus in Berührung gekommen ist.
In Anbetracht der Tatsache, dass heute Rechtsextremismus eine große Anziehungskraft auf Jugendliche und Erwachsene ausübt und immer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät, halte ich es als Lehramtsanwärterin für wichtig, sich mit dem Entstehen ideologischer Erscheinungen auseinander zu setzen. "Fremdenfeindliche Übergriffe, Aufmärsche neonazistischer Organisationen, dominantes Auftreten rechtsextremer Jugendcliquen, Wahlerfolge rechtsextremer Parteien oder die Verbreitung von Rassismus im Internet sind nur einige der Facetten, in denen Rechtsextremismus in Erscheinung tritt".
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum methodischen Vorgehen
- Der frühe Heß
- Ursachen für Heß' Entwicklung zum Nationalsozialisten
- Das Erleben der Kriegsniederlage 1918
- Entwicklungspsychologisch bedingte Motive
- Zusammenfassung
- Anhang
- Gliedertes Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung von Rudolf Heß zum Nationalsozialisten. Im Fokus steht dabei das Erleben der Kriegsniederlage 1918 und die Suche nach Halt und Ordnung in der Folge. Die Arbeit untersucht die Motive, die Heß, wie auch viele andere, zum Anschluss an den Nationalsozialismus führten.
- Das Erleben der Kriegsniederlage 1918 als prägender Faktor
- Die Rolle der nationalen Deklassierung durch den Versailler Vertrag
- Die Suche nach Autorität und Ordnung in einer unsicheren Zeit
- Der Einfluss der Inflation und der Weltwirtschaftskrise
- Die Relevanz der Untersuchung im Kontext des aktuellen Rechtsextremismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Thematik vor und erläutert die Beweggründe für die Untersuchung. Dabei werden wichtige Aspekte von Heß' Leben und Wirken beleuchtet, insbesondere sein "Englandflug" und seine Gefangenschaft in Spandau.
- Zum methodischen Vorgehen: Das Kapitel erläutert die Forschungsmethodik und den Fokus auf das Erleben der Kriegsniederlage 1918. Es wird verdeutlicht, dass nicht alle Motive für die Hinwendung zum Nationalsozialismus berücksichtigt werden können.
- Der frühe Heß: Dieses Kapitel beschreibt Heß' Lebensgeschichte und seine Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg.
- Ursachen für Heß' Entwicklung zum Nationalsozialisten: Dieses Kapitel befasst sich mit den zentralen Aspekten der Arbeit, indem es die Kriegsniederlage 1918 und ihre Auswirkungen auf Heß' Entwicklung zum Nationalsozialisten beleuchtet. Es werden auch psychologische und soziale Faktoren berücksichtigt, die zu seiner Hinwendung zu Hitler und der NSDAP führten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung von Rudolf Heß zum Nationalsozialisten. Wesentliche Themen sind die Kriegsniederlage 1918, der Versailler Vertrag, die Suche nach Ordnung und Autorität, die nationale Deklassierung und die Auswirkungen der Inflation und der Weltwirtschaftskrise. Darüber hinaus werden Aspekte des Rechtsextremismus und die Rolle psychologischer Faktoren im Kontext politischer Einstellungen betrachtet.
- Arbeit zitieren
- Nicole Schulz (Autor:in), 2002, Das Erleben der Kriegsniederlage 1918 als Motivation, sich dem Nationalsozialismus anzuschließen - am Beispiel von Rudolf Heß, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7709