Historisch betrachtet sind die Sozialisationsbedingungen Heranwachsender einem kontinuierlichen Wandel ausgesetzt. Bedingt durch wirtschaftliche, technische und gesellschaftliche Modernisierungsprozesse kommt es zu Umgestaltungen in vielen Lebensbereichen, die sich auf alle Gesellschaftsebenen auswirken. Die Jugend von heute kann und muss sich auf der einen Seite an die zahlreichen Veränderungen anpassen, auf der anderen Seite erhalten sie die Gelegenheit zur aktiven Mitgestaltung ihrer Lebensumwelten. Im Vergleich zu Jugendlichen vergangener Generationen haben sie eher die Möglichkeit familiäre, schulische, mediale und auf die eigene Person bezogene Entscheidungen autonom zu treffen. Die Tatsache, dass sie mittlerweile von nahezu allen Sozialisationsinstanzen und den Medien als individuelle Personengruppe mit eigenen Wünschen und Vorstellungen anerkannt werden, zeigt, welch hoher Stellenwert ihnen in vielen gesellschaftlichen Bereichen zugeschrieben wird.
Medien gelten heute als selbstverständlicher Bestandteil der jugendlichen Sozialisation. Aus der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medien wurde für die Analyse der vorliegenden Arbeit das technische Kommunikationsmedium Handy ausgewählt. Die sozialwissenschaftliche Erforschung dieses Gerätes wurde, trotz seiner enormen Verbreitung in allen Bevölkerungsteilen, im Gegensatz beispielsweise zum Internet, bisher eher vernachlässigt. Nach Auffassung von Münker / Roesler resultiert dies daraus, dass die heutige Allgegenwärtigkeit der Telefone, bzw. Mobiltelefone scheinbar als selbstverständlich angesehen wird: „Damit aber ist das Telefon nicht nur das unauffälligste – sondern zugleich das unterschätzteste Kommunikationsmittel der Gegenwart“.
Die Bedeutung des Handys im Leben Jugendlicher soll im Zusammenhang mit den veränderten Sozialisations- und Lebensbedingungen der heutigen Zeit erläutert und somit seine kommunikative Funktion zur Pflege bestehender Sozialkontakte hervorgehoben werden. Die Analyse der Nutzungsmotive und der kontaktierten Personen kann vor dem Hintergrund der theoretischen Ausführungen zu den gewandelten Sozialisationsbedingungen Jugendlicher unmittelbaren Aufschluss darüber geben, in welcher Art und Weise sich Heranwachsende durch die Nutzung des Mobiltelefons an Modernisierungsprozesse anpassen.
Inhaltsverzeichnis
- A Theoretischer Hintergrund
- 1 Einleitung
- 2 Jugend als Sozialisationsphase
- 2.1 Sozialisation
- 2.2 Entwicklungsaufgaben und Grundbedürfnisse des Jugendalters
- 2.2.1 Identität
- 2.2.2 Individualisierung
- 3 Soziale Lebensbereiche Jugendlicher
- 3.1 Familie
- 3.2 Schule
- 3.3 Freizeit, Konsum und Medien
- 3.4 Paarbeziehung
- 3.5 Freundschaftsbeziehungen
- 3.5.1 Die Peer Group als Gleichaltrigennetzwerk
- 3.5.2 Funktionen jugendlicher Freundschaften und Peer Group-Kontakte
- 3.5.3 Freizeit, Mediensozialisation und Konsum in der Peer Group
- 4 Veränderte Sozialisations- und Lebensbedingungen Jugendlicher
- 4.1 Familiäre Veränderungen und ihre Auswirkungen auf das Familienleben
- 4.2 Mobilität, Flexibilität und modernes Zeitmanagement
- 4.3 Soziale Netzwerke als soziales Kapital
- 4.4 Anpassungsleistungen Jugendlicher an sich verändernde Lebensbedingungen in modernen Gesellschaften
- 5 Mobile Kommunikation: Das Handy
- 5.1 Exkurs: Mobile Kommunikation zwischen Privatheit und Öffentlichkeit
- 5.2 Merkmale der Mobilkommunikation
- 5.3 SMS-Kommunikation versus Handytelefonat
- B Handykommunikation in sozialen Beziehungsgeflechten Jugendlicher
- 6.1 Jugendliche Handykommunikation und Familie
- 6.2 Jugendliche Handykommunikation und Paarbeziehung
- 6.3 Jugendliche Handykommunikation und Peer Group
- C Empirischer Teil
- 7 Konzeption und methodisches Vorgehen der Untersuchung
- 7.1 Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit
- 7.2 Untersuchungsziele und Forschungsannahmen
- 7.3 Erhebungsinstrument
- 7.4 Operationalisierung
- 7.5 Stichprobe
- 7.6 Pretest
- 7.7 Untersuchungsverlauf
- 7.8 Vorbereitung der Daten
- 8 Untersuchungsergebnisse
- 8.1 Nichthandynutzer
- 8.2 Deskriptive Statistik
- 8.3 Medienbesitz
- 8.4 Mobilfunkkosten
- 8.5 Integration in Gleichaltrigengruppe und Verabredungsverhalten
- 8.6 Motive für Handybesitz
- 8.6.1 Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls
- 8.6.2 Möglichkeit zur permanenten Kontaktaufnahme (SMS Schreiben / Handytelefonat)
- 8.6.3 Bedeutung identitätsrelevanter Parameter
- 8.7 Häufigkeit der Handynutzung (SMS und Telefonat)
- 8.7.1 Per Handy kontaktierte Personengruppen
- 8.7.2 Handyfreie Netzwerke
- 8.8 Mobile Kommunikation zwischen Privatheit und Öffentlichkeit
- 9 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Handynutzungsverhalten von Jugendlichen vor dem Hintergrund der veränderten Sozialisations- und Lebensbedingungen in der heutigen Zeit. Sie untersucht, welche Rolle das Handy im Leben Jugendlicher spielt und wie es zur Pflege bestehender Sozialkontakte genutzt wird. Dabei liegt der Fokus auf der Nutzung des Handys in Familie, Paarbeziehung und Peer Group.
- Veränderte Sozialisationsbedingungen Jugendlicher
- Mobile Kommunikation und das Handy
- Handynutzung in sozialen Beziehungsgeflechten
- Motive für Handybesitz und Nutzung
- Handykommunikation zwischen Privatheit und Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die veränderten Sozialisationsbedingungen Jugendlicher in der heutigen Zeit.
- Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Jugend als Sozialisationsphase und geht dabei auf die zentralen Entwicklungsaufgaben und Grundbedürfnisse des Jugendalters ein.
- Kapitel 3 untersucht die verschiedenen sozialen Lebensbereiche Jugendlicher, wobei der Fokus auf Familie, Schule, Freizeit, Konsum und Medien sowie Paarbeziehungen und Freundschaftsbeziehungen liegt.
- Kapitel 4 widmet sich den veränderten Sozialisations- und Lebensbedingungen Jugendlicher und analysiert die Auswirkungen familiärer Veränderungen, Mobilität, Flexibilität, sozialer Netzwerke und Anpassungsleistungen an sich verändernde Lebensbedingungen in modernen Gesellschaften.
- Kapitel 5 beschäftigt sich mit der mobilen Kommunikation und dem Handy. Es beleuchtet den Exkurs: Mobile Kommunikation zwischen Privatheit und Öffentlichkeit sowie die Merkmale der Mobilkommunikation und die Unterschiede zwischen SMS-Kommunikation und Handytelefonaten.
- Kapitel 6 untersucht die Rolle der Handykommunikation in sozialen Beziehungsgeflechten Jugendlicher und analysiert die Nutzung des Handys in Familie, Paarbeziehung und Peer Group.
- Kapitel 7 erläutert die Konzeption und das methodische Vorgehen der Untersuchung. Es werden der Untersuchungsgegenstand, die Untersuchungsziele und Forschungsannahmen, das Erhebungsinstrument, die Operationalisierung, die Stichprobe, der Pretest, der Untersuchungsverlauf und die Vorbereitung der Daten vorgestellt.
- Kapitel 8 präsentiert die Untersuchungsergebnisse. Es werden die Nichthandynutzer, die deskriptive Statistik, der Medienbesitz, die Mobilfunkkosten, die Integration in Gleichaltrigengruppe und Verabredungsverhalten, die Motive für Handybesitz, die Häufigkeit der Handynutzung, die kontaktierten Personengruppen, handyfreie Netzwerke und die mobile Kommunikation zwischen Privatheit und Öffentlichkeit analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Jugend, Sozialisation, Mobile Kommunikation, Handynutzung, Beziehungsgeflechte, Peer Group, Familie, Paarbeziehung, Motive, Nutzungshäufigkeit, Privatheit, Öffentlichkeit und empirische Forschung.
- Arbeit zitieren
- Dagmar Hönig (Autor:in), 2006, Handynutzungsverhalten Jugendlicher , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77620