Die in dieser Arbeit angelegte Vorstellung zielt darauf ab, zwei viel diskutierte Ansätze der Soziologie, die des deutschen Soziologen Hartmut Esser und des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, analytisch zu rekonstruieren und den Versuch zu unternehmen, beide Modell- bzw. Handlungsvorstellungen einem formalen Gehaltsvergleich zuzuführen. Dabei folgt eine thematische Eingrenzung insofern, als dass sich die nachfolgenden Ausführungen explizit auf das Modell zum Framing von Entscheidungssituationen und die Konzeption des Habitus beschränken, um sie modell- bzw. handlungstheoretisch zu kontrastieren. So lassen sich bereits an der Oberfläche signifikante Unterschiede im idealisierenden Verständnis ihrer Ansätze feststellen, ungeachtet der zu großen Teilen kongruent laufenden forschungslogischen Schwerpunkte. Demgemäß bilden den Kern der Arbeit die analytische Rekonstruktion der Ansätze sowie die weitergehende Betrachtung der konzeptionellen Diskrepanzen bzw. deren Tragweite, was implizit die Vorstellung negiert, dass es ein Anspruch dieser Arbeit sein kann, beide Modellkonzeptionen in einer logischen und widerspruchsfreien Synthese zu vereinen. Ungeachtet des geminderten Erklärungsanspruches erscheint die Themenstellung dieser Arbeit dennoch aus den verschiedensten Gründen reizvoll. Augenscheinlich dürfte dem kundigen Leser zum einen die zeitliche Nähe der soziologischen Theoriebildung beider Autoren auffallen, was latent die Vorstellung weckt, dass systematische Bezugnahmen die forschungslogische Entwicklung der modelltheoretischen Konzeptionen kennzeichnet. Tatsächlich beziehen sich beide Autoren jedoch zu keinem Zeitpunkt der konzeptionellen Schaffensperioden aufeinander, wie die intensivere Auseinandersetzung mit der jeweiligen Basisliteratur aufzuzeigen vermag. Zum anderen bilden sowohl Bourdieu als auch Esser einen etablierten Teil des Kanons sozialwissenschaftlicher Primärliteratur, die beide, viel diskutiert und zum Teil auch umstritten, einen hohen Erklärungsanspruch an sozialwissenschaftlichen Fragestellungen für sich beanspruchen. Die gemeinsame Beschäftigung beider Autoren mit grundlegenden Problemen der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung kann dennoch nicht darüber hinweg täuschen, dass beide Ansätze allenfalls exemplarische Teile der Welt der soziologischen Modell- bzw. Handlungstheorien zum Ausdruck bringen, die für sich den Primat der soziologischen Theoriebildung einzunehmen versuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Hartmut Esser.
- Das Modell zum Framing von Entscheidungssituationen
- Modell- und handlungstheoretische Kritik anderer Autoren…...
- Nomologischer Kern…...
- Das Modell der Frame-Selektion als fragmentarischer Bestandteil der Prozesserklärung....
- Pierre Bourdieu.
- Entstehungszusammenhang der,Praxeologie' Bourdieus…...
- Modelltheoretische Aufarbeitung .......
- Habitus Theorie
- Die Kapitalarten und das Raummodell.........
- Das Feldkonzept ..
- Soziale Praxis in der Triade von Habitus, Kapital und Feld.
- Zusammenführung der Ansätze
- Seek for contrasts and hidden communalities
- Eine Widerspiegelung der beiden Modell- und Handlungsvorstellungen …...
- Spielraum für eine sozialwissenschaftliche Entsprechung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit verfolgt das Ziel, die soziologischen Ansätze von Hartmut Esser und Pierre Bourdieu zu analysieren und einem formalen Gehaltsvergleich zu unterziehen. Der Fokus liegt dabei auf Essers Modell zum Framing von Entscheidungssituationen und Bourdieus Konzept des Habitus, um modell- und handlungstheoretische Unterschiede aufzuzeigen. Die Arbeit strebt nicht nach einer Synthese der beiden Ansätze, sondern beleuchtet deren konzeptionelle Diskrepanzen und deren Tragweite.
- Analytische Rekonstruktion der Modelle von Esser und Bourdieu
- Konzeptionelle Unterschiede zwischen den Ansätzen
- Handlungstheoretische Implikationen der Modelle
- Widerspiegelung der beiden Ansätze an zentralen Elementen handlungstheoretischer Reflexion
- Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden ("hidden communalities")
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die beiden soziologischen Ansätze von Esser und Bourdieu vor und erläutert die Zielsetzung und den methodischen Ansatz des Vergleichs.
- Hartmut Esser: Dieses Kapitel behandelt Essers Modell zum Framing von Entscheidungssituationen. Es analysiert die Modellstruktur, die zugrundeliegende Theorie und die kritischen Rezeptionen des Modells.
- Pierre Bourdieu: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Bourdieus Konzept des Habitus. Es beschreibt die theoretischen Grundlagen des Habitus-Begriffs und zeigt dessen Zusammenhänge mit den Begriffen Kapital und Feld auf.
- Zusammenführung der Ansätze: Dieses Kapitel führt die Ansätze von Esser und Bourdieu zusammen und analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Handlungstheorien. Es untersucht die theoretische Konfrontation der beiden Ansätze und identifiziert "hidden communalities".
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Begriffen der soziologischen Handlungstheorie und analysiert die Ansätze von Hartmut Esser und Pierre Bourdieu. Schlüsselbegriffe sind Framing, Frame-Selektion, Habitus, Kapital, Feld, Entscheidungssituationen, Handlungstheorie, Modelltheorie, "hidden communalities" und sozialwissenschaftliche Entsprechung. Die Arbeit beleuchtet die unterschiedlichen Erklärungsansätze beider Autoren und zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf.
- Arbeit zitieren
- Christian Vandrey (Autor:in), 2006, Habitus und Frame-Selektion - Ein modell- und handlungstheoretischer Vergleich , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77290