Immer wieder sind in den Medien Berichte zu verfolgen, in denen von defizitären Zuständen bezüglich der Pflege und Betreuung von Senioren in Altenpflegeheimen berichtet wird. Häufig wird dies auf den allgemeinen Pflegenotstand und der daraus resultierenden Überforderung des Pflegepersonals zurückgeführt. Problematisch zeigt sich auch die pflegerische Ebene mit Demenzkranken. Nicht selten werden diese Menschen entmündigt, was zum Abbau ihrer noch vorhandenen selbständigen Fähigkeiten führt. Als zusätzlich erschwerender Faktor tritt eine häufig auftretende nihilistische Einstellung („Da ist nichts mehr zu machen“) der Pflegenden auf.
Noch Mitte der 80er Jahre gab es für Menschen, die an der Alzheimer-Krankheit erkrankten sowie für ihre Angehörigen, so gut wie keine Hilfsangebote oder Informationsmaterial. Heute sind eine bessere Information, eine zunehmende Professionalisierung und eine Verbesserung der Behandlung und Versorgung Demenzerkrankter zu verzeichnen. Jedoch sind hinsichtlich der Diagnose und Therapie, der Unterstützung von Angehörigen und der Versorgung in vielen Heimen Defizite sichtbar (vgl. ALZHEIMER INFO 2004, S. 1)
Über die Lebensqualität von Demenzkranken wurden kaum Untersuchungen erstellt. Die Behandlung der Erkrankten wird teilweise immer noch als Therapie von unerwünschtem Verhalten und nicht so sehr zur Erhaltung oder Steigerung der Lebensqualität betrachtet. Auch wenn das Leiden bis zum Tode fortschreitet und die Verwirrtheit unabänderlich ist, sollte doch zur Lebensqualität jedes Verwirrten beigetragen werden.
Ich möchte in dieser Arbeit die Möglichkeiten einer erlebnis- und bedürfnisorientierten Betreuung von Demenzerkrankten im stationären Bereich aufzeigen, die über die grundlegenden Versorgungsmaßnahmen hinausgehen. In dieser Arbeit wird verdeutlicht, wie die Pflege von Personen mit Demenz zu verbessern und zu professionalisieren ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Demographische Veränderungen aus der Perspektive des Strukturwandels des Alters
- 2.1. Demographischer Wandel und Lebenserwartung
- 2.2. Auswirkungen der höheren Lebenserwartung
- 2.2.1. Veränderungen im Pflegebereich
- 2.3. Demenz als Hauptursache für Pflegebedürftigkeit
- 2.4. Demenzerkrankungen in stationären Einrichtungen
- 3. Definition von Demenz
- 3.1. Versuch einer Begriffsklärung
- 3.2. Formen von Demenzen
- 3.3 Symptomatik
- 3.4. Folgeerscheinungen der Demenz
- 3.5. Epidemiologie
- 3.6. Allgemeine pflegerischen Anforderungen
- 4. Definition der totalen Institution
- 4.1. Einführung in die Begrifflichkeit der totalen Institution
- 4.2. Merkmale der totalen Institution
- 4.3. Die Welt der Bewohner einer Institution
- 5. Lebensqualität alter Menschen mit einer Demenz
- 5.1. Aspekte der Lebensbedingungen
- 5.2. Lebensqualität im Alter
- 5.3. Einflussfaktoren auf die Lebensqualität
- 5.4. Die Lebensqualität von Demenzerkrankten
- 5.5. Das Krankheitserleben von Demenzerkrankten
- 5.6. Bedürfnisse Demenzerkrankter als Orientierungsrahmen für eine verbesserte Lebensqualität
- 6. Die stationäre Versorgung als Teil der Versorgungskette für Demenzerkrankte
- 6.1. Stationäre Einrichtungen
- 6.2. Verwirrtheit begünstigende stationäre Faktoren
- 6.2.1. Bauliche Mängel der stationären Einrichtungen
- 6.2.2. Ausstattungsmängel im Heim
- 6.2.3. Pflegemängel in Heimen
- 6.3. Anforderungen an die Pflege
- 7. Therapeutische Ansätze und ihre Nutzung im Heim
- 7.1. Spektrum der Interventionsmöglichkeiten
- 7.2. Therapeutische Interventionen
- 7.2.1. Verhaltenstherapeutische Ansätze
- 7.2.2. Realitätsorientierungstherapie
- 7.2.3. Kognitives Training und Gedächtnistraining
- 7.2.4. Erinnerungstherapie
- 7.2.5. Musik-, Kunst- und Tanztherapie
- 7.2.6. Ergotherapie
- 7.2.7. Validation
- 7.2.8. Selbsterhaltungstherapie
- 7.2.9. Basale Stimulation
- 8. Gegenwärtige Rahmenbedingungen mit ihren Möglichkeiten und Grenzen
- 8.1. Milieutherapie
- 8.2. Integrative Betreuung Demenzerkrankter im stationären Bereich
- 8.2.1. Der Integrative Ansatz
- 8.2.2. Die Grenzen des integrativen Ansatzes
- 8.2.3. Funktionspflege
- 8.2.4. Tagestrukturierung
- 8.3. Angehörigenarbeit
- 9. Neue Wege in der psychosozialen Betreuung Demenzerkrankter in Pflegeheimen
- 9.1. Betreuungserfordernisse unter Berücksichtigung neuer demenzgerechter Ansätze
- 9.1.1 Forderungen an die stationäre Dementenversorgung
- 9.1.2. Neue bewohner- und bedürfnisorientierte Ansätze in der Dementenbetreuung
- 9.2. Betreuung nach dem Normalisierungsprinzip
- 9.3. Das Bezugspflegesystem
- 9.4. Betreuung nach dem segregativen Ansatz
- 9.4.1. Homogenität der Bewohnergruppe
- 9.4.2. Erfahrungen mit dem segregativen Ansatz
- 9.5. Milieutherapeutischer Ansatz
- 9.5.1. Bedeutung der Dimension des therapeutischen Milieus
- 9.5.2. Pflegeheimarchitektur
- 9.5.3. Innenraumgestaltung
- 9.5.4. Wohngemeinschaften
- 9.6. Eine erweiterte Angehörigenarbeit im Pflegeheim
- 9.7. Integrative Validation
- 9.8. Aufgaben der Sozialarbeit in der Dementenbetreuung
- 9.8.1. Berufliche Identitätsproblematik des Sozialarbeiters
- 9.8.2. Die soziale Problemlösung
- 9.8.3. Soziale Problemlösung in der stationären Dementenbetreuung
- 10. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit „Neue Wege in der psychosozialen Betreuung von Demenzerkrankten Senioren im stationären Bereich“ untersucht die Herausforderungen und Chancen der Demenzbetreuung in Pflegeheimen. Die Arbeit analysiert die demografischen Veränderungen im Kontext des Alters und den Einfluss von Demenz auf die Pflegebedürftigkeit. Sie beleuchtet die Lebensqualität von Demenzerkrankten und die Bedeutung der stationären Versorgung.
