So wie die Geschwisterforschung ein relativ neues Feld der Wissenschaft ist, wurde das Thema ‚Geschwister’ innerhalb der Märchenforschung bisher eher beiläufig behandelt. Dies verwundert angesichts der Tatsache, dass das Figureninventar der Lieblingsmärchen der Deutschen vielfach Geschwister umfasst: Bruder und Schwester in Hänsel und Gretel oder die Stiefschwestern in Aschenputtel. Was zeichnet die Geschwisterbeziehung aus, dass sie uns in so vielen Märchen begegnet?
Die vorliegende Arbeit geht es um Art und Darstellung der Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Beispielen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm und setzt sich deutend mit ihnen auseinander.
Dass bei der Interpretation des Märchens nicht vorgegangen werden kann, wie bei zeitgenössischer Literatur, liegt in Anbetracht seines Alters und seiner Vielschichtigkeit auf der Hand. Die Tatsache, dass das Märchen ursprünglich durch den Akt des Erzählens weitergegeben wurde, erschwert die Interpretation der uns nur noch in gedruckter Form vorliegenden Texte. Wo weder Autor noch Entstehungszeit und –ort bekannt sind, wird die Objektivität der Interpretation erschwert.
Meine Arbeit ist in drei Teile gegliedert: Zunächst werden die bekanntesten Methoden der Märchenforschung vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit hin untersucht. Anschließend werde ich die wichtigsten Erkenntnisse der Geschwisterforschung bis heute darlegen. Der dritte Teil ist der Hauptteil, hier werden die Ergebnisse aus dem Methodenteil unter verschiedenen Fragestellungen konkret auf eine exemplarische Auswahl von vier Märchen, Aschenputtel, Die zwölf Brüder, Hänsel und Gretel sowie Die zwei Brüder, angewendet. Dabei werde ich verschiedene Fassungen der KHM vergleichend einbeziehen, wobei ich mich hauptsächlich auf die Drucke erster und letzter Hand stütze.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die literaturwissenschaftliche Perspektive auf Märchen
- Struktur-, Stil- und Formanalyse nach Max Lüthi
- Die Grimmphilologie und Heinz Rölleke
- Die volkskundliche Perspektive auf Märchen
- Der geographisch-historische Ansatz nach Aarne-Thompson-Uther
- Deutung und Analyse des Volksmärchens nach Lutz Röhrich
- Die psychologische Perspektive auf Märchen
- Der freudsche Ansatz
- Der jungsche Ansatz
- Möglichkeiten und Grenzen einer methoden-pluralistischen Deutung
- Geschwisterforschung
- Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm
- Die Geschwistermärchen in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
- Begründung zur Auswahl der zu behandelnden Märchen
- Die Handlungsstruktur und stilistische Komposition der Märchen
- Aschenputtel
- Die zwölf Brüder
- Hänsel und Gretel
- Die zwei Brüder
- Ihre Verankerung in der sozial-historischen Wirklichkeit
- Familiensysteme
- Geschlechterrollen
- Ihre Spiegelung in kollektiven Vorstellungen
- Psychische Vorgänge
- Initiationsmuster
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Beziehungen im Kontext der Märchenforschung und der Geschwisterforschung zu beleuchten und anhand von exemplarischen Märchen zu analysieren.
- Methoden der Märchenforschung (literaturwissenschaftlich, volkskundlich, psychologisch)
- Die Rolle von Geschwistern in den Märchen der Brüder Grimm
- Sozial-historischer Kontext der Geschwisterbeziehungen in den Märchen
- Spiegelung psychischer Vorgänge und Initiationsmuster in den Geschwisterbeziehungen
- Vergleichende Analyse ausgewählter Märchen (Aschenputtel, Die zwölf Brüder, Hänsel und Gretel, Die zwei Brüder)
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Geschwisterbeziehungen in den Märchen der Brüder Grimm ein. Sie stellt die Bedeutung der Geschwisterbeziehung im Leben der Menschen dar und beleuchtet den Forschungsstand. Die Arbeit skizziert den methodischen Ansatz, der sowohl literaturwissenschaftliche, volkskundliche als auch psychologische Perspektiven einbezieht, um die Vielschichtigkeit der Märchen zu erfassen. Die enge Zusammenarbeit der Brüder Grimm selbst wird als Beispiel für die Bedeutung des Themas hervorgehoben. Die Arbeit kündigt die Analyse von vier ausgewählten Märchen an: Aschenputtel, Die zwölf Brüder, Hänsel und Gretel und Die zwei Brüder.
Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm: Dieses Kapitel bildet den Hauptteil der Arbeit. Es analysiert die ausgewählten Märchen unter verschiedenen Gesichtspunkten, unter anderem die Handlungsstruktur, stilistische Komposition, sozial-historische Verankerung, und die Spiegelung psychischer Vorgänge und Initiationsmuster. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der verschiedenen Aspekte der Geschwisterbeziehungen in den einzelnen Märchen und deren Interpretation. Die Kapitel beleuchten die verschiedenen Arten von Geschwisterbeziehungen (z.B. Konkurrenz, Unterstützung, Rivalität) und deren Einfluss auf die Handlung und die Charakterentwicklung.
Schlüsselwörter
Märchenforschung, Brüder Grimm, Geschwisterbeziehungen, Kinder- und Hausmärchen, Familiensysteme, Geschlechterrollen, Psychische Vorgänge, Initiationsmuster, Literaturanalyse, Volkskunde, Psychologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse von Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert die Darstellung von Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm. Sie untersucht die Bedeutung dieser Beziehungen im Kontext der Märchenforschung und der Geschwisterforschung und analysiert exemplarische Märchen. Dabei werden verschiedene Perspektiven (literaturwissenschaftlich, volkskundlich, psychologisch) einbezogen. Die Analyse umfasst die Handlungsstruktur, stilistische Komposition, den sozial-historischen Kontext, die Spiegelung psychischer Vorgänge und Initiationsmuster.
Welche Märchen werden untersucht?
Die Arbeit analysiert vier ausgewählte Märchen der Brüder Grimm: Aschenputtel, Die zwölf Brüder, Hänsel und Gretel und Die zwei Brüder. Die Auswahl begründet sich auf der repräsentativen Darstellung verschiedener Aspekte von Geschwisterbeziehungen.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit kombiniert literaturwissenschaftliche, volkskundliche und psychologische Ansätze der Märchenforschung. Es werden Methoden der Struktur-, Stil- und Formanalyse (Max Lüthi), der Grimmphilologie (Heinz Rölleke), des geographisch-historischen Ansatzes (Aarne-Thompson-Uther) und der Deutung und Analyse des Volksmärchens (Lutz Röhrich) angewendet. Psychologische Perspektiven beziehen sich auf den freudschen und den jungschen Ansatz.
Welche Aspekte der Geschwisterbeziehungen werden untersucht?
Die Analyse umfasst verschiedene Aspekte der Geschwisterbeziehungen, wie Konkurrenz, Unterstützung und Rivalität. Es wird untersucht, wie diese Beziehungen die Handlung und die Charakterentwicklung beeinflussen. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der verschiedenen Aspekte in den einzelnen Märchen und deren Interpretation.
Welchen sozial-historischen Kontext berücksichtigt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht den sozial-historischen Kontext der Geschwisterbeziehungen in den Märchen, indem sie Familiensysteme und Geschlechterrollen der damaligen Zeit berücksichtigt. Die Analyse beleuchtet, wie die Märchen kollektive Vorstellungen und psychische Vorgänge spiegeln.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil (Analyse der ausgewählten Märchen), und einer Schlussbemerkung. Die Einleitung stellt die Thematik vor, skizziert den methodischen Ansatz und kündigt die Analyse der vier ausgewählten Märchen an. Der Hauptteil analysiert die Märchen unter verschiedenen Gesichtspunkten und vergleicht die verschiedenen Aspekte der Geschwisterbeziehungen. Die Schlussbemerkung fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Märchenforschung, Brüder Grimm, Geschwisterbeziehungen, Kinder- und Hausmärchen, Familiensysteme, Geschlechterrollen, Psychische Vorgänge, Initiationsmuster, Literaturanalyse, Volkskunde, Psychologie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen im Kontext der Märchenforschung und der Geschwisterforschung zu beleuchten und anhand von exemplarischen Märchen zu analysieren. Die Arbeit möchte die Vielschichtigkeit der Märchen durch den Einbezug verschiedener methodischer Perspektiven erfassen.
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- Brigitte Ruban (Author), 2007, Die Bedeutung von Geschwisterbeziehungen in ausgewählten Märchen der Brüder Grimm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78150