Die argentinische Prosa des 20. Jahrhunderts und das Genre der (Neo)- Phantastik wurden wesentlich von den beiden argentinischen Schriftstellern Cortázar und Borges geprägt. Ihre Arbeit war wegweisend für das literarische Schaffen nachfolgender Autoren in Lateinamerika. In dieser Arbeit soll insbesondere das phantastische Schreiben und Erzählen Julio Cortázars näher behandelt werden anhand der Kurzgeschichte Reunión con un circulo rojo, erschienen 1988 in Alguien que anda por ahí . Es soll darum gehen herauszufinden, auf welche Art und Weise und mit welchen Mitteln Cortázar in seiner Kurzgeschichte das Phantastische etabliert und wie er es schafft eine neue Form des phantastischen Schreibens zu schaffen, die sich wesentlich abhebt von der traditionellen Phantastik des 19. Jahrhunderts. Auch soll der philosophische Ansatz beleuchtet werden, der sein Schaffen wesentlich beeinflusst hat und ihn als inkonform und rebellisch dem Diskurs der traditionellen Phantastik gegenüberstellt. Für Cortázar gibt es keine binäre Opposition zwischen Realität und Übernatürlichem, vielmehr sind beide Systeme eins, was wir aber nur unzulänglich zu erfassen vermögen. Für ihn stellen diese Dimensionen ein Ganzes dar, was sich aber nicht mit unserer wissenschaftlichen Empirie und unserem rationellen Verständnis erklären lässt. In seinen Werken macht sich diese Sympathie für das Übernatürliche, den Zwischenraum bemerkbar, der eine uns unbekannte Dimension erahnen lässt. Diese Sphäre des Übernatürlichen ist nach Cortázar fest in unserer gewohnten Realität verankert. Er möchte den Leser mitnehmen auf eine literarische und intellektuelle Reise, an deren Ende keine eindeutige Erkenntnis steht, aber dennoch eine Erweiterung der Perspektive stattgefunden hat. Somit sind Cortázars Werke gerichtet an einen lector- complice , der sich inspirieren lässt, selbst die Grenzen des Phantastischen auszuloten und unser normiertes Realitätssystem zu hinterfragen.
In dieser Arbeit sollen vor allem die Erzählstrategien untersucht werden, die das Eindringen einer dritten, phantastischen Sphäre ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Strukturanalyse der Kurzgeschichte Reunión con un circulo rojo
- Das Konzept Cortázars von Realität und Phantastik
- Cortázar im Diskurs der (Neo-) Phantastik. Philosophische Hintergründe
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem phantastischen Schreiben Julio Cortázars anhand seiner Kurzgeschichte Reunión con un círculo rojo. Sie untersucht, wie Cortázar das Phantastische etabliert und eine neue Form des phantastischen Schreibens schafft, die sich von der traditionellen Phantastik des 19. Jahrhunderts abhebt. Darüber hinaus wird der philosophische Ansatz beleuchtet, der Cortázars Schaffen beeinflusst und ihn als inkonform und rebellisch dem Diskurs der traditionellen Phantastik gegenüberstellt.
- Analyse der Erzählstrategien, die das Eindringen einer dritten, phantastischen Sphäre ermöglichen
- Untersuchung des Einbruchs des Unvorstellbaren in den alltäglichen Kontext
- Beleuchtung von Cortázars philosophischem und intellektuellem Hintergrund beim phantastischen Schreiben
- Herausarbeitung der Verbindung zwischen Realität und Übernatürlichem in Cortázars Werk
- Die Rolle des Lesers als lector-complice und seine Interaktion mit dem Text
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine kurze strukturanalytische Übersicht der Kurzgeschichte Reunión con un círculo rojo und untersucht die Erzählstrategien Cortázars. Es wird die Erzählinstanz als eine unzuverlässige Ich-Erzählerin analysiert, die die Perspektive einer anderen Figur (Jacobo) scheinbar objektiv wiedergibt. Die Analyse der Erzählinstanz führt den Leser hinters Licht und zeigt die konstruierte Wahrnehmung von Realität und Fiktion auf, die Cortázar präsentiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Phantastisches Schreiben, Realität und Übernatürliches, Erzählstrategien, unzuverlässiges Erzählen, philosophische Hintergründe und Cortázars Konzeption des lector-complice.
- Arbeit zitieren
- Nathalie Solis Pérez (Autor:in), 2007, Neo-Phantastisches Schreiben in Julio Cortázars "Reunión con un circulo rojo", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77757