- Demografischer Wandel und die Auswirkungen auf den Pflegebereich
- Definition und Symptomatik von Demenz
- Lebensqualität von Demenzkranken und deren Bedürfnisse
- Therapeutische Ansätze in der stationären Demenzbetreuung
- Neue Wege in der psychosozialen Betreuung Demenzerkrankter in Pflegeheimen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Dieses Kapitel beleuchtet die problematische Situation der Pflege und Betreuung von Senioren in Altenpflegeheimen, insbesondere im Kontext von Demenz. Es wird auf die Entmündigung von Demenzkranken und die häufig auftretende nihilistische Einstellung des Pflegepersonals hingewiesen.
- Kapitel 2: Demographische Veränderungen aus der Perspektive des Strukturwandels des Alters: Dieses Kapitel befasst sich mit dem demografischen Wandel und seinen Auswirkungen auf die Lebenserwartung und den Pflegebereich. Es beleuchtet die Rolle der Demenz als Hauptursache für Pflegebedürftigkeit und die Bedeutung der stationären Einrichtungen in der Versorgung von Demenzerkrankten.
- Kapitel 3: Definition von Demenz: Hier wird der Begriff Demenz geklärt und verschiedene Formen von Demenz sowie die zugehörige Symptomatik beschrieben. Die Folgeerscheinungen der Demenz, die Epidemiologie und allgemeine pflegerische Anforderungen werden behandelt.
- Kapitel 4: Definition der totalen Institution: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff der totalen Institution und beleuchtet dessen Merkmale und Auswirkungen auf die Welt der Bewohner einer Institution.
- Kapitel 5: Lebensqualität alter Menschen mit einer Demenz: In diesem Kapitel werden Aspekte der Lebensbedingungen, die Lebensqualität im Alter und Einflussfaktoren auf die Lebensqualität von Demenzkranken analysiert. Das Krankheitserleben der Betroffenen und ihre Bedürfnisse werden im Hinblick auf eine verbesserte Lebensqualität beleuchtet.
- Kapitel 6: Die stationäre Versorgung als Teil der Versorgungskette für Demenzerkrankte: Dieses Kapitel betrachtet die stationäre Versorgung im Kontext der Versorgungskette von Demenzerkrankten. Es werden stationäre Einrichtungen, die Verwirrtheit begünstigende stationäre Faktoren und die Anforderungen an die Pflege erörtert.
- Kapitel 7: Therapeutische Ansätze und ihre Nutzung im Heim: Hier wird ein Überblick über verschiedene therapeutische Ansätze gegeben, die in stationären Einrichtungen zur Anwendung kommen können.
- Kapitel 8: Gegenwärtige Rahmenbedingungen mit ihren Möglichkeiten und Grenzen: Dieses Kapitel beleuchtet die aktuellen Rahmenbedingungen in der Demenzbetreuung und deren Möglichkeiten und Grenzen. Es werden Ansätze wie Milieutherapie, Integrative Betreuung und Angehörigenarbeit behandelt.
- Kapitel 9: Neue Wege in der psychosozialen Betreuung Demenzerkrankter in Pflegeheimen: In diesem Kapitel werden neue, demenzgerechte Ansätze für die Betreuung von Demenzerkrankten in Pflegeheimen vorgestellt. Es werden verschiedene Modelle der Betreuung, wie das Normalisierungsprinzip, das Bezugspflegesystem, der segregative Ansatz und der milieutherapeutische Ansatz, analysiert.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit fokussiert auf die psychosoziale Betreuung von Demenzerkrankten im stationären Bereich. Schlüsselwörter sind Demenz, Lebensqualität, stationäre Versorgung, therapeutische Ansätze, integrative Betreuung, Normalisierungsprinzip, Bezugspflegesystem, segregativer Ansatz, Milieutherapie, Angehörigenarbeit.
- Quote paper
- Petra Woelk (Author), 2005, Neue Wege in der psychosozialen Betreuung von demenzerkrankten Senioren im stationären Bereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77781