1. Einleitung
Die Situation an den deutschen Hochschulen ist eindeutig: Es teilen sich durchschnittlich 1,9 Millionen Studierende etwa 950.000 Studienplätze. Hörsäale und Seminarräume sind zum bersten gefüllt, eine Handvoll Lehrbücher für hunderte Studenten und ein Betreuungsverhältnis Professor zu Student von 1 zu 168 sprechen für sich. Die Finanzlage der Hochschulen ist kritisch, das deutsche Hochschulsystem muss renoviert werden. „Am Gängelband staatlicher Gelder und Vorschriften siecht das deutsche Hochschulwesen langsam vor sich hin.“ Neben Deutschland sehen sich auch viele andere Länder zunehmend außerstande, die gesamte finanzielle Last der Hochschulen zu tragen, daher gibt es in fast allen OECD-Staaten Bestrebungen, auch private Finanzierungsquellen bei der Hochschulfinanzierung mit einzubeziehen. Der Übergang zu unterschiedlichen Formen gemischter Finanzierung ist ein klar erkennbarer globaler Trend in der Hochschulentwicklung.
Auch Deutschland hat diesen Schritt bereits vollzogen. Durch eine nachfrageorientierte Hochschulfinanzierung über Studiengebühren wird versucht, das deutsche Hochschulwesen wieder in Schwung zu bringen. Von dieser erhofft man sich Effizienzsteigerung durch einen sich einstellenden Wettbewerb zwischen den Hochschulen um Studenten. Andere befürchten wiederum negative Auswirkungen auf die Verteilungsgerechtigkeit und Chancengleichheit.
Studiengebühren sind alle Gebühren, die direkt für die Finanzierung der Hochschulen eingesetzt werden. Wobei Gebühren Abgaben darstellen, die für besondere Einzelleistungen der öffentlichen Hand erhoben werden.
Diese Seminararbeit befasst sich zunächst mit den Voraussetzungen für eine Einführung von Studiengebühren und im folgenden mit den Effekten einer Gebührenfinanzierung. Hilfreich bei der Beurteilung, ob eine Gebührenfinanzierung sinnvoll sein kann, ist, den Blick auf einige Länder zu richten, welche ein Studiengebührenmodell bereits seit geraumer Zeit praktizieren. Hierfür werden die Modelle von Australien, den Niederlanden und Österreich näher betrachtet. Zuvor soll noch erwähnt werden, dass im Zuge der in dieser Seminararbeit immer wieder erwähnten Hochschulbildung und deren Untersuchung nur die universitäre Lehre gemeint ist. Es wird vorausgesetzt, dass Hochschulforschung, sofern es sich um Grundlagenforschung handelt, die Eigenschaften eines öffentlichen Gutes besitzt und daher öffentlich finanziert werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gründe für einen Staatseingriff
- 2.1 Was ist Hochschulbildung für ein Gut?
- 2.2 Marktversagenstatbestände
- 2.3 Alternative Gründe für einen Staatseingriff
- 2.3.1 Distributive Gründe
- 2.3.2 Meritorische Gründe
- 3. Effekte einer Gebührenfinanzierung
- 4. Alternative Finanzierungsmodelle
- 4.1 Bildungsgutscheine
- 4.2 Bildungsdarlehen
- 4.3 Akademikersteuer
- 5. Erfahrungen anderer Länder mit Studiengebühren
- 5.1 Das Beispiel Australien
- 5.2 Das Beispiel Niederlande
- 5.3 Das Beispiel Österreich
- 6. Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage, ob eine Finanzierung der Hochschulbildung über Studiengebühren sinnvoll ist. Sie analysiert die Gründe für einen staatlichen Eingriff in den Marktmechanismus im Kontext der Hochschulbildung und untersucht, ob Marktversagenstatbestände vorliegen. Des Weiteren werden die Effekte einer Gebührenfinanzierung auf Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit beleuchtet. Die Arbeit beleuchtet auch verschiedene alternative Finanzierungsmodelle und analysiert die Erfahrungen anderer Länder mit Studiengebühren.
- Die Einordnung der Hochschulbildung als Gut und die damit verbundenen Fragen nach Marktversagen
- Die Diskussion um die Effizienzsteigerung durch Wettbewerb zwischen Hochschulen im Falle einer Gebührenfinanzierung
- Die Auswirkungen von Studiengebühren auf die Verteilungsgerechtigkeit und Chancengleichheit
- Die Analyse verschiedener Finanzierungsmodelle, wie Bildungsgutscheine, Bildungsdarlehen und Akademikersteuer
- Der Vergleich der Erfahrungen anderer Länder mit Studiengebühren-Modellen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation an deutschen Hochschulen dar und skizziert die Debatte um die Einführung von Studiengebühren als Mittel der Hochschulreform. Kapitel 2 untersucht die Gründe für einen staatlichen Eingriff in den Marktmechanismus im Zusammenhang mit der Hochschulbildung. Dabei wird geprüft, ob Marktversagenstatbestände vorliegen, die eine private Bereitstellung der Hochschulbildung unmöglich machen. Kapitel 3 analysiert die potenziellen Effekte einer Gebührenfinanzierung, sowohl positive Effekte wie Effizienzsteigerung durch Wettbewerb als auch negative Auswirkungen auf die Verteilungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Kapitel 4 befasst sich mit alternativen Finanzierungsmodellen wie Bildungsgutscheinen, Bildungsdarlehen und Akademikersteuer. Kapitel 5 betrachtet die Erfahrungen anderer Länder mit Studiengebühren, insbesondere in Australien, den Niederlanden und Österreich. Das Kapitel 6 enthält die Zusammenfassung der Arbeit und die Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Hochschulbildung, Studiengebühren, Marktversagen, öffentliche Güter, private Güter, meritorische Güter, Effizienz, Verteilungsgerechtigkeit, Chancengleichheit, Finanzierungsmodelle, Bildungsgutscheine, Bildungsdarlehen, Akademikersteuer, Erfahrungen anderer Länder, Australien, Niederlande, Österreich.
- Arbeit zitieren
- Peter Drießen (Autor:in), 2007, Hochschulbildung - Finanzierung über Studiengebühren?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77920