Henry von Heiselers „Der Begleiter“ konfrontiert den Leser mit einer menschlichen Entwicklung, die gezeichnet ist von Licht- und Schattenseiten, von einem Dilemma zwischen Stillstand und Veränderung, von Festhalten und Loslassen.
Die Entwicklung eines Menschen und damit einhergehende Veränderungen können von außen induziert und unbewusst, aber auch von innen heraus und bewusst durch den eigenen Willen hervorgerufen werden. Von alten Gewohnheiten Abschied zu nehmen und Neues noch kaum verinnerlicht zu haben, kann Schmerzen, Verunsicherung und Orientierungslosigkeit auslösen. Gelingt es aber, dem Schicksal sicher zu begegnen und auf sich selbst zu vertrauen, können Veränderungen und Weiterentwicklung begrüßt werden und zu einem erfüllten Leben führen.
In Henry von Heiselers Erzählung „Der Begleiter“ erlebt der Rittmeister Kyrill verschiedene, in seinen Alltag einbrechende Situationen, die nicht einzuordnen sind, aber einen Veränderungsprozess anstoßen. Das normale Gefühl des Unbehagens, das empfunden wird, wenn man sich als Spielball äußerer, unbeeinflussbarer Situationen sieht, steigert sich in der Erzählung. Der Ursprung dieser äußeren Einflüsse ist weder erkennbar, noch konkret zu bestimmen. Die Angst vor dem Unbekannten stößt bei Kyrill sowohl eine bewusste, als auch eine unbewusste Veränderung an. Das Unheimliche, mit dem der Protagonist konfrontiert wird, nimmt in seinem Denken immer mehr Raum ein und verändert ihn zunehmend, bis hin zu seinem Zusammenbruch. Auch für den Leser bleiben die Umstände dieser Entwicklung nebulös. Es kann bis zum Schluss der Erzählung nicht geklärt werden, ob das Unheimliche Realität oder nur Wahnvorstellung des Protagonisten ist.
Er bekommt die Chance zur Veränderung und Entwicklung, scheitert jedoch an der Herausforderung, sein Schicksal anzunehmen, sich vertrauensvoll in die schützenden Hände Gottes zu begeben und einen neuen Weg zu gehen.
In dieser Seminararbeit soll das Unheimliche untersucht werden, das in Kyrills Leben einbricht. Einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts der Erzählung folgen Angaben zum Autor und zur Entstehungszeit. Im Hauptteil werden der Begriff des Unheimlichen definiert und die verschiedenen von Heiseler verwendeten Techniken zur Aufrechterhaltung des Unheimlichen vorgestellt. Abschließend dienen Grundlagen des christlichen Glaubens und Elemente aus der Heiligen Schrift der Interpretation des Textes.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Henry von Heiselers „Der Begleiter“
- Inhalt
- Autor
- Zeitliche Einordnung der Erzählung
- Das Unheimliche in „Der Begleiter“
- Definition des Unheimlichen
- Erscheinungsformen und Gründe des Spuks
- Erzählsituation
- Atmosphäre
- Spannungsaufbau
- Beglaubigungs- und Rationalisierungsversuche
- Interpretationsansatz
- Entwicklungsprozess des Rittmeisters Kyrill
- Rolle der Zigeunerin Sara
- Biblische Entsprechungen in „Der Begleiter“
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert das Unheimliche, das in Henry von Heiselers Erzählung „Der Begleiter“ eine zentrale Rolle spielt. Sie beleuchtet die Entwicklung des Protagonisten, Rittmeister Kyrill, der mit unerklärlichen und bedrohlichen Ereignissen konfrontiert wird, die ihn zunehmend in den Wahnsinn treiben. Ziel ist es, das Unheimliche als literarisches Mittel zu betrachten und dessen Auswirkungen auf Kyrills Psyche zu untersuchen.
- Das Unheimliche als literarisches Motiv und dessen Einfluss auf den Protagonisten
- Kyrills Veränderungsprozess und sein Kampf mit dem Unbekannten
- Die Rolle der Zigeunerin Sara im Kontext des Unheimlichen
- Die Verbindung zwischen der Erzählung und christlichen Glaubensvorstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Thematik des Unheimlichen in der Erzählung "Der Begleiter" einführt und die zentralen Fragen der Arbeit beleuchtet. Kapitel 2 beleuchtet den Inhalt der Erzählung und gibt Informationen zum Autor Henry von Heiseler und der zeitlichen Einordnung des Werks. In Kapitel 3 wird das Unheimliche definiert und dessen Erscheinungsformen sowie die von Heiseler verwendeten Techniken zur Aufrechterhaltung des Unheimlichen untersucht. Kapitel 4 bietet einen interpretativen Ansatz, der die Entwicklung des Rittmeisters Kyrill, die Rolle der Zigeunerin Sara und die Verbindung zu biblischen Entsprechungen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Unheimlichen, dem Spuk, dem Einfluss des Unbekannten auf die Psyche eines Menschen, dem christlichen Glauben, der biblischen Symbolik, dem Leben und Werk von Henry von Heiseler und der literarischen Analyse der Erzählung "Der Begleiter".
- Quote paper
- Sabine Kowoll (Author), Tanja Amon (Author), 2007, Das Unheimliche in Henry von Heiselers "Der Begleiter", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77298