Diese Arbeit möchte zwei Felder miteinander verknüpfen, die so noch nicht verknüpft worden sind: Das seit längerem intensiv beackerte Feld des organisationalen Lernens soll in Beziehung gesetzt werden zu dem wissenschaftlich, vor allem sozialwissenschaftlich noch kaum beachteten Feld der Instrumente, mit denen Unternehmen und andere Organisationen durch ihre eigenen Mitglieder, also ohne Hilfe externer Evaluatoren , sich selbst analysieren, bewerten und auf dieser Grundlage Verbesserungsmaßnahmen einleiten können; im Folgenden kurz „Selbstbewertungsinstrumente“ genannt. In dieser Arbeit geht es also um die Frage, welchen Beitrag Selbstbewertungsinstrumente zum organisationalen Lernen leisten können.
Diese Arbeit möchte also keine klassischen Instrumente zur Förderung des organisationalen Lernens, sondern Selbstbewertungsinstrumente einer theoretischen Prüfung im Hinblick auf ihren Beitrag zum Lernen in Organisationen unterziehen. Dies liegt vor allem in der Relevanz begründet, die diese Instrumente bei entsprechender Verbreitung für die Weiterentwicklung von Unternehmen haben könnten, da der finanzielle Aufwand, der durch die Inanspruchnahme externer Trainer entstehen würde, entfällt und die Selbstbewertungsinstrumente dadurch auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) interessant sind, also für 99% aller ca. 3,3 Millionen Unternehmen in Deutschland, denen ein Managementtraining im Stile von Argyris und Schön oder Senge, bei dem von außen kommende Berater den Teilnehmern ihre Kommunikations- und Denkprozesse zurückspiegeln, in der Regel zu teuer und aufwändig ist. Da KMU in Deutschland 70% aller Arbeitnehmer und 80% aller Auszubildenden beschäftigen (BDI o.J.: 121, zit. nach Klemisch/Rohn 2002: 4), sind Instrumente zur Verbesserung der Leistung dieser Unternehmen von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung.
Ziel der Arbeit ist es darzulegen, an welchen Stellen des organisationalen Lernprozesses Selbstbewertungsinstrumente einen wertvollen Beitrag leisten können, an welchen Stellen sie es nicht können und wo sie es möglicherweise könnten, wenn sie konsequenter im Hinblick auf organisationales Lernen gestaltet wären; wie eine solche Ergänzung der Instrumente aussehen könnte, werde ich ebenso herausarbeiten wie lernfördernde organisationale Bedingungen, in deren Rahmen Selbstbewertungsinstrumente besonders gute Resultate hervorbringen dürften.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Fragestellung
- 1.2. Vorgehen
- 1.3. Theorien des organisationalen Lernens: Historischer Überblick und Forschungsstand
- 1.4. Forschungsstand zu Selbstbewertungsinstrumenten zum nachhaltigen Wirtschaften sowie Kurzvorstellung der Instrumente SAFE und BNC
- 2. Theorien des organisationalen Lernens
- 2.1. Die Theorie des organisationalen Lernens von Argyris und Schön
- 2.1.1. Organisationsverständnis
- 2.1.2. Aktionstheorien
- 2.1.3. Einschleifen-Lernen und Doppelschleifen-Lernen
- 2.1.4. Der Prozess des organisationalen Lernens: Voraussetzungen und Methoden
- 2.1.5. Resümee zur Theorie von Argyris und Schön
- 2.2. Die Theorie des organisationalen Lernens von Preskill und Torres
- 2.2.1. Organisationales Lernen im Verständnis von Preskill und Torres
- 2.2.2. Der Prozess des organisationalen Lernens im Konzept von Preskill und Torres
- 2.2.3. Planung der evaluativen Untersuchung
- 2.2.4. Durchführung der evaluativen Untersuchung
- 2.2.5. Umsetzung des Gelernten
- 2.2.6. Infrastruktur für die Durchführung evaluativer Untersuchungen
- 2.2.7. Resümee zur Theorie von Preskill und Torres
- 2.3. Quintessenz der Theorien des organisationalen Lernens von Argyris und Schön sowie Preskill und Torres
- 3. Selbstbewertungsinstrumente
- 3.1. Einleitung
- 3.2. Darstellung und Analyse der Instrumente
- 3.2.1. Sustainability Assessment For Enterprises (SAFE)
- 3.2.1.1. Kritische Betrachtung der Durchführung von SAFE
- 3.2.1.1.1. Bildung des „SAFE-Teams“ im Unternehmen
- 3.2.1.1.2. Status-quo-Analyse
- 3.2.1.1.3. Auswertung des Fragebogens
- 3.2.1.1.4. Zukunfts-Workshop
- 3.2.1.1.5. Durchführung der beschlossenen Maßnahmen
- 3.2.1.1.6. Überprüfung der durchgeführten Maßnahmen durch einen Controlling-Workshop
- 3.2.1.2. Kritische Gesamtbetrachtung von SAFE
- 3.2.1.2.1. Normativer Anspruch
- 3.2.1.2.2. Was ist organisationales Lernen – und findet sich dies in der Konzeption von SAFE wieder?
- 3.2.1.2.3. Lernniveaus
- 3.2.1.2.4. Was muss mit Hilfe von SAFE umgesetzt werden, um die Voraussetzungen für organisationales Lernen zu schaffen?
