In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die Konstruktion von Nationalismus mit der Konstruktion von nationaler Identität in Deutschland um 1800 zusammenhängt. Nation und nationale Identität werden als eine „Konstruktion des Kollektiven im Spannungsfeld zwischen Kultur und Politik“ begriffen . Dazu sollen im ersten Teil der Arbeit Definitionen geklärt, geschichtliche Grundlagen auf sprachhistorischer und politischer Ebene miteinander verknüpft und ein Gesamtbild der Tradition des deutschen Kulturnationalismus hergestellt werden. Grundlagen des vorliegenden Verständnisses von Identitätskonstruktion sind der von GIESEN geprägte Begriff der ‚kollektiven Identität’ und der ‚kulturellen Codes’ . Das Codemodell bietet die Möglichkeit, die Konstruktion von kollektiver nationaldeutscher Identität in ihrer Entwicklung auf mehreren Ebenen zu erklären. Die Abgrenzung des deutschen Bildungsbürgertums gegen das Fremde, hier in erster Linie der Kontrast der deutschen gegen die französische Identität, ist dabei der Ausgangspunkt der Betrachtungen.
Um eine semantische Grundlage für die darauf folgenden Ausführungen zu schaffen, werde ich in Punkt 2.0 die Grundbegriffe meiner Arbeit erläutern. Dabei ist mir wichtig, Definitionen zu geben, die die Rahmenbedingungen der Entwicklungen bilden, die zu einer Konstruktion von Nationalismus bzw. Kulturnationalismus in Deutschland geführt haben.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Untersuchungsfeld, Themenschwerpunkte und Textentscheidung
- 1.1 Textauswahl und Interpretationsansätze
- 2.0 Nationalismus unter dem Gesichtspunkt des Codemodells von Giesen
- 2.1 Die Verknüpfung von kollektiver Identität und Nationsbildung als Grundlage der Arbeit
- 2.2 Das System der drei Codes zur Konstruktion kollektiver Identität
- 2.2.1 Primordialer Code
- 2.2.2 Traditioneller Code
- 2.2.3 Universalistischer Code
- 2.2.4 Schaubild des Codemodells
- 2.3 Nation und ihre Codierung im historischen Kontext
- 3.0 Nation und Bildungsbürgertum in Deutschland
- 3.1 Kulturnationalismus und Sprachloyalität
- 3.1.1 Begrifflichkeiten
- 3.1.2 Deutsche Sprachhistorie unter kulturnationalistischem Blickwinkel
- 4.0 Die Konstruktion der kollektiven Identität in „Deutsche Größe“ und ihre argumentativen Mittel
- 4.1 Das Verständnis von Nation in „Deutsche Größe“
- 4.2 Mittel und Ziele der Argumentation in „Deutsche Größe“
- 4.2.1 Sprache als Teil der Konstruktion von Nation
- 4.2.2 Der politische Hegemonieanspruch
- 4.3 Die Tendenz zur universalistischen Codierung
- 5.0 Verwunderung und Fragen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Konstruktion von Nationalismus in Deutschland um 1800 und dessen Verbindung zur Entwicklung nationaler Identität. Sie untersucht, wie das Kollektiv im Spannungsfeld von Kultur und Politik konstruiert wird. Im ersten Teil werden Definitionen erläutert, historische Grundlagen auf sprachhistorischer und politischer Ebene verknüpft und ein Gesamtbild des deutschen Kulturnationalismus gezeichnet. Das Codemodell von GIESEN, das die „kollektive Identität und die kulturellen Codes“ betrachtet, dient als Grundlage für die Analyse der Entwicklung der nationaldeutschen Identität. Im Mittelpunkt stehen die Abgrenzung des deutschen Bildungsbürgertums vom Fremden, insbesondere der Kontrast zur französischen Identität.
- Konstruktion von Nationalismus und nationaler Identität in Deutschland um 1800
- Das Codemodell von GIESEN zur Erklärung kollektiver Identität
- Die Rolle von Sprache und Kultur in der Konstruktion der deutschen Nation
- Der Einfluss des deutschen Bildungsbürgertums
- Die Abgrenzung von der französischen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert die Untersuchungsthemen, erläutert die Textauswahl und die zugrundeliegenden Interpretationsansätze. Das zweite Kapitel stellt das Codemodell von GIESEN vor, das die Konstruktion kollektiver Identität über verschiedene Codes erklärt. Der dritte Teil beleuchtet die Rolle des Bildungsbürgertums und des Kulturnationalismus in Deutschland. Das vierte Kapitel untersucht Schillers „Deutsche Größe“ im Hinblick auf die Konstruktion der kollektiven Identität und die verwendeten Argumentationsmittel, insbesondere die Bedeutung von Sprache und der politische Hegemonieanspruch.
Schlüsselwörter
Nationale Identität, Nationalismus, Kulturnationalismus, Codemodell, Kollektive Identität, Bildungsbürgertum, Sprache, Nation, Volk, Deutsche Größe, Schiller, Frankreich, GIESEN.
- Quote paper
- Susanne Decker (Author), 2007, Schiller und die Konstruktion des deutschen Nationalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77385