Konrad Raiser - Ökumene in einer veränderten Zeit


Seminararbeit, 2003

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Biographisches

3. Raisers Ökumenebegriff

4. Theologie des Lebens: Eine ökumenische Herausforderung

5. Globalisierung und der 11. September 2001
5.1. Globalisierung als zentraler Faktor einer veränderten Welt
5.2. Der 11. September 2001 und seine Folgen

6. Impulse zur Neugestaltung der ökumenischen Bewegung

7. Schluss

8. Literaturverzeichnis
8.1 Printmedien
8.2 Veröffentlichungen im Internet

1. Einleitung

Am 28. August diesen Jahres wählte der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in nichtöffentlicher Sitzung den Methodistenpfarrer Dr. Samuel Kobia aus Kenia zum neuen Generalsekretär.[1] Kobia, dessen Amtszeit im Januar 2004 beginnt, löst damit nach elfjähriger Amtszeit den deutschen Theologieprofessor Konrad Raiser ab, dessen Leben, Überlegungen und Impulse Gegenstand dieser Arbeit sein sollen.

Raiser besuchte während seiner Amtszeit Kirchen in insgesamt 77 Ländern und sei dabei, wie es humorig bei einem Empfang zu seinen Ehren hieß, „fast ausschließlich in der für seine Körpergröße nicht sehr komfortablen ‚Economy class’ geflogen“.[2] Der scheidende ÖRK-Generalsekretär blickt zurück auf ein Leben, das zu großen Teilen dem ökumenischen Engagement gewidmet war und stets ging es ihm dabei um die Zukunft der Ökumene. Neue Impulse zu geben, eingefahrene Strukturen, auch innerhalb des ÖRK, zu hinterfragen und Visionen für eine Ökumene im 21. Jahrhundert zu entwickeln, stand im Zentrum seiner Überlegungen.

„Qualität, Engagement und Vision“[3] nannte denn auch der Vorsitzende des Zentralausschusses des ÖRK als Schlüsselbegriffe für Raisers Einsatz.

Diese Arbeit möchte angesichts des Endes der „Ära Raiser“ zunächst einen knappen Überblick über das Leben Konrad Raisers geben und daran anschließend einige seiner grundliegenden Überlegungen, Visionen und Impulse im Kontext einer Ökumene der Zukunft zusammenfassen.

2. Biographisches

Die folgenden Informationen stammen aus der auf der Webseite des ÖRK veröffentlichen Biographie Konrad Raisers.[4]

Der evangelische Pfarrer Konrad Raiser wurde am 25. Januar 1938 in Magdeburg geboren. Er legte 1957 in Tübingen sein Abitur ab, um dort nach einem sechsmonatigen Werksemester beim Evangelischen Studienwerk Villingst sein Theologiestudium aufzunehmen, in dessen Rahmen er auch an der Kirchlichen Hochschule Bethel sowie den Universitäten Heidelberg und Zürich studierte.

Nach seiner Vikariatszeit von 1963-65 in Berlin und Stuttgart studierte er bis 1966 an der Harvard Universität (USA) Soziologie und Sozialpsycholgie. Im Anschluss an eine dreijährige Assistenzzeit an der Evangelischen Theologischen Fakultät in Tübingen legte er 1970 seine Promotion vor. Bereits im Jahr zuvor kam Raiser als Mitarbeiter des ÖRK nach Genf.

Von 1973 an nahm er als stellvertretender Generalsekretär des ÖRK an zahlreichen ökumenischen Konsultationen und Konferenzen teil, ehe er 1983 einem Ruf der Universität Bochum folgte, um eine Stelle als Professor für Systematische Theologie und Direktor des Ökumenischen Institus anzutreten. Bis 1993 war Raiser neben seiner Mitgliedschaft in mehreren akademischen, kirchlichen und ökumenischen Ausschüssen Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages sowie Vorsitzender der Schriftleitung der Zeitschrift Ökumenische Rundschau. 1991 nahm er als Delegierter der Evangelischen Kirche an der siebten Vollversammlung des ÖRK in Canberra teil.

Im August 1992 wurde Raiser vom ÖRK-Zentralausschuss zum Generalsekretär gewählt. Nach seiner Wiederwahl im Jahr 1996 und einer Verlängerung der normalerweise fünfjährigen Amtszeit um ein Jahr endet diese im Dezember dieses Jahres. Raisers weiterer Weg wird ihn nach eigenen Angaben zunächst nach Berlin führen, von wo aus er dem neuen ÖRK-Generalsekretär Sam Kobia „zur Verfügung stehen“ werde, „wann immer Kobia dies wünsche“.[5]

Neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften verfasste Raiser vier Bücher, von denen sich drei mit dem Thema einer Ökumene in einer neuen, veränderten Zeit befassen.[6]