- 3.2.1.2.5. Welche Rahmenbedingungen muss SAFE vorfinden und unterstützen, um zum organisationalen Lernen beitragen zu können?
- 3.2.1.2.6. Was verhindert/erschwert, dass SAFE zum organisationalen Lernen beiträgt?
- 3.2.1.2.7. Welche Akteure sollten eingebunden werden, damit SAFE zum organisationalen Lernen beitragen kann?
- 3.2.2. Bochumer Nachhaltigkeitscheck (BNC)
- 3.2.2.1. Kritische Betrachtung des Ablaufs des BNC
- 3.2.2.1.1. Startphase
- 3.2.2.1.2. Analyse-Workshop
- 3.2.2.1.3. Auswertungs-Workshop
- 3.2.2.1.4. Umsetzung und Controlling der Maßnahmen
- 3.2.2.1.5. Erfahrungsaustausch
- 3.2.2.2. Kritische Gesamtbetrachtung des BNC
- 3.2.2.2.1. Normativer Anspruch
- 3.2.2.2.2. Was ist organisationales Lernen – und findet sich dies in der Konzeption des BNC wieder?
- 3.2.2.2.3. Lernniveaus
- 3.2.2.2.4. Was muss mit Hilfe des BNC umgesetzt werden, um die Voraussetzungen für organisationales Lernen zu schaffen?
- 3.2.2.2.5. Welche Rahmenbedingungen muss der BNC vorfinden und unterstützen, um zum organisationalen Lernen beitragen zu können?
- 3.2.2.2.6. Was verhindert / erschwert, dass der BNC zum organisationalen Lernen beiträgt?
- 3.2.2.2.7. Welche Akteure sollten eingebunden werden, damit der BNC zum organisationalen Lernen beitragen kann?
- 3.3. Lernperspektiven durch den Einsatz von Selbstbewertungsinstrumenten und Entwicklungsmöglichkeiten von Selbstbewertungsinstrumenten
- 3.4. Anspruchsvolles organisationales Lernen mit Unterstützung von Selbstbewertungsinstrumenten: Zusammenfassende Darstellung der Bedingungen, unter denen dies gelingen kann
- 3.4.1. Auf welche Art und Weise müssen Selbstbewertungsinstrumente angewendet und punktuell ergänzt werden, damit sie zu einem anspruchsvollen organisationalen Lernen beitragen?
- 3.4.1.1. Einstiegsphase
- 3.4.1.2. Analysephase
- 3.4.1.3. Auswertungsphase
- 3.4.1.4. Umsetzungsphase und Erfolgskontrolle
- 3.4.2. Grundlegende Neuerungen in Organisationen zur Förderung des organisationalen Lernens
- Theoretische Grundlagen des organisationalen Lernens
- Analyse der Selbstbewertungsinstrumente SAFE und BNC
- Bewertung der Instrumente im Hinblick auf ihre Eignung zum organisationalen Lernen
- Entwicklung von Empfehlungen zur effektiven Nutzung von Selbstbewertungsinstrumenten
- Identifizierung von Rahmenbedingungen für erfolgreiches organisationales Lernen mit Hilfe von Selbstbewertungsinstrumenten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht den Beitrag von Selbstbewertungsinstrumenten zum lernenden Unternehmen. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern die Anwendung von Instrumenten wie SAFE und BNC organisationales Lernen fördern kann. Die Arbeit analysiert die theoretischen Grundlagen des organisationalen Lernens und betrachtet die Instrumente SAFE und BNC im Hinblick auf ihre Eignung zur Unterstützung von Lernprozessen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und gibt einen Überblick über die Forschungsmethodik. Sie skizziert zudem den historischen Hintergrund und den aktuellen Stand der Forschung zum organisationalen Lernen sowie zu Selbstbewertungsinstrumenten.
Kapitel 2 analysiert die Theorien des organisationalen Lernens von Argyris und Schön sowie Preskill und Torres. Es werden die wichtigsten Konzepte und die jeweiligen Ansätze zur Förderung von Lernprozessen in Organisationen vorgestellt und kritisch betrachtet.
Kapitel 3 befasst sich mit der Darstellung und Analyse der Selbstbewertungsinstrumente SAFE und BNC. Die Instrumente werden anhand ihrer Methodik, ihres Ablaufs und ihrer Zielsetzung vorgestellt. Zudem werden die Instrumente anhand der Kriterien des organisationalen Lernens, wie sie in Kapitel 2 definiert wurden, kritisch betrachtet. Es werden die Potenziale der Instrumente zur Förderung von Lernprozessen, aber auch mögliche Grenzen und Einschränkungen, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselbegriffe organisationales Lernen, Selbstbewertungsinstrumente, Nachhaltigkeitsmanagement, SAFE (Sustainability Assessment For Enterprises), BNC (Bochumer Nachhaltigkeitscheck), Lernprozesse, Unternehmenskultur, Handlungsleitende Theorien, und Evaluative Untersuchungen. Die Forschungsarbeit untersucht, inwiefern Selbstbewertungsinstrumente zum nachhaltigen Wirtschaften, insbesondere SAFE und BNC, als Katalysatoren für organisationales Lernen dienen können. Darüber hinaus werden die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Lernen durch den Einsatz dieser Instrumente analysiert.
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- Diplom-Soziologe Tobias Engelmann (Author), 2006, Organisationales Lernen dank Self-Assessment?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77916