Der Verlag im Nürnberger Metallhandwerk


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Das Aktuelle an dieser Thematik

2. Dimensionen der Verlags-Problematik
2.1 Eingrenzung des Verlags-Begriffes
2.2 Der Verlag in Nürnberg

3. Handel und metallverarbeitendes Gewerbe
3.1 Handel und Metall
3.2 Besonderheiten des Nürnberger Metallhandwerks

4. Verlag und Verlegte
4.1 Die Frage nach den Verlegern
4.2 Stückwerker und Verlegte

5. Zwischen Gemeinwohl und Eigennutz

6. Literaturverzeichnis

1. Das Aktuelle an dieser Thematik

Als man sich 1999 um das Gesetz über die Scheinselbständigkeit stritt, da führten sowohl Gegner als auch Befürworter Argumente ins Feld,[1] die überraschend stark an die gegensätzlichen Positionen im ausgehenden Mittelalter, die rund um die Thematik des Verlagswesens sich artikulierten, erinnern. Es geht nicht um die pauschale Gleichsetzung beider Sachverhalte, aber eine große Parallele ist klar zu sehen: die Güterabwägung zwischen 'Eigennutz' und 'Gemeinem Nutzen', die rund um beide Fragen kreist.[2]

Besonders das Beispiel Nürnberg, das im Folgenden mit seinem Metallhandwerk Thema dieser Arbeit sein wird, eignete sich aufgrund seiner Verfasstheit sicher für einen eingehenderen Vergleich. Doch wird sich der Fokus auf Grundlage älterer und jüngerer Forschungsliteratur auf das Mittelalter beschränken, im Hinblick auf den Gegenstand dabei im Zeitraum zwischen dem 14. und dem frühen 17. Jahrhundert bleiben. Im hier angelegten Rahmen ist der Verlagsbegriff zu klären und seiner Bedeutung und seine Rolle im Hinblick auf das Metall verarbeitende Gewerbe Nürnbergs gerecht zu werden. Danach wird Wesen und Bedeutung des Metallhandwerks für Nürnberg dargestellt, wobei Entwicklungen außerhalb Nürnbergs, insbesondere im Bereich der Hammerwerke und Verhüttung nur am Rande Erwähnung finden. Als dritter Abschnitt werden Verleger und Verlegter gegenübergestellt, um darauf mit einer Zusammenfassung abzuschließen.

2. Dimensionen der Verlags-Problematik

2.1 Eingrenzung des Verlags-Begriffes

Befragt man den Brockhaus zu diesen Stichwort, erhält man eine Auskunft, die als kennzeichnend die dezentrale Gütererzeugung, die Absatzorganisation durch den Verleger und die Orientierung aus dem Geiste des Fernhandels anführt.[3] Und auch etwas Weiteres fällt auf, was der Erwähnung bedarf: Als Endpunkt des Verlagssystems wird der Schlesische Weberaufstand 1844 genannt, der durch seine Thematisierung in Hauptmanns „Die Weber“ offensichtlich, das Bild vom Verlagswesen heute mitbestimmt.[4]

Rudolf Holbach plädiert in seiner breit angelegten Dissertationsarbeit "Frühformen von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion" für einen weitgefassten Verlagsbegriff. Als Richtlinie für seine Arbeit entwirft er dabei eine Definition, in der folgende Kriterien zum tragen kommen: dezentrale Fertigung und Gewinnung, vertragliche Bestimmungen, Trennung Produzent und Konsument, rechtliche selbständige Produzenten und Abnehmer, die Material- oder Kapitaleinsatz vorgelegt haben.[5]

Mit dieser Handreichung hat sich der Verlag von den Begriffen der Manufaktur und der Fabrik abzugrenzen, da es hier ebenso an einheitlichen Begriffsbestimmungen mangele.[6]

