Das Währungssystem von Bretton Woods 1944 bis 1971


Seminararbeit, 2006

30 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Amerikanische und britische Vorstellungen zur Internatio- nalen Währungsordnung
2.1 Gründe für die unterschiedlichen Pläne
2.2 Keynes- oder Bancor-Plan
2.2.1 Bancor und International Clearing Union
2.2.2 Wechselkursregelungen und Devisenverkehrsbeschränkung
2.3 White-Plan
2.3.1 Unitas und Stabilisierungsfonds
2.3.2 Wechselkursregelungen und Devisenverkehrsbeschränkung

3 Abkommen von Bretton Woods

4 Krise und Zusammenbruch des Bretton Woods System
4.1 Vertrauensproblem und Goldknappheit
4.2 Vietnam-Krieg und Import der amerikanische Inflation
4.3 Weitere Ursachen für den Zusammenbruch
4.4 Freigabe der Wechselkurse und Smithsonian-Agreement

5 Institutionen des Bretton Woods System
5.1 Internationaler Währungsfonds
5.1.1 Wechselkursregime und Konvertibilität
5.1.2 Organisationen
5.2 Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
5.2.1 Tochtergesellschaften

6 Kritische Würdigung

7 Literaturverzeichnis
7.1 Gedruckte Quellen

8 Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen

9 Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

Erste Versuche die Weltwirtschafts- und Währungsordnung neu zu strukturieren wurden bereits während des Zweiten Weltkrieges unternommen. Initiatoren dieser Idee waren die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Grund für die Diskussion einer Neustrukturierung waren die Erkenntnisse der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 19321 und der Zweite WK. Man war der Auffassung, dass die autarken Wirtschaftspolitiken der Länder eine Mitschuld am Zweiten WK hatten. Deshalb war man der Ansicht, dass es zwischen politischer Sicherheit und wirtschaftlicher Ordnung einen engen Zusammenhang gibt.2 Auf Grund dessen hatte man das Ziel, ein freies, multilaterales und stabiles Weltwährungssystem zu schaffen, das die wirtschaftl. Beziehungen zwischen den Ländern verstärkt und dadurch globale Abhängigkeiten bewirkt.

Bereits im Herbst 1943 wurden Verhandlungen geführt, die maßgeblich durch die im Frühjahr 1943 vorgelegten Pläne von John Maynard Keynes aus England und Harry Dexter White aus den USA gelenkt wurden. Auf der int. Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen in Bretton Woods, New Hampshire (USA) wurde am 22. Juli 1944 von 44 Staaten das int. Währungssystem beschlossen. Es basierte auf einem System fester, aber anpassungsfähiger Wechselkurse.4 Der Grund weshalb man sich für ein solches System entschied waren die starken Währungsabwertungen5 in der Zwischenkriegszeit. Außerdem sah man in einem System flexibler Wechselkurse keine solide Basis für eine Belebung und Ausweitung des int. Handels- und Kapitalverkehrs, da dieses Kosten für Kurssicherungsgeschäfte verursacht hätte.

Die Beschlüsse der Konferenz hatten entscheidende Auswirkungen auf den Wiederaufbau Europas und führten letztendlich zum Kalten Krieg, da die Sowjetunion ihre Teilnahme verweigerte.

2 Amerikanische und britische Vorstellungen zur Internationalen Währungsordnung

2.1 Gründe für die unterschiedlichen Pläne

Hinsichtlich der wesentlichen Ziele, wie z.B. Liberalisierung des int. Handels oder Überwachung der Wechselkursänderungen durch eine int. Organisation, bestand zwischen den USA und GB Einigkeit. Bezüglich ihrer Erreichung existierte allerdings Uneinigkeit. Dies wird deutlich in den unterschiedlichen Konzeptionen für ein neues Währungssystem, die von John M. Keynes und Harry D. White ausgearbeitet und als sog. „Keynes- und White Plan“ bekannt wurden. Die divergierenden Vorschläge der Pläne lassen sich durch die unterschiedliche Ausgangslage der beiden Länder erklären. GB war durch die Kriegsereignisse in eine ausgeprägte Schuldnerposition mit starkem Handelsdefizit geraten. Es wurde erwartet, dass die Einnahmen im Bereich der Dienstleistungen stark zurückgehen, aber man musste zum Wiederaufbau der Produktionskapazitäten in erhöhtem Maße importieren. Ein primäres Ziel war es, die Vollbeschäftigung wiederherzustellen, da in GB nach dem Zweiten WK eine hohe Zahl an Arbeits-losen herrschte. Deshalb enthielt der Keynes-Plan vor allem starke beschäftigungspolitische Maßnahmen. Die Briten waren bestrebt ein Währungssystem zu gestalten, das es ermöglicht einen Zahlungsbilanzausgleich zu schaffen ohne dabei die konjunkturelle Entwicklung zu beeinflussen.8

