Sprachenvielfalt und Wirtschaftlichkeit. Die Vorteile struktureller und semantischer Aufbereitung auf die Qualität der Übersetzung


Diplomarbeit, 2006

103 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Motivation und Ziel der Arbeit
1.2 Definitionsbereich
1.3 Aufbau der Arbeit
1.4 Forschungshypothesen

2 Grundlagen
2.1 Grundlegende Aspekte der technischen Dokumentation
2.1.1 Eigenschaften technischer Dokumentationen
2.1.2 Zur Qualitätsbeurteilung technischer Dokumentationen
2.1.3 Zur Verständlichkeit technischer Dokumentationen
2.1.4 Die Information Mapping Methode
2.2 Grundlegende Aspekte des Übersetzens
2.2.1 Übersetzungswissenschaftliche Grundlagen
2.2.2 Ablauf des Übersetzungsprozesses
2.2.3 Probleme bei der Übersetzung technischer Texte
2.2.4 Zur Qualitätsbeurteilung von Übersetzungen
2.2.5 Integrierte Übersetzungssysteme
2.3 Grundlegende Aspekte der Informationswissenschaft
2.3.1 Die Theorie informationeller Mehrwerte von Kuhlen
2.3.1.1 Die Stufen der Informationsarbeit
2.3.1.2 Die Systematik informationeller Mehrwerte
2.3.2 Semantische Technologien
2.3.2.1 Metadaten
2.3.2.2 Das Semantic Web
2.3.2.3 Topic Maps
2.3.3 Dokumenten-Management-Systeme

3 Wirkung struktureller Aufbereitung durch Information Mapping
3.1 Information Mapping aus Verständlichkeitsperspektive
3.1.1 Vorüberlegungen
3.1.2 Untersuchungen am Beispieltext
3.2 Einfluss auf die Qualität der technischen Dokumentation
3.2.1 Vorüberlegungen
3.2.2 Untersuchungen am Beispieltext
3.3 Einfluss auf die Qualität der Übersetzung
3.3.1 Vorüberlegungen
3.3.2 Untersuchungen am Beispieltext
3.4 Einfluss auf die Effektivität des Übersetzungsvorgangs
3.4.1 Effekte der Modularisierung durch die Information Mapping Methode
3.4.2 Einsatzpotenzial der Information Mapping Methode für integrierte Übersetzungssysteme
3.4.3 Einsatzpotenziale von Dokumenten-Management-Systemen im Übersetzungsprozess
3.5 Wirkung auf den Aufwand der Übersetzung
3.6 Fazit

4 Semantische Technologien in der Übersetzung
4.1 Einsatzpotenzial von Topic Maps
4.2 Einsatzpotenzial von Semantic Webs
4.3 Fazit

5 Potenziale der Mehrwertgenerierung
5.1 Mehrwertgenerierung durch semantische Aufbereitung
5.1.1 Identifikation der geleisteten Informationsarbeit
5.1.2 Einordnung in die Systematik informationeller Mehrwerte
5.1.3 Fazit
5.2 Mehrwertgenerierung durch strukturelle Aufbereitung
5.2.1 Identifikation der geleisteten Informationsarbeit
5.2.2 Einordnung in die Systematik informationeller Mehrwerte
5.2.3 Fazit
5.3 Abschließende Bemerkung

6 Schlussfolgerungen
6.1 Übertragung der Ergebnisse auf andere Vorstrukturierungsmethoden
6.2 Anwendbarkeit auf andere Textsorten
6.3 Konzept für ein Bewertungsmodell

7 Ausblick

Abkürzungen

Abbildungen

Tabellen

Literatur

Glossar

Anhang

Zusammenfassung: In der Arbeit wird die qualitative sowie ökonomische Wirkung struktureller Aufbereitung auf die Übersetzung am Beispiel der Information Mapping Methode und der technischen Dokumentation untersucht sowie Einsatzmöglichkeiten semantischer Technologien in der Übersetzung aufgezeigt. Die Untersuchungsergebnisse werden in einem Bewertungsmodell abstrahiert und zusammengefasst.

Schlagworte: Übersetzung, Qualität, Verständlichkeit, technische Dokumentation, Information Mapping Methode, Semantic Web, Topic Maps, informationeller Mehrwert, Translation-Memory, Dokumenten-Management-System.

1 Einleitung

„Viele glauben, ein allgemeinverständlicher Text, in dem die Dinge so erklärt sind, daß alle sie verstehen, stelle geringere Anforderungen an die Ausdrucksfähigkeit als eine spe­zialisierte wissenschaftliche Untersuchung, bei der alles in Formeln ausgedrückt ist, die nur weniger Eingeweihte verstehen. Das stimmt in keiner Weise. (…) Gewöhnlich lassen Bücher, in denen die verwendeten Begriffe nicht völlig allgemeinverständlich erklärt wer­den (und in denen man sich sozusagen augenzwinkernd von Fachmann zu Fachmann ver­ständigt) auf viel unsicherere Autoren schließen als die, in denen der Autor jede Verwei­sung und jeden weiteren Schritt erklärt“ ([Eco93], S. 183).

Die Verständlichkeit von Fachtexten ist einer der Ausgangspunkte der Untersuchungen in dieser Arbeit. Zudem ist sie die Grundvoraussetzung für gute und ebenfalls verständliche Übersetzungen. Die Übersetzungsbranche sieht sich der neuen Herausforderung gegen­über, eine erhöhte Sprachenvielfalt mit Wirtschaftlichkeit zu vereinbaren, um der gestei­gerten Übersetzungsnachfrage seit der Erweiterung der Europäischen Union auf 25 Mit­gliedstaaten gerecht werden zu können (vgl. [Wirt06]). Diese Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten.

1.1 Motivation und Ziel der Arbeit

Motivation der Arbeit ist, die Verbesserung der Verständlichkeit und Qualität technischer Dokumentationen und deren Übersetzungen durch neue Anregungen für die Wirtschaft voranzutreiben. Bei einer Umsetzung der in der Arbeit untersuchten Methoden im Unter­nehmen können diese den neuen Anforderungen aus der Globalisierung und der damit ver­bundenen Steigerung des Übersetzungsvolumens technischer Dokumentationen hoffentlich besser gerecht werden.

Das primäre Ziel der Arbeit soll sein, die positive Wirkung struktureller und semantischer Aufbereitung auf die Qualität technischer Übersetzungen zu beweisen. Die Untersuchung orientiert sich an fünf Forschungshypothesen, welche im Verlauf der Arbeit bestätigt bzw. verworfen werden sollen.

Strukturelle Aufbereitung meint die verständlichere Formulierung und Strukturierung der Sprache der Ausgangstexte. Dafür wird eine Methode als prototypischer Vertreter weiterer Strukturierungstechniken betrachtet: die Information Mapping Methode[1].

Mit der semantischen Aufbereitung sind die Technologien der Anreicherung von Informati­onsressourcen mit semantischen Metainformationen gemeint, welche dem Über­setzer zusätzliche Informationen zum Text und dessen Inhalt liefern sollen.

1.2 Definitionsbereich

Ursprünglich sollte die Wirkungsweise struktureller und semantischer Aufbereitung auf die Übersetzungsqualität generell für alle Texte bestimmt werden. Dies erwies sich jedoch aufgrund der hohen Variabilität der unterschiedlichen Textsorten als nicht praktikabel, weswegen eine Einschränkung auf die Textsorte der technischen Dokumentation vorge­nommen wurde. Die Wahl fiel auf diese Textsorte, da die betrachteten Vorstrukturie­rungsmethoden aus den Verbesserungsbemühungen der technischen Dokumentation ent­standen sind und sich somit ihre Wirkungsweise dort bestmöglich demonstrieren lässt. In welchem Rahmen eine Anwendung dieser Methoden auf andere Textsorten möglich ist, wird am Ende der Arbeit erläutert.

Für die Untersuchung wurde beispielhaft die Information Mapping Methode herausgegrif­fen, um an ihr die Wirkungsweisen struktureller Aufbereitung konkret demonstrieren zu können. Die entsprechenden Ergebnisse sollen anschließend abstrahiert werden, um eine allgemeine Aussage treffen zu können. Dies spiegelt sich im Bewertungsmodell wider.

Weiterhin werden in dieser Arbeit ausschließlich Übersetzungsprozesse betrachtet, welche durch Menschen, nicht aber durch Maschinen durchgeführt werden. Dies liegt hauptsäch­lich in den noch unausgereiften Möglichkeiten der automatischen Übersetzung begründet.

1.3 Aufbau der Arbeit

Im Grundlagenteil der Arbeit werden einzelne Aspekte aus den Wissensgebieten der techni­schen Dokumentation, des Übersetzens und der Informationswissenschaft einge­führt, auf die im Verlauf der Arbeit zurückgegriffen wird.

Der Hauptteil der Arbeit umfasst die Kapitel 3 bis 5. Kapitel 3 befasst sich mit der Wir­kungsweise struktureller Aufbereitung am Beispiel der Information Mapping Methode, welche theoretisch abgeleitet als auch praktisch bewiesen wird. Dabei wird untersucht inwiefern sie die Verständlichkeit und Qualität der Ausgangsdokumente und Übersetzun­gen sowie die Effektivität des Übersetzungsprozesses steigern kann.

Kapitel 4 widmet sich dem Einsatzpotenzial semantischer Technologien für die Überset­zung technischer Dokumentationen. Dabei wird der Fokus von der Aufbereitung auf Text­ebene auf übersetzungsunterstützende Anwendungssysteme erweitert. Ziel dieses Ab­schnittes ist, Einsatzmöglichkeiten semantischer Technologien aufzudecken, welche die Übersetzung technischer Dokumentationen erleichtern und damit die Qualität der Überset­zung verbessern.

Eine ökonomische Sichtweise auf die strukturelle und semantische Aufbereitung wird in Kapitel 5 eingenommen, wo für beide Formen der Aufbereitung die jeweilig entstehenden informationellen Mehrwerte ermittelt werden.

In Kapitel 6 soll die Verallgemeinerung der Aussagen auf andere Textsorten und Vorstruktu­rierungsmethoden in Form eines Bewertungsmodells versucht werden.

Die Arbeit schließt mit einem Ausblick, welcher Anregungen für weitere Untersuchungen gibt.

1.4 Forschungshypothesen

Die folgenden Forschungshypothesen sollen im Verlauf der Arbeit bewiesen werden:

1.Die Vorstrukturierung des Ausgangstextes erzeugt einen für den Übersetzer verständliche­ren Text. Dies resultiert in einer besseren Qualität des Translates.
2.Die Vorstrukturierung des Ausgangstextes bewirkt eine Reduktion des Übersetzungsvo­lumens und der Übersetzungskosten.
3.Die Vorstrukturierung erhöht die Effektivität des Übersetzungsprozesses.
4.Semantische Technologien erhöhen die Qualität der Übersetzungen technischer Doku­mentationen.
5.Semantische Technologien erhöhen die Effektivität des Übersetzungsprozesses.

2.Grundlagen

In der vorliegenden Arbeit werden die drei Wissensgebiete technische Dokumentation, Übersetzen technischer Texte und Informationswissenschaft interdisziplinär miteinander vereint. Dieses Kapitel der Arbeit dient der grundlegenden Einführung in einzelne Aspekte der jeweiligen Wissensgebiete, auf welche im Verlauf der Arbeit aufgebaut wird.

Der Abschnitt 2.1 Grundlegende Aspekte der technischen Dokumentation enthält Ausführun­gen zur Textsorte der technischen Dokumentation sowie zur Information Map­ping Methode.

Da die Übersetzungen technischer Dokumentationen im Zentrum der Arbeit stehen, wird in Abschnitt 2.2 Grundlegende Aspekte des Übersetzens eine Einführung in ausgewählte Themengebiete der Übersetzungswissenschaft gegeben.

Der Abschnitt 2.3 Grundlegende Aspekte der Informationswissenschaft ist den semanti­schen Technologien zur Informationsaufbereitung sowie der Theorie der informationellen Mehrwerte von Kuhlen gewidmet.

2.1 Grundlegende Aspekte der technischen Dokumentation

Zunächst werden die Eigenschaften der Textsorte „technische Dokumentation“ betrachtet (Kapitel 2.1.1), wobei eine Einordnung der Textsorte, ihre Funktion sowie Zielgruppe erläutert werden.

Kapitel 2.1.2 stellt die Möglichkeiten der Qualitätsbeurteilung von technischen Dokumentationen vor. Dies ist die Grundlage der Qualitätsbeurteilungen im Hauptteil die­ser Arbeit.

Die Verständlichkeit von Texten spielt in dieser Arbeit eine zentrale Rolle. In Kapitel 2.1.3 werden Gründe aufgezeigt, warum die technische Dokumentation weiterhin ein schlechtes Image bezüglich ihrer Verständlichkeit besitzt sowie ein Modell zur Bewertung der Ver­ständlichkeit vorgestellt.

Die Information Mapping Methode dient als exemplarischer Vertreter struktureller Aufbe­reitungsmethoden in dieser Arbeit und wird in Kapitel 2.1.4 vorgestellt.

2.1.1 Eigenschaften technischer Dokumentationen

Zur Textsorte der technischen Dokumentation

Technische Dokumentationen gehören laut Göpferich zu den didaktisch-instruktiven, tech­nischen Texten, d.h. sie verbreitern den aktuellen Wissensstand für die praktische Anwen­dung ([Göpf98], S. 91). Ihre kommunikative Funktion besteht in der Interaktion zwischen Mensch und Technik (Mensch-Technik-interaktionsorientierter Text). Sie sollen den Adressaten eines Textes in die Lage versetzen, mit einem bestimmten Gegenstand oder Gerät praktisch umzugehen ([Göpf98], S. 94).

Die technische Dokumentation kann in vielfältigen Varianten auftreten, welche keiner einheitlichen Makrostruktur gehorchen ([Edel03], S. 42). Es seien nur auszugsweise die folgenden genannt: Bedienungs- und Betriebsanleitungen, Bedienungsanweisungen, tech­nische Beschreibungen, Stücklisten, Ersatzteilkataloge, Wartungsanleitungen, Anwender- und Referenzhandbücher, Produktbeschreibungen, Referenzkarten, Hilfetexte, Kurzanlei­tungen ([Edel03], S. 41). Diese Formen können als externe technische Dokumentationen bezeichnet werden, welche dem Anwender die Inbetriebnahme und die Nutzung eines Pro­duktes ermöglichen sollen. Sie gehen aus den so genannten internen technischen Doku­mentationen hervor, welche das Wissen über ein Produkt intern im Unternehmen bündeln. Dazu zählen z.B. Pflichtenhefte, Entwicklungsunterlagen, Fertigungsunterlagen oder bei Softwareprodukten die Sourcedokumentation. Übersetzungsbedarf besteht hauptsächlich für die externe technische Dokumentation ([Grah+00], S. 164).

Die in dieser Arbeit getroffenen Aussagen sollen für alle Textvarianten der externen technischen Dokumentation gelten, da sie hauptsächlich für eine Übersetzung in Frage kommen. Sicherlich sind die gewonnenen Erkenntnisse auch auf interne technische Do­kumentationen übertragbar, insofern für sie ein Übersetzungsbedarf besteht.

Funktion

Neben ihrer anleitenden Funktion dient die technische Dokumentation ebenso der externen Kommunikation, d.h. der Kommunikation zwischen dem Hersteller eines Produkts und den Nutzern des Produkts ([Edel03], S. 39f). Eine gut geschriebene Dokumentation kann als Werbung für den Hersteller eines Produktes angesehen werden, auch wenn sie keine werbenden Elemente enthält ([Edel03], S. 43). Sie kann die Zufriedenheit der Kunden steigern und sogar Folgekäufe und Weiterempfehlungen der zufriedenen Kunden nach sich ziehen ([Nick01], S. 45f). Weiterhin stellt sie das Wissen über ein Produkt und dessen Handhabung zusammen und ist somit auch für firmeninterne Zwecke nutzbar (z.B. Schu­lungen der Mitarbeiter) ([Edel03], S. 43f).

Zielgruppe

Wichtiger Ausgangspunkt für die Formulierung von Texten ist die Zielgruppe, an die sich der Text richtet. Diese Zielgruppe ist bei technischen Dokumentationen oft inhomogen und anonym, d.h. mit einer technischen Dokumentation werden Adressaten unterschiedlicher Wissensniveaus angesprochen ([Edel03], S. 71ff; [Göpf98], S. 91).

Bekannt ist das Leserverhalten, wonach die Leser selektiv vorgehen, d.h. sie lesen den Text selten vollständig durch, überfliegen ihn lediglich und verfolgen dabei keine systematische Vorgehensweise ([Edel03], S. 74f). Lehrndorfer definiert vier Lesertypen: den diszipli­nierten Leser, der eine Dokumentation linear durchliest, den undisziplinierten Leser, der selektiv liest und möglichst schnell die Information aufnehmen möchte, den Fachmann, der gezielt Informationen nachschlägt und den Praktiker, der das Gelesene in die Praxis umsetzen möchte ([Lehr99], S. 130).

2.1.2 Zur Qualitätsbeurteilung technischer Dokumentationen

Um die Qualität einer technischen Dokumentation beurteilen zu können, müssen Text, Gegenstand und die Interaktion mit dem Gegenstand betrachtet werden ([Göpf98], S. 94). Daher wird sie einerseits inhaltlich von Gutachtern auf Vollständigkeit, Korrektheit und Verständlichkeit überprüft und andererseits einem Praxistext mit Benutzern unterzogen ([Bock93], S. 8; [Geye00], S. 15).

