In den USA lassen sich in den vergangenen Jahren starke Aktienkursschwankungen bei dem Verfehlen von Analystenprognosen erkennen, die teilweise eine verheerende Wertvernichtung nach sich zogen. So ist es bspw. möglich, dass nach dem Unterschreiten der Prognose auch nur um einen Cent einige Unternehmen einen Aktienkursrückgang in Höhe von 25 bis 50% hinnehmen mussten. Den Meinungen von Analysten über die zukünftige Wertentwicklung wird im amerikanischen Kapitalmarkt ein außerordentlicher Stellenwert, nicht nur vom Management, sondern auch von der breiten Masse der Marktteilnehmer beigemessen. Ein enormer Einfluss von Analysten auf den dortigen Kapitalmarkt kann also nicht geleugnet werden, so dass ein Verhalten des Managements zur Manipulation des ausgewiesenen Ergebnisses hin zum Wert der Prognose angenommen wird. Bilanzpolitik zum Erreichen oder Übertreffen der Prognosen scheint in diesem Szenario sogar notwendig zu sein, um eine übermäßige Sanktion durch den Markt zu verhindern. Diese Arbeit versucht zu überprüfen, ob diese Überlegungen auf den deutschen Kapitalmarkt zu übertragen sind und ob die gleichen bilanzpolitischen Motive auch in deutschen Vorstandsetagen vorherrschend sind. Es wird versucht, die Rolle des Kapitalmarkts und dessen Einfluss stellvertretend über die Funktion des Informationsintermediärs „Finanzanalyst“ auf die Anreizbildung zur Bilanzpolitik für deutsche börsennotierte Unternehmen zu modellieren.
Dazu werden in Kapitel 2 die Eigenschaften und Funktionen von Kapitalmärkten anhand theoretisch anerkannter Modelle charakterisiert, wonach in einem weiteren Schritt die Informationsbeziehung zwischen Unternehmen und Analyst und die Bedeutung für eine adäquate Bewertung veranschaulicht wird. Darauf folgend werden Annahmen über die strategischen und kognitiven Faktoren des Verhaltens von Analysten gebildet. Abschließendend wird ein Überblick über einige empirische Arbeiten der vergangenen Jahre gegeben. In Kapitel 3 werden die Anreize von Managern zur Ausübung von Bilanzpolitik und Erwartungsänderung der Analysten zunächst über die Erklärung der Prinzipal-Agenten-Theorie und in folgenden Abschnitten über die Gestaltung von Entlohnungsschemata dargelegt. Des Weiteren werden zwei relevante Methoden zur Messung von Bilanzpolitik vorgestellt, bevor Resultate empirischer Studien erläutert werden. Zum Abschluss der Arbeit wird eine eigene Analyse des deutschen Kapitalmarktes zu der o.g. Fragestellung durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Einfluss von Finanzanalysten auf den Kapitalmarkt
- 2.1 Das Konzept der Informationseffizienz
- 2.1.1 Grundlegende Modellspezifikationen
- 2.1.2 Einschränkungen der Rationalität
- 2.2 Informationsverarbeitung durch Finanzanalysten
- 2.2.1 Verarbeitung von Rechnungslegungsdaten
- 2.2.2 Kommunikation zwischen Unternehmen und Analysten
- 2.3 Annahmen über das Verhalten von Analysten
- 2.4 Darstellung von empirischen Ergebnissen
- 3. Das Verhalten von Managern und die Bedeutung für Bilanzpolitik
- 3.1 Agency-theoretische Erklärung für Bilanzpolitik
- 3.2 Eigeninteresse des Managements und Beeinflussung des Kapitalmarktes
- 3.2.1 Ergebnis- und aktienabhängige Entlohnung des Managers
- 3.2.2 Earnings Guidance
- 3.3 Ausprägungen von Bilanzpolitik
- 3.3.1 Erklärungen für die Bedeutung von Schwellenwerten
- 3.3.2 Methoden zur Messung von Bilanzpolitik
- 3.3.2.1 Schwellenwertmethodik
- 3.3.2.2 Discretionary Accruals
- 3.4 Darstellung von empirischen Ergebnissen
- 4. Empirische Analyse des deutschen Kapitalmarktes
- 4.1 Hypothesenbildung
- 4.2 Datenbasis und deskriptive Statistik
- 4.3 Resultate
- 4.4 Schlussfolgerung
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht den Einfluss von Gewinnprognosen auf schwellenwertorientierte Bilanzpolitik. Das Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen Analystenprognosen und den Entscheidungen von Unternehmen in Bezug auf die Gestaltung ihrer Bilanz zu beleuchten.
- Die Rolle von Finanzanalysten auf dem Kapitalmarkt
- Informationseffizienz und die Verarbeitung von Rechnungslegungsdaten durch Analysten
- Agency-theoretische Ansätze und die Motivation von Managern zur Bilanzpolitik
- Schwellenwertmethodik und die Messung von Bilanzpolitik
- Empirische Analyse von Gewinnprognosen und Bilanzpolitik im deutschen Kapitalmarkt
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Bedeutung von Finanzanalysten für den Kapitalmarkt. Es werden die Konzepte der Informationseffizienz und die Rolle von Analysten bei der Informationsverarbeitung beleuchtet. Kapitel 3 fokussiert auf das Verhalten von Managern und die Einflussfaktoren auf ihre Bilanzpolitik. Themen sind die Agency-Theorie, die Motivation des Managements und die verschiedenen Methoden zur Messung von Bilanzpolitik. Kapitel 4 stellt die empirische Analyse des deutschen Kapitalmarktes dar. Dabei werden die Hypothesen zur Beziehung zwischen Gewinnprognosen und Bilanzpolitik formuliert, die Datenbasis und die deskriptive Statistik erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenschwerpunkten: Gewinnprognosen, Bilanzpolitik, Finanzanalysten, Informationseffizienz, Agency-Theorie, Schwellenwertmethodik, empirische Analyse, deutscher Kapitalmarkt.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Brauer (Autor:in), 2006, Auswirkungen von Gewinnprognosen auf schwellenwertorientierte Bilanzpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77729