Das Spanische auf Kuba


Hausarbeit, 2003

22 Seiten, Note: 1,7

Liliana Merino Gurri (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Geschichte Kubas

3. Der Sprachkontakt auf Kuba
3.1. Der amerindische Einfluss
3.2. Der afrikanische Einfluss
3.3. Das habla bozal
3.4. Der englische Einfluss
3.5. Der französische Einfluss
3.6. Der asiatische Einfluss

4. Der Einfluss der kubanischen Revolution

5. Der russische Einfluss

6. Die Sprache der Reformen

7. Schlussbetrachtung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Kuba ist die größte Insel der spanischen Antillen im Karibischen Meer und wird auch die Königin der Antillen genannt.

Obwohl Kuba nur eine Größe von 110860 km² aufweist und 11,1 Millionen Einwohner zählt, hat es viel zu bieten, sei es in geschichtlicher oder auch in sprachwissenschaftlicher Hinsicht. Diese Aspekte können nicht von einander getrennt werden.

In der Geschichte Kubas bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind amerindische Einflüsse, zum Beispiel durch die Besiedlung der Guanahatabey-Indianer, der Siboney oder Taínos, vorherrschend. Doch schon im ersten Jahrhundert der Kolonisation wurde die indianische Urbevölkerung nahezu ausgerottet. Der Großteil vermischte sich mit den Spaniern und den afrikanischen Sklaven. Trotzdem trifft man im Osten Kubas noch heute Menschen mit typischen indianischen Gesichtszügen an. In dieser Zeit waren auch afrikanische, englische, französische und asiatische Einflüsse bestimmend sowie auch Einflüsse durch die Spanier und ihre über 400 Jahre andauernde Kolonialherrschaft. Die afrikanischen Sklaven brachten nicht nur ihre verschiedenen Sprachen mit, sondern auch die unterschiedlichsten Kulturen, Riten, Glaubens- und Musikrichtungen. Obwohl es verhältnismäßig wenig Schwarze auf Kuba gibt, trägt ihr Anteil wesentlich zur kubanischen Kultur bei. Kubas Besetzung durch die Briten bot den ersten Kontakt mit der anglophonen Welt. Immigrierende Franzosen aus Haiti, welche während der haitianischen Revolution nach Kuba übersiedelten, sowie französisch sprechende Sklaven brachten ebenfalls eine Reihe von Gallizismen auf die Insel. Im 19. Jahrhundert kamen zahlreiche Asiaten als billige Arbeiter nach Kuba und siedelten sich später als freie Bürger an. Die Chinesen waren zahlenmäßig stark vertreten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die kubanische Revolution zum entscheidenden Faktor der Sprachentwicklung. Der daraus resultierende Sozialismus und der damit verbundene Kontakt mit dem Russischen und der damaligen Sowjetunion werden zu einem weiteren wichtigen Einfluss.

Durch diese verschiedenen Einflussfaktoren bildete sich die kubanische Sprachvarietät heraus.

Da es eine Fülle an Literatur über das Thema „Spanisch auf Kuba“ gibt, habe ich mich in meiner folgenden Arbeit auf kein Hauptwerk gestützt, sondern die Vielzahl der Literatur genutzt.

2. Die Geschichte Kubas

Die erste Besiedlung der Insel erfolgte ca. 2000 v. Chr. durch die Guanahatabey-Indianer. Über ihre Kultur ist nur sehr wenig bekannt, sie lebten wahrscheinlich als Nomaden und bewohnten Höhlen, welche sich in Küstennähe befanden. Die Spanier fanden nur noch wenige Stammesangehörige im Westen Kubas vor. Zu Beginn der nachchristlichen Zeitrechnung besiedelten die Siboney, ein ursprünglich großes Indianervolk, nach und nach die Antillen. Archäologische Funde belegen, dass diese aus dem heutigen Venezuela stammten. Ca. 300 n. Chr. siedelten die Taínos nach Kuba über. Neben handwerklichen und landwirtschaftlichen Kenntnissen brachten sie religiöse Kulte sowie soziale Strukturen mit. Sie bauten Ananas, Baumwolle, Mais, Maniok, Süßkartoffeln und Tabak an. Sie lebten in Hütten, welche ausschließlich aus Palmen gebaut wurden, die Bohio-Hütten. Noch heute kann man diese in den ländlichen Gebieten Kubas vorfinden. Musikinstrumente, das Tabakrauchen, die Hängematte, die Anbauprodukte, sowie Wörter wie Hurrikan (ursprünglich der Name eines unheilbringenden Gottes) sind bis heute erhalten geblieben.

