Der Begriff „ziviler Ungehorsam“ (bzw. „civil disobedience“) wird seit dem Beginn westlicher Demokratien diskutiert . Mit ihm sind berühmte Namen verbunden, wie z.B. Sokrates, Jesus, Gandhi, Henry David Thoreau oder Martin Luther King, aber das, was diese Menschen getan haben und wie sie es begrün-det haben, ist durchaus unterschiedlich. Damit wird bereits deutlich, daß ziviler Ungehorsam nicht die Bezeichnung für eine einzige und homogene Form von politischen Handlungen ist.
Die Entstehung des Begriffs wird auf ein Essay Henry David Thoreaus aus der Mitte des vori¬gen Jahrhunderts zurückgeführt. Seitdem sind zahlreiche Diskussionen darüber geführt worden, was ziviler Ungehorsam ist und ob bzw. wie er zu rechtfertigen ist. Besonders intensiv war die Debatte in den 60er Jahren in den USA, aufgrund der Civil-Rights-Bewegung, der Studentenproteste und der Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, sowie in den 80er Jahren in der Bundesrepublik, besonders mit Bezug auf die Nachrüstungsdebatte.
Bei der großen Anzahl von möglichen Anknüpfungspunkten ist es zwingend, daß im Rahmen dieser Arbeit nicht alle Diskussionsstränge behandelt und bewertet werden können. Vielmehr soll versucht werden, einen Überblick über die Hauptlinien (die herrschende Meinung) zu geben. Ich möchte dabei zwei Leit¬fragen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen:
Was ist überhaupt ziviler Ungehorsam, wie wird er definiert und damit von anderen Formen des Widerstandes abgegrenzt?
Wie wird ziviler Ungehorsam von seinen Befürwortern begründet, wo sind die Schwächen der Argumentation?
Im ersten Teil der Arbeit werde ich eine kurze Übersicht über die historische Entwicklung des zivilen Ungehorsams geben. Dabei werden, um dem Rahmen der Arbeit gerecht zu werden, nur die wichtigsten Ereignisse und Protagonisten behandelt.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Frage, was ziviler Ungehorsam ist. Es werden verschiedene Definitionen vorgestellt und die darin enthaltenen Definitionselemente einzeln diskutiert, um so zu einer Arbeitsdefinition zu gelangen.
Im dritten Teil geht es um die Rechtfertigung von zivilem Ungehorsam, sowohl aus rechtlicher als auch aus extra-legaler Sicht. Es wird gezeigt, welche Argumentationslinien es gibt und was die Gegner des zivilen Ungehorsams dagegen einwenden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Überblick
- Henry David Thoreau
- Mahatma Gandhi
- Civil Rights Movement
- Deutschland
- Definition des Zivilen Ungehorsams
- Definitionen
- Betrachtung der Einzelaspekte
- Illegalität
- Besondere Motivation
- Öffentlichkeit
- Gewaltlosigkeit
- Systemimmanzenz
- Ultima Ratio
- Akzeptieren der Strafe
- Arbeitsdefinition
- Rechtfertigung von Zivilem Ungehorsam
- Rechtliche Rechtfertigung
- Extra-legale Rechtfertigung
- Höheres Recht
- Vertragstheorie
- Utilitarismus
- Ziviler Ungehorsam und Demokratie
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich zum Ziel, das Konzept des zivilen Ungehorsams aus historischer, definitorischer und rechtlicher Perspektive zu beleuchten. Dabei wird insbesondere auf die Entwicklung und Begründung des zivilen Ungehorsams im Kontext der westlichen Demokratien eingegangen.
- Die historische Entwicklung des zivilen Ungehorsams
- Die Definition von zivilem Ungehorsam und seine Abgrenzung zu anderen Formen des Widerstands
- Die Rechtfertigung von zivilem Ungehorsam aus rechtlicher und extra-legaler Sicht
- Die Rolle des zivilen Ungehorsams in demokratischen Gesellschaften
- Die Herausforderungen und Grenzen des zivilen Ungehorsams
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Relevanz des zivilen Ungehorsams in der Geschichte und Gegenwart. Der zweite Teil bietet einen historischen Überblick über den zivilen Ungehorsam, wobei bedeutende Persönlichkeiten wie Thoreau, Gandhi und Martin Luther King im Fokus stehen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des zivilen Ungehorsams und untersucht die verschiedenen Definitionselemente. Kapitel 4 widmet sich der Rechtfertigung des zivilen Ungehorsams, indem sowohl rechtliche als auch extra-legale Argumente beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Ziviler Ungehorsam, Widerstand, Demokratie, Rechtstaat, Rechtfertigung, Moral, Politik, Geschichte, Thoreau, Gandhi, Martin Luther King, Civil Rights Movement.
- Quote paper
- Andreas Streim (Author), 1994, Civil Disobedience - Henry David Thoreau und die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7790