Für die Gutachterexpertise werden Checklisten zur Überprüfung bestimmter Kriterien ei­ner technischen Dokumentation genutzt. Für die Bewertung der Qualität der technischen Dokumentation wird in dieser Arbeit die Richtlinie der tekom, der Gesellschaft für techni­sche Kommunikation e.V., verwendet. Mit Hilfe dieser Richtlinie kann die Qualität an­hand von zehn Kriterien beurteilt werden ([tekom91]):

1.Äußere Form/Ausführung: Qualität der Bindung, Papier- und Druckqualität, Gesamtgestaltung/Aufmachung, Format der Dokumentation,
2.Gestaltung: Typografie, Layout, Satzspiegel,
3.Orientierungshilfen/Verzeichnisse: Inhalts-, Fachwort-, Stichwort-, Abkürzungs-, Abbildungs-, Tabellen-, Literaturverzeichnis, Verzeichnis der verwendeten Einheiten und Symbole, Wegweiser, Kolumnentitel,
4.Gliederung: Gesamtgliederung, Aufteilung in Teilstrukturen, Aufteilung in Absätze, Überschriften,
5.Text: einheitliche Terminologie, leicht verständliche und eindeutige Formulierungen,
6.Abbildungen: Eindeutigkeit der Bildelemente, Legende, Detaillierungsgrad, Darstellungsart, Text- und Bildinformation,
7.Gesetze, Normen, Regeln, Richtlinien: Berücksichtigung relevanter Normen,
8.Sicherheitsbestimmungen: adäquate Vermittlung der Sicherheitsbestimmungen,
9.Entsorgungsmaßnahmen: Berücksichtigung entsprechender Entsorgungsmaßnahmen und
10.Zielgruppe: Berücksichtigung der Erwartungen der Zielgruppe.

Nicht alle Kriterien können auf alle Textvarianten der technischen Dokumentation angewendet werden (z.B. 9. Entsorgungsmaßnahmen). Die Richtlinie stellt eine grobe Ori­entierung dar, welche für die Beurteilung einer konkreten technischen Dokumentation an­gepasst werden muss ([Geye00], S. 21). Sie kann zudem keine Aussage darüber treffen, ob das Produkt vollständig und korrekt beschrieben wurde ([tekom91], Vorwort). Die An­wendung dieses Kriterienkatalogs wird in Abschnitt 3.2 demonstriert[2].

Ferner existieren weitere Kriterienkataloge für die Beurteilung der Qualität technischer Dokumentationen, welche jedoch aufgrund ihrer Komplexität in dieser Arbeit nicht an­wendbar waren (vgl. [Beck00], S. 98ff; ([Geye00], S. 21ff). Aufgrund des großen Umfangs von Praxistests wurde darauf ebenfalls im Rahmen dieser Arbeit verzichtet.

2.1.3 Zur Verständlichkeit technischer Dokumentationen

Technischen Dokumentationen geht ein schlechter Ruf voraus. Sie werden von ihren Le­sern häufig als kompliziert und unverständlich empfunden. Laut einer Studie zur Akzep­tanz von Gebrauchsanleitungen aus dem Jahr 1998 ärgern sich 85% der Befragten häufig oder ständig über Gebrauchsanleitungen ([Müll+98], S. 14). Folgende Gründe können dafür genannt werden ([Edel03], S. 69; [Göpf02], S. 157):

- unvollständige Informationen,
- eine unübersichtliche Struktur der Texte,
- eine falsche oder uneinheitliche Terminologie,
- mangelnder Praxis- und Adressatenbezug,
- unklare Aufforderungen,
- komplizierte Formulierungen,
- Zusammenhangslosigkeit,
- Weitschweifigkeit und
- eine unklare Zielgruppe.

Verständlichkeit

Verständlichkeit ist eine sehr komplexe Größe. Sie kann als „Zusammenfassende Bezeich­nung für Eigenschaften der Textgestaltung, die den Verstehensprozess und das Behalten eines Textes beeinflussen“ definiert werden ([Bußm02], S. 736). Neuerliche Betrachtungen beziehen allerdings nicht mehr nur auszählbare Textmerkmale wie bspw. Wort- und Satzlänge, sondern auch kognitionspsychologische Aspekte in die Erforschung der Verständlichkeit ein. Die Verständlichkeit eines Textes ist demnach nicht nur von der Fähigkeit eines Autors, verständlich zu formulieren, sondern auch von der Fähigkeit eines Rezipienten, den Text zu verstehen, abhängig (vgl. [Glüc05], S. 724). Wie ein Autor den Verstehensprozess beim Rezipienten durch verständliche Formulierungen unterstützen und beeinflussen kann, hat die Verständlichkeitsforschung in Form von verschiedenen Model­len zu erklären versucht, von denen eines nun vorgestellt wird.

Das Hamburger Verständlichkeitsmodell

Das Hamburger Verständlichkeitsmodell wurde anhand von empirischen Untersuchungen Hamburger Psychologen abgeleitet, wodurch es eine große praktische Aussagekraft erhält. Es definiert vier so genannte Verständlichkeitsdimensionen, welche jeweils durch Merk­malsausprägungen spezifiziert werden. Diese vier Verständlichkeitsdimensionen sind (vgl. [Lang+02], S. 21-27):

1. Einfachheit: einfache Darstellungen, kurze, einfache Sätze, geläufige Wörter, erklärte Fachwörter, konkrete und anschauliche Formulierungen,
2. Gliederung/Ordnung: folgerichtige und übersichtliche Gliederung, Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichem, erkennbarer roter Faden,
3. Kürze/Prägnanz: Beschränkung auf das Wesentliche, knappe und kurze Formulierungen, gedrängtes Erscheinungsbild, nur notwendige Darstellungen und
4. Anregende Zusätze: abwechslungsreiche und interessante Darstellung, anregende und persönliche Formulierungen.

Anhand dieser Dimensionen kann ein Text auf seine Verständlichkeit hin eingeschätzt werden. Der Grad der Verständlichkeit wird danach gemessen, wie viele der Ausprägungen von einem Text erfüllt sind, und durch + und – Zeichen symbolisiert. Dabei bedeutet ++ eine besonders positive Ausprägung der Eigenschaften, 0 die neutrale Mitte und – – eine besonders negative Ausprägung (vgl. [Lang+02], S. 31). Diese Bewertungen werden in ein Beurteilungsfenster eingetragen.

Einen optimal verständlichen Text kennzeichnet das folgende Beurteilungsfenster ([Lang+02], S. 32):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1: Beurteilungsfenster eines optimal verständlichen Textes ([Lang+02], S. 33)

Einfachheit und Gliederung/Ordnung sind die beiden wichtigsten Dimensionen und sollten möglichst stark ausgeprägt sein. Ein zu kurzer Text hat dagegen eine negative Auswirkung auf die Verständlichkeit, daher sollte er nicht zu knapp aber auch nicht zu weitschweifig sein. Anregende Zusätze bringen nur dann Vorteile, wenn der Text gut gegliedert ist. Zu­dem verlängern sie den Text, können einem kurzen Text jedoch zusätzliche Verständnis­hilfen bieten. Ihre Anwendung ist also relativ zu sehen ([Lang+02], S. 33).

Neben dem Hamburger Verständlichkeitsmodell existieren eine Reihe weiterer Erklärungs­modelle für die Verständlichkeit von Texten (z.B. das Modell von Groeben), welche theo­retisch fundierter, aber schwer praktisch einsetzbar sind ([Ball81], S. 217; [Nuss91], S. 176). Die hohe Praktikabilität des Hamburger Modells war ausschlaggebend für seinen weiteren Einsatz in dieser Arbeit (vgl. Abschnitt 3.1).

Die Verständlichkeit technischer Dokumentationen ist zumeist von den Fähigkeiten und der Ausbildung technischer Redakteure abhängig. Weiterbildungen zu Textproduktions­strategien befähigen sie dazu einfach verständliche und auf die Zielgruppe angepasste Do­kumentationen zu erstellen ([Bock93], S. 6). Die im folgenden Abschnitt betrachtete Me­thode sollte demnach unbedingt in den Ausbildungskanon technischer Redakteure aufge­nommen werden.

2.1.4 Die Information Mapping Methode

Die Information Mapping Methode ist eine Strukturierungsmethode, mit deren Hilfe Infor­mationen analysiert, strukturiert und modular aufbereitet werden können. Sie wurde auf­grund von wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Kognitionspsychologie von Robert E. Horn entwickelt. Grundlage waren vor allem Untersuchungen über die optische Wahrneh­mung und die Reaktionen des Menschen auf Texte ([Böhl97], S. 5).

Horn definiert die Information Mapping Methode als „a system of principles for identifying, categorizing, and interrelating the information required for learning-reference purposes” und „presenting them in formats that communicate quickly to the user” ([Info06a], S. 3). Sie findet in Branchen Anwendung, in denen Lesern komplexe Inhalte verständlich dargeboten werden müssen, was besonders auf die technische Dokumentation zutrifft.

Das Information Mapping Regelwerk besteht aus den Bausteinen ([Böhl97], S. 5):

- Analyse,
- Gliederung und
- Darstellung von Informationen.

Die Methode stellt Werkzeuge zur Verfügung und gibt Regeln und Empfehlungen zur Hand, um eine optimale Kommunikation zwischen Produkt und Benutzer zu erreichen. Diese Werkzeuge sind ([Böhl01], S. 130ff):

1. sieben Prinzipien, welche klare Regeln für die Aufbereitung von Informationen vorge­ben,
2. zwei neue Informationseinheiten – Informationsblock und Map, welche Informationen in überschaubare Module gliedern,
3. die Klassifizierung der Informationen in sieben Informationsarten[3], welche den Informationsumfang je nach Inhalt klassifizieren und
4. die zielgruppenorientierte Analyse, welche Informationen aus Sicht der Zielgruppe ermittelt.

Die zielgruppenorientierte Analyse

Am Beginn des Erstellungsprozesses eines gemappten Dokumentes steht die zielgruppenorientierte Analyse, bei der die Dokumentart, der Zweck des Dokumentes, die Informationsquellen, aus denen das Dokument entstehen soll, aus Rezipientensicht erfor­derliche Anleitungen oder Prozesse und notwendige Sachkenntnisse herausgearbeitet und die Inhalte des Dokumentes daraus abgeleitet werden ([Ande02], S. 11; [Böhl01], S. 132; [Scho+01], S. 49f). Dies ist wichtig, um die Dokumentation an verschiedene Lesertypen bzw. Zielgruppen anpassen zu können und evt. für jede Zielgruppe eine gesonderte Vari­ante der Dokumentation zu erstellen ([Edel03], S. 73).

Zwei Informationseinheiten

Bei der Entwicklung der Information Mapping Methode orientierte sich Horn stark an ei­nem modularen Konzept, wofür er zwei neue Informationseinheiten definierte.

Informationsblöcke bestehen aus maximal neun einfachen Sätzen und/oder Diagrammen über ein abgegrenztes Thema. Sie ersetzen die Gliederungsform des Absatzes. Die Darstellung eines Informationsblockes variiert je nach Informationsart. Eine besondere Form der Informationsblöcke sind die so genannten Schlüsselblöcke, welche die Kernaus­sage der Thematik widerspiegeln und für den Leser der Schlüssel zum Verständnis der Thematik sind.

Informationsblöcke können zu einer Information Map zusammengefasst werden, wobei nur maximal neun Informationsblöcke enthalten sein dürfen. Information Maps bündeln alle für ein Thema relevanten Informationen. Informationsblöcke werden mit Blockbeti­telungen und Information Maps mit Map-Titeln ausgezeichnet. Dabei wird der Text für den Leser übersichtlich strukturiert ([Horn93], S. 2ff).

Sieben Informationsarten

Informationsblöcke können den folgenden sieben Informationsarten zugeordnet werden. Je nach Informationsart stellt das Regelwerk der Information Mapping Methode eine feste Darstellungsart des jeweiligen Schlüsselblockes zur Verfügung (vgl. [Ande02], S. 13; [Horn97], S. 4).

Tab. 2.1: Die sieben Informationsarten und ihre Darstellungsarten (vgl. [Ande02], S. 13; [Horn97], S. 4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Reihenfolge der Informationsblöcke in einer Map gibt die Methode ebenfalls vor. Damit wird eine Hierarchisierung der Inhalte erreicht ([Horn92b], S. 321ff).

Sieben Prinzipien

Zusätzlich zur optischen und inhaltlichen Standardisierung der Dokumente durch die In­formationsarten wurden die folgenden sieben Prinzipien definiert, welche die gemappten Dokumente weiter vereinheitlichen sollen.

Tab. 2.2: Die sieben Prinzipien der Information Mapping Methode ([Ande02], S. 11; [Horn92b], S. 45ff; [Scho+01], S. 50)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Erstellungsprozess

Zusammenfassend lässt sich der Prozess der Erstellung eines gemappten Dokumentes wie folgt darstellen ([Böhl01], S. 132):

1.Recherche zur Informationsbeschaffung: Zusammentragen von notwendigen Informationen aus Dokumenten oder Expertenbesprechungen,
2.Zielgruppenorientierte Analyse: Bestimmung der Zielgruppe und des Zwecks des zu verfassenden Dokumentes,
3.Einordnung der Informationen in die unterschiedlichen Informationsarten,
4.Zusammenstellen der Informationsblöcke zu Maps,
5.Verfassen der Inhalte der Informationsblöcke und Information Maps unter Berücksichtigung der sieben Prinzipien und der empfohlenen Darstellungsarten für die unterschiedlichen Informationsarten und
6.Sortieren und Gruppieren der Maps in sinnvolle Einheiten.

Dies ist ein rekursiver Vorgang bei dem der Autor des Textes sämtliche Kernaussagen der Thematik Schritt für Schritt sammelt und so eine umfassende Darstellung der Thematik seiner Zielgruppe entsprechend erreicht (vgl. [Horn93], S. 2ff).

Die Information Mapping Methode und Sprachen

Die Information Mapping Methode bezieht sich nicht auf eine spezielle Sprache. Sie wurde für das Englische entwickelt und lässt sich auch problemlos in anderen Sprachen wie bspw. dem Deutschen oder sogar Japanischen anwenden. Sprachen, in denen die Me­thode nicht angewendet werden kann, sind bisher nicht bekannt[4]. Damit eignen sich ge­mappte Dokumente auch für Übersetzungen. Was dabei grundlegend zu beachten ist, the­matisiert das folgende Kapitel.

2.2 Grundlegende Aspekte des Übersetzens

Die Relevanz der Übersetzung technischer Dokumentationen drückt vor allem die EU-Richtlinie Maschinen aus (89/392/EWG und 98/37/EWG), welche für alle Maschinen eine Bedienungsanleitung in der jeweiligen Landessprache der Exportländer fordert (vgl. [Böch05], S. 125; [Edel03], S. 45). Zudem legt das Produkthaftungsgesetz von 1990 die Haftung der Hersteller oder Importeure für alle Schäden fest, die sich aus fehlerhaften Produkten ergeben. Da Bedienungsanleitungen auch zum Produkt gehören, unterliegen sie denselben Kriterien. Als Fehler eines Produktes zählen bspw. fehlende oder nur in einer Fremdsprache vorhandene Bedienungsanweisungen oder Warnhinweise ([Böch+05], Ka­pitel 6, S. 1). Daher sollte bei der Erstellung einer technischen Dokumentation in einer Ausgangssprache und ihrer Übertragung in eine Zielsprache besondere Sorgfalt walten, da bei Fehlern juristische Konsequenzen drohen.

Im Folgenden werden kurz einige wichtige Aspekte des Übersetzens technischer Texte herausgegriffen, welche für die Untersuchungen bezüglich der Wirkung der Vorstrukturie­rungsmethoden auf die Qualität der Übersetzungen grundlegend sind.

Zunächst wird dargelegt, was unter dem Begriff Übersetzen zu verstehen ist und welche grundlegenden Theorien sich diesbezüglich entwickelt haben (2.2.1). Anschließend folgt eine kurze Darstellung der Stufen des Übersetzungsprozesses (2.2.2) sowie der Probleme, die sich bei der Übersetzung technischer Texte häufig ergeben (2.2.3). Wie die Qualität einer Übersetzung bewertet werden kann und welche Probleme dabei bestehen, wird in Abschnitt 2.2.4 behandelt. Den Abschluss des Kapitels bilden einige Erläuterungen zu integrierten Übersetzungssystemen (2.2.5).

2.2.1 Übersetzungswissenschaftliche Grundlagen

Begriffsklärungen

Eine Definition des Übersetzens liefert Kade: „Wir verstehen (…) unter Übersetzen die Translation eines fixierten und demzufolge permanent dargebotenen bzw. beliebig oft wiederholbaren Textes der Ausgangssprache in einen jederzeit kontrollierbaren und wie­derholt korrigierbaren Text der Zielsprache“ ([Snell99], S. 37). Das Produkt von Überset­zungsprozessen kann als Translat, der Ausführende dieser Prozesse als Translator bezeich­net werden ([Snell99], S. 37).

