Die Bedeutung der Metapher im Alltag


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Begriff der Metapher aus klassischer Sicht und aus der Sicht von Lakoff und Johnson

3. Die verschiedenen Arten von Metaphern
3.1 Die konzeptuelle Metapher bzw. Strukturmetaphern
3.2 Orientierungsmetaphern
3.3 Ontologische Metaphern
3.3.1 Metaphern der Entität und der Materie
3.3.2 Gefäß - Metaphern
3.3.3 Personifikation
3.4 Metonymie

4. Die Strukturierung der Erfahrung

5. Die Bedeutung der Metapher für die Form

6. Die Kohärenz der Metapher in der Grammatik

7. Zusammenfassung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ziel dieser Hausarbeit ist es zu zeigen, welch eine bedeutende Rolle die Metapher in unserem alltäglichen Leben, also in Handeln und Sprechen hat. Wenn man einzelne Wörter wie ´Liebe` oder ´Krieg` in einem Wörterbuch nachschlägt, bekommt man auf jedes einzelne Wort eine detaillierte Antwort, nebst Beschreibung, Verwendungszweck und Beispiel. Man erfährt durch ein Wörterbuch aber nicht, was es bedeutet, wenn man beispielsweise einen Satz wie LIEBE IST KRIEG hört. Man erfährt nicht, wie eine solche Metapher konzeptualisiert werden kann. Es ist nicht das Ziel von Wörterbuchautoren zu beschreiben, was Metaphern bedeuten, sondern sie wollen erklären, was einzelne Wörter bedeuten. Es soll in dieser Arbeit verdeutlicht werden, wie Menschen ihre Erfahrungen verstehen und wie diese Erfahrungen in Verbindung stehen zu Metaphern. Sprache hilft dabei insofern, dass sie ein Medium darstellt, mit dem man „zu allgemeinen Prinzipien des Verstehens gelangen“[1] kann. Es soll herausgearbeitet werden, ob diese Prinzipien überwiegend metaphorisch sind oder nicht. Des Weiteren soll gezeigt werden, dass viele Erfahrungen und Aktivitäten metaphorisch sind und dass unser Konzeptsystem durch Metaphern eine Struktur bekommt.

Zu Beginn dieser Arbeit werde ich auf den Begriff der Metapher an sich eingehen. Ich erläutere kurz den Begriff der Metapher aus klassischer Sicht und im Anschluss daran den Begriff der Metapher aus der Sicht von George Lakoff und Mark Johnson. George Lakoff ist ein Schüler von Noam Chomsky, der u.a. bekannt wurde durch seine Tiefenstrukturgrammatik. Zusammen mit dem Philosophen Mark Johnson entwickelte er eine Theorie, die belegt, dass die Metapher universell verbreitet und unverzichtbar ist. Auf eben diese Theorie ist diese Hausarbeit gestützt.

In einem nächsten Schritt gehe ich auf die verschiedenen Arten von Metaphern ein, wie z.B. auf die Strukturmetaphern und die Orientierungsmetaphern. Diese werden erklärt, bzw. definiert und an Beispielen belegt. Sehr wichtig ist mir, dass die Beispiele sowohl aus der deutschen, als auch aus der englischen Sprache stammen, um zu zeigen, dass die Metapher nicht nur in einer Sprache von großer Bedeutung ist.

Im Anschluss daran gehe ich darauf ein, wie das Konzeptsystem des Menschen verankert ist in den Erfahrungen, die ein Mensch macht. Es soll dargelegt werden, inwiefern Erfahrung die Grundlage dafür ist, Metaphern zu benutzen und zu verstehen.

Des Weiteren wird die Bedeutung der Metapher für die Form der Sprache dargelegt und erläutert und die Kohärenz der Metapher in der Grammatik aufgezeigt.

In einem letzten Schritt fasse ich die wichtigsten Thesen noch einmal kurz zusammen und nehme Stellung zu dem Thema.

2. Der Begriff der Metapher aus klassischer Sicht und aus der Sicht von Lakoff und Johnson

Die klassische Metapherntheorie sieht die Metapher als Stilfigur der antiken Rhetorik. Das Wort ´Metapher` stammt von dem Griechischen ´metapherein` und wird übersetzt mit ´anderswo hintragen`. Aristoteles definierte die Metapher wie folgt: „Eine Metapher ist die Übertragung eines Wortes (das somit in uneigentlicher Bedeutung verwendet wird), und zwar entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung, oder von einer Art auf eine andere, oder nach den Regeln der Analogie“[2]. Allgemein werden Metaphern beschrieben als „sprachliche Bilder, die auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen bzw. Begriffen beruhen“[3]. Metaphern werden also als eine rein sprachliche Angelegenheit definiert, die nichts zu tun hat mit dem Denken und dem Handeln eines Menschen. Des Weiteren wird in der klassischen Metapherntheorie behauptet, dass Metaphern keine Ähnlichkeiten herstellen können.

Nach Lakoff und Johnson handelt es sich bei der Metapher nicht um ein rein sprachliches Phänomen, sondern um etwas, was uns alltäglich umgibt. Die Metapher betrifft daher nicht nur die Sprache, sondern auch das Handeln und das Denken: “(…) metaphor is pervasive in everyday life, not just in language but in thought and action“[4]. Lakoff und Johnson leiten daraus ab, dass das alltägliche „Konzeptsystem (…) grundsätzlich metaphorisch“ (Lakoff 1, 11) ist. Mit einfachen Worten ausgedrückt bedeutet dies, dass unser Denken, Erleben und Handeln eng verbunden ist mit der Metapher.

3. Die verschiedenen Arten von Metaphern

Lakoff und Johnson unterscheiden zwischen mehreren Arten von Metaphern. Diese sollen im Folgenden genannt und an Hand von Beispielen erläutert werden.

3.1 Die konzeptuelle Metapher bzw. Strukturmetaphern

Um den Begriff der Strukturmetapher zu verdeutlichen wird das Beispiel des Argumentierens herangezogen. Bei einer ARGUMENTATION handelt es sich um ein Konzept. Lakoff und Johnson definieren eine Argumentation als eine „Unterhaltung […], die partiell durch das Konzept KRIEG strukturiert ist“ (Lakoff 1, 93). Aus dieser Definition ergibt sich nun die konzeptuelle Metapher ´ARGUMENTIEREN IST KRIEG` (´ARGUMENT IS WAR`).

In der normalen Alltagssprache verwenden wir unbewusst eine ganze Reihe von Kriegsbegriffen, wenn es um das Argumentieren geht:

a) Er schmetterte sein Argument ab.

He demolished his argument.

b) Bitte, schießen Sie los !

Here you are, okay, shoot !

c) Wenn du bei dieser Strategie bleibst, wird sie dich vernichten.

If you stay with this strategy, she will wipe you out.

Nicht nur Begriffe, die mit der Kriegsführung zu tun haben, werden verwendet, sondern ebenfalls Handlungen, die kriegstypisch sind, findet man wieder, wie beispielsweise der Angriff, die Verteidigung usw. Obwohl es sich bei Krieg und Argumentation um zwei völlig unterschiedliche Dinge handelt, ist die „konzeptuelle Metapher ARGUMENTIEREN IST KRIEG eine Metapher, nach der wir in unserer Kultur leben“ (Lakoff 1, 12f) und “it structures the actions we perform in arguing“ (Lakoff 2, 4).

Durch dieses Beispiel wird deutlich, dass sich die Metapher nicht nur auf Sprache bezieht, sondern dass das komplette „menschliche Konzeptsystem metaphorisch strukturiert“(Lakoff1, 14) ist. Lakoff und Johnson nennen diese Art von Metapher „Strukturmetapher“ (Lakoff 1, 22), bzw. “structural metaphor“ (Lakoff 2, 14). Bei den Strukturmetaphern handelt es sich um „Fälle, in denen ein Konzept von einem anderen Konzept her metaphorisch strukturiert wird“ (Lakoff 1, 22).

Mensch und Tier verhalten sich in gewissen Situationen ähnlich: beide fordern hinaus, greifen an, geben sich geschlagen. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier liegt darin, dass der Mensch sich nicht zwangsläufig der physischen Gefahr aussetzt. Dem Menschen ist es möglich sich verbal auszudrücken, bzw. rational zu argumentieren. Doch so sachlich man bei der „rationalen Argumentation“ (Jakoff 1, 77) auch vorgeht, es wird konzeptuell immer noch als Kriegsführung begriffen. Auf eine sachliche Art und Weise wird immer noch versucht, sich zu verteidigen, zu gewinnen und sie Stellung des anderen zu zerstören. Die folgenden, rationalen Äußerungen sollen diese Behauptung bestätigen.

[...]


[1] Lakoff, G. und Johnson, M.: Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. 2. Aufl. Heidelberg 2000. S.136 (Im Folgenden abgekürzt durch: Lakoff 1)

[2] Aristoteles: Poetik. Stuttgart 1982. Kap. 21

[3] Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. 2. Aufl. Stuttgart 1990. S.484

[4] Lakoff, G. und Johnson, M.: Metaphors We Live By. Chicago 1980. S.3 (Im Folgenden abgekürzt als Lakoff 2)

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Metapher im Alltag
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Angewandte Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Fachsprache: Theorie und Praxis
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V78495
ISBN (eBook)
9783638840552
ISBN (Buch)
9783638840576
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutung, Metapher, Alltag, Fachsprache, Theorie, Praxis
Arbeit zitieren
Tina Heesel (Autor:in), 2005, Die Bedeutung der Metapher im Alltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78495

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