Während die ersten Romane von Javier Marías sich durch die Vermischung von Traum und Wirklichkeit und eine Auseinandersetzung mit Realität und Fiktion charakterisieren lassen, tritt in Corazón tan blanco die für den experimentellen Roman der siebziger Jahre typische metaliterarische Erzählebene in den Vordergrund. Die Handlung des Romans, die zum größten Teil in Form von inneren Monologen des Erzählers geschildert wird, bildet einen inhaltlichen Rahmen, in dem sich der Autor mit der Rolle der Sprache auf der Suche nach Wahrheit auseinandersetzt. Der Roman stellt somit keine vollständige Geschichte, sondern eine Reflexion des Autors über seinen eigenen Schreibprozess dar. Beeinflusst von der lateinamerikanischen nueva novela und dem französichen nouveau roman, experimentiert der Autor mit narrativen Techniken und führt den Leser so an seine Auffassung über die Unmöglichkeit der Abbildung von Wahrheit mittels Sprache heran.
In dieser Arbeit sollen einige seiner semantischen und syntaktischen Strategien untersucht werden. Näher betrachtet wird hier die Funktion der rhetorischen Figuren, wie etwa die für diesen Roman typischen Wiederholungsfiguren, die sich durch den gesamten Text ziehen. Abschließend wird versucht, in einem Fazit das primäre Anliegen des Autors zusammenzufassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rhetorisch- linguistische Textanalyse von Corazón tan blanco
- Semantische Dimension
- Vorbemerkung: Stellungnahme des Autors zu der Entstehung des Romans
- Wahrnehmung aus der Distanz
- Tropische Wiederholungen
- Metaphern
- Metonymie
- Allegorien
- Figuren der Amplifikation
- Syntaktische Dimension
- Wiederholungsfiguren
- Syntagmatische Wiederholungen
- Syntagmatische Substitution
- Potential- und Konjunktivformen
- Negationen
- Fazit: Sprache als Abbildung von Wahrheit?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die sprachlichen Strategien von Javier Marías in seinem Roman „Corazón tan blanco" und untersucht, wie er sich mit der Rolle von Sprache auf der Suche nach Wahrheit auseinandersetzt. Der Fokus liegt dabei auf den semantischen und syntaktischen Dimensionen des Textes.
- Die Verunsicherung des Lesers durch die fragmentarische Erzählweise und die Mehrdeutigkeit der Sprache
- Die Rolle von Wiederholungsfiguren und Tropen in der Konstruktion von Wahrheit und Unsicherheit
- Die Bedeutung von Distanz (räumlich, zeitlich, figural) für die Wahrnehmung und Interpretation der erzählten Ereignisse
- Die Frage nach der Möglichkeit, Wahrheit mittels Sprache abzubilden
- Die metaliterarische Ebene des Romans und die Reflexion über den Schreibprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Romans „Corazón tan blanco“ ein und stellt das besondere Interesse des Autors an der Rolle von Sprache und Wahrheit in den Mittelpunkt. Es wird die Frage nach der Möglichkeit, Wahrheit mittels Sprache darzustellen, aufgeworfen.
Im zweiten Kapitel wird die semantische Dimension des Romans analysiert. Der Fokus liegt dabei auf der Funktion von Tropen und Wiederholungsfiguren, die die Darstellung von Wahrheit in Frage stellen. Die Kapitel beleuchten die Rolle von Metaphern, Metonymien und Allegorien, die die Bedeutung der Sprache und ihre Möglichkeiten der Wahrheitsfindung in Frage stellen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der syntaktischen Ebene des Romans. Hier werden die Wiederholungsfiguren, Potential- und Konjunktivformen sowie Negationen analysiert. Die Analyse zeigt, wie diese Mittel den Text auf struktureller Ebene prägen und die Thematik der Ungewissheit und der Unmöglichkeit, definitive Aussagen zu treffen, unterstreichen.
Schlüsselwörter
Javier Marías, Corazón tan blanco, Sprache, Wahrheit, Rhetorik, Tropen, Wiederholungsfiguren, Semantik, Syntax, Distanz, Ungewissheit, metaliterarische Ebene, Schreibprozess.
- Quote paper
- Isabel Weinrich (Author), 2005, Sprache und Wahrheit - Rhetorisch-linguistische Überlegungen zum Sprachkonzept bei Javier Marías am Beispiel des Romans "Corazón tan blanco", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78519