Bei der Herleitung des Ausdrucks wird üblicherweise das Charakteristikum des Vorschusses, der Vorlage, herangezogen.[7] Ob Kredit, also Fürleihe, oder Gezeug - wesentlich ist, dass zwischen Verleger und Verlegten ein Vertragzustand eintritt, bei dem der erstere entweder Geld oder Sachkapital gibt, der Letztere ihm dafür im Gegenzug das Werk zu vorher bestimmten Konditionen überlässt.[8]

2.2 Der Verlag in Nürnberg

Der Terminus des Verlegens im hier verwendeten Kontext ist ab etwa 1320/30 für den Nürnberger Raum durch die Erwähnung in den Satzungsbüchern belegt,[9] auch wenn er als Organisationsform anzunehmenderweise schon davor existierte.[10] In einem Verbotserlass verfügt der Rat der Stadt für die Schmiede folgendes: „Ez sol dehaine maister kaine werckstat noch under smide verlegen danne sein selbes werckstat mit den drien knechten und dem polzraicher."[11] Gemeint ist hier der Gezeugverlag, der durch das Bereitstellen von Roh- oder Hilfsstoffen gekennzeichnet ist.[12] Als Geldverlag, so wie er sich später durchsetzte, wird er zunächst unter fürleihen subsumiert.[13] Eine klare Trennung von Geld- und Sachverlag kann aber nicht für das mittelalterliche Nürnberg vorgenommen werden, vielmehr ist von sehr unterschiedlich ausgestalteten Verhältnissen auszugehen.[14]

[...]


[1] Zur Diskussion der Scheinselbständigenthematik 1999 seien hier beispielhaft folgende Artikel in der Süddeutschen Zeitung anzuführen: Beckstein D.: Arbeitnehmer wider Willen, 03.04.1999; Büser W.: Scheinselbständige: Wer widerspricht, der spart zunächst die Beiträge, 31.12.1999; Maier-Mannhart H.: Wirbel um Scheinselbständigkeit – ein Sturm im Wasserglas, 01.07.1999.

[2] Vgl. Kießling R.: Problematik und zeitgenössische Kritik des Verlagssystems, in: Burkhardt J. (Hg.): Augsburger Handelshäuser im Wandel des historischen Urteils, Berlin 1996, S. 175-179.

[3] Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden, Band 19, Wiesbaden17 1974.

[4] Vgl. auch die unterschiedlichen Darstellungen zum Stichwort Verlagssystem im Brockhaus 2002 und 1974.

[5] Holbach R.: Frühformen von Verlag und Großbetrieb in der gewerblichen Produktion, in: VSWG Beihefte Nr. 110, Stuttgart 1994, S. 33.

[6] Holbach 1994, S. 34.

[7] Holbach 1994, S. 28-29.

[8] Aubin H.: Formen und Verbreitung des Verlagswesens in der Altnürnberger Wirtschaft, in: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs Band II, Nürnberg 1967, S. 624.

[9] Aubin 1967, S. 623.

[10] Von Stromer, W. F.: Nürnberg als Epizentrum von Erfindungen und Innovationen an der Wende von Mittelalter zur Neuzeit, in: Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus, Cadolzburg 2000, S. 74.

[11] Satzungsbuch III der Stadt Nürnberg, zitiert nach Aubin H.: Formen und Verbreitung des Verlagswesens in der Altnürnberger Wirtschaft, in: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs Band II, Nürnberg 1967, S. 623.

[12] Aubin 1967, S. 624.

[13] Aubin 1967, S. 624.

[14] Vgl. Aubin 1967, S. 662-668.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Der Verlag im Nürnberger Metallhandwerk
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Landesgeschichte)
Veranstaltung
Handwerker und Zünfte im Spätmittelalter
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V7712
ISBN (eBook)
9783638148740
ISBN (Buch)
9783638841849
Dateigröße
519 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verlagswesen, Nürberger Metallhandwerk, Rudolf Holbach, Gemeinnutz, Geld- und Gezeugverlag, Zunftrevolution, Protoindustrialisierung, Fernhandel
Arbeit zitieren
Felix Hessmann (Autor:in), 2002, Der Verlag im Nürnberger Metallhandwerk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7712

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