Diese Arbeit versucht, die verschiedenen Gesichtspunkte gleichermaßen heranzuziehen, mit der Absicht einen Gesamteindruck vom Spartabild zu einem bestimmten, zu einem prominenten Zeitpunkt der deutschen Geschichte Auskunft zu geben und nicht etwa das Spartabild einzelner, freilich die Sicht der Zeit prägender Verantwortlicher oder Institutionen.
Beinahe zwangsläufig muss eine Untersuchung der Veränderlichkeit geschichtlicher Wahrnehmung oder Deutung auch in wissenschaftstheoretische Überlegungen münden. Die Fragestellung wird daher insofern zu erweitern sein, als das Thema eine Stellungnahme zur Rolle der Altertumswissenschaft im nationalsozialistischen Deutschland verlangt, nicht zuletzt zu ihrer propagandistischen Relevanz.
Daraus ergeben sich für die folgenden Ausführungen zwei Strukturprinzipien: Zum einen wird, gleichsam induktiv, an einem Beispiel, nämlich der Integration des antiken Griechenlands in die nationalsozialistische Ideologie, über die Verformung von Geschichtsauffassungen gemäß dem jeweiligen Zeitgeist zu sprechen sein, die Aufgabe und den Missbrauch von Geschichte. Zum anderen sollen die Ebenen „Elite“ und „Öffentlichkeit“ im Verlauf der Erörterung unterschieden werden. Wobei die Eliten, also die akademische Forschung und die bedeutendsten Ideologen des Nationalsozialismus, die in widerseitiger Beeinflussung eine krude Neuinterpretation der Antike verfertigten, als Ursprung des verzerrten Spartabildes zuerst besprochen werden sollen und in der Folge der Art, Verbreitung und der Wirksamkeit dieses Bildes nachgegangen werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I VERFREMDETE ANTIKE – SPARTA ZWISCHEN
- ALTERTUMSWISSENSCHAFT UND NS-IDEOLOGIE
- Geschichtsschreibung im Nationalsozialismus
- Sparta im Geschichtsbild der Ideologen des Nationalsozialismus
- II DAS NATIONALSOZIALISTISCHE SPARTA IM KOLLEKTIVEN
- GESCHICHTSBEWUSSTSEIN
- Sparta im NS-Geschichtsunterricht
- Sparta in der Publizistik der NS-Zeit
- Sparta in der nationalsozialistischen Propaganda
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie Sparta im Nationalsozialismus als politische Metapher verwendet wurde. Ziel ist es, die Verzerrung des Spartabildes durch die NS-Ideologie zu beleuchten und aufzuzeigen, wie die Antike zur Legitimation nationalsozialistischer Ziele missbraucht wurde.
- Die Rolle der Altertumswissenschaft im Nationalsozialismus
- Die Verzerrung des Spartabildes durch die NS-Ideologie
- Die Rezeption des Spartabildes in der NS-Propaganda
- Die Verwendung des Spartabildes im NS-Geschichtsunterricht und der öffentlichen Meinung
- Die Folgen der Verklärung Spartas für das heutige Geschichtsbewusstsein
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beginnt mit einer Analyse des Films „300“ und den unterschiedlichen Reaktionen auf diesen in den USA und in Deutschland. Der Film dient als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Spartabildes im Nationalsozialismus, das sich in den Reaktionen auf den Film deutlich widerspiegelt.
- I Verfremdete Antike – Sparta zwischen Altertumswissenschaft und NS-Ideologie: Dieses Kapitel beleuchtet die Verzerrung des Spartabildes durch die NS-Ideologie. Es werden die historisch-wissenschaftlichen Grundlagen dieser Verzerrung sowie die Rolle der wichtigsten NS-Ideologen wie Hitler, Rosenberg und Himmler untersucht.
- II Das nationalsozialistische Sparta im kollektiven Geschichtsbewusstsein: Dieses Kapitel untersucht die Rezeption des Spartabildes in der NS-Propaganda, im Geschichtsunterricht und in der öffentlichen Meinung. Die Arbeit zeigt auf, wie Sparta als Metapher für den nationalsozialistischen „Volksstaat“ verwendet wurde.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Nationalsozialismus, Antike, Sparta, Geschichtswissenschaft, Propaganda, Geschichtsbewusstsein, Verzerrung, Metapher, Volksstaat, Rezeption.
- Quote paper
- André Weikard (Author), 2007, Sparta als politische Metapher im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77674