Übersetzungswissenschaftliche Ansätze

In der Übersetzungswissenschaft existieren verschiedene Strömungen, welche unterschiedli­che Auffassungen über den Vorgang des Übersetzens vertreten. In dieser Ar­beit sollen zwei davon kurz vorgestellt werden, da sie auf das Themengebiet der Überset­zung technischer Dokumentationen in besonderem Maße zutreffen. Dies sind der hand­lungstheoretische und der kommunikationswissenschaftliche Ansatz.

Der handlungstheoretische Ansatz

Die Vertreter des handlungstheoretischen Ansatzes (auch Skopostheorie genannt) betrach­ten den Vorgang des Übersetzens als eine Handlung, die durch ihren Zweck bestimmt wird. Maßgeblich für den Erfolg einer Übersetzung ist demnach nicht die funktionsgleiche Übertragung eines Ausgangstextes in eine Zielsprache, sondern die Anpassung an den Zweck der Übersetzung ([Schm99a], S. 43f). Der jeweilige Zweck bzw. das jeweilige Handlungsziel (Skopos) einer Übersetzung wird durch den Übersetzungsauftrag bestimmt und ist ein maßgebliches Qualitätskriterium bei der Bewertung der Qualität der Überset­zung.

Bei technischen Dokumentationen ist es in besonderem Maße wichtig, das Handlungsziel, nämlich die Befähigung der Leser die beschriebenen Handlungsschritte auszuführen, in die Zielsprache zu übertragen. Dabei muss die Übersetzung die Erwartungen der Leser in der Zielkultur erfüllen, d.h. sie muss an die Situation der Rezipienten angepasst werden.

Der kommunikationswissenschaftliche Ansatz

Der kommunikationswissenschaftliche Ansatz (auch Leipziger Schule genannt) betrachtet die Übersetzung als spezielle Form der Kommunikation. Dieser Auffassung nach besteht das Ziel einer Übersetzung darin, die Information von Ausgangstext und Zieltext beizubehalten. Beide Texte sollen die (in etwa) gleichen Bewusstseinsinhalte auslösen. Dabei wird der Begriff des vergleichenden Dritten (tertium comparationis) eingeführt, welcher den kommunikativen Wert eines Textes unabhängig von seiner Repräsentations­sprache darstellt. Dieser kommunikative Wert soll in beiden Texten gleich sein, auch wenn er durch unterschiedliche sprachliche Mittel (Codes) erreicht wird. Das Wesen der Sprachmittlung liegt hier in der Umkodierung der Absicht des Senders eines Textes in die Zielsprache (vgl. [Sche03]).

Dies ist für die technische Dokumentation insofern relevant, als hier die Absicht des Sen­ders der technischen Dokumentation auch für den Empfänger in einer anderen Zielsprache klar werden muss. Die Übersetzung darf die Funktion des Textes nicht verändern.

2.2.2 Ablauf des Übersetzungsprozesses

Der Arbeitsablauf einer Übersetzung lässt sich in sechs Phasen untergliedern. Dabei wird nicht nur die Übertragung eines Textes aus einer Ausgangssprache in eine Zielsprache be­trachtet, sondern ebenso vor- und nachgelagerte Tätigkeiten mit einbezogen. Die sechs Phasen lauten wie folgt (vgl. [Rein04], S. 102):

Tab. 2.3: Ablauf des Übersetzungsprozesses (vgl. [Rein04], S. 102)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Teilhandlungen der Phasen 1. vorbereitende Verwaltung, 2. Übersetzungsvorbereitung, 4. Überprüfen, 5. abschließende Verwaltung und 6. Nachbereitung werden kontinuierlich und einmalig durchgeführt. Der Prozess des Übersetzens (3.) läuft diskontinuierlich und wiederholt ab. Während der Übersetzung wechseln sich prospektive Phasen und retro­spektive Phasen des Übersetzens in unregelmäßiger Reihenfolge ab. In den prospektiven Phasen werden noch zu übersetzende Textpassagen zum besseren Verständnis der aktuel­len Passage gelesen. In retrospektiven Phasen werden bereits übersetzte Passagen an evt. im Laufe der Übersetzung veränderte Zusammenhänge angepasst. Wie oft diese Phasen durchlaufen werden, hängt vom Wissen und den Erfahrungen des Übersetzers und von der Komplexität der Übersetzungsaufgabe ab. Die Übersetzungsphase lässt sich demnach als variabler Zyklus prospektiver und retrospektiver Phasen beschreiben ([Rein04], S. 103).

2.2.3 Probleme bei der Übersetzung technischer Texte

Der Übersetzer muss sich während der Übersetzung technischer Texte mit folgenden Übersetzungsproblemen auseinander setzen ([Schm99a], S. 56ff):

- Ausgangssprachen-Zielsprachen-Defizite: fehlendes Sprachwissen des Überset­zers bezüglich der Entsprechungen zwischen Ausgangs- und Zielsprache (kann durch Nachschlagen in Fachwörterbüchern o.ä. ausgeglichen werden),
- Ausgangstextdefekte: alle Textmerkmale, welche einen Ausgangstext subopti­mal erscheinen lassen wie bspw. eine die Verständlichkeit erschwerende Mak­rostruktur, uneinheitliche Terminologie, unlogische Abfolge der Inhalte, unvoll­ständige oder widersprüchliche Inhalte,
- Fachwissensdefizite: fehlendes Sachwissen des Übersetzers zu einem bestimm­ten Thema und
- Realia: Gegenstände, die nur in einer von zwei verglichenen Kulturen vorhan­den sind, und für die nur in der Ausgangskultur nicht jedoch in der Zielkultur ein entsprechender Begriff existiert (z.B. australische „road trains“).

Ausgangstextdefekte

In dieser Arbeit sind besonders die Ausgangstextdefekte von Interesse, da die strukturelle Aufbereitung von Texten an dieser Stelle eingreifen kann. Defekte Ausgangstexte sind in der translatorischen Praxis besonders im Bereich der technischen Übersetzung die Norm ([Schm99a], S. 61). Typische Defekte des Ausgangstextes sind (in ihrer Offensichtlichkeit in absteigender Reihenfolge):

- formale Defekte: fehlende oder doppelte Seiten und Textpassagen ([Schm99a], S. 62f),
- fehlerhafte Zahlen und Maßeinheiten: falsche Seitenangaben bei Querverwei­sen, unplausible Maßangaben wie bspw. „m“ anstatt „km“ bei großen Projekten ([Schm99a], S. 63ff),
- Tipp- bzw. Druckfehler: sinnverändernde Tippfehler wie bspw. „raucharm“ an­stelle „rauscharm“ ([Schm99a], S. 65ff),
- Diskrepanz zwischen Text und Abbildung: Vertauschen von Abbildung und zugehörigem Abbildungstitel, unterschiedliche Benennungen von Gegenständen im Text und in der Abbildung ([Schm99a], S. 68ff),
- Diskrepanz zwischen Text und Realität: Angaben in der Dokumentation stim­men nicht mit dem Produkt überein ([Schm99a], S. 85ff),
- Verständlichkeitsdefekte: unlogische Makrostruktur (falsche Gliederung des Dokumentes), falsche Thema-Rhema-Gliederung (z.B. Gefahrenhinweise am Ende der Dokumentation), mehrdeutige und unklare Formulierungen, unein­heitliche Benennung gleicher Begriffe ([Schm99a], S. 86ff),
- Ausdrucksdefekte: Verfasser kann technische Sachverhalte nicht angemessen ausdrücken aufgrund von sprachlicher Inkompetenz ([Schm99a], S. 94ff) und
- inhaltliche Defekte: Formulierungen des Ausgangstextes entsprechen nicht den Erwartungen ([Schm99a], S. 98ff).

Kulturspezifika

Zudem entstehen bei jeder Übersetzung Probleme durch unterschiedliche Textmuster und Verwendungsgebiete für Texte in unterschiedlichen Kulturkreisen (so genannte Kulturspe­zifika). Je nach Land können sich technische Texte in typischen Texteigenschaften wie bspw. Layout, Format, Typographie, Stil, Makrostruktur, Satzstrukturen oder Wortverwen­dungen unterscheiden ([Schm99a], S. 156ff).

Gemäß Skopostheorie liegt es nun in den Händen des Übersetzers den defekten Ausgangs­text dem Zweck entsprechend in die jeweilige Zielsprache zu übertragen und dabei even­tuell Defekte auszugleichen sowie Kulturspezifika zu erkennen und entsprechend anzupas­sen ([Horn99], S. 140f). Inwiefern hier Vorstrukturierungsmethoden helfen können, diese Probleme zu überwinden, wird in Kapitel 3.3 weiter erläutert.

2.2.4 Zur Qualitätsbeurteilung von Übersetzungen

Laut ISO Norm 9004-2 „Qualitätsmanagement bei Dienstleistungen“ besteht das Qualitäts­ziel einer Übersetzung in der „Zufriedenheit des Kunden unter Beachtung der berufsspezi­fischen Maßstäbe und der Berufsethik“ ([Schm99b], S. 394).

DIN 2345 „Übersetzungsaufträge“

Die DIN 2345 „Übersetzungsaufträge“ führt folgende Anforderungen an eine qualitativ hochwertige Übersetzung auf ([Baxm+99], S. 16):

1.Vollständigkeit: keine Verkürzungen des Ausgangstextes oder nur nach Absprache mit dem Auftraggeber,
2.Inhaltliche, terminologische Richtigkeit unter Berücksichtigung der geforderten Text­funktion,
3.Beachtung von Rechtschreibung und Grammatik, Angemessenheit des Sprach­gebrauchs,
4.Einhaltung der zieltextbezogenen Vereinbarungen mit dem Auftraggeber (formale Gestaltung wie bspw. Papierformat, typographische Gestaltung sowie sprachliche Gestaltung wie bspw. Namen und Kurzformen, firmeninterne Terminologie),
5.Einhaltung der weiteren organisatorischen Vereinbarungen mit dem Auftraggeber (z.B. Termin der Fertigstellung, Lieferform, Preis) und
6.Angemessenheit der Anmerkungen des Übersetzers, d.h. entsprechen die Veränderungen des Übersetzers den Anforderungen an die Übersetzung.

Sprachlich-inhaltliche Qualitätsmerkmale

Kundenorientierung allein kann nicht der Maßstab für Qualität sein. Ein Produkt per se besitzt ebenfalls eine Qualität ([Kuhl95], S. 94). Für den Fall der Übersetzung stehen dabei ihre sprachlich-inhaltlichen Eigenschaften im Mittelpunkt. Dabei sollte stets ein Vergleich zwischen Ausgangstext und Übersetzung stattfinden. Eine alleinige Betrachtung der Über­setzung ohne Berücksichtigung des Originals würde lediglich eine Aussage über die Sprachkenntnisse und stilistischen Fähigkeiten des Übersetzers, nicht jedoch über die Richtigkeit bzw. Angemessenheit der Übersetzung zulassen ([Reiß86], S. 19f). Anforde­rungen, welche eine gute Übersetzung laut Reiß zu erfüllen hat, sind:

- Funktionale Richtigkeit: In der Übersetzung soll sich die Funktion des Ausgangstextes ebenfalls wieder finden. Die Merkmale, die den Typ eines Textes bestimmen, sollen auch in der Übersetzung enthalten sein (z.B. Überset­zung eines Romans: Übermittlung der sprachlichen Bilder und Emotionen; Übersetzung einer Patentschrift: Übermittlung der Fakten) ([Reiß86], S. 24ff).
- Adäquatheit: Einem Wort in der einen Sprache können mehrere Wörter in der anderen Sprache in ihrer Bedeutung entsprechen. Aufgabe des Übersetzers ist nun, die jeweils für den Text und die Adressaten adäquate Formulierung zu wählen ([Reiß86], S. 54).
- Situative Richtigkeit: Der Ausgangstext ist in einen situativen Kontext gebettet, welcher die Wahl der sprachlichen Mittel entscheidend prägt (z.B. Wortwahl beim Ausbringen eines Toastes bei einem Empfang vs. in einer Kneipe). Dieser sollte auch in der Wortwahl der Übersetzung erkennbar sein ([Reiß86], S. 69ff).

Probleme der Qualitätsbeurteilung

Das größte Problem bei der Bewertung einer Übersetzung ist jenes der Subjektivität. Unterschiedliche Übersetzer werden niemals zwei identische Übersetzungen eines selben Ausgangstextes produzieren. Das hängt von der Interpretationsfähigkeit und der Persön­lichkeitsstruktur des jeweiligen Übersetzers ab. An dieser Stelle stößt ebenso die Überset­zungskritik an ihre Grenzen, da Kritiker ebenfalls nur eine subjektive Einschätzung der Qualität liefern können ([Reiß86], S. 92f). Die Qualität eines Textes lässt sich nicht pau­schal festlegen, sondern müsste je nach Übersetzungsauftrag und Textsorte neu definiert werden. Daher existiert weder für technische Übersetzungen noch für Übersetzungen all­gemein ein generell akzeptierter Bewertungsmaßstab ([Horn99], S. 290; [Schm97], S. 304).

2.2.5 Integrierte Übersetzungssysteme

Integrierte Übersetzungssysteme lassen sich zu den maschinellen Übersetzungshilfen zäh­len. Sie unterstützen den Übersetzer bei seiner Tätigkeit der Übersetzung, nehmen aber nicht selbständig eine Übersetzung vor. Diese Systeme der machine-aided human translation (MAHT) sind nicht mit der maschinellen Übersetzung zu verwechseln, der fully automatic machine translation (FAMT), bei der die Übersetzung durch ein Programm durchgeführt wird ([Schä02], S. 32).

Aufbau integrierter Übersetzungssysteme

Translation-Memory-Systeme sind Hauptbestandteil integrierter Übersetzungssysteme, welche neben der Translation-Memory-Datenbank eine Terminologiedatenbank sowie einen Texteditor bereitstellen ([Rein04], S. 35). Die folgende Abbildung zeigt den syste­matischen Aufbau:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.2: Übersetzungsablauf in einem integrierten Übersetzungssystem (vgl. [Rein04], S. 63)

Legende: Ausgangstext (AT), Terminologiedatenbank (TDB), Translation-Memory-Daten­bank (TM), Übersetzungseinheit (ÜE), Zieltext (ZT)

Translation-Memory- Systeme

Translation-Memory-Systeme, oder auch kurz Translation Memories genannt, können wie folgt definiert werden: „a translation memory is a multilingual text archive containing (segmented, aligned, parsed and classified) multilingual texts, allowing storage and retrieval of aligned multilingual text segments against various search conditions” ([Rein04], S. 35).

Ihre Hauptaufgabe besteht im automatischen Zugriff auf identische oder ähnliche Übersetzungsein­heiten aus bereits übersetzten Texten. Sie können in weitestem Sinne als Information-Retrieval-Systeme bezeichnet werden, da sie mit Hilfe von „Algorithmen das gezielte Suchen und Auffinden von Informationen in einem EDV-Speicher während eines Datenverarbeitungsprozesses“ unterstützen ([Rein04], S. 58).

Terminologieverwaltungssysteme und Terminologiedatenbanken

Terminologieverwaltungssysteme sind spezielle Datenbanken, welche dazu dienen, terminologische Daten zu erarbeiten, zu bearbeiten, zu speichern und nach verschiedenen Kriterien zu suchen und bereitzustellen ([Maye98], S. 85). Sie besitzen eine Schnittstelle zu einem Textverarbeitungsprogramm, welches auf das Terminologieverwaltungssystem zugreift und terminologische Daten in die Textverarbeitung übernimmt. Sie unterscheiden sich von reinen Terminologiedatenbanken, welche für die bloße Speicherung der Termi­nologiedaten zuständig sind ([Maye98], S. 86). Terminologieverwaltungssysteme liegen zumeist lokal auf einem Rechner und können an ein Translation-Memory-System ange­bunden sein. Auf Terminologiedatenbanken kann auch global über das Internet zugegriffen werden ([Göpf98], S. 401ff).

Übersetzungsablauf

Liegen bereits Ausgangstexte und ihre zielsprachigen Entsprechungen vor, können sie über eine Synchronisation und eine Übertragung in das datenbankinterne Format in die Trans­lation-Memory-Datenbank übernommen werden (Alignment). Bei der Synchronisation werden beide Texte in Segmente (Übersetzungseinheiten) unterteilt, deren Größe der Übersetzer festlegt (Absätze, Sätze, Wortgruppen, Wörter), und paarweise abgespeichert. Die satzweise Segmentierung eines Textes wird am häufigsten vorgenommen ([Rein04], S. 70). Der zu übersetzende Ausgangstext wird ebenso in Übersetzungseinheiten (Sätze) zer­legt.

Die Übersetzung ist im Grunde genommen ein Stapelverarbeitungsprozess, welcher den Ausgangstext mit der Translation-Memory-Datenbank abgleicht. Dabei werden exakt identische Passagen des Ausgangstextes sowie jene, die einen vom Übersetzer bestimmten Ähnlichkeitsgrad nicht unterschreiten, automatisch mit den in der Translation-Memory-Datenbank abgelegten zielsprachigen Segmenten ersetzt ([Rein04], S. 62f). Daher wird auch eher von einer automatischen „Ersetzung“ als von einer „Übersetzung“ gesprochen. Diese so genannte Vorübersetzung erzeugt einen Mischtext aus bereits übersetzten und nicht übersetzten Passagen. Sie ist je nach Translation-Memory-System optional oder zwingend. Dem Übersetzer obliegt nun die Übersetzung der restlichen unübersetzten Pas­sagen sowie die Anpassung jener Passagen, für die keine 100%ige Übereinstimmung (Match) mit der Translation-Memory-Datenbank gefunden wurde ([Rein04], S. 62f). Anhan­d einer Hervorhebung kann der Übersetzer diese Passagen im Text sofort erkennen ([Göpf98], S. 403).

