Die Hamburger Schreibprobe - ein Rechtschreibanalyseverfahren


Hausarbeit, 2006

33 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Hamburger Schreibprobe (HSP)
2.1 Konzeption der Hamburger Schreibprobe
2.2 Durchführung der Hamburger Schreibprobe
2.3 Auswertungsverfahren
2.4 Rechtschreibstrategien

3. Anwendungsbeispiele
3.1 Auswertungsausschnitt aus der HSP 5-9
3.2 Analyse der Rechtschreibung in freien Texten
3.2.1 Analyse anhand der Hamburger Schreibprobe
3.2.2 Analyse anhand der Dortmunder Rechtschreibfehler-Analyse

4. Abschlussreflexion

5. Anhang

6. Literaturverzeichnis

7. Abbildungsnachweis

8. Selbstständigkeitserklärung

1. Einleitung

Diese Hausarbeit baut auf einem Referat über die Hamburger Schreibprobe im Proseminar ‚Orthographie und Rechtschreibunterricht’ auf.

In meiner Arbeit möchte ich das Konzept der Hamburger Schreibprobe vorstellen. Das Konzept soll der Diagnose des Rechtschreiblernens dienen und setzt sich mit den Anfängen der Rechtschreibung im Leben eines jeden Menschen auseinander. Weiter können Rechtschreibfehler diagnostiziert und individuelle Förderungsmaßnahmen so ermittelt werden.

Erläutert wird sowohl die Durchführung der Hamburger Schreibprobe als auch das Auswertungsverfahren, das sich in drei Teilen vollzieht. Für die Analyse des Rechtschreibkönnens wird nicht nur die richtige Schreibung des Wortes gezählt, sondern auch die Graphemtreffer und die Rechtschreibstrategien.

Anhand von Anwendungsbeispielen wird der erste Teil über die theoretische Beschreibung der Hamburger Schreibprobe in der Praxis aufgezeigt und veranschaulicht. Hierbei wird zum einen ein Auswertungsausschnitt aus einem jahrgangsbezogenen Rechtschreibtest aufgeführt. Weiter wird die Rechtschreibung in freien Texten durch die Rechtschreibanalyse der Hamburger Schreibprobe und zum Vergleich durch die Dortmunder Rechtschreibfehler-Analyse ausgewertet. Im Anhang findet sich zu der Dortmunder Rechtschreibfehler-Analyse ein vollständiges Auswertungsraster.

Durch die Anwendungsbeispiele möchte ich die Analyse der Rechtschreibung mit der Hamburger Schreibprobe kritisch darstellen. Weiter soll die Frage geklärt werden, wie effektiv sich die Hamburger Schreibprobe in der Praxis anwenden lässt.

Der Vergleich zur Dortmunder Rechtschreibfehler-Analyse soll weiter einen Ausblick auf andere Analyseverfahren geben.

2. Die Hamburger Schreibprobe

In diesem Kapitel möchte ich die Hamburger Schreibprobe, im Folgenden auch HSP genannt, vorstellen. Anhand eines Beispiels soll die Theorie angewandt und somit verdeutlicht werden.

2.1 Konzeption der Hamburger Schreibprobe

Die HSP wird als Gesamtkonzept zur Diagnose des Rechtschreiblernens bezeichnet. Mit Hilfe dieses Konzepts kann differenziert festgestellt werden, auf welchem Stand des Rechtschreibkönnens sich Schülerinnen und Schüler befinden.

Verschiedene Versionen machen es möglich, den Stand des Rechtschreibenkönnens anhand von orthographischem Strukturwissen und grundlegenden Rechtschreibstrategien von der Grundschule bis zur Sekundarstufe I (bis einschließlich 9. Klasse) bei Schülerinnen und Schülern aller Leistungsniveaus zu erfassen.[1]

Das Grundkonzept der HSP stellt nicht die Fehler des Lernenden in den Mittelpunkt sondern seine Ressourcen. Neben der Zählung der richtig geschriebenen Wörter insgesamt wird die Schreibung über die Anzahl der Graphemtreffer ausgewertet. Durch diese Form der Auswertung können die Erwerbsstrategien der Kinder ermittelt werden. Das Verfahren der HSP distanziert sich von der oft praktizierten Defizitorientierung, in dem hier qualitative Aussagen über bestimmte Zugriffe von Kindern auf Schrift ermöglicht werden.[2]

Das Hauptziel der HSP besteht darin, Lernstände zu diagnostizieren, um gezielte Förderung anbieten zu können.

Neben der Erfassung des punktuellen Lernstandes kann auch der individuelle Lernentwicklungsprozess der Schüler beobachtet werden, indem sie jährlich getestet werden. Weiter können auch klassenbezogene Leistungen erhoben werden.

Die verschiedenen Versionen der HSP beinhalten für jedes Schuljahr unterschiedliche Anforderungen. Es existieren weiter für jedes Schuljahr bundesweite Vergleichswerte.[3]

Das Grundkonzept der Hamburger Schreibprobe besteht bereits seit 1985. Seit diesem Jahr werden in Hamburg Schüler der zweiten und dritten Klasse mit Hilfe dieses Konzepts getestet, die für eine besondere Förderung in Frage kommen.[4]

2.2 Durchführung der Hamburger Schreibprobe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Um die HSP durchführen zu können, muss die Lehrperson sich zunächst mit Hilfe der dafür konzipierten Hefte in die Thematik einarbeiten. Um eine gute Basiskenntnis zu gewährleisten, sollte die Lehrperson sich besonders intensiv mit dem dafür konzipierten Handbuch auseinander-setzen.

Dieses enthält Ausführungen zum Konzept der HSP, wie zum Beispiel zur Wortauswahl, den Rechtschreibstrategien, den Graphemtreffern usw. und verschafft über Musterbeispiele einen ersten Eindruck. Des Weiteren informiert das Handbuch über die Gültigkeit und die Verfahrensentwicklung des Tests.

Die Testhefte von Klasse 1. bis 9. enthalten den Schreibraum mit den Illustrationen der Testwörter und -sätze, sowie das Auswertungsschema.

Neben dem Handbuch und den Testheften benötigt der Lehrer die Literatur mit den Hinweisen zur Durchführung und Auswertung. Diese enthält verschiedene wichtige Informationen sowie alle entsprechenden Vergleichstabellen und Kopiervorlagen für das Festhalten der Strategieprofile und Klassenergebnisse.

Die Form der HSP ist bezogen auf Aufgabenstellung und Auswertung einheitlich.[5]

Peter May begrüßt die Schüler und Schülerinnen im Testheft wie folgt: „Liebe Schülerin, lieber Schüler! Bei dieser Schreibprobe kannst du herausfinden, was du in der Rechtschreibung schon gelernt hast. Die Wörter sind ziemlich schwierig. Deshalb ist es auch ein Erfolg, wenn du sie nur zum Teil richtig schreiben kannst. Versuche es - du hast Zeit genug. Viel Erfolg wünscht Peter May.“[6]

Der Lehrer sollte den Schülern einige einleitende Informationen geben und die Durchführung anschließend so gestalten, wie es ihm pädagogisch sinnvoll erscheint. Er kann beispielsweise zunächst mit den Schülern über die Illustrationen sprechen oder die Durchführung zur Vermeidung von Überforderung auf mehrere Zeitpunkte verteilen.

Die Einzelwörter verschiedenen Schwierigkeitsgrades werden den Schülern nicht diktiert, sondern in der gewohnten Alltagssprache vorgelesen, damit sie ihrem eigenen Schreibtempo folgen können. Die Schüler schreiben die Wörter in ihre dafür vorgesehenen Testhefte auf. Die Begriffe sind durch Illustrationen veranschaulicht, die die Bedeutungserfassung unterstützen.

Die Schüler können in individuellem Tempo schreiben. Die fehlende zeitliche Begrenzung nimmt den Schülern Druck und vermeidet Flüchtigkeitsfehler. Des Weiteren können die Schüler nachfragen, wenn sie Wörter vergessen haben. Die Sätze können so häufig wie nötig wiederholt werden.

Die Schüler sollen ohne Hilfsmittel, wie beispielsweise eine Anlauttabelle, schreiben und der Lehrer sollte keine Ableitungshilfen geben. Weiter sollte natürlich auch das Abschreiben verhindert werden.

Auch bei schwächeren Schülern beansprucht die Bearbeitungszeit der Tests selten mehr als 45 Minuten.[7]

2.3 Auswertungsverfahren

Bei der Auswertung der HSP werden drei unterschiedliche Verfahren angewandt. Es werden sowohl die Wortebene als auch die Buchstaben- bzw. die Graphemebene miteinbezogen. Mit Hilfe dieser detaillierten Form der Auswertung, wird insbesondere im unteren Leistungsbereich eine Differenzierung möglich, aber auch für fortgeschrittene Schüler sind entsprechende Anforderungen gewährleistet.

Die Wortbezogene Auswertung verschafft einen guten Überblick und einen ersten Gesamteindruck. Es werden alle richtig geschriebenen Wörter gezählt. Bei Schülern, die weniger als zehn Wörter falsch schreiben, kann diese Form der Auswertung schon zu aufschlussreichen Werten führen. Diese Form der Auswertung ist besonders bei quantifizierenden Vergleichen geeignet. Um spezifische Rechtschreibleistungen einzelner Schüler zu erfassen, reicht dieses Verfahren jedoch nicht aus.

Bei Auswertung nach Graphemtreffern wird die Anzahl der richtig geschriebenen Grapheme gezählt. Diese so genannten ’Graphemtreffer’ lassen erkennen, dass Kinder sich die orthografischen Regeln schrittweise aneignen. In Teillösungen zeigen sich des Öfteren richtig angewandte orthografische Elemente. Anhand der unterschiedlichen Schreibweisen kann man somit die unterschiedlichen Lernstände erkennen.

Nach May sichert diese qualitative Auswertungsmöglichkeit eine größtmögliche Objektivität und ist der erste Schritt zu einer gezielten individuellen Förderung.

Die Auswertung nach Graphemtreffern ist ressourcenorientiert und stellt aufgrund dieser Besonderheit den Hauptkennwert der Hamburger Schreibprobe dar. Des Weiteren wird mit Hilfe dieser Auswertungsmethode das allgemeine Niveau der Rechtschreibsicherheit der Kinder im bundesweiten Vergleich definiert. Die Wörter werden in einzelne Grapheme aufgeteilt, wobei mehrgliedrige Grapheme wie <sch>, <st>, <ah>, <ie> u. a. als Einheit gesehen werden. Die differenzierte Erfassung, welche mit Hilfe der Auswertung nach Graphemtreffern möglich ist, ist insbesondere zu Beginn der Lernentwicklung wichtig und förderlich.

Für die Auswertung nach den Rechtschreibstrategien werden so genannte ’Lupenstellen’ ausgewählt, um anhand derer die verschiedenen Strategien zu beschreiben. Diese Lupenstellen erleichtern die spätere Auswertung durch die Auswahl von Wortstellen. Die alphabetischen, orthographischen und die morphematischen Lupenstellungen geben Auskunft darüber, wie gut die Strategien von den Kindern beherrscht werden. Die Anzahl der richtig geschriebenen Lupenstellen bilden jeweils den Strategiewert, welcher den Grad der Beherrschung der Strategien kennzeichnet.[8]

Die Rechtschreibleistung der Schüler wird zusätzlich durch zwei weitere Werte bestimmt.

Bei der Auswertung nach überflüssigen orthografischen Elementen zeigt sich am Anfang des Erwerbsprozesses, dass der Lernende auch diese Aspekte der Schrift, die über die alphabetische Verschriftlichung hinaus geht, in den Blick nimmt, für diese jedoch „keine tragfähigen Entscheidungsgrundlagen für die Anwendung der orthografischen oder morphematischen Strategien“[9] besitzt.

Je nach erreichtem Lernstand können die Gründe für die überflüssigen orthografischen Elemente unterschiedlich sein: weil orthografische Elemente beim Überformen der alphabetischen Strategie zunächst ’übergeneralisiert’ verwendet werden, oder weil die orthografischen Elemente nicht in die Schreibung der Morpheme eingebettet werden.[10]

Oberzeichenfehler“weisen auf den Grad der Sorgfalt und auf die Kontrolle beim Schreiben hin“[11].

2.4 Rechtschreibstrategien

Der Hamburger Schreibprobe liegt die Annahme zugrunde, „dass es grundlegende Strategien zur Erschreibung von Wörtern und Sätzen gibt.“[12] Diese Regeln, die Schriftlerner entdecken und denen sie schreibend folgen, können bestimmten Prinzipien zugeordnet werden, die der deutschen Sprache zugrunde liegen.

Unter dem Begriff ’Strategie’ versteht man „das über Einzelschritte (Taktik) hinausgehende Gesamtkonzept zur Erreichung von Zielen. Strategisches Denken ist die Fähigkeit, über die unmittelbar erkennbaren Probleme hinaus langfristige Entwicklungen abzusehen und darauf mit einem Plan zu reagieren.“[13]

Dies bedeutet also, dass wir unter einer Rechtschreibstrategie die Fähigkeit, einen Plan für das Ziel der korrekten Schreibung eines Wortes entwickeln zu können, verstehen. Das Kind vervollständigt somit Schritt für Schritt durch die einzelnen Strategien seinen Plan der Rechtschreibung. Peter May beschreibt den Begriff der ‚Strategie’ im Bezug auf die Hamburger Schreibprobe als „die Vorstellung des Kindes von der Schrift und seine darauf beruhenden Operationen“[14].

Die einzelnen Rechtschreibstrategien werden zu einer Gesamtstrategie des Rechtschreibens zusammengefügt und auf der Basis eigenaktiver Regelbildung und unterrichtlichen Hinweisen angeeignet.

[...]


[1] Vgl. Peter May: Hamburger Schreibprobe. http://www.peter-may.de/Komponenten/hsp.htm (30.4.2006)

[2] Vgl. Peter May und Volkmar Malitzki: Erfassung der Rechtschreibkompetenz in der Sekundarstufe mit der Hamburger Schreibprobe (HSP 4/5 und HSP 5-9). In: Lade, E. & Kowalczyk, W. (Hg.): Konkrete Handlungsanleitungen für erfolgreiche Beratungsarbeit mit Schülern, Eltern und Lehrern (1999). S. 2

[3] Vgl. Peter May: Hamburger Schreibprobe: Handbuch – Diagnose orthographischer Kompetenz – zur Erfassung der grundlegenden Rechtschreibstrategien (2002). S. 2

[4] Vgl. May/Malitzki, Erfassung der Rechtschreibkompetenz, S. 2

[5] Vgl. May/Malitzki, Erfassung der Rechtschreibkompetenz, S. 1

[6] Vgl. Peter May: Die Hamburger Schreibprobe: Testheft HSP 2 (2002). S. 1

[7] Vgl. May, Handbuch, S. 6

[8] Vgl. May, Handbuch, S. 2

[9] May/Malitzki, Erfassung der Rechtschreibkompetenz, S. 11

[10] May/Malitzki, Erfassung der Rechtschreibkompetenz, S. 11

[11] May, Handbuch, S. 3

[12] May/Malitzki, Erfassung der Rechtschreibkompetenz, S. 7

[13] Hrsg. Faktum Lexikoninstitut: Lexikon der Psychologie (1995). S. 470

[14] May, Handbuch, S. 3

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Die Hamburger Schreibprobe - ein Rechtschreibanalyseverfahren
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Orthographie und Rechtschreibunterricht
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
33
Katalognummer
V78157
ISBN (eBook)
9783638836357
Dateigröße
2176 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hamburger, Schreibprobe, Rechtschreibanalyseverfahren, Orthographie, Rechtschreibunterricht
Arbeit zitieren
Katharina Plottke (Autor:in), 2006, Die Hamburger Schreibprobe - ein Rechtschreibanalyseverfahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78157

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