Anders sah es bei den USA aus. Diese waren am Ende des Zweiten WK zur größten Gläubigernation mit reichlichen Goldbeständen geworden. Es war ihnen daher nicht an einer kontraktiven Konjunkturpolitik gelegen. Sie befürchteten auch nicht, dass sich in ihrer Zahlungsbilanz Defizite einstellen würden. Die Amerikaner trugen die Sorge, dass sich die durch internationale Finanzierungs- mittel ermöglichte Güternachfrage auf den US- Amerikanischen Markt auswirken könnte, und dies zu Preissteigerungen führen würde, da die erhöhte Nachfrage evtl. nicht befriedigen werden kann. Ihr primäres Ziel war somit die Vermeidung einer Inflation.9

2.2 Keynes- oder Bancor-Plan

2.2.1 Bancor und International Clearing Union

Keynes sah vor, ein unabhängiges int. virtuelles Zahlungsmittel einzuführen, den sog. Bancor10, der über den nationalen Währungen steht. Der Wert des Bancor sollte in Gold definiert werden und die Mitgliedsstaaten sollten die Parität ihrer Währung gegenüber dem Bancor fixieren. Gleichzeitig strebte er die Gründung einer übernationalen Währungsreservebank an, die „International Clearing Union“, welche die Abrechnung im int. Zahlungsverkehr zwischen den Zentralbanken mit Hilfe des Bancor übernehmen sollte.11 Dies hätte wie folgt ausgesehen: Erzielt ein Land einen Devisenbilanzüberschuss, dann muss die inl. ZB die Devisen aufkaufen um den Wechselkurs zu festigen. Die Aufgabe der ICU war es, die Devisen aufzunehmen und auf dem Bancorkonto des Landes gutzuschreiben. Die Auslandswährung kann an ein Defizitland gegeben werden, d.h. dieses erhält einen Kredit und es erfolgt die Belastung auf seinem Bancorkonto. Im Falle eines Devisenbilanzfehlbetrags verhält es sich genau anders herum. Die ZB muss nun Devisen verkaufen, die sie sich bei der ICU gegen eine Belastung auf dem Bancorkonto beschaffen kann. Verfügt das Land über kein ausreichendes Guthaben, so kann es bei der ICU einen Überziehungskredit bis zu seiner max. Quote12 erwerben. Die ICU besitzt somit die Möglichkeit Währungsreserven zu schaffen.

Ihr Ziel bestand im Ausgleich der Leistungsbilanzen auf Basis stabiler Wechselkurse.14

Keynes wollte erreichen, dass Überschuss- und Defizitländer Ungleichgewichte in ihren Zahlungsbilanzen abbauen oder gar nicht erst entstehen lassen. Dem- entsprechend hätte ein Land dessen Bancorguthaben über seiner Quote gelegen wäre, genauso wie ein Defizitland Zinsen an die ICU zahlen müssen, d.h. ein Land das zu viele Überschüsse erwirtschaftet, hätte diese durch die Zahlung von Zinsen wieder verloren.15

Es bestand aber auch die Möglichkeit, dass Defizitländer bei Überschussländern Anleihen aufnehmen. Dadurch hätten beide die Gebührenzahlung an die ICU umgehen können. Ziel war es, das Brachliegen von Liquidität zu vermeiden.16

Bedeutsam an Keynes Vorschlag war, dass ein Defizitland nicht bilateral in die Schuldnerposition gegenüber dem Gläubigerland geraten wäre, sondern gegen- über der ICU als einer int. Institution.17

2.2.2 Wechselkursregelungen und Devisenverkehrsbeschränkung

Die Wechselkursregelungen hätten wie folgt ausgesehen: Beträgt der Schulden- stand eines Defizitlandes bei der ICU mehr als ein Viertel seiner Quote, dann kann es ohne Zustimmung der ICU den Kurs seiner Währung gegenüber dem Bancor bis zu 5 % anpassen. Übersteigt der Schuldenstand mehr als die Hälfte seiner Quote, kann die ICU eine Abwertung der Währung fordern und Maßnahmen empfehlen, welche die int. Zahlungsbilanz wieder ins Gleichgewicht bringen. Gelingt es dem Schuldnerland nicht, seinen Debetsaldo binnen zwei Jahren unter die Quote zu senken, dann darf ihn die ICU für insolvent erklären und ihm die Befugnis entziehen sein Konto weiter zu belasten.18

Im Hinblick auf die Aufwertung der Währung kann die ICU dazu nur anregen, allerdings nur, wenn das Guthaben eines Landes mehr als die Hälfte seiner Quote übersteigt.19

Bezüglich der Devisenverkehrsbeschränkung konnte jedes Land zwischen völliger Liberalisierung und Kontrolle des Kapitalverkehrs selbst entscheiden.20