3. Raisers Ökumenebegriff

Ausgehend von Erlebnissen während seiner Reisen in alle Teile der Welt stellt Raiser eine „weit verbreitete Unsicherheit und sogar Konflikte über das Verständnis von Ökumene“[7] fest. Beispielhaft für diese Unsicherheit im Umgang mit dem Begriff Ökumene, bzw. dessen eigentlicher Bedeutung führt er drei grundverschiedene Verständnisweisen aus:[8] zunächst der klassische Ökumenebegriff, der die Beziehungen zwischen den historischen Lateinamerikanischen Kirchen einschließlich der römisch-katholischen Kirche hinterfrage, wiewohl er selbst bemerkt, dass „weder die Grundlage noch die Ziele dieser Beziehung klar“[9] seien. Weiterhin gebe es Tendenzen, die den Schwerpunkt auf eine Überwindung des Denominationalismus setzen würden und die Kommunikation der protestantischen mit den evangelikalen und pfingstlichen Kirchen in den Vordergrund rückten. „Makro-Ökumene“[10] überschreibt er ein drittes Konzept, das den Blick von innerkirchlicher Kommunikation wendet und sich mit dem interkulturellen und interreligiösen Dialog auseinandersetzt. Allein diese drei Entwürfe beinhalten derart unterschiedliche Ansätze, dass sie sich schwerlich mit demselben Wort umschreiben lassen.

Raisers Ökumeneverständnis hängt eng zusammen mit dem Selbstverständnis des ÖRK: Wie schon in der Erklärung des Zentralausschusses in Toronto von 1950 festgelegt, lehnt auch er die Vorstellung des ÖRK als eine Art ‚Über-Kirche’ strikt ab[11], vielmehr müsse der ÖRK einen ökumenischen Raum für seine Mitglieder bereitstellen, „der offen und zugleich umfangen ist von der Treue Gottes und geschützt durch das Band des Friedens, einen Raum wechselseitiger Annahme und wechselseitigen Verständnisses.“[12] Diese Vorstellung negiert eine Anspruchshaltung der Mitgliedskirchen an den ÖRK als eine Art Dienstleistungseinrichtung[13] ebenso wie eine Reduktion und Relativierung des Ökumenebegriffs auf eine bloße gegenseitige - auch interreligiöse - Kommunikation. Die Tatsache, dass Raiser solch einer weiten Öffnung des Ökumenebegriffs eher ablehnend gegenüber steht, widerspricht jedoch in keiner Weise seinem Einsatz im Dialog mit anderen Religionen; tatsächlich sieht er die Anerkennung der religiösen Pluralität als eine zentrale Herausforderung, der sich die Ökumene stellen muss:

„[...]betrifft die ökumenische Bewegung ganz besonders[...]. Wie alle heutigen Religionen ist das Christentum herausgefordert, seine überkommenen Ausschließlichkeitsansprüche zu überprüfen und zum Bau einer neuen Kultur beizutragen, die Vielfalt zu schätzen und zu fördern weiß.“[14]

[...]


[1] Pressemitteilung des ÖRK vom 28.08.03,
http://www2.wcc-coe.org/pressreleasesge.nsf/index/pr-cc2003-08g.html, 01.09.03.

[2] Pressemitteilung des ÖRK vom 01.09.03,
http://www2.wcc-coe.org/pressreleasesge.nsf/index/pr-cc2003-15g.html, 01.09.03.

[3] Pressemitteilung des ÖRK vom 01.09.03,
http://www2.wcc-coe.org/pressreleasesge.nsf/index/pr-cc2003-15g.html, 01.09.03.

[4] Konrad Raiser – Biographie, http://www.wcc-coe.org/wcc/press_corner/pc_konradbio-g.html, 01.09.03.

[5] Pressemitteilung des ÖRK vom 01.09.03,
http://www2.wcc-coe.org/pressreleasesge.nsf/index/pr-cc2003-15g.html, 01.09.03.

[6] Raiser, Konrad, Ernstfall des Glaubens. Kirche sein im 21. Jahrhundert, Göttingen 1999. Raiser, Konrad, Ökumene im Übergang. Paradigmenwechsel in der ökumenischen Bewegung,
München 1989. Raiser, Konrad, Wir stehen noch am Anfang. Ökumene in einer veränderten Welt, Gütersloh 1994.

[7] Raiser, Konrad, Ernstfall des Glaubens. Kirche sein im 21. Jahrhundert, Göttingen 1999, S.28.

[8] vgl. ebd., S.29

[9] ebd. S.29

[10] ebd. S.29

[11] vgl. Raiser, Konrad, Gegenwärtige Hauptprobleme der Kirchen nach Harare, in: Brosseder Johannes et.al. (Hg.), Verborgener Gott – verborgene Kirche?, Stuttgart, 2001 S. 105.

[12] ebd., S.109.

[13] vgl. Raiser, Konrad, Ernstfall des Glaubens. Kirche sein im 21. Jahrhundert, Göttingen 1999, S.21.

[14] Raiser, Konrad, Ernstfall des Glaubens. Kirche sein im 21. Jahrhundert, Göttingen 1999, S.38.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Konrad Raiser - Ökumene in einer veränderten Zeit
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Evangelisch-Theologische Fakultät)
Veranstaltung
Proseminar: Geschichte der Ökumenischen Bewegung
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V77120
ISBN (eBook)
9783638825818
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
15 Angaben im Literaturverzeichnis, davon 7 Internetquellen
Schlagworte
Konrad, Raiser, Zeit, Proseminar, Geschichte, Bewegung
Arbeit zitieren
Tobias Schreiner (Autor:in), 2003, Konrad Raiser - Ökumene in einer veränderten Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77120

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