Am 28. Oktober 1492 entdeckte Kolumbus Kuba auf seiner ersten Entdeckungsreise. Aufgrund des Goldschmucks der Indianer schloss er auf reiche Goldvorkommen und hoffte außerdem, Gewürze und andere wertvolle Rohstoffe vorzufinden. 1511 wurde Diego Velázquez mit der Eroberung und Ausbeutung Kubas beauftragt. Zu dieser Zeit lebten etwa 500.000 Indianer auf der Insel. Innerhalb weniger Jahre wurden sie nahezu ausgerottet. Nach einigen erfolglosen Freiheitskämpfen der Indianer unterwarfen die Spanier 1515 die gesamte Insel und gründeten die wichtigsten Städte: Baracoa, Bayamo, Trinidad, Sancti Spíritus, La Habana (Havanna), Puerto del Príncipe (Camagüey) und die damalige Hauptstadt Santiago de Cuba.

Mit der spanischen Eroberung weiterer Kolonien in Lateinamerika gewann Kuba größere strategische Bedeutung. Havanna wurde zum Stützpunkt und Umschlagplatz der königlichen Flotte, zum Handelszentrum, zum größten Hafen der Karibik und 1607 auch zur Hauptstadt Kubas.

Schon 1552 kamen die ersten afrikanischen Sklaven als Arbeitskräfte auf die Insel, doch erst Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie ein bedeutender Handels- und Wirtschaftsfaktor. Der Wandel erfolgte durch den Tabak- und Zuckerrohranbau. 1717 wurde Tabak zum Hauptexportartikel und die Zuckerindustrie wurde weiterhin ausgebaut. Im 18. Jahrhundert wirkten sich die Auseinandersetzungen der europäischen Großmächte um die Vorherrschaft in der „Neuen Welt“ auch auf Kuba aus. Nach der Belagerung Havannas eroberten die Briten 1762 die Insel. Es herrschte freier Handel mit Großbritannien und deren Kolonien, und so entstand auch der erste Sprachkontakt mir der anglophonen Welt. Doch schon ein Jahr später wurde Kuba gegen Florida eingetauscht und an Spanien zurückgegeben. Durch den Sklavenaufstand 1791 auf Haiti wurde Kuba zum bedeutendsten Zuckerhersteller und somit auch zum größten Sklavenimporteur. Denn mit dem erhöhten Bedarf an Arbeitskräften stieg im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts auch die Anzahl der Sklaven. Der erste Befreiungsversuch wurde 1868 von Carlos Manuel de Céspedes unternommen. Er forderte die Unabhängigkeit Kubas, Handelsfreiheit, die Anerkennung der Menschenrechte sowie die Sklavenbefreiung. Doch 1878 scheiterte der erste Unabhängigkeitskrieg Kubas. Schließlich wurde 1886 die Sklaverei aufgehoben. Bereits 1895 startete man einen erneuten Versuch mit politischer Untermauerung, die auf den Gedanken und Schriften von José Martí beruhten, in welchen er die wirkliche Freiheit von anderen Mächten, wie den USA, forderte. Doch auch diesmal gelang es den Revolutionären nicht, den endgültigen Sieg zu erringen. Die Vereinigten Staaten Amerikas hatten schon lange versucht, den Spaniern die Insel abzukaufen, doch die Bemühungen blieben erfolglos. Durch einen Vorwand[1] besetzten die USA Kuba und innerhalb von vier Monaten war Spanien besiegt. Nach diesem kurzen amerikanisch-spanischen Krieg wurde Kuba 1898 unabhängig, blieb aber einem US-Militärgouverneur unterstellt. Durch den Absatzmarkt USA, Landkäufe und Investitionen von US-Bürgern wurde die Insel zunehmend abhängiger von den Vereinigten Staaten. Im Jahre 1901 sprach der amerikanische Kongress der USA das militärische Interventionsrecht zum „Schutz der Regierung und der Unabhängigkeit Kubas“ zu. Dem folgten Zugeständnisse, wie der amerikanische Militärstützpunkt Guantánamo, sowie die Möglichkeit in politische und ökonomische Fragen eingreifen zu können. Im 19. Jahrhundert emigrierten viele Europäer, zum Beispiel aus den spanischen Provinzen Galizien, Asturien und von den Kanarischen Inseln. Bis 1959 konnte Kuba nur als Pseudo-Republik bezeichnet werden, da die Insel politisch und wirtschaftlich von den USA bestimmt wurde. In den 1920ern begann die Zeit der Diktaturen. Zunächst führte Gerardo Machado von 1924 bis 1933 ein Terrorregime, das 1933 nach seiner Flucht aufgrund eines Generalstreikes zusammenbrach. Nach ca. einem Monat kam Fulgencio Batista durch einen Militärputsch an die Macht. In seiner Amtszeit von 1940 bis 1944 und 1952 bis 1959 errichtete er einen totalitären Staat, bei dem die Kluft zwischen immensem Reichtum und totaler Armut immer größer wurde. Am 26. Juli 1953 begann mit der Niederlage beim Sturm auf die Moncada-Kaserne die Geschichte der kubanischen Revolution. Die aufständischen Studenten und Intellektuellen, unter ihnen Fidel Castro, wollten das Batista-Regime beenden.[2] Nach einigen Jahren im Gefängnis und einem unfreiwilligen Jahr im amerikanischen Exil versuchte Fidel Castro es erneut zusammen mit seinem Bruder Raúl, Ernesto „Che“ Guevara und anderen Oppositionellen. Am 1. Januar 1959 siegte die kubanische Revolution unter der Führung von Fidel Castro. In den ersten Jahren nach der Revolution kam es immer wieder zu antirevolutionären Aktionen. Höhepunkt war die Invasion der Schweinebucht im Jahr 1961. Durch diese Niederlage der USA, die Erklärung Kubas zum Kommunistischen Staat und die Verstaatlichung aller privater Firmen wurde mitunter eine Wirtschaftsblockade verhängt, welche bis heute besteht. Nach vielen Reformen proklamierte Castro Kuba 1962 zum sozialistischen Staat. Im Oktober des selben Jahres verursachte die provokante Stationierung sowjetischer Atomraketen auf der Insel, durch welche die USA in unmittelbare Gefahr gerieten, die Kuba-Krise. Die wirtschaftliche Lage Kubas verschlechterte sich hieraufhin zunehmend und immer mehr Menschen versuchten das Land zu verlassen. Dies gipfelte im Sommer 1994 in einer Massenflucht nach Florida. Im gleichen Jahr verschärften die USA die Wirtschaftssanktionen, welche von vielen Ländern stark kritisiert wurden[3].