Die neuen ausgangssprachigen und zielsprachigen Textsegmente werden während der Übersetzung paarweise in der Translation-Memory-Datenbank abgespeichert und stehen somit für nachfolgende Übersetzungen zur Verfügung. Über die angegliederte Terminolo­giedatenbank kann sich der Übersetzer Einträge zu bereits abgespeicherten Termini anzei­gen lassen sowie neue Einträge hinzufügen ([Rein04], S. 62f).

2.3 Grundlegende Aspekte der Informationswissenschaft

In diesem Kapitel sollen einige für diese Arbeit wichtige Aspekte aus dem Forschungsge­biet der Informationswissenschaft dargelegt werden. Dazu gehört zum einen die Theorie der informationellen Mehrwerte nach Kuhlen, anhand welcher später das Potenzial der Vorstrukturierungsmethoden, informationelle Mehrwerte zu stiften, analysiert werden soll (2.3.1).

Zum anderen beschäftigt sich die Informationswissenschaft mit semantischen Technolo­gien, welche für das Management großer Daten- bzw. Informationsbestände in zunehmen­dem Maße nutzbringend sind. Daher ist diesem Kapitel eine kurze Abhandlung zu seman­tischen Aufbereitungsformen von Information angeschlossen (2.3.2), deren Einsatz für die Übersetzung technischer Dokumentationen in Kapitel 4 eingehender betrachtet wird.

Abschließend folgt eine kurze Einführung zu Dokumenten-Management-Systemen (2.3.3), welche ein zentrales Anwendungssystem des Informationmanagements darstellen und ebenso für die Verwaltung technischer Dokumentationen und deren Übersetzungen erheb­liche Potenziale entfalten können (vgl. Kapitel 3.4.2).

2.3.1 Die Theorie informationeller Mehrwerte von Kuhlen

Die Theorie der informationellen Mehrwerte von Kuhlen ([Kuhl95]) lehnt sich an die Theorie der Wertschöpfungskette (Value chain) von Porter an. Die Anschauung, dass ei­nem Industriegut durch die einzelnen Stufen der betrieblichen Wertschöpfung Stück für Stück ein Mehrwert hinzugefügt wird, überträgt Kuhlen auf Informationsgüter[5]. Dabei werden die einzelnen Stufen der Wissensproduktion und –aufbereitung bis hin zur Erstel­lung des Informationsguts auf ihre Wertschöpfungsanteile untersucht (Information chain) ([Kuhl95], S. 81).

In seiner Theorie der informationellen Mehrwerte geht Kuhlen davon aus, dass auf dem so genannten Informationsmarkt Wissen und Information gehandelt werden. Unter Information versteht Kuhlen handlungsrelevantes Wissen. Wissen wird nicht in seinem Rohzustand belassen, sondern durch einen Transformations- bzw. Veredelungsprozess zu Information umgewandelt. Dieser Umwandlungsprozess von Wissen in Information ent­spricht der Erzeugung informationeller Mehrwerte durch Informationsarbeit ([Kuhl95], S. 34).

Auf dem Informationsmarkt treten sich Angebot und Nachfrage mit unterschiedlichen Inte­ressen gegenüber. Anbietern von Informationsgütern dienen informationelle Mehrwerte dazu, den Tauschwert der Informationsgüter zu erhöhen. Dieser erhöhte Tauschwert sollte in einem für die Nachfrager erhöhten Gebrauchswert der Informationsgüter resultieren, dessen Nutzen sie für sich anerkennen und für den sie bereit sind, eine entsprechende mo­netäre oder sonstige Gegenleistung zu erbringen ([Kuhl95], S. 82). Der Tauschwert eines Informationsgutes ist durch dessen höhere Gewinnerzielung messbar. Der Gebrauchswert hingegen entsteht durch subjektive Einschätzung des Nutzers und ist somit nicht direkt messbar ([Kuhl95], S. 9).

2.3.1.1 Die Stufen der Informationsarbeit

Der Begriff Informationsarbeit

Informationelle Mehrwerte entstehen durch Informationsarbeit bezogen auf Wissensobjekte. Dabei kann sich die Informationsarbeit je nach Nutzennachfrage ändern und bei gleich bleibenden Wissensobjekten unterschiedliche Informationsgüter mit unter­schiedlichen informationellen Mehrwerten erzeugen ([Kuhl95], S. 83). Die jeweils er­zeugten Informationsgüter können selbst wiederum als Wissensobjekte für eine weitere informationelle Aufwertung dienen. Allgemein können unter dem Begriff Informationsar­beit alle Methoden und Verfahren zusammengefasst werden, die informationelle Mehr­werte erzeugen ([Kuhl95], S. 84).

Drei Stufen der Informationsarbeit

Die folgende Abbildung stellt die verschiedenen Stufen der Informationsarbeit dar, die aus einem Wissensobjekt eine handlungsrelevante Information erzeugen (vgl. [Kuhl95], S. 85):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.3: Prozess der Umwandlung von Wissensobjekten in aufbereitete Information (vgl. [Kuhl95], S. 85)

Dabei stellen die in der Abbildung blau hinterlegten Prozessschritte die drei Stufen der Mehrwertgenerierung dar, welche wie folgt beschrieben werden können ([Kuhl95], S. 86-89):

1. Wissensrekonstruktion: Abbildung von Wissensobjekten auf Wissen rekonstruierende informationelle Ressourcen durch Anwendung von Methoden mj (z.B. Erstellen eines Abstracts zu einem wissenschaftlichen Aufsatz),

2. Informationserarbeitung: Abbildung von Informationsressourcen auf Relevanzinformationen durch Anwendung von Methoden mk (z.B. Zugriff auf aufgear­beitete Wissensobjekte über Bibliothekskataloge zur Suche nach relevanten Informationen zu einem bestimmten Thema) und

3. Informationsaufbereitung: Abbildung der Menge der Relevanzinformationen auf die Menge der aufbereiteten Information durch Anwendung von Methoden ml, Verfahren zur Erzeugung informationeller Mehrwerte i.e.S., da eine Anpassung an spezielle Nutzerwünsche stattfindet (taylored information). Es wird zwischen zwei Verfahrens­arten der Informationsaufbereitung unterschieden:

- formale Verfahren: alle Formen der medialen Aufbereitung, z.B. Layout, Umsetzung von statistischer Information in Zeitreihen oder Diagrammen, Einsatz von Animation zur Verdeutlichung komplexer Prozesse, natürlich­sprachige Ausgabeformen etc. und
- pragmatische Verfahren: alle Verfahren, durch die Informationen an unter­schiedliche Benutzerbedürfnisse, unterschiedliche Informationsverhalten oder unterschiedliche Ziele angepasst werden können.

Die anderen in der Abbildung aufgeführten Prozessschritte dienen nicht der Generierung informationeller Mehrwerte, sondern stellen unterstützende bzw. angrenzende Prozesse dar. Während der Generierung informationeller Mehrwerte können Anfangs-, Zwischen- und Endprodukte durch die Informationsverwaltung gespeichert werden (mn), welche per se keinen informationellen Mehrwert stiftet. Die Phase der Informationsverarbeitung ob­liegt dem Nutzer, der aus der aufgearbeiteten Information jene Teilmenge herausfiltern muss, die er als Handlungsinformation für die Lösung seines individuellen Problems braucht (mm). Diese Teilmenge ist für jeden Nutzer je nach Problemstellung individuell unterschiedlich und kann somit nicht als generischer Wert des Produkts am Markt verkauft werden ([Kuhl95], S. 89f).

2.3.1.2 Die Systematik informationeller Mehrwerte

Im Verlauf der Informationsarbeit können unterschiedliche informationelle Mehrwerte an einem Informationsgut entstehen. In der Systematik informationeller Mehrwerte werden sie nach dem Tauschwert für den Produzenten der Information, dem Gebrauchswert für eine Organisation und dem Gebrauchswert für eine einzelne Person eingeteilt ([Kuhl95], S. 90f):

1. Produktbezogene informationelle Mehrwerte (Tauschwerte für den Produzenten):

- komparativer Mehrwert: größerer Informationswert einer elektronischen Version gegenüber einer korrespondierenden konventionellen Version,
- inhärenter Mehrwert: größerer Informationswert durch die Verbesserung einzelner Komponenten eines elektronischen Produkts, einer Dienstleistung oder auch Verbesserung der Gesamtleistung,
- agglomerativer Mehrwert: größerer Informationswert durch Agglomeration ursprünglich getrennter Leistungen und Produkte und
- integrativer Mehrwert: größerer Informationswert durch Kombination ver­schiedener Typen von Informationsprodukten oder –dienstleistungen.

2. Organisationsbezogene informationelle Mehrwerte (Gebrauchswerte für eine Organisa­tion):

- organisatorischer Mehrwert: Verbesserung von Organisationsstrukturen durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationssystemen (IuK-Systemen),
- strategischer Mehrwert: Wettbewerbsvorteile durch einen frühzeitigen und kontrollierten Einsatz von IuK-Systemen,
- innovativer Mehrwert: Entwicklung neuer Produkte und effizientere Reorganisation der bisherigen Abläufe und
- makroökonomischer Mehrwert: Strukturwandel in Wirtschaft und Beruf durch den Einsatz von IuK-Systemen.

3. Wirkungsbezogene individuelle informationelle Mehrwerte (Gebrauchswerte für ein Individuum):

- Mehrwerte mit Effizienzwirkung: schnellere, kostengünstigere, leichtere, umweltschonendere Durchführung bisheriger Tätigkeiten,
- Mehrwerte mit Effektivitätswirkung: bessere Erreichung festgelegter Ziele
- Ästhetische, emotionale Komfortwerte: Erhöhung der Akzeptanz, des allge­meinen Wohlbefindens und der Arbeitszufriedenheit beim Umgang mit technischen Systemen und
- Mehrwerte durch Flexibilität: flexible Anpassung des Informationsangebots an unterschiedliche Informationsverhalten, Informationsstile und situative Anforderungen.

2.3.2 Semantische Technologien

Im folgenden Abschnitt werden zwei Möglichkeiten der semantischen Vernetzung von Information aufgezeigt: das Semantic Web (2.3.2.2) und die Topic Maps (2.3.2.3). Diese zwei Technologien verkörpern zwei grundlegend unterschiedliche Ansätze der semanti­schen Aufbereitung von Information. Grundlage bei beiden ist jedoch die Anreicherung von Informationsressourcen durch Metadaten, welche gleich zu Beginn näher beleuchtet werden (2.3.2.1).

Im Gegensatz zu den strukturellen Aufbereitungsmethoden sind diese beiden Ansätze nicht speziell auf die Textsorte der technischen Dokumentation, sondern auf alle Arten von In­formation gleichermaßen anwendbar.

Auf eine genaue Beschreibung der Syntax beider Technologien wird verzichtet und nur ihre prinzipielle Funktionsweise erläutert.

2.3.2.1 Metadaten

Metadaten, oder auch Metainformation genannt, können als Beschreibungsdaten für Infor­mationsressourcen bezeichnet werden ([Stuck+05], S. 86). Sie beschreiben die Bedeutung bzw. die Semantik[6] einer Information, indem sie bspw. den Kontext, die Größe, die Seiten­zahl, die Sprache oder den Inhalt einer Informationsressource explizieren ([Gero04], S. 94; [Stuck+05], S. 86).

Metadaten entfalten ihren Nutzen besonders auf großen, heterogenen Datenbeständen wie bspw. dem World Wide Web (WWW). Für Hersteller von Informationsressourcen dienen sie der Strukturierung, Wartung und Katalogisierung der Ressourcen. Den Benutzern von Informationsressourcen helfen sie hauptsächlich bei der Suche nach Informationen ([Stuck+05], S. 87f).

2.3.2.2 Das Semantic Web

Die Grundidee

Das Semantic Web ist als eine Erweiterung des World Wide Web zu verstehen und wurde von Tim Berners-Lee ins Leben gerufen. Die Idee des Semantic Web besteht darin, Web-Inhalte für Maschinen verständlich zu machen. Dafür werden Web-Ressourcen mit se­mantischer Metainformation angereichert, welche durch Maschinen lesbar und interpre­tierbar ist. Suchanfragen seitens der Benutzer sollen damit eindeutig von der Maschine interpretiert werden können, welche dann besser passende Suchergebnisse liefert ([Sieb+06]).

Grundlage des Semantic Web sind nicht mehr Web-Ressourcen im Hypertext Markup Language-Format (HTML), welches keine semantische Annotation zulässt, sondern Informationsressourcen im eXtensible Markup Language-Format (XML). Darauf aufbau­end wurde der Resource Description Framework (RDF) Standard definiert, mit dessen Hilfe Web-Ressourcen Metainformationen hinzugefügt werden können. Anhand dieser maschinenlesbaren Metainformationen werden Web-Ressourcen klassifiziert und zueinan­der in Relation gestellt, woraus sich das Semantic Web aufspannt ([Stuck+05], S. 4ff).

Resource Description Framework (RDF)

Das Resource Description Framework umfasst drei Hauptkomponenten:

- das RDF-Datenmodell,
- die Syntax und
- die Schemasprache RDF-Schema (RDFS) ([Widh+02], S. 18).

RDF-Datenmodell

Das RDF-Datenmodell definiert die folgenden elementaren Objekttypen ([Ecks+04], S. 241ff; [Widh+02], S. 19):

- Ressourcen: alle Dinge, die durch RDF beschrieben werden können (z.B. Web-Seite, Datensammlung, Buch),
- Eigenschaften: zur Beschreibung von Ressourcen (z.B. Titel, Verfasser, Inhalt, Datum etc.) und
- Objekte: zur Beschreibung des Wertes einer Eigenschaft.
Verschiedene Ressourcen können mit Hilfe von RDF-Aussagen miteinander verbunden werden, welche die Ressource mit ihrer Eigenschaft und dem entsprechenden Wert in Be­ziehung setzt. Die Beschreibung wird in so genannten Subjekt-Prädikat-Objekt Tripeln zusammengefasst und als RDF-Graph dargestellt. Damit Ressourcen vernetzt werden kön­nen, müssen sie eindeutig durch einen Uniform Resource Identifier (URI) gekennzeichnet sein.

RDF-Syntax

Die RDF-Syntax basiert auf der XML-Syntax und definiert eigene Auszeichnungselemente zum Ausdruck der in den RDF-Aussagen enthaltenen semantischen Metainformationen. Diese Auszeichnungselemente werden den Web-Ressourcen, welche ebenfalls im XML-Format vorliegen, hinzugefügt und können von semantischen Web-Browsern interpretiert werden. Auf eine detaillierte Betrachtung der RDF-Syntax wird in dieser Arbeit verzichtet, da dies für das Verständnis der im Hauptteil folgenden Ausführungen nicht notwendig ist. Zur weiteren Lektüre empfiehlt sich jedoch ([Ecks+04], S. 241ff).

RDF-Schema (RDFS)

Grundlage dafür, dass mit RDF Web-Inhalte mit Metadaten beschrieben werden können, ist die Festlegung eines übergeordneten Vokabulars (auch Ontologie genannt). Dies ge­schieht in RDF-Schema (RDFS), welches die in der Metadatenbeschreibung (RDF) verwendeten Begriffe zueinander in Relation setzt. Aus dieser übergeordneten Begriffshie­rarchie lassen sich zusätzlich Rückschlüsse auf Inhalte ziehen ([Stuck+05], S. 6ff). Neben RDFS existiert eine weitere Auszeichnungssprache zur Erstellung von weitaus ausdrucks­stärkeren Begriffshierarchien: OWL (Web Ontology Language).

Die Standards RDF, RDFS und OWL unterliegen der Standardisierung durch das World Wide Web Consortium (W3C).

2.3.2.3 Topic Maps

Die Grundidee

Grundidee der Topic Maps ist Dokumente bzw. Informationsressourcen (z.B. Artikel in einem Lexikon) zu referenzieren und das darin enthaltene Wissen zu anderen Informationsressourcen in Relation zu setzen. Die Informationsressourcen selbst bleiben unangetastet, d.h. ihnen wird keine Metainformation zugeordnet. Allein ihre Vernetzung in einer Topic Map fügt den Ressourcen Metainformation hinzu (vgl. [Smol06], S. 86). Die Suche und Navigation innerhalb dieser Wissensbasis soll leichter, schneller und effektiver von Statten gehen ([Widh+02], S. 6).