2.3 White-Plan

2.3.1 Unitas und Stabilisierungsfonds

Der von den USA vorgelegte White-Plan sah wie Keynes eine int. Institution zur Stabilisierung des Währungssystems vor. Um die Wechselkurse zu festigen sollte der Fonds den Defizitländern Kredite gewähren. Diese konnten aber nur aus seinem eigenen Bestand an nationalen Währungen kommen, da es ihm nicht wie der ICU möglich war Währungsreserven zu bilden. Folglich hätten alle Mitgliedsstaaten Beiträge21 in den SF leisten müssen um ihn mit genügend Liquidität auszustatten. Da die USA das größte Gläubiger- und Überschussland dar- stellten, wollten sie ihren finanziellen Beitrag, und somit auch die Kreditvergabemöglichkeiten beschränken. Dementsprechend bestand i.d.H. der max. Kreditvergabe eine Abweichung zu Keynes, diese orientierte sich am Beitrag des jeweiligen Landes. Daher war für die ICU eine Kreditvergabemenge i.H.v. US-$ 36 Mrd. und für den SF nur i.H.v. US-$ 5 Mrd. berechnet worden. Die verschiedenen Interessen eines Defizit- und Überschusslandes zeigten sich auch darin, dass der White-Plan ausschließlich den Defizitländern Sanktionen auferlegt hätte wenn sie ihre Kreditquote übersteigen, um für den Ausgleich ihrer Zahlungsbilanz zu sorgen.22

Jeder Mitgliedsstaat sollte eine Parität seiner Währung, ausgedrückt in Unitas, festlegen. Der Wert des Unitas wäre an den Goldpreis gekoppelt gewesen, und somit nicht konvertibel. Demzufolge hätte das Darlehen eines Landes nicht in Unitas, sondern in Gold bezahlt werden müssen.23

2.3.2 Wechselkursregelungen und Devisenverkehrsbeschränkung

Die Wechselkursregelungen des White-Plan wären sehr starr gewesen. Hätte ein Mitgliedsland seine Währung gegenüber der Recheneinheit Unitas ändern wollen, so wäre dies nur bei einem massiven Zahlungsbilanzungleichgewicht und einer Zustimmung des Fonds mit einer Dreiviertel-Mehrheit möglich gewesen.24 Der wertmäßige Bestand des SF sollte durch Auf- und Abwertungen der Währung eines Landes nicht berührt werden. Daher hätte das betreffende Land bei einer Abwertung einen gleichwertigen Betrag seiner Währung oder Sicherheiten an den SF zahlen müssen, und bei einer Aufwertung erhält es vom SF einen gleichwertigen Betrag.25

Den Vereinigten Staaten war daran gelegen die Devisenverkehrsbeschränkungen aufzuheben, da sie den internationalen Handel beeinträchtigen.26

3 Abkommen von Bretton Woods

Am 27. Dezember 1945 wurde das Abkommen von 29 Mitgliedern unterzeich- net. Das Verhandlungsergebnis kann als ein Mittelweg zwischen dem Keynes- und White-Plan angesehen werden, wobei die Interessen der USA im Vordergrund standen, und somit der SF und die Begrenzung der Kreditverpflichtungen eines Gläubigerlandes. Das Abkommen spiegelt die dominierende Rolle der Vereinigten Staaten nach dem Zweiten WK wieder.27

Das Währungssystem von Bretton Woods war ein Gold-Devisen-Standard mit „stufenflexiblen“ Wechselkursen, in dem die Währungen der Teilnehmerländer in Dollar konvertierbar waren, und die Dollarreserven der Länder außerhalb der USA konnten zu einem festgelegten Preis in Gold umgetauscht werden.28

Auf dem in Bretton Woods beschlossenen Abkommen wurde dem US-Dollar die Rolle als Leit- und Weltreservewährung29 zugeteilt, d.h. die Mitgliedsländer mussten die Parität ihrer Währung am Dollar fixieren. Nur der US-$ war an Gold und nicht an andere Währungen gebunden. Es wurde eine Parität von 35 US-$ pro Unze Gold festgelegt. Da sich die US-ZB (FED) freiwillig zum An- und Verkauf von Dollar gegen Gold zu diesem Preis verpflichtete, und durch die Bindung des Dollars an Gold, mussten die USA eine stabile Geldpolitik verfolgen, d.h. sie konnten die Geldmenge nicht beliebig durch die Notenbank- presse ausweiten. Ihre Goldreserven mussten den Dollarreserven der anderen Länder entsprechen. Die ZB der Länder mussten die Wechselkurse innerhalb einer Schwankungsbreite von +/- 1 % um diese Parität stabilisieren, indem sie Käufe und Verkäufe einheimischer Währung gegen US-$ tätigten. Voraussetzung hierfür war, dass bei den ZB ausreichend Währungsreserven vorhanden sind.30 Die Bandbreite i.H.v. 1 % sollte verhindern, dass die ZB nicht bereits bei kleinen Wechselkursschwankungen intervenieren müssen.31

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Das Währungssystem von Bretton Woods 1944 bis 1971
Hochschule
Hochschule Pforzheim
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
30
Katalognummer
V78528
ISBN (eBook)
9783638840958
ISBN (Buch)
9783640423767
Dateigröße
665 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Währungssystem, Bretton, Woods
Arbeit zitieren
Nicole Bauer (Autor:in), 2006, Das Währungssystem von Bretton Woods 1944 bis 1971, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78528

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