3. Der Sprachkontakt auf Kuba

Das Spanische auf Kuba nimmt einen besonderen Platz im „Karibik-Spanischen“ ein. Durch die unterschiedlichsten Prozesse in Gesellschaft, Geschichte und Kultur entwickelte sich das Spanische auf Kuba. Besonders durch die Revolution entstand eine Sprache, welche oft nur von Kennern, die auf der Insel leben, verstanden werden kann. Durch die veränderten Wortbedeutungen und die Neologismen ist es oft nicht einfach das kubanische Spanisch richtig aufzufassen. Die Schwierigkeit, den Sinn einiger Sätze zu erfassen, erkennt man an diesem Beispiel:

„Te lo iba a decir, David, pero ... no tan pronto. Me voy. Aquí no me quieren

… y a mí me gusta … soltar unas cuantas plumas de vez en cuando.

… Antes de que vengan a hacer el inventario, llévate la cocinilla eléctrica.“[4]

[...]


[1] Um vorgeblich Eigentum der USA zu schützen, wurde der Kreuzer „Maine“ nach Havanna geschickt, der auf ungeklärte Weise durch eine Explosion sank. Dies nutzte die USA als Vorwand.

[2] Es bildeten sich zahlreiche oppositionelle Gruppen gegen die USA-Präsenz. Fulgencio Batista vertrat die amerikanischen Interessen und sorgte auch für deren Durchsetzung. Die meisten Kubaner waren gegen das Anti-Demokratische-Batista-Regime.

[3] Da ich eine Vielzahl von Literatur zur Geschichte Kubas gefunden habe, stütze ich mich hierbei auf kein Hauptwerk, sondern benutzte die Vielzahl der Literatur. Fernández 1987, Fernández Retamar 1968, Real Academia de la historia 1967, Orozco 1993, Historia de Cuba 1985, Selección de Lecturas de Historia de Cuba Tomo I+II 1984.

[4] Beldarraín Jiménez 2oo2, S.49.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Das Spanische auf Kuba
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V77440
ISBN (eBook)
9783638833684
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spanische, Kuba
Arbeit zitieren
Liliana Merino Gurri (Autor:in), 2003, Das Spanische auf Kuba, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77440

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