Der Standard

Topic Maps sind im ISO/IEC Standard 13250 definiert, welcher folgende Konzepte be­schreibt ([Widh+02], S. 6ff):

- Topics: alles „Beschreibbare“, abhängig vom Kontext des modellierten Wissens (z.B. Person, Ort, Gegenstand),
- Topic Names: Definition der Namensvergabe an Topics,
- Topic Occurrences: Verbindung eines Topics mit einem externen Dokument oder einer binären Ressource (Referenzierung),
- Public Subject Descriptor: Identity-Attribut zur Vereinigung von Topics in unterschiedlichen Topic Maps,
- Assoziationen: Beziehungen zwischen Topics,
- Scopes: Gültigkeitsbereich für Topics zur Vermeidung von Namenskonflikten,
- Facets: Eigenschaft-Wert-Paare zur Zuordnung zu Topics, Assoziationen und anderen Facets,
- Topic Maps: Zusammenfassung der aufgezeigten Konzepte und
- Bounded Object Set: Ansatz zur Vernetzung von Topic Maps.

Eine Erweiterung dieses Standards stellen die XML Topic Maps dar (XTM). Danach kön­nen Topic Maps auf Basis von XML erstellt und ausgetauscht werden. Die Erweiterung enthält einige Änderungen zum vorgestellten Basismodell. Der Grundgedanke beider An­sätze ist jedoch gleich geblieben. Für weitere Informationen sei auf ([Widh+02], S. 369ff) verwiesen.

Wie diese beiden semantischen Technologien für die Übersetzung technischer Dokumentationen eingesetzt werden können, soll in Kapitel 4 vertieft werden.

2.3.3 Dokumenten-Management-Systeme

Dokumenten-Management-Systeme können insbesondere im Zusammenhang mit einer Vorstrukturierung ein erhebliches Potenzial für die Übersetzung technischer Dokumentationen entfalten. Daher werden sie an dieser Stelle kurz vorgestellt, bevor die­ses Potenzial in Abschnitt 3.4.3 genauer ausgeführt wird.

Begriffsklärung

Ein Dokumenten-Management-System (DMS) „ist ein Computersystem (…), mit dem jegliche Art von Information aufgenommen und verwaltet werden kann. Dabei ist es uner­heblich, ob diese Informationen auf Papier, Mikrofilm oder innerhalb eines Computersys­tems vorliegen“ ([Bern+94], S. 1). Es hilft dabei Informationen gezielt, zeitnah, konsistent, vollständig und situationsbezogen bereit zu stellen ([Kamp+97], S. 31).

Funktionalität

Das klassische Dokumenten-Management-System dient der Verwaltung von Status, Struktur, Lebenszyklus und Inhalt von Dokumenten. Es unterstützt die Speicherung von Dokumenten in unterschiedlichen Bearbeitungsständen anhand von dementsprechenden Versionen. Es lässt eine kooperative Bearbeitung von Dokumenten durch mehrere Benut­zer zu und ermöglicht die Recherche nach Dokumenten in einer Datenbank über eine Suchfunktion ([Götz+04], S. 4; [Kamp+97], S. 60f). Oftmals integrieren Dokumenten-Management-Systeme auch die Funktionalität von Content-Management-Systemen, indem sie nicht nur die Verwaltung ganzer Dokumente sondern auch einzelner Inhaltsbausteine (Content) unterstützen ([Lohr+01], S. 97).

Neben dieser Kernfunktionalität kann ein Dokumenten-Management-System weitere Sys­teme samt ihren Funktionen integrieren ([Kamp+97], S 28ff; [Lohr+01], S. 26):

- Archivierungssysteme: Indexierung, Kategorisierung von Dokumenten, Endab­lage von Dokumenten, welche als Nachweise für bestimmte Vorgänge langfris­tig archiviert werden müssen,
- Recherchesysteme: zentrale Erfassung und Aufbereitung von Informationen, welche hauptsächlich zur Abfrage durch Benutzer bereit gestellt werden,
- Workflow-Systeme: Eingliederung von Dokumenten in den Arbeitsfluss,
- Groupware-Systeme: gemeinsame Nutzung von Programm- und Informationsressourcen in Netzwerken, kooperatives Arbeiten und
- Datenbank-Management-Systeme: Speicherung und Referenzierung unterschiedlicher Dokumenttypen (Fax, E-Mail, Text, Tabellenkalkulation etc.).

3.Wirkung struktureller Aufbereitung durch Information Mapping

In diesem Kapitel soll die Wirkung struktureller Aufbereitung durch die Information Map­ping Technik auf technische Dokumentationen und deren Übersetzung untersucht werden.

Dabei wird zunächst ihr direkter Einfluss auf die Verständlichkeit (3.1) und Qualität (3.2) der technischen Dokumentation sowie anschließend ihr indirekter Einfluss auf die Qualität der Übersetzung (3.3) aus den Eigenschaften der Methode abgeleitet und jeweils an einem Beispieltext belegt.

Bei dem Beispieltext handelt es sich um die Bedienungsanleitung für das Analysegerät vario MICRO der Firma Elementar Analysensysteme GmbH (Hanau), welches chemische Elemente vollautomatisch und quantitativ analysiert. Eine ursprünglich von der Firma selbst erstellte Bedienungsanleitung sowie die von der Arakanga GmbH (Hanau) gemappte und ins Englische übersetzte Version der Anleitung bilden den untersuchten Textkorpus. Sämtliche Texte wurden der Autorin von der Arakanga GmbH zur Verfügung gestellt. Im Verlauf der Untersuchung wird der unstrukturierte Text als Original, die jeweils struktu­rierten Texte als gemappte Version Deutsch (IMAP_DE) oder gemappte Version Englisch (IMAP_EN) bezeichnet[7].

Neben der qualitativen Wirkung der Information Mapping Methode auf den Ausgangstext und die Übersetzung, entfaltet sie im Zusammenhang mit Dokumenten-Management-Sys­temen und integrierten Übersetzungssystemen ein zusätzliches Potenzial für die Produkti­vitätssteigerung der Übersetzung sowie für die Aufwandsreduktion während der Überset­zung, was in den Abschnitten 3.4 und 3.5 beschrieben wird.

3.1 Information Mapping aus Verständlichkeitsperspektive

In diesem Abschnitt wird untersucht, warum die Information Mapping Methode die Ver­ständlichkeit von Texten verbessert. Daher wird sie einer Analyse laut Hamburger Ver­ständlichkeitsmodell unterzogen (vgl. Abschnitt 2.1.3), wobei ihre verständlichkeitsförderlichen Prinzipien bzw. Regeln herausgearbeitet werden sollen. Zum praktischen Beweis der Wirkung der Methode erfolgt anschließend ein Vergleich der Ver­ständlichkeit des unstrukturierten Textes und des gemappten Textes.

3.1.1 Vorüberlegungen

Die Information Mapping Methode wurde aus Erkenntnissen der Kognitionspsychologie entwickelt und berücksichtigt daher in besonderem Maße die psychologischen Vorgänge beim Lesen und Verstehen von Texten (vgl. [Horn92a], S. 34). Der Ansatz nach Langer et al. ([Lang+02]) basiert ebenso auf kognitionspsychologischen Betrachtungen zur Verständ­lichkeit von Texten und ist somit zum Nachweis der Wirkung der Information Mapping Technik besonders geeignet (vgl. [Lang+02], S. 136f).

Verständlichkeitsmodelle können Texte nur hinsichtlich einer allgemeinen Verständlich­keit für einen „Durchschnittsleser“ einordnen, da sie ebenso aufgrund der durchschnittlichen Meinung/Beurteilung von Experten ermittelt wurden. Die Leser beur­teilen die Verständlichkeit des Textes individuell unterschiedlich. Diese pauschale Ten­denz soll hier jedoch zur Einschätzung der Texte genügen (vgl. [Groe82], S. 151; [Nuss91], S.177).

Ein Beurteilungsfenster für einen Text, der strikt den Regeln des Information Mapping Regelwerks folgt, würde laut Hamburger Verständlichkeitsmodell wie folgt aussehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.1: Beurteilungsfenster für gemappte Texte

Einfachheit

Bezüglich der Einfachheit eines gemappten Textes gibt die Information Mapping Methode nur wenig Regeln vor. Lediglich eine Satzlänge von maximal 20 Wörtern wird festegelegt ([Ande02], S. 13). Die Erklärung der Fachwörter kann je nach Zielgruppe variieren. In jedem Falle deckt die Informationsart Begriff, die Definition nicht geläufiger Fach- oder Fremdwörter ab. Über das Einheitlichkeitsprinzip wird eine einheitliche Verwendung der Terminologie erreicht. Der Forderung nach einer konkreten und anschaulichen Darstellung der Inhalte kann in Form der Darstellungsarten der Schlüsselblöcke je nach Informations­art nachgekommen werden (bspw. Schritttabellen zur Beschreibung von Anleitungen, Stu­fentabellen bei Prozessen oder Diagrammen zur Verdeutlichung von Strukturen). Durch das rekursive Erstellen des Dokumentes sollte zudem die Vollständigkeit des Dokumentes erreichbar sein (vgl. [Horn92b], S. 316ff).

Gliederung/Ordnung

Die große Stärke des Ansatzes ist sicherlich seine übersichtliche Gliederung und Ordnung. Die folgenden Prinzipien der Information Mapping Methode bewirken eine übersichtliche äußere Gliederung sowie eine folgerichtige innere Ordnung:

- Gliederungsprinzip: Gliederung in übersichtliche und leicht verarbeitbare Einheiten,
- Betitelungsprinzip: übersichtliche Darstellung der Inhalte durch schnell erfass­bare Titel sowie optische Abgrenzung der Blöcke durch Trennstriche,
- Prinzip der Systematischen Gliederung und Betitelung: Systematische und einheitliche Gliederung für das gesamte Dokument,
- Hervorhebung wesentlicher Informationen durch Schlüsselblöcke und
- Folgerichtige Darstellung der Inhalte durch die Festlegung der Reihenfolge der Informationsarten.

Kürze/Prägnanz

Der Dimension Kürze/Prägnanz wird ebenso in besonderem Maße Rechnung getragen. Folgende Prinzipien des Information Mapping Regelwerks greifen hier:

- Gliederungsprinzip: keine Weitschweifigkeit durch Begrenzung auf maximal 7+/-2 Informationseinheiten (Blöcke bzw. Maps),
- Relevanzprinzip: keine unwesentlichen Informationen durch Aufnahme nur relevanter Informationen,
- Einheitlichkeitsprinzip: Prägnanz durch einheitliche Verwendung von Termini bei gleichen Sachverhalten und
- Prinzip der Verfügbarkeit von Einzelheiten: keine breite Fächerung der Informationen durch selektive Bereitstellung von Einzelheiten.

Anregende Zusätze

Die anregenden Zusätze werden bei der Information Mapping Methode weitestgehend ver­nachlässigt. Lediglich die Forderung nach einer persönlichen Ansprache findet sich bei der Formulierung von Anleitungen wieder ([Horn92b], S. 92). Die strenge Gliederung des Textes würde durch anregende Zusätze aufgelockert, stünde jedoch im Gegensatz zur Funktion einer technischen Dokumentation (vgl. Abschnitt 2.1.1). Kernpunkt ist eine kurze und prägnante Darstellung von Handlungen, wobei rhetorische Fragen oder wörtliche Rede kontraproduktiv wären. Nichtsdestotrotz wirkt der Text nicht nüchtern oder farblos. Im Gegenteil, gerade wegen seiner Übersichtlichkeit und Kürze scheinen ihn viele Leser ge­genüber unstrukturierten Texten zu bevorzugen (vgl. [Info06a], S. 24f).

Gesamtbeurteilung

Ein gemappter Text würde somit das Gesamtprädikat „gut verständlich“ bekommen. Bis auf die Dimension Einfachheit entsprechen alle Bewertungen denen eines optimal ver­ständlichen Textes. Inwiefern dem Punkt Einfachheit ebenfalls die optimale Bewertung von ++ zugestanden werden kann, ist am konkreten Beispieltext zu untersuchen.

3.1.2 Untersuchungen am Beispieltext

Zur Bewertung

Für die Bewertung der Verständlichkeit wurden lediglich die Sicherheitshinweise des Ori­ginals[8] und der gemappten Version[9] verwendet, da sich diese dem Leser sofort als nachvollziehbar erweisen und keine detaillierte Kenntnis des beschriebenen Gerätes erfor­dern. An ihnen wird stellvertretend für das jeweils gesamte Dokument die Verständlichkeit des Textes gemessen.

Die genauen Ergebnisse der Untersuchung befinden sich in Anhang 1[10]. An dieser Stelle werden die Ergebnisse für jede Version des Textes interpretiert und die beiden Textversio­nen miteinander verglichen.

Die Verständlichkeit des Originals

Das Beurteilungsfenster für den unstrukturierten Text (Original) sieht wie folgt aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.2: Beurteilungsfenster des unstrukturierten Textes

Einfachheit

Die sprachliche Gestaltung des unstrukturierten Textes ist gut, da die Sachverhalte einfach dargestellt sind sowie kaum lange und verschachtelte Sätze oder ungeläufige und abstrakte Wörter verwendet werden (vgl. [Original_0], S. 1). Allerdings werden in dieser Textver­sion kaum Fachwörter erklärt (vgl. [Original_3], S. 3-2). Dies kann daran liegen, dass die Kenntnis dieser Fachwörter bei der Zielgruppe vorausgesetzt wird. Einzelteile des Gerätes, auf die in den Sicherheitshinweisen Bezug genommen wird, werden zuvor nicht erklärt. Zur Demonstration der Sicherheitshinweise wurde kein Gebrauch von klärenden Abbil­dungen gemacht.

Gliederung/Ordnung

Die Gliederung des Textes lässt hingegen sehr zu wünschen übrig. Es ist keine hierarchische Gliederung erkennbar. Die Absätze sind ohne gegenseitigen Bezug aneinan­dergereiht. Die bloße Abgrenzung durch Zwischenüberschriften und Anstrichpunkte macht den Text unübersichtlich. Der Leser kann sich schnell im Text verlieren. Lediglich durch Fettdruck werden einige wichtige Passagen hervorgehoben (vgl. [Original_3], S. 3-3).

Kürze/Prägnanz

Alles in allem ist der Text etwas zu kurz, was erst durch den direkten Vergleich mit der gemappten Version deutlich wird. Wesentliche Informationen werden unterschlagen. Die vermittelten Inhalte sind jedoch nicht weitschweifig oder zu ausführlich, sondern konzent­rieren sich auf das Wesentliche (vgl. [Original_0], S. 3).

Anregende Zusätze

Anregende Zusätze fehlen dem Text gänzlich. Anschauliche Beispiele oder das direkte Ansprechen des Lesers fehlen hier, obwohl sie in einer technischen Dokumentation ver­wendet werden könnten (vgl. [Original_3], S. 3-4).

Gesamtbeurteilung

Insgesamt ist diese Version des Textes schlecht verständlich. Trotz der guten sprachlichen Gestaltung erschließt sich dem Leser der Inhalt durch die schlechte Gliederung nicht auf den ersten Blick und befähigt ihn nicht dazu, wesentliche Sicherheitsvorschriften zu er­kennen.

Die Verständlichkeit der gemappten Version

Das Beurteilungsfenster des gemappten Textes hingegen stellt sich wie folgt dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.3: Beurteilungsfenster des strukturierten Textes

Einfachheit

Der Text ist einfach geschrieben und fügt, im Gegensatz zu seinem unstrukturierten Pen­dant, Erklärungen zu einigen Fachbegriffen hinzu (z.B. Sicherheitsdatenblätter mit weite­rem Begriff umschrieben (vgl. [IMAP_DE], S. 36), Schutzleiterverbindungen anhand von Abbildungen verdeutlicht (vgl. [IMAP_DE], S. 38f), MAK-Wert wurde nicht als Begriff verwendet, sondern gleich umschrieben (vgl. [IMAP_DE], S. 39)). Zudem werden die Be­schreibungen anschaulich durch Bilder untermalt (vgl. [IMAP_DE], 39f).

Gliederung/Ordnung

Die Information Mapping Methode schreibt eine klare Strukturierung eines Textes vor, was sich in der sehr positiven Bewertung der Gliederung und Ordnung niederschlägt. In­halte stehen nicht beziehungslos nebeneinander, sondern werden jeweils zu einem Block zusammengefasst bzw. einer Map zugeordnet, welche stets einem gemeinsamen Thema gewidmet ist (vgl. [IMAP_DE], 3). Wesentliches sollte gemäß Information Mapping im Schlüsselblock einer Map dargestellt werden, was in diesem Beispieltext jedoch nicht klar herausgearbeitet wird (vgl. [IMAP_DE], 35). Durch Übersichts-Maps und Marginalien kann der Leser den roten Faden durch den Text behalten (vgl. [IMAP_DE], 33).

Kürze/Prägnanz

Der Text ist nicht zu kurz und enthält sogar zusätzliche Abbildungen und Tabellen (vgl. [IMAP_DE], S. 40, 43). Er liefert keine überflüssigen Informationen, schweift nicht vom Thema ab und ist prägnant formuliert.

Anregende Zusätze

Die unterschiedlichen Darstellungsformen wie Listen (vgl. [IMAP_DE], S. 37), Tabellen (vgl. [IMAP_DE], S. 43) und Abbildungen (vgl. [IMAP_DE], S. 40) machen den Text ab­wechslungsreich. Zudem sprechen die Sätze fast ausschließlich den Leser persönlich an (vgl. [IMAP_DE], 34).

Gesamtbeurteilung

Der gemappte Text ist optimal verständlich, d.h. die Inhalte werden einfach formuliert und übersichtlich gegliedert. Er ist nicht zu kurz und lenkt auch nicht durch übermäßige Zu­sätze vom Inhalt ab. Damit können die Vorüberlegungen bezüglich der Wirkungsweise der Information Mapping Technik auf die Verständlichkeit technischer Dokumentationen bestätigt werden.

Mittels Hamburger Verständlichkeitsmodell können lediglich Aussagen über die Ver­ständlichkeit eines Textes auf sprachlicher Ebene getroffen werden. Da aber die Qualität einer technischen Dokumentation von wesentlich mehr Faktoren als der sprachlichen Gestaltung abhängt, soll im anschließenden Kapitel der Fokus etwas weiter gezogen und die Gesamtqualität der Beispieltexte beurteilt werden, da diese ebenfalls ausschlaggebend für die Qualität der anschließenden Übersetzung ist.

3.2 Einfluss auf die Qualität der technischen Dokumentation

Anhand der tekom-Richtlinie wird die Qualität der beiden Versionen der technischen Dokumentation überprüft (vgl. Abschnitt 2.1.2). Dabei berücksichtigt die Richtlinie unter den Punkten „Gliederung“ und „Text“ ähnliche Aspekte wie schon zuvor in den Verständ­lichkeitsdimensionen „Gliederung/Ordnung“ sowie „Einfachheit“ und „Kürze/Prägnanz“ bewertet wurden. Da die Richtlinie jedoch speziell auf die Textsorte der technischen Do­kumentation zugeschnitten ist, kommen bei diesen zwei Kriterien neue Aspekte hinzu.

Zunächst wird das Wirkpotenzial der Information Mapping Methode auf die Qualität einer technischen Dokumentation analysiert, bevor es an einem konkreten Beispieltext demonst­riert wird.

3.2.1 Vorüberlegungen

Die Information Mapping Technik hat nicht auf alle in der Richtlinie aufgeführten Punkte einen Einfluss. Die äußere Form/Ausführung, die ordnungsgemäße Wiedergabe von Gesetzen, Normen, Regeln, Richtlinien, Sicherheitsbestimmungen und Entsorgungsmaß­nahmen kann durch die Methode nicht beeinflusst werden. Dies obliegt der Sorgfalt des technischen Redakteurs.

Zudem kann mittels dieser Richtlinie keine Aussage über die Vollständigkeit und Korrekt­heit der Informationen getroffen werden (vgl. Abschnitt 2.1.2). Studien haben jedoch ge­zeigt, dass die Information Mapping eine Verringerung der Fehlerhäufigkeit in Dokumen­ten um 50% bewirken kann ([Arak06a]).

Im Folgenden sind jene Punkte der Richtlinie aufgeführt, welche positiv beeinflusst wer­den können:

- Gestaltung: Der Text erhält ein gut überschaubares Layout, welches auch an Corporate-Identity-Richtlinien des Unternehmens angepasst werden kann.
- Orientierungshilfen: Durch die Betitelung von Blöcken und Maps wird die Orientierung im Dokument stark vereinfacht und beschleunigt. Sie dienen als Wegweiser durch das Dokument. Übersichts-Maps dienen der Einführung in Unterkapitel.
- Gliederung: Durch das Prinzip der Systematischen Gliederung und Betitelung entstehen Dokumente, deren Einteilung in Teilstrukturen leicht nachvollziehbar wird. Absätze werden durch Informationsblöcke und Maps ersetzt, was den Text sehr übersichtlich macht.
- Text: Durch das Prinzip der Einheitlichkeit wird die Verwendung einer einheitlichen Fachterminologie und einfachen Satzstrukturen erreicht.
- Abbildungen: Laut Prinzip der Gleichwertigkeit der Informationsträger werden Abbildungen und Begleittexte stets in einer gleichwertigen Anordnung darge­stellt. Somit werden Fehlinterpretationen der Abbildungen sowie Texte, die nicht auf Abbildungen passen, vermieden.
- Zielgruppe: Eine gemappte technische Dokumentation ist auf die speziellen Er­wartungen der Zielgruppe angepasst. Dies kann sogar zu unterschiedlichen Ver­sionen einer Dokumentation für unterschiedliche Zielgruppen führen (vgl. Ab­schnitt 2.1.4).

3.2.2 Untersuchungen am Beispieltext

Zur Bewertung

Bei der Beurteilung wurde streng nach den in der tekom-Richtlinie vorgegeben Kriterien vorgegangen. Die Bewertung erfolgt mit den Werten „ja/nein“ bzw. „gut/zufriedenstellend/schlecht“, was lediglich eine grobe Einschätzung der Qualität zu­lässt. Dem Anspruch einer objektiven Bewertung wurde durch die strikte Orientierung an den Kriterien versucht nachzukommen. Die Vergabe der Urteile ist jedoch subjektiver Natur.

Bei der Beurteilung der Qualität der Anleitungen wurde jeweils der gesamte Umfang bei­der Dokumente einbezogen. Auf die Bewertung der äußeren Form/Ausführung wurde ver­zichtet, da die Dokumente lediglich als PDF-Datei vorlagen und somit keine Aussage über Bindung/Leimung und Papier- und Druckqualität getroffen werden konnte. Ebenso wurde die Bewertung der Einhaltung von Gesetzen, Normen, Regeln und Richtlinien mangels ausreichenden Kenntnissen der Autorin ausgelassen. Diese Lücke beeinträchtigt jedoch nicht das Endergebnis bezüglich der Verbesserung der Qualität für eine anschließende Übersetzung. Fehlende Bewertungen wurden mit dem Wert „nicht betrachtet“ belegt.

Die Bewertungen sind nach den Hauptkriterien der tekom-Richtlinie sortiert. Ein Dia­gramm stellt die Bewertungen zum jeweiligen Hauptkriterium nochmals graphisch dar. Dabei wird auf der Ordinate jeweils die Anzahl der bewerteten Kriterien und auf der Abszisse die Kriterien je nach Original und gemapptem Text abgebildet. Danach findet eine Interpretation der Diagramme statt, bei der die Bewertungen der beiden Ausgangstexte einander gegenübergestellt werden.

Eine detaillierte Übersicht über die vergebenen Qualitätsurteile je Textvariante samt Begründungen der Urteile befindet sich in Anhang 2[11].

Gestaltung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.4: Bewertung der Gestaltung der Ausgangstexte

Bezüglich der Typographie sind beide Textversionen gleichauf, da beide eine angemessene Schriftart und Schriftgröße verwenden und damit eine gute Lesbarkeit ermöglichen.

Beim Layout offenbaren sich die klaren Vorteile der Information Mapping Technik, deren klare Strukturierung einen ruhigen und ausgewogenen Gesamteindruck einer Seite beim Leser hinterlässt (vgl. [IMAP_DE], S. 37). Die Seiten des Originals erscheinen dagegen unausgewogen und unstrukturiert durch eine uneinheitliche Ausrichtung der Absätze und die bloße Aufzählung der Inhalte durch Stichpunkte (vgl. [Original_9], S. 9-4). Einen Nachteil bietet die Information Mapping Methode bei der Unterstützung der Gliederung durch das Layout. Durch die modulare Darstellung wird der hierarchische Aufbau der Gliederung unklar. Lediglich die Übersichts-Maps zu Beginn eines Kapitels geben eine Hierarchisierung wieder. An einer Map selbst lässt sich ihre Gliederungsebene nicht er­kennen, was in einer schlechten Bewertung resultierte (vgl. [IMAP_DE], S. 51, S. 52).

Der Satzspiegel und die Kolumnentitel wurden nicht betrachtet, da diese Kriterien für beide Textversionen nicht zutreffen. Dies spiegelt sich in der graphischen Darstellung in der Bewertung „nicht betrachtet“ wider.

Insgesamt lässt sich die Gestaltung des gemappten Textes mit dem Prädikat „gut“ und die des Originals mit „zufriedenstellend“ beurteilen. Wesentliche Vorteile kann die gemappte Version beim Layout gegenüber dem Original geltend machen, während beide Versionen gute Bewertungen für ihre Typographie erhalten haben.

Orientierungshilfen/Verzeichnisse

Folgende Kriterien der Richtlinie aus dem Bereich Orientierungshilfen/Verzeichnisse tref­fen nicht auf diese beiden Texte zu und wurden von vornherein aus der Bewertung ausge­schlossen:

- Literaturverzeichnis: bei beiden Texten nicht notwendig,
- Verzeichnis der verwendeten Einheiten und Symbole: bei beiden Texten nicht notwendig und
- Kolumnentitel: Formatierung beider Texte entspricht nicht diesen Anforderungen.

Das gemappte Dokument besitzt außerdem kein Abbildungs- und Tabellenverzeichnis, da Abbildungen und Tabellen nicht explizit als solche ausgezeichnet werden (vgl. [IMAP_DE], S. 39). Diese beiden Verzeichnisse wurden bei der gemappten Version von vornherein nicht mit betrachtet.

Dem Original fehlen eine Reihe von wichtigen Verzeichnissen wie das Inhaltsverzeichnis, das Stichwortverzeichnis und das Fachwortverzeichnis. Es kann lediglich ein Abbildungs­verzeichnis und einen kurzen Wegweiser für die Benutzung der Dokumentation aufweisen (vgl. [Original_A], S. A-1; [Original_0], S. 3).

Inhaltsverzeichnis, Stichwortverzeichnis und Fachwortverzeichnis des gemappten Textes weisen eine klare Strukturierung auf, weswegen sie eine gute Beurteilung erhielten. Das Stichwortverzeichnis enthält keine Querverweise auf Synonyme, welche laut Prinzip der Einheitlichkeit auch nicht im Text vorkommen sollten (vgl. [IMAP_DE], S. 590ff). Bei der Untersuchung einer Stichprobe führten jedoch lediglich 70% der Einträge zu den entspre­chenden Seiten[12].

Das Original führt einige unvollständige Abkürzungen in seinen Hinweisen auf (vgl. [Ori­ginal_0], S. 4). Die gemappte Version integriert die Abkürzungen in das Glossar, wodurch sie schwerer aufzufinden sind (vgl. [IMAP_DE], S. 585).

Kolumnentitel wurden aus der Bewertung ausgeschlossen, da sie in keinem der Texte vor­kommen. Dies äußert sich wieder in der Bewertung „nicht betrachtet“.

Aufgrund der fehlenden Verzeichnisse im Original wurde dies insgesamt mit dem Prädikat „schlecht“ versehen. Die gemappte Textversion erhielt eine gute Gesamtbewertung.

Gliederung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.5: Bewertung der Gliederung der Ausgangstexte

Die Orientierung an der Zielgruppe und an den Bedienabläufen am Gerät spiegeln sich in der Gesamtgliederung des gemappten Dokumentes sehr gut wider, welche nach Tätigkei­ten bestimmter Zielgruppen am Gerät unterteilt sind (vgl. [IMAP_DE], S. 152ff). Die Gliederung des Originals scheint zwar einem logischen Aufbau zu folgen, lässt jedoch keine Orientierung an der Zielgruppe erkennen (vgl. [Original_6], S. 6-1ff).

Zudem entzieht sich dem Leser die Logik der Aufteilung in Kapitel und Unterstrukturen des Originals, da die Dezimalklassifikation der Gliederungsebenen nicht konsequent ver­folgt wurde (vgl. [Original_0]; [Original_1]; [Original_2]). Bei der Aufteilung der Absätze ist keine besondere Struktur erkennbar. Häufig wurden einfach zusammengehörige Gedan­ken unter einem gemeinsamen Anstrichpunkt (vgl. [Original_3]).

Langen Abschnitten wird im Original zumeist mittels Zwischenüberschriften begegnet, was die Übersichtlichkeit nur in zufriedenstellendem Maße herstellt (vgl. [Original_3]). Das Konzept der Blöcke bzw. die Begrenzung auf maximal neun Sätze bzw. Anstrich­punkte stellt hingegen ein weitaus stärkeres Instrument zur Wahrung der Übersichtlichkeit und zur Vermeidung weitschweifiger Texte dar (z.B. [IMAP_DE], S. 37).

Die gravierendsten Unterschiede sind in also Bezug auf die Gliederung der Dokumente anzutreffen. Dort erhält das unstrukturierte Original eine schlechte Bewertung, das ge­mappte Dokument kann hier jedoch seine Stärken ausspielen und erhält eine gute Bewer­tung wie bereits bei der Untersuchung der Verständlichkeit festgestellt wurde (vgl. 3.1.2).

Text

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.6: Bewertung des Textes der Ausgangstexte

Wie bereits die Untersuchung der Verständlichkeit verdeutlichte, ist der Text des Originals verständlich geschrieben, enthält wenige Abstrakta, viele aussagekräftige Verben und ver­meidet nichts sagende Redewendungen und Floskeln (vgl. Abschnitt 3.1.2). Allerdings werden im Gegensatz zur gemappten Version Fachbegriffe und Abkürzungen beim ersten Auftreten nicht erklärt sowie Termini nicht immer einheitlich verwendet (vgl. [Origi­nal_5], S. 5-1ff: Aufstellungsort, Aufstellungsplatz, Aufstellungsraum).

Anweisungen, Prozesse und Strukturen werden im gemappten Text wesentlich klarer durch die jeweiligen Darstellungsarten formuliert (Anweisungen in einer Schritttabelle: vgl. [IMAP_DE], S. 102ff, S. 105ff, S. 114ff, Beschreibung von Prozessen in einer Stu­fentabelle: vgl. [IMAP_DE], S. 52ff, Beschreibung von Strukturen in einer Tabelle der Teile und ihrer Funktion: vgl. [IMAP_DE], S. 48f, S.60ff), was in einer positiven Bewer­tung resultierte.

Aus der Beurteilung wurden einige Bewertungen ausgelassen, welche im Kriterienkatalog aufgeführt waren jedoch nicht zu diesem Anwendungsbeispiel passten (z.B. „wenn Lern­abschnitte vorhanden, dann Übersicht über den Lernabschnitt vorangestellt“). Dies zeigt sich in dem grau hinterlegten Balken.

Insgesamt erhält der gemappte Text die Bewertung „gut“ aufgrund seiner einheitlichen Terminologie und einfachen Formulierungen. Das Original erzielt das Prädikat „zufrieden­stellend“, da der Text alles in allem verständlich ist, jedoch nur wenige Erklärungen der Fachbegriffe und Abkürzungen enthalten sind.

Abbildungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.7: Bewertung der Abbildungen der Ausgangstexte

Dank des Prinzips der Gleichwertigkeit der Informationsträger werden Abbildungen und beschreibender Text in der gemappten Version des Textes eindeutig zugeordnet und ein­heitlich verwendet (vgl. [IMAP_DE], S. 32). Die Abbildungen in der unstrukturierten Ver­sion des Textes variieren häufig in ihrer Position und unterbrechen dadurch den Lesefluss (vgl. [Original_5], S. 5-4, 5-9). Zudem sind zu komplexe Abbildungen enthalten (vgl. [Original_7], S. 7-7, 7-13).

In der Gesamtbewertung hat das Original lediglich die Bewertung „zufriedenstellend“ auf­grund der schlechten Abstimmung zwischen Bild- und Textinformation und der gemappte Text die Bewertung „gut“ aufgrund der einheitlichen Darstellungsart erhalten.

Sicherheitsbestimmungen

Beide Texte erläutern zu Beginn des Dokumentes sowie an den jeweilig relevanten Stellen im Dokument die Sicherheitsbestimmungen. Das Original begnügt sich mit der einfachen Hervorhebung der Hinweise durch ein Warndreieck und Fettdruck (vgl. [Original_9], S. 9-1). Der gemappte Text unterscheidet zusätzlich zwischen verschiedenen Gefahrenstufen in unterschiedlicher farbiger Markierung (vgl. [IMAP_DE], S. 45).

Das Original erhielt daher die Gesamtbeurteilung „zufriedenstellend" und der gemappte Text „gut“.

Entsorgungsmaßnahmen

Entsorgungsmaßnahmen für verwendete Chemikalien werden in der Originalversion des Textes überhaupt nicht erwähnt (vgl. [Original_9]). Die gemappte Version beinhaltet we­nigstens eine kurze Map dazu (vgl. [IMAP_DE], S. 36).

Daher erhielt das Original das Gesamtprädikat „schlecht“ und die gemappte Version „gut“.

Zielgruppe

Die gemappte Version des Textes enthält gezielte Angaben zur Zielgruppe. Zum einen wird stets die Zielgruppe zu Beginn eines jeden Kapitels benannt (vgl. [IMAP_DE], S. 46). Zum anderen werden die Kenntnisse, die jede Zielgruppe mitbringen sollte, tabellarisch aufgeführt (vgl. [IMAP_DE], S. 43). Die unstrukturierte Version erwähnt die Zielgruppe nicht explizit. Oftmals ist unklar, wer welche Tätigkeiten am Gerät ausführen darf.

Dies resultierte in einer schlechten Gesamtbewertung des Originals und in einer guten Ge­samtbewertung des gemappten Textes.

Gesamtbeurteilung der Texte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.8: Gesamtbewertung der Ausgangstexte

Die Gesamtbeurteilung der Texte fasst die Einzelbewertungen der Hauptkriterien zusam­men. Dabei wurden für die verschiedenen Hauptkriterien Gewichte vergeben. Gemäß der Aussage laut Hamburger Verständlichkeitsmodell, dass Einfachheit und Gliederung die wichtigsten Faktoren für die verständliche Gestaltung eines Textes sind, haben die beiden Kriterien Text und Gliederung das doppelte Gewicht.

Insgesamt schließt der unstrukturierte Text mit dem Gesamturteil „zufriedenstellend“ und der gemappte Text mit dem Gesamturteil „gut“ ab.

Daraus lässt sich zeigen, dass bestimmte Fehler, welche in technischen Dokumentationen häufig anzutreffen sind, durch die Befolgung des Information Mapping Regelwerks von vornherein vermieden werden können. Zu diesen Fehlern zählen:

- Typographie: uneindeutige Anordnung von Bildern und erklärenden Texten (Le­gende, Bildunterschrift),
- Inhaltsverzeichnis: Diskrepanzen zwischen den Überschriften im Inhaltsverzeichnis und im Text,
- Gliederung: Überschriften passen inhaltlich nicht zu zugehörigem Textteil,
- Text: gleiche Bedeutung – ungleicher Begriff – ungleiche Schreibweise, unein­heitliche Strukturierung der Anweisungen, keine sprachliche Unterscheidung von Anweisung und beschreibenden Textteilen, Aufzählungen in der Satzmitte,
- Abbildungen: Text- und Bildinformationen ergänzen sich nicht sinnvoll, pro Bild mehrere Fragestellungen und
- Zielgruppe: Zielgruppe nicht genannt, Erwartungen der Zielgruppe nicht erfüllt, Inhalte nicht zielgruppengerecht dargestellt.

3.3 Einfluss auf die Qualität der Übersetzung

Die Information Mapping Methode kann die Phasen der Übersetzungsvorbereitung und Übersetzung des Übersetzungsprozesses beeinflussen (vgl. Abschnitt 2.2.2). Ein von vornherein verständlicher geschriebenes Dokument kann die Analyse des Ausgangstextes sowie die vorbereitende Terminologiearbeit durch die Standardisierung der Sprache und eine vereinheitlichte Terminologie verkürzen und erleichtern. Verbesserte Ausgangstexte helfen dem Übersetzer beim Verständnis des Textes, ohne das er den Text nicht übersetzen kann.

Wie die Information Mapping Technik die Verständlichkeit und Qualität der Ausgangs­texte verbessert, wurde in den vorangegangenen Abschnitten vertieft. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass:

- die Verständlichkeit des Textes durch eine einfache Wortwahl, klare innere Strukturen sowie intuitiv nachvollziehbare äußere Strukturen und die Wieder­gabe nur relevanter Informationen verbessert wird und
- die Qualität technischer Dokumentationen durch eine einheitliche und übersichtliche Gestaltung, eine klare Gliederung, einheitliche und einfach ver­ständliche Formulierungen, vollständige und korrekte Orientierungshilfen, ein­deutige Zuordnungen von Abbildungen und Text, klar formulierte und eindeutig hervorgehobene Sicherheitsbestimmungen sowie die explizite Benennung der Zielgruppe erhöht wird.

Damit kann die Information Mapping Methode einige grundlegende Probleme, die bei der Übersetzung technischer Texte bestehen, lösen.

In diesem Abschnitt soll nochmals kurz darauf eingegangen werden, welche Probleme des technischen Übersetzens mit Hilfe der Information Mapping Methode vermieden bzw. gelöst werden können und auf welche Bereiche sie keinen Einfluss hat. Dies soll zunächst theoretisch erörtert werden (3.3.1) bevor sich eine Betrachtung am Beispieltext anschließt (3.3.2).

Trotz der Schwierigkeiten, die bei der Beurteilung der Übersetzungsqualität auftreten (vgl. Abschnitt 2.2.4), soll eine grobe Einschätzung der Qualität der englischen Übersetzung des gemappten Beispieltextes[13] versucht werden. Leider kann kein Vergleich zwischen den Translaten des unstrukturierten Originals und des gemappten Textes erfolgen, da zur Un­tersuchung lediglich die englische Übersetzung des gemappten Textes vorlag. Dabei müs­sen die Kriterien, welche die Organisation des Übersetzungsablaufs betreffen (z.B. Ter­mintreue, Datenträgerqualität, Layout etc.), außen vor bleiben, da sie sich der Kenntnis der Autorin entziehen. Ebenso fiel es der Autorin aufgrund fehlender Sach- und Sprachkennt­nis schwer, die inhaltliche und terminologische Richtigkeit und Adäquatheit der gewählten Termini der Übersetzung zu bewerten. Dies müsste von einem fachkundigen Gutachter nochmals überprüft werden.

Das Hauptaugenmerk wird auf den Kriterien Qualität des Ausgangstextes, Vollständigkeit der Übersetzung, funktionale und situative Richtigkeit der Übersetzung, der Übertragung des Verwendungszwecks sowie der Problematik der Subjektivität liegen.

3.3.1 Vorüberlegungen

Ausgangstextdefekte sind das Hauptproblem der Übersetzung technischer Texte (vgl. Ab­schnitt 2.2.3). Hauptsächlich auf folgende Ausgangstextdefekte kann das Information Map­ping Regelwerk positiv einwirken:

- Verringerung formaler Defekte durch die starke Strukturierung,
- Verringerung der Wahrscheinlichkeit falscher Seitenangaben durch Modularität,
- Vermeidung des Vertauschens von Abbildung und zugehörigem Abbildungstitel bzw. unterschiedlicher Benennungen von Gegenständen im Text und in der Ab­bildung durch Übereinstimmungen zwischen Map-Titel, Abbildungstitel und Beschreibungen (Betitelungsprinzip und Einheitlichkeitsprinzip),
- Vermeidung von Verständlichkeitsdefekten durch Gliederungs-, Relevanz- und Einheitlichkeitsprinzip,
- Verminderung der Varianz der Ausdrucksmöglichkeiten und dadurch Verhinde­rung von Ausdrucksdefekten schlechter technischer Redakteure und
- weniger inhaltliche Defekte durch die Zielgruppen- und Zweckanalyse und leichtere Pflege und Aktualisierung der Inhalte durch den modularen Aufbau der Dokumentation.

Die Information Mapping Methode ist jedoch kein Allheilmittel. Auf die Ausgangsspra­chen-Zielsprachen-Defizite, Fachwissensdefizite und die Übersetzungsproblematik von Realia kann sie keinen Einfluss geltend machen. Die Lösung dieser Probleme obliegt ein­zig und allein dem Übersetzer.

Problematik der Subjektivität

Ebenso wie bei der Redaktion kann das Information Mapping Regelwerk auch für die Übersetzung eines Textes seine Standardisierungspotenziale geltend machen. Bisher be­stand ein großes Problem in der Subjektivität der Übersetzung. Unterschiedliche Übersetzer produzierten stets unterschiedliche Übersetzungen eines identischen Aus­gangstextes, was von ihrer Interpretationsfähigkeit und Persönlichkeitsstruktur abhing (vgl. Abschnitt 2.2.4). Bei gemappten Texten ist der Interpretationsspielraum durch eine starke Standardisierung und Strukturierung erheblich eingeschränkt. Übersetzer dürften sehr ähn­liche Übersetzungen eines identischen Ausgangstextes liefern, was eine kooperative Über­setzung langer Texte begünstigt. Damit erzeugen sie ein großes Einsatzpotenzial für integ­rierte Übersetzungssysteme (vgl. Abschnitt 3.4.2). Dieser Sachverhalt kann am Beispiel­text leider nicht nachgewiesen werden, da der Autorin die Zahl der Übersetzer des Textes nicht bekannt ist.

Information Mapping als Standardisierungsmethode

Innerhalb der Textsorte der technischen Dokumentation kann die Information Mapping Methode als Grundlage für einen gemeinsamen Standard dienen, der die heterogene Text­landschaft der technischen Dokumentation vereinheitlichen und eine gemeinsame Makro­struktur schaffen kann. Dies kann sich auch länderübergreifend auswirken und einen inter­nationalen Standard der technischen Dokumentation schaffen, welcher bislang noch nicht besteht (vgl. [Info06b]).

Dies kann einerseits zu erheblichen Erleichterungen bei der Übersetzung technischer Do­kumentationen führen, da zuvor unterschiedliche Konventionen zu Layout, Format, Typo­graphie, Stil oder gar Makrostruktur international vereinheitlicht werden können. Durch die Standardisierung würde für den Übersetzer ein geringerer Anpassungsaufwand entste­hen und die Fehlerwahrscheinlichkeit sinken (vgl. [Info06b]; [Schm99a], S. 156ff).

Andererseits ist die Akzeptanz seitens der internationalen Leser fraglich, da eine Standar­disierung kulturell geprägte Textsortenkonventionen aufweichen würde. Besonders die Veränderung der Makrostruktur eines Textes bedeutet einen entscheidenden Eingriff, wel­cher eventuell bei stark etablierten Textsorten Ablehnung der Leser hervorrufen kann (z.B. bei juristischen Texten). Nach Meinung der Autorin lassen jedoch Textsorten, welche bis­her keinem starren Textmuster folgen und ausreichend flexibel formulierbar sind, eine Umformung durch die Information Mapping Technik zu (z.B. Kurzanleitungen).

3.3.2 Untersuchungen am Beispieltext

Qualität des Ausgangstextes

Die Vermutung, dass formale Defekte wie fehlende, doppelte oder leere Seiten vermieden werden, kann leider nicht bestätigt werden. Der gemappte Text weist eine Leerseite auf (vgl. [IMAP_DE], S. 29).

Gleichbleibende Seitenzahlen aufgrund der parallelen Übersetzung von Maps könnten ein­gehalten werden. Allerdings verschieben sich in den Beispieltexten die Seitenzahlen nur aufgrund von unterschiedlich großen Abbildungen ohne erkennbaren Grund (vgl. [IMAP_DE], S. 64; [IMAP_EN], S. 63). Würden die Abbildungsgrößen beibehalten wer­den, könnte eine gleiche Dokumentenlänge zwischen dem deutschen Ausgangstext und der englischen Übersetzung erreicht und somit erheblicher Editieraufwand gespart werden.

Falsche Zuordnungen von Abbildung und Beschreibungstext kommen in dem gemappten Dokument und ebenso in der Übersetzung nicht vor. Die fest vorgegebene Einheit von Ab­bildung und zugehörigem Beschreibungstext lässt eine falsche Zuordnung fast nicht zu. Im unstrukturierten Original sind jedoch ebenso wenig falsche Zuordnungen, dafür gelegent­lich unklare Zuordnungen zu finden (vgl. [Original_5], S. 5-9).

Verständlichkeitsdefekte wie eine unlogische Makrostruktur oder eine uneinheitliche Termi­nologie werden durch die gemappte Textversion vermieden, wie bereits im vo­range­gangenen Abschnitt (vgl. 3.2) eingehend geschildert wurde. Der Text ist ebenso verständ­lich geschrieben (vgl. 3.1).

Typische Fehler, welche der unstrukturierte Ausgangstext aufweist, sind in der ge­mappten Version nicht mehr enthalten (z.B. fehlende und unvollständige Verzeich­nisse, zu kom­plexe Abbildungen, fehlende Nennung der Zielgruppe).

Vollständigkeit der Übersetzung

Die Tatsache, dass ein Informationsblock eine abgeschlossen verstehbare Informationsein­heit darstellt, prägt die Übersetzung eindeutig. Vergleicht man die deutsche Version des Textes mit seiner englischen Übersetzung, fällt die exakte Parallelität der Texte auf. Ein Informationsblock im deutschen Ausgangstext entspricht exakt einem Informationsblock in der englischen Übersetzung (z.B. [IMAP_DE], S. 101; [IMAP_EN], S. 103). Durch die Parallelität der Texte lässt sich ein direkter Vergleich zwischen Aussage im Ausgangstext und in der Übersetzung anstellen. Die Überprüfung der Übersetzung auf Vollständigkeit und Korrektheit wird beim Korrekturlesen dadurch erheblich erleichtert.

Funktionale und situative Richtigkeit der Übersetzung

Auch in der Übersetzung ist die Funktion des Texttyps technische Dokumentation klar zu erkennen, welche durch die strikte Orientierung am Ausgangstext erreicht wurde. Prob­leme bei der Anpassung beider technischer Dokumentationen an den situativen Kontext sind nicht entstanden, da dieser sich zwischen Ausgangstext und Zieltext nicht unterschei­det.

Übertragung des Verwendungszwecks

Der Verwendungszweck der deutschen Version besteht hauptsächlich in der Vermittlung der Vorgänge im Gerät und der damit verbunden Gefahren. Diese Grundaussage wurde durch die strikte Orientierung an der Struktur des Ausgangstextes automatisch in die Über­setzung übertragen.

Der Einflussbereich der Information Mapping Methode erstreckt sich hauptsächlich auf die Vorbereitung (Präedition) des Ausgangstextes für eine anschließende Übersetzung. Über­setzer profitieren von der klaren Benennung der Zielgruppe und des Verwendungszweckes und der verständlichen Darstellung der Inhalte. Dies erleichtert ihnen eine vollständige, sowie funktional und situativ richtige Übertragung des Ausgangstextes in die Zielsprache. Zudem wird eine kooperative Übersetzung des Textes mehrerer Übersetzer möglich.

3.4 Einfluss auf die Effektivität des Übersetzungsvorgangs

Neben der rein sprachlichen Verbesserung der Ausgangstexte kann die Information Map­ping Methode auch für die Organisation und den Ablauf des Dokumentations- und Über­setzungsprozesses eine Effektivitätssteigerung bedeuten.

Dabei kann sie an drei Punkten eingreifen:

1. Optimierung des Dokumentations- und Übersetzungsprozesses durch das Konzept der Modularisierung (vgl. Abschnitt 3.4.1),
2. effizienterer Einsatz von integrierten Übersetzungssystemen (vgl. Abschnitt 3.4.2) und
3. Verbesserung der Dokumentenverwaltung in Verbindung mit Dokumenten-Manage­ment-Systemen (vgl. Abschnitt 3.4.3).

3.4.1 Effekte der Modularisierung durch die Information Mapping Methode

Konzept der Modularisierung

Jede Informationseinheit, sei es Block oder Map, stellt für sich ein eigenständiges und unab­hängiges Modul dar. Maps werden modular aus verschiedenen Blöcken aufgebaut und sind als eigenständige Informationsmodule allein stehend verständlich ([Horn92b], S. 68ff). Textmodule können flexibel in verschiedenen technischen Dokumentationen ver­wendet werden. Dies ist vor allem dann lohnenswert, wenn bspw. Standardbauteile in ver­schiedenen technischen Dokumentationen beschrieben werden oder ähnliche Inhalte in verschiedenen Dokumentationen vermittelt werden sollen (z.B. Sicherheitshinweise, War­nungen, Login-Vorgang bei verschiedenen Modulen einer Software). Dies reduziert den Erstellungsaufwand sowie den Anpassungsaufwand bei Veränderungen, da nicht mehr der ganze Text umgearbeitet werden muss, sondern nur noch einzelne Passagen (Informations­blöcke bzw. Maps) ausgetauscht werden ([Herz95], S. 7f; [Horn92a], S. 24).

Produktbegleitende Dokumentation und Übersetzung

Erst dadurch kann das Konzept der produktbegleitenden bzw. entwicklungsbegleitenden Dokumentation und Übersetzung in die Realität umgesetzt werden. Parallel zur Produkt­entwicklung kann die Entwicklung der technischen Dokumentation stattfinden, woran sich nahtlos die Übersetzung anschließt. Eine Anpassung an Neuerungen bzw. Veränderungen des Produktes ist durch das Hinzufügen bzw. Austauschen der entsprechenden Textmodule leicht möglich. Da jede Map einzeln verständlich ist, kann sie auch unabhängig von den anderen Maps übersetzt werden. Das Verfassen und Übersetzen der technischen Doku­mentation wird dadurch nicht mehr an das Ende der Entwicklungskette verschoben. Damit stehen technische Redakteure und Übersetzer nicht mehr unter immensem Zeitdruck und können auch Einfluss auf die Entwicklung des Produktes nehmen (vgl. [Berg+04], S. 49; [Götz+04], S. 46; [Grah+00], S. 175).

Kooperative Übersetzung

Daneben wird die kooperative Übersetzung einer technischen Dokumentation durch die Modularisierung des Textes unterstützt, da eine in sich abgeschlossene und einzeln über­setzbare Map auch an unterschiedliche Übersetzer vergeben werden kann (vgl. [Rein04], S. 124).

3.4.2 Einsatzpotenzial der Information Mapping Methode für integrierte Übersetzungssysteme

Erhöhung der Übereinstimmungen

Je einfacher die sprachliche Struktur eines Textes und je konsistenter die Verwendung der Begriffe ist, desto mehr lohnt sich der Einsatz von Translation-Memory-Systemen (vgl. Abschnitt 2.2.5), da dann häufiger Textpassagen des alten und neuen Textes übereinstim­men (vgl. [Berg+04], S. 63ff; [Brun96], S. 105; [Rein04], S. 124ff). Durch das Regelwerk des Information Mappings werden gleiche Sachverhalte in einer einheitlichen Terminolo­gie und einheitlichen Struktur dargestellt. Dies dürfte zu einem effizienteren Einsatz eines solchen Programms führen.

Unterstützung kooperativer Übersetzung

Integrierte Übersetzungssysteme werden häufig für kooperative Übersetzungsprojekte mehrerer zusammenarbeitender Übersetzer eingesetzt, da durch eine gemeinsam zugrunde liegende Translation-Memory- und Terminologie-Datenbank bei verschiedenen Autoren eine einheitliche Verwendung der Terminologie erreicht wird. Dabei entsteht stets die For­derung nach einem Formulierungsstandard, der zuvor unter den Übersetzern vereinbart wurde ([Brun96], S. 107; [Rein04], S. 128). Dass die Information Mapping Methode eine einheitliche Übersetzung eines Textes von verschiedenen Übersetzern unterstützen kann, wurde bereits in Abschnitt 3.3.1 erläutert. Damit könnte die Methode als solch ein Formulie­rungsstandard fungieren.

Eine alleinige Verwaltung der Dokumente und ihrer Übersetzungen durch ein integriertes Übersetzungssystem ist nicht ohne weiteres möglich. Ein Translation-Memory-System verfügt bspw. über keine Statusverwaltung oder Versionierung. Eine Zusammenstellung verschiedener Textbausteine zu unterschiedlichen Dokumenten kann nur ein Dokumenten-Management-System leisten, welches im Folgenden betrachtet wird (vgl. [Hefe02], S. 3-8).

3.4.3 Einsatzpotenziale von Dokumenten-Management-Systemen im Übersetzungsprozess

Dokumenten-Management-Systeme (vgl. Abschnitt 2.3.3) haben vor allem Einfluss auf die Übersetzungsvorbereitung und Verwaltung des Übersetzungsprozesses (vgl. [Hefe02], S. 3-3). In Verbindung mit einem Translation-Memory-System können so Dokumenten- und Übersetzungsmanagement vereint werden, was die folgende Abbildung verdeutlichen soll:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.9: Prozess der Dokumentenverwaltung gemappter Dokumente mit integriertem Übersetzungssystem (vgl. [Böhl01], S. 137; [Hefe02], S. 3-3; [Lüth+01], S. 69)

Als Grundlage der ablaufenden Prozesse müssen die Dokumente in Modulen vorliegen. Wie bereits beschrieben, können mit der Information Mapping Methode die notwendigen Dokumente dazu hergestellt werden (vgl. Abschnitt 3.4.1). Die Dokumente werden mit Hilfe eines Redaktionstools (z.B. FrameMaker) auf Basis einer zugrunde liegenden Docu­ment Type Definition (DTD) im XML-Format erstellt. Damit wird die Einheitlichkeit aller erzeugten Informationsmodule gewährleistet und der Dokumentenaustausch erleichtert. Im Dokumenten-Management-System (DMS) findet die Verwaltung und Speicherung der erzeugten Informationsblöcke statt. Für die Übersetzung werden die Informationsmodule (Maps) über eine gemeinsame Schnittstelle aus dem DMS an ein Translation-Memory-System übertragen, welches die fertig übersetzten Informationsmodule anschließend wie­der an das DMS übergibt. Im DMS können die Ausgangstexte und zugehörigen Überset­zungen in mehreren Sprachen verwaltet werden. Dies macht eine so genannte Delta-Über­setzung möglich, bei der nur jene Module eines Ausgangstextes herausgesucht werden, für die bisher in den verschiedenen Sprachen noch keine Übersetzung existiert. Diese einzel­nen Module können dann nachträglich an das Translation-Memory-System übertragen und übersetzt werden. Sind alle Module vollständig im DMS enthalten, werden dort die Do­kumente generiert und über verschiedene Medien veröffentlicht (Single Source Publishing) (vgl. ([Berg+04], S. 55ff; [Böhl01], S. 137; [Hefe02], S. 3-3; [Lüth+01], S. 69).

Zusätzlich zu dieser Kernfunktionalität können über entsprechende Schnittstellen weitere Anwendungssysteme (Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme (PPS), Computer-Ai­ded-Design Systeme (CAD), Enterprise-Resource-Planing Systeme (ERP), Produkt-Daten-Management Systeme (PDM)) angegliedert werden, welche einerseits die Dokumentationserstellung (ERP & PDM) und andererseits die Dokumentenverwaltung (CAD & PPS) unterstützen ([Hefe02], S. 3-3f; [Lüth+01], S. 69f). Da sie nicht im Kern der Betrachtungen dieser Arbeit stehen und sie sich dem Einflussbereich der Vorstrukturie­rungsmethoden entziehen, werden sie nicht tiefer gehend beschrieben, jedoch für eine um­fassende Darstellung der Abläufe in der Abbildung mit einbezogen. Ihre Platzierung in der Abbildung außerhalb der Systemgrenzen soll dies symbolisieren.

Ohne den Einsatz von DMS-Lösungen wäre die bereits beschriebene produktbegleitende bzw. entwicklungsbegleitende Dokumentation und ebenso parallel ablaufende Überset­zung undenkbar (vgl. Abschnitt 3.4.1). Im DMS wird erkennbar, welche Dokumentationen bereits übersetzt wurden, bei welchen Veränderungen vorgenommen wurden und welche demnach nochmals neu übersetzt werden müssen.

3.5 Wirkung auf den Aufwand der Übersetzung

Soll nun bewertet werden, inwiefern sich der Einsatz der Information Mapping Technik für die Übersetzung lohnt, lassen sich zwei Werte feststellen: ein direkter Wert und ein indi­rekter Wert. Der direkte Wert lässt sich in Geldwerten quantifizieren und der indirekte Wert lässt sich nur schwer in barer Münze messen. Er unterstützt und verbessert indirekt die unternehmerische Leistung ([Plög02], S. 5-3).

Direkte Werte

Gemappte Dokumente sind bis zu 50% kürzer als ihre nicht gemappten Pendants bei gleich­zeitig erhöhter Benutzerfreundlichkeit und Lesbarkeit, was ebenso einen verringerten Übersetzungsaufwand bedeutet (vgl. [Arak06b]; [Böch+05], Kapitel 6.4, S. 5; [Böhl97], S. 5). Der Fall, dass ein gemapptes Dokument länger als sein unstrukturiertes Pendant ist, tritt dann ein, wenn die zielgruppenorientierte Analyse vollständigere Informationen hervor­bringt. Dies ist bei den Beispieldokumenten der Fall, bei denen der gemappte Text 600 Seiten (vgl. [IMAP_DE]) und der unstruktuierte Text lediglich 174 Seiten umfasst(vgl. [Original_0] bis [Original_A]). Beispielsweise enthält die gemappte Version ein Kapitel darüber, welche Arbeiten der Systemadministrator vornimmt, welches in der Originalver­sion gänzlich fehlt (vgl. [IMAP_DE], S. 99ff).

Wie bereits erläutert bringen häufigere Übereinstimmungen mit der Translation-Memory-Datenbank eine Aufwands-, Zeit- und Kostenreduktion mit sich und erhalten den Überset­zer konkurrenzfähig. Bis zu 70% der Übersetzungen gemappter Texte können mehrmals verwendet werden. Dadurch können zusätzliche Umsätze durch die schnellere Marktein­führung von Produkten und verlängerte Produktlebenszyklen erwirtschaftet werden. Intern kann bei der Verwendung eines solchen Programms in Verbindung mit einer Vorstruktu­rierung des Textes eine Kosteneinsparung von bis zu 33% bewirkt werden ([Hefe02], S. 3-5; [Info06b]; [Plög02], S. 5-15).

Indirekte Werte

Zu den indirekten Werten zählen die Verkürzung der Lesezeit für ein gemapptes Doku­ment um 30% und eine Verkürzung der Recherchezeit um 10-15%. Dies bedeutet für den Übersetzer einen geringeren Aufwand bei der Erfassung der Inhalte und Zusammenhänge eines Textes. Er kann so Verweise im Text leichter nachvollziehen und den Text somit einfacher und schneller verstehen und übersetzen (vgl. [Arak06b]; [Info06a], S. 11ff).

Weniger Fehler im Text bewirken eine Reduktion der Rückfragen um 70% und rufen einen geringeren Kommunikationsaufwand zwischen Auftraggeber und Übersetzer hervor (vgl. [Arak06b]; [Info06b]) und bedeuten eine Entlastung des Kundendienstes bzw. der Ent­wickler ([Nick01], S.48).

Bei einem kombinierten Einsatz von modularem Aufbau einer Dokumentation und integ­riertem Übersetzungssystem kann eine Zeitersparnis bei der Erstellung der fremdsprachi­gen Dokumentation bei 80% liegen ([Berg+04], S. 68).

3.6 Fazit

Die vorangegangene Analyse hat gezeigt, dass die Information Mapping Methode einen erheblichen Qualitätssprung des Ausgangstextes bewirkt. Die Methode bereitet einen Aus­gangstext so gut vor, dass der Übersetzer weniger Verständnisprobleme zu bewältigen hat und sich umso mehr auf die Übertragung der vermittelten Sinneinheiten konzentrieren kann. Zudem kann sie die Effektivität des Übersetzungsprozesses steigern und Zeit sowie Kosten einsparen.

Die ersten drei der zu Beginn der Arbeit aufgestellten Forschungshypothesen lassen sich demnach wie folgt auswerten (vgl. Abschnitt 1.4).

1. Die Vorstrukturierung des Ausgangstextes erzeugt einen für den Übersetzer verständliche­ren Text. Dies resultiert in einer besseren Qualität des Translates.

Die Untersuchungen zur Verständlichkeit und der Qualität an den beiden Beispieltex­ten haben gezeigt, dass das Information Mapping Regelwerk einen leicht verständli­chen und qualitativ hochwertigen Text hervorbringt. Die anschließende Übersetzung des gemappten Textes wurde dadurch erheblich erleichtert, so dass das entsprechende Translat die Ansprüche an eine gute Übersetzung erfüllen konnte. Aufgrund der feh­lenden Übersetzung des unstrukturierten Textes war kein Vergleich der beiden Über­setzungen möglich. Daher konnte der direkte Einfluss der Information Mapping Me­thode nicht nachgewiesen werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass ein qualitativ minderwertiger und schlecht verständlicher Ausgangstext eine ebenso schlechte Über­setzung hervorbringt, da sich Übersetzer bei der Übertragung am Ausgangstext orien­tieren und keine grundlegenden Veränderungen vornehmen. Damit kann die erste Hypothese als bestätigt angenommen werden.

2. Die Vorstrukturierung des Ausgangstextes bewirkt eine Reduktion des Übersetzungsvo­lumens und der Übersetzungskosten.

Durch die vereinheitlichte Terminologie und Modularisierung der Ausgangstexte wird beim Einsatz von Translation-Memory-Systemen eine erhöhte Zahl an Übereinstim­mungen (Matchrate) erzielt, was sich in einem verminderten Übersetzungsvolumen für den Übersetzer äußert. Zudem verkürzt sich die Textlänge durch die Vorstrukturie­rungsmethode Information Mapping, was zu einer Verringerung der Übersetzungskos­ten führt. Die zweite Hypothese wurde demnach ebenfalls bestätigt.

3. Die Vorstrukturierung erhöht die Effektivität des Übersetzungsprozesses.

Die Modularisierung der technischen Dokumentation in mehrfach verwendbare Text­bausteine ermöglicht zum einen die produktbegleitende Dokumentation und Überset­zung und zum anderen Kosten- und Zeiteinsparungspotenziale durch die Mehrfachver­wendung der Module. Dadurch laufen Dokumentations- und Übersetzungsprozesse pa­rallel ab, was in vermindertem Zeitdruck und Kommunikationsaufwand sowie in ge­meinsamen Entwicklungsbemühungen der Entwickler, technischen Redakteure und Übersetzer resultiert. Einmalig erstellte Module zu allgemein gültigen Themen sind wiederholt einsetzbar. Damit kann auch die dritte Hypothese bestätigt werden.

4.Semantische Technologien in der Übersetzung

In diesem Kapitel soll untersucht werden, inwiefern sich semantische Technologien für die Übersetzung technischer Dokumentationen nutzbar machen lassen und damit die Qualität eines Translates verbessern können.

Die semantische Aufbereitung greift ebenso wie die strukturelle Aufbereitung bei der Über­setzungsphase „Übersetzungsvorbereitung“ ein (vgl. Abschnitt 2.2.2). Besonders die „vorbereitende Terminologiearbeit“ kann damit erheblich erleichtert werden, indem Wis­sensnetze in Form von Topic Maps oder Semantic Webs bereitgestellt werden, die das fir­menspezifische Vokabular und die Terminologie zu einem Thema spezifizieren.

Auf Ausführungen zur genauen technischen Umsetzung wird verzichtet, da dies nicht Thema dieser Arbeit ist. Aufgrund fehlender wissenschaftlicher Untersuchungen bezüglich der Wirkungsweise semantischer Technologien auf die technische Dokumentation und deren Übersetzung, kann in dieser Arbeit dazu keine Aussage getroffen werden. Daher können lediglich Anregungen und Ideen für prinzipielle Einsatzmöglichkeiten dieser Technologien in der Übersetzung technischer Dokumentationen präsentiert werden.

4.1 Einsatzpotenzial von Topic Maps

Für Topic Maps (vgl. Abschnitt 2.3.2.3) ergeben sich folgende Einsatzpotenziale für die Unterstützung der Übersetzung technischer Dokumentationen:

1. Erschließung von Inhalten in Dokumenten-Management-Systemen und evt. zur Generie­rung neuer Dokumente daraus,
2. Erstellung von Begriffshierarchien (Terminologie) und
3. Repräsentation des Wissens eines Unternehmens.

Topic Maps zur Erschließung von Inhalten in Dokumenten-Management-Systemen

Da Topics alles Beschreibbare sein können, würden sie im Zusammenhang mit Doku­menten-Management-Systemen die einzelnen Inhaltsbausteine einer technischen Doku­mentation repräsentieren. Dies können einerseits einzelne Textblöcke, Illustrationen, Montagen oder Tabellen sein oder auch schon zusammengefasste Informationseinheiten wie Informationsblöcke und Maps. Der Map-Titel bietet einen ersten Zugriffspunkt auf die Informationseinheit und stellt die erste wichtige Metainformation dar. Über Assoziationen können diese Inhaltsbausteine zueinander in Relation gesetzt werden. So kann auch auf andere Topics verwiesen werden, die nicht unmittelbar zu diesem Thema gehören und somit eine Referenz zu angrenzenden Gebieten gefunden werden. In den Occurrences würde genau spezifiziert sein, wo sich die jeweiligen Dokumententeile im Dokumenten-Management-System befinden. Im Mittelpunkt stehen hier vor allem die Wiederverwend­barkeit und der Entwurf neuer Dokumente aus bestehendem Material, was vor allem für die modularisierte Dokumentation von Relevanz ist (vgl. Abschnitt 3.4.1). Die Stärke der Topic Maps liegt nun darin, zwischen den Topics über Assoziationen ein semantisches Netzwerk aufzubauen. Über diese Assoziationen wird eine semantische Einschränkung von gesuchten Topics und deswegen eine flexiblere und effektivere Filterung möglich (vgl. [Widh+02], S. 17).

Die folgende Zeichnung zeigt wie einzelne Teile einer technischen Dokumentation prinzi­piell in einer Topic Map abgebildet werden könnten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4.1: Topic Map für eine technische Dokumentation (vgl. [Widh+02], S. 12)

In den Sicherheitshinweisen einer technischen Dokumentation müssen rechtliche Normen genannt sein, die bei der Bedienung des Gerätes zu beachten sind (z.B. rechtliche Normen zur Entsorgung verbrauchter Chemikalien o.ä.) (vgl. [Schm99a], S. 149ff). Ebenso können Abbildungen der Bauteile eingefügt werden, für die ein Sicherheitshinweis gilt. Rechtliche Normen können ebenso die Abbildung von Bauteilen bestimmen (vgl. [Schm99a], S. 194ff). Diese Beziehungen lassen sich in der Topic Map über Assoziationen abbilden und helfen dem Redakteur den Überblick zu behalten und keine wichtige Information zu ver­gessen. Den Übersetzer unterstützen sie beim Verständnis des Aufbaus der technischen Dokumentation und helfen eventuelle Abweichungen zur jeweilig fremdsprachigen Do­kumentation aufzudecken (z.B. besonders in Hinsicht auf die Relevanz rechtlicher Nor­men). Occurrences verweisen auf den Ort, an dem die jeweiligen Dokumente zu finden sind. Sie können sich einerseits im Dokumenten-Management-System befinden und ande­rerseits über das Internet bezogen werden.

Dokumenten-Management-Systeme, welche das Konzept der Topic Maps integrieren, sind noch nicht sehr häufig auf dem Markt vertreten ([Götz+04], S. 214). Bisher wurde die Ge­nerierung von Web-Seiten über Content-Management-Systeme mit Topic Map Unterstüt­zung umgesetzt ([Smol06], S. 142). Vielleicht ist auch die Generierung von technischen Dokumentationen aus Dokumenten-Management-Systemen mit Topic Map Unterstützung denkbar.

Topic Maps zur Erstellung von Begriffshierarchien

Die Speicherung und Abfrage von Terminologie erfolgt im Übersetzungssektor hauptsäch­lich mit Hilfe von Terminologiedatenbanken (vgl. Abschnitt 2.2.5). Semantische Beziehungen zwischen den Begriffen sind in Datenbanken jedoch nur schwer darstellbar. Topic Maps könnten ein semantisches Netzwerk aus Stichwörtern in jeder