Die Liebe im Zeitalter der Moderne


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Zur Begründung der Thematik

2. Die Liebe in der modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts
2.1 Rückläufige Tendenzen des Gefühls
2.2 Liebe als Apologie des Lebens
2.3 Narzissmus und Einsamkeit als Phänomene der Moderne
2.4 Utopie der Identität

3. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Zur Begründung der Thematik

Ich liebe die Liebe, die Liebe liebt mich,

doch den, den ich liebe, der liebt mich nicht.

dt. Poesiealbenvers

Die Liebe ist ein Thema, welches ganze Bibliotheken füllt und den Menschen stets im Alltag umgibt, sei es als Coverthema einer Frauenzeitschrift, als Poesiealbenvers in frühen Kindheitstagen, als Liebessong oder im Fernsehen als Talkshow mit gängigen Themen die Liebe betreffend. Doch was uns alltäglich umgibt, ist das T h e m a der Liebe, nicht die Liebe selbst. Wir lieben die Liebe, denn wir lieben es zu lieben, und sie liebt auch uns, denn der Mensch ist i h r Medium, aber können wir überhaupt wirklich lieben und werden wir zurückgeliebt? Sind wir dazu bereit?

Die Frage danach, was den gegenwärtigen Status der Liebe betrifft, hat mich dazu bewogen, die Liebe im Zeitalter der Moderne näher zu betrachten und zu untersuchen, warum wir nicht ohne Liebe leben können und sie doch so sehr vermissen. Dass eine Untersuchung einer derart nicht greifbaren Bedeutung wie der der Liebe problematisch ist, scheint offensichtlich, da es ohne Zweifel so viele Auffassungen von dem Wesen der Liebe gibt, wie denkende Menschen auf diesem Planten existieren. Sicher scheint jedoch eines: Wir brauchen sie, denn „die Beziehungsdynamik der Liebe (…) ist zugleich eine wichtige Ressource für die Bindungskraft in menschlichen Gemeinschaften.“[1]

Trotz der Komplexität der Liebesproblematik wagt es diese Arbeit sich der Frage zu stellen, welchen Status die Liebe in der heutigen modernen Kultur besitzt. Damit einhergehend widmet sie sich zentral der paradox anmutenden Frage, inwiefern Gefühle zunehmend weniger Raum in der Gesellschaft einnehmen und doch nahezu für jeden Menschen als Sinn und Rechtfertigung des Lebens gelten. Ferner soll eine Auseinandersetzung mit der speziellen Form der Liebe, dem Narzissmus, als ein besonders in der Moderne vorherrschendes Phänomen erfolgen. Den Abschluss dieser Ausführungen bildet eine desillusionierende Auseinandersetzung mit dem bis heute bestehenden verklärten Liebesideal der Identität von Liebenden. Die vorangegangenen Ausführungen münden in einer Zusammenfassung zu ziehender Schlüsse und ermöglichen womöglich einen Blick auf zukünftige Tendenzen des modernen Liebens.

2. Die Liebe in der modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts

Das Verständnis von der Liebe ist wie vieles andere, was das menschliche Miteinander betrifft, im Laufe der Zeit einem starken Wandel unterzogen gewesen. Galt in den frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte noch die Liebe zu Gott als die einzig wahre Liebe, so ist es im modernen 21. Jahrhundert das Ideal von einer partnerschaftlichen zwischenmenschlichen Liebe, die ein glückliches und fortdauerndes Miteinander versprechen soll. Eine historische Konstanz von Liebe gibt es also nicht. Die Frage nach den gegenwärtigen Umständen und Bedeutungen der Liebe scheint somit hinreichend legitimiert, dabei soll in den nächstfolgenden Betrachtungen ein minimaler gemeinsamer Nenner der Liebe als starke emotionale Hinwendung zu einem anderen Wesen oder Ding als Grundlage zur Heraushebung markanter Aspekte des modernen Liebens dienen, wenn auch keine eindeutige Definition des Liebesbegriffs möglich sein mag.

2.1 Rückläufige Tendenzen des Gefühls

„Je stetiger und unaufhaltsamer sich die wirtschaftlichen Fortschritte gestalteten, um so sprunghafter und überraschender zeigten sich die menschlichen Rückläufe; indem die Wirtschaft fortschritt, liefen die Gefühle zurück; auch hier stellte sich die ideale Konkurrenz zwischen Kopf und Herz, zwischen Geschäft und Gefühl ein (…).“[2]

Mit diesen wenigen Zeilen wird von dem Schriftsteller und Lehrer Ludwig Harig ein Prozess beschrieben, der für die moderne Gesellschaft und ihren Zusammenhalt eine immanente Rolle spielt und konstituierend ist. Im Zuge des industriellen Voranschreitens der modernen Gesellschaft nehmen Gefühle und damit einhergehend die Liebe weniger Raum im gesellschaftlichen Miteinander ein, welches mehr und mehr von dem Großteil der deutschen Bevölkerung als sachlich und kühl beschrieben wird.

