Vor- und Nachteile des Kolchosensystems in der UdSSR nach dem 2. Weltkrieg


Studienarbeit, 2007

30 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Motivation
1.2. Struktur der Arbeit und Vorgehensweise bei der Analyse

2. Prozesse in der sowjetischen Landwirtschaft vor dem Krieg
2.1. Kolchosen
2.2. Sowchosen
2.3. Privatwirtschaft

3. Die Landwirtschaft der UdSSR nach dem zweiten Weltkrieg

4. Wirtschaftliche Möglichkeiten
4.1. Wirtschaftliche Möglichkeiten der Kolchose im Vergleich
4.2. Die Absatzmöglichkeiten der Kolchosen
4.3. Anreizsysteme

5. Reformen im Zuge des Systemwechsels in Russland

6. Die modernen Organisationsformen in der russischen Landwirtschaft
6.1. Fermer
6.2. Hauswirtschaften
6.3. Großbetriebe

7. Privatisierungsbemühungen in der heutigen Landwirtschaft im Überblick

8. Fazit und Ausblick

9. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Organisationschart der Kolchos und der Sowchos

Abb.2: Betriebsformen der Landwirtschaft 2001

Tabellenverzeichnis

Tab.1: Veränderungen der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr in Prozent

1. Einleitung

1.1. Motivation

Über die wirtschaftliche Situation der sowjetischen Landwirtschaft war bis über die 70er Jahre hinaus in der Weltöffentlichkeit wenig bekannt. Wenn diesbezüglich Neuigkeiten in das Blickfeld rückten, waren es Meldungen von Misswirtschaft der Sowjetunion und dessen Folgen für den Agrarmarkt.

So hat der damalige EG- Kommissar Guido Brunner vor dem Europäischen Parlament am 8. April 1976 in Luxemburg konstatiert, dass der rege Aufkauf von Seiten der Sowjetunion auf dem Getreidemarkt ernsthafte Störungen des Weltagrarmarktes hervorriefen.

So ist die Nahrungsmittelversorgung auch weit nach dem 2. Weltkrieg eine dringende und ungelöste Frage für die damalige Sowjetunion gewesen. In regelmäßigen Abständen wiederkehrende Misserfolge wie sie nur aus vorindustriellen Wirtschaftsformen bekannt sind, führten zu Versorgungsengpässen und hemmten das Wirtschaftswachstum.

[Vgl. Osteuropa Studien des Landes Hessen, 1976, S. 13]

Heute hat sich die Landwirtschaft der Russischen Föderation den Anforderungen und den Bedingungen eines marktwirtschaftlichen Systems angepasst und beeinflusst die den Weltmarkt immer noch im hohen Maße.

Denn die großen Ressourcen des Landes bieten viele Möglichkeiten. Die Entwicklung hin zu einer modernen Landwirtschaft gilt als noch nicht abgeschlossen, was auch für ausländische Investoren vielfältige Chancen bietet, sich in diesem Markt zu etablieren.

Doch was ist die Vorgeschichte der Landwirtschaft - lange eingebettet in das planwirtschaftliche System der UdSSR - und wie wirkt diese sich auf die Mentalität der lokal ansässigen Menschen und die heutige Lage des Agrarsektors aus?

Birgt das „kollektivistische Erbe“ für die moderne Landwirtschaft auch Vorteile?

All diese Fragen sollen in der Ihnen vorliegenden Arbeit behandelt und von verschiedenen Blickwinkeln aus hergeleitet werden.

1.2. Struktur der Arbeit und Vorgehensweise bei der Analyse

Um „Vor- und Nachteile des Kolchosensystems in der UdSSR nach dem 2. Weltkrieg“ und deren Einfluss auf die heutige Landwirtschaft auszuarbeiten, werden die Schwierigkeiten, aber auch die Stärken der damaligen Planwirtschaft untersucht sowie die heutigen bestimmenden Faktoren der Landwirtschaft analysiert.

Zunächst (Abschnitt 2) werden die Organisationsformen der sowjetischen Landwirtschaft mit ihren wesentlichen Elementen definiert um anschließend Prozesse zu beschreiben, die schon vor dem 2. Weltkrieg maßgeblich an der Entwicklung der Landwirtschaft und ihrer Organisationsformen bestimmt haben: Entkulakisierung und Kollektivierung.

Weiterhin (Abschnitt 3) wird die Landwirtschaft der UdSSR nach dem Krieg von der volkswirtschaftlichen Perspektive her beschrieben.

Um die dabei angesprochenen Defizite als auch Vorzüge zu vertiefen, findet sich im 4. Abschnitt der Arbeit eine Beschreibung der wirtschaftlichen Situation der Organisationsformen als auch ihrer Mitarbeiter.

Der 5. Abschnitt widmet sich dem Systemwechsel, weg von der plan- hin zur marktwirtschaftlichen Organisation der Wirtschaft – insbesondere derjenigen in Russland. Dazu werden im Folgenden die modernen Organisationsformen anhand jeweils eines Beispiels erläutert, was eine zusätzliche Vergleichsmöglichkeit mit dem ehemaligen System bietet und gleichzeitig den Übergang zum weiterführenden Abschnitt schafft.

In Abschnitt 6 werden die Reformationsbemühungen des russischen Staats überblicksartig geschildert.

In der Zusammenfassung befindet sich ein persönliches Resumé das eine Brücke zwischen den Vor- und Nachteilen der sowjetischen Landwirtschaft und den kulturellen Eigenheiten, die sich daraus gebildet haben, und der heutigen Situation des Agrarsektors schlägt.

2. Prozesse in der sowjetischen Landwirtschaft vor dem Krieg

In der UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Sowjetunion oder SU) die am 30. Dezember 1922 gegründet und am 26. Dezember 1991 aufgelöst wurde, war das Eigentum am Produktionsfaktor Boden auf Seiten des Staates und wurde durch drei Organisationsformen genutzt: Kolchosen, Sowchosen und Privatwirtschaften.

[Vgl. http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=VKS7SQ, 05.05.2007 ]

2.1. Kolchosen

Die Kolchos (russisch: колхоз = коллективное хозяйство) bezeichnet einen genossenschaftlich organisierten landwirtschaftlichen Großbetrieb in der UdSSR (Produktionsgenossenschaft). Nach 1917 auf der Grundlage der Freiwilligkeit entstanden.

Schon in den 30er Jahren stand ein straffes Entwicklungsprogramm der SU – Wirtschaft auf der politischen Tagesordnung, von dem maßgebliche Impulse zur Entwicklung der Kollektivwirtschaft als auch ihrer Organisation nach dem 2. Weltkrieg ausgingen.

Es beinhaltete den industriellen Aufbau des Landes wozu die Industriebevölkerung durch billige Lebensmittel versorgt werden sollte.

Die Konsequenz war ein Agrarsystem das den Bauern eine hohe Produktionsmenge zu niedrigen Verkaufspreisen abforderte. Zusätzlich sollten die Überschüsse Exportiert um mit den Einnahmen Investitionsgüter für die Industrie zu finanzieren.

[http://lexikon.meyers.de/meyers/Kolchos, 05.05.2007]

Die Landbevölkerung musste allumfassend kontrolliert werden.

Denn diese galt nicht als Sympathieträger für das Proletariat, dass aufgrund der Industrialisierungspläne des Staats unterstützt wurde.

[Vgl. Informationen zur politischen Bildung, Die Sowjetunion, 1979, S. 34]

Seit 1929 setzte in diesem Kontrollrahmen auch die Zwangskollektivierung bäuerlicher Einzelbetriebe in deren Folge russische Mittel- und Großbauern umkamen / vertrieben wurden (Kulak).

[http://lexikon.meyers.de/meyers/Kolchos, 05.05.2007]

Der staatseigene Boden wurde den Kolchosen zur Nutzung gegen Pflichtablieferungen zu staatlich fixierten Preisen im Rahmen der Planwirtschaft überlassen. Überschüsse wurden zu freien Preisen auf den so genannten Kolchosmärkten verkauft.[1]

Ein Teil des Entgelts in Form von Naturalien wurde den einzelnen Beschäftigten nach Maß der geleisteten Arbeit übergeben.

Der Anteil der Kolchosbevölkerung an der Gesamtbevölkerung war mit 50% vor dem 2. Weltkrieg relativ hoch, so sah sich die Hälfte der Bevölkerung diesen Zwangsablieferungen gegenüber, wodurch der Staat das Ernterisiko auf die Kolchosniki abwälzte.

Das Erfolgsrisiko lag hauptsächlich in den witterungsbedingten Ertragsschwankungen, die mit dem planwirtschaftlichen System nur bedingt vereinbar war. Der Gleichheitsgrundsatz im Punkt Entlohnung der Industrie- und Landarbeiter hätte sich aus ideologischen Gesichtspunkten nämlich kaum umgehen lassen. Was soviel bedeutet wie: hätte es ein Minus an Ertragsmenge in der Landwirtschaft gegeben, hätte es sich für den Staat nicht gerechnet, die Bauern im selben Maße zu entlohnen wie die Industriearbeiter.

Demnach war die Organisationsform der Kolchose durch das begründete Eigentumsverhältnis an Boden ein Kompromiss zwischen wirtschaftlichem Zwang und der vorherrschenden Staatsideologie.

Mittels dieser Regelungen arbeiteten die Kolchosbetriebe bis in die 50er Jahre hinein für den Staat fast umsonst, da ihnen niedrigere Preise auferlegt werden konnten. Auf der anderen Seite wurden die Produkte mit hoher Gewinnspanne an die städtische Bevölkerung weiterverkauft.

Die Altersversorgung als auch der Bau von jeglichen kommunalen Einrichtungen (Schulen, Krankenhäuser, etc.) war von nun an alleinige Aufgabe der Kolchose. Diese Form der Dorfgemeinschaft respektive kommunalen Zusammenlebens nennte man „Obschtschina“

[Vgl. Informationen zur politischen Bildung, Die Sowjetunion, 1979, S.33 - 34]

Weiterhin trug diese die Kosten zur Instandhaltung der Produktionsmittel, d.h. der Landwirtschaftsmaschinen. Der Staat schuf dafür zentrale Maschinen – Traktoren – Stationen (MTS) die von den Beschäftigten der Kolchose in Naturalien bezahlt wurden.

Da angesichts dieser Umstände die Sympathien der Landbevölkerung für das System gering waren, wurden die MTS zugleich als politisches Überwachungsinstrument eingesetzt.

2.2. Sowchosen

Daneben ist ebenso die 1919 im Rahmen der Bodeneigentumsprivatisierung entstandene Sowchos (russisch: совхоз = советское хозяйство), also die Sowjetwirtschaft, zu nennen.

Im Gegensatz zur Kolchos waren auch das Inventar des staatlichen, landwirtschaftlichen Großbetriebs Staatseigentum und die Beschäftigten in einem Arbeitnehmerverhältnis organisiert. Die Arbeiter wurden, wie in den Fabriken auch, nach Maß ihrer Arbeit unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Betriebes entlohnt.

Das Ziel des „Einholens und Überholens in historisch kürzester Frist“ musste jedoch auch durch eine großflächige Bewirtschaftung mittels eines höheren Grades an Mechanisierung erfolgen. So sollte der Übergang zur Industrie sichergestellt werden.

[Vgl. Informationen zur politischen Bildung, Die Sowjetunion, 1979, S. 33 – 34]

In den 30er- und 50er-Jahren kam den Sowchosen eine besondere Rolle bei der Neulandgewinnung zu, später entwickelten sie sich zu spezialisierten Produktionsbetrieben, v.a. für Saat- und Tierzucht sowie Getreideanbau, die rund zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche der UdSSR bewirtschafteten

[Vgl. http://lexikon.meyers.de/meyers/Sowchos, 05.05.2007]

In diesem Rahmen wurde durch Chruschtschow seit 1949 das Modell der „Agrogod“, oder auch „Agrostadt“ als flankierende Maßnahme bei der Kollektivierung der sowjetischen Landwirtschaft entwickelt.

Darunter ist eine große, stadtähnliche ländliche Siedlung zu verstehen, die trotz ihres hohen Anteils der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung als Städte gelten.

Diese sollten als stadtnahe Produktionszellen die Ernährung der Industriebevölkerung absichern.

[Vgl.: http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/geogr/182]

Das generelle Organisationsspektrum der staatlichen Landwirtschaftsbetriebe findet man in folgender Grafik:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Organisationschart der Kolchos und der Sowchos

[http://www1.ku-eichstaett.de/hp/aufgaben/Russland-gesamt.pdf, 07.05.2007]

Die Organisationsstruktur der Sowchosen ist demzufolge auch umfangreicher gestaltet, wie man der Grafik entnehmen kann.

Während in einer Kolchos lediglich die Mitgliederversammlung und der Leiter als oberste Entscheidungs- und Planungsinstanz fungierten, dienten in der Sowchos das Landwirtschaftsministerium sowie insgesamt vier Direktoren als Entscheidungsträger.

Ebenso die Organisation der landwirtschaftlichen Produktionsbereiche wurden bei der Sowchos in mehrere Einheiten gesondert behandelt. Generell fünf Tätigkeitsgruppen unterstanden in der Kolchos lediglich 2 Abteilungen.

Stellt man dies den 10 Tätigkeitsbereichen als auch deren 6 Organisationsabteilungen der Sowchos gegenüber, kann man den Schluss ziehen, dass die Sowchose für den Staat im Sinne der Neulandgewinnung und der Industrialisierungserweiterung eine höhere Priorität hatten als die Kolchosen.

[...]


Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Vor- und Nachteile des Kolchosensystems in der UdSSR nach dem 2. Weltkrieg
Hochschule
Karlshochschule International University
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
30
Katalognummer
V78121
ISBN (eBook)
9783638829762
ISBN (Buch)
9783638853545
Dateigröße
692 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vor-, Nachteile, Kolchosensystems, UdSSR, Weltkrieg
Arbeit zitieren
Michael Bosak (Autor:in), 2007, Vor- und Nachteile des Kolchosensystems in der UdSSR nach dem 2. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78121

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