Die Liebe, so scheint es, erlangt zunehmend den Status eines Produkts, das ebenso angepriesen wird, beispielsweise durch virtuelle Kontaktportale im Internet, wie ein neuer Wellnessdrink. So entsteht unweigerlich der Eindruck, als könne man sein Glück käuflich erwerben, zum Beispiel mit einer Mitgliedschaft bei einem Kontaktportal, und ebenso konsumieren, wie ein anderes Werbeprodukt, bei dem der Kauf von den Medien als erstrebenswert für das eigene Glück suggeriert wird. Und ebenso wie ein gängiges Produkt an Aufmerksamkeit beim Käufer verliert, scheint auch die Liebe nur bis zum Grad der Gewohnheit in unserer rasenden Konsumgesellschaft gewünscht zu sein.

Hinweise darauf geben die Vorlieben der Generation des 21. Jahrhunderts, die sich durch wechselnde Bindungspartner auszeichnet, wobei sich diese Bindungen zunehmend auf den sexuellen Kontakt beschränken. So wird der Gefühlskontakt vordergründig zur schnellen Befriedigung körperliche Lüste gesucht. Dementsprechend erfährt die Sexualität eine enorme Bedeutungssteigerung. In Folge dieser Bindungsstrategie wird zwar einerseits eine traditionelle komplexe zeitaufwändige Beziehung vermieden, in einer Gesellschaft, in der Angst vor Zeitverlust zum größten Problem der Kultur des 21. Jahrhunderts proklamiert wird, andererseits wird jedoch eine intensive Beziehung über das Körperliche hinaus vermieden, die eine gegenseitige Stärkung und Sorge liebender Individuen gerade durch ihre Dauerhaftigkeit und der dadurch bedingten Stabilität ermöglicht. Die Forderung nach dem ewig Neuem, dem Gefühl ewig andauernder Verliebtheit, kombiniert mit einem Mindestmaß an Investition, ist dem Menschen über die Hoffnungslosigkeit seines endlichen Daseins nicht zu verübeln, bleibt aber dennoch nur Utopie. Beachtet wird dabei nicht: „Love cannot be extracted, commanded, demanded or wheedled. It can only be given.”[3]

Man könnte daraus schließen, dass der moderne Mensch (immerhin) auf der flüchtigen Suche nach dem Liebesglück ist, diese Suche aber schnell zu einer Suche auf Lebenszeit avanciert, da die Bereitschaft zu einem intensiven festen Kontakt fehlt. Meist mag dieser Abwehrmechanismus ganz unbewusst von statten gehen, indem sich der Mensch von seiner reizüberfluteten Umwelt überfordert und auf sich selbst zurückgeworfen fühlt. Die „Liebe blühte ab, wie es der Folgerichtigkeit der Verhältnisse entsprach.“[4]

2.2 Liebe als Apologie des Lebens

Für den Großteil der Menschen ist die Liebe der sinnstiftende Grund für das Leben überhaupt – eine Rechtfertigung für das Leben, die immer nötiger für die laut gewordene Frage nach dem Sinn des Lebens wird, nachdem die Religion stark in den Hintergrund getreten war. Dabei wird die Liebe im Zeitalter der Moderne „nötig wie nie zuvor und unmöglich gleichermaßen.“[5] Sie ist demnach erwünscht, erstrebt, doch meist nicht erreicht, da sie den Ansprüchen und Hoffnungen des Großteils der Bevölkerung von Ewigkeit und Perfektion nicht gerecht zu werden vermag. Es scheint paradox, dass Menschen Liebe erhoffen und selbst, indem ihre Bereitschaft abnimmt im Namen der Liebe „auszuführen, sich einzuordnen, zu verzichten“[6], dieser Hoffnung entgegenstehen, obwohl sie die Liebe als Lebenselixier zur sinnvollen Fortdauer ihres irdischen Lebens betrachten.

[...]


[1] Tanner, Liebe im Wandel der Zeiten, S. 13

[2] Harig, Logbuch eines Luftkutschers, S. 11

[3] Lewis, A General Theory of Love, S. 209

[4] Harig, Logbuch eines Luftkutschers, S. 11

[5] Beck, Das ganz normale Chaos der Liebe, S. 9

[6] Ebd., S. 11

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Liebe im Zeitalter der Moderne
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Arbeit an einer Ethik der Liebe
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V78510
ISBN (eBook)
9783638840644
ISBN (Buch)
9783638910187
Dateigröße
392 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Liebe in Hinblick auf das Zeitalter der Moderne des 21. Jahrhunderts und beleuchtet dabei kritisch Phänomene wie Narzissmus, die rückläufigen Tendenzen des Gefühls, Identitätsverlust und vieles mehr.
Schlagworte
Liebe, Zeitalter, Moderne, Arbeit, Ethik, Liebe
Arbeit zitieren
Susanne Becker (Autor:in), 2006, Die Liebe im Zeitalter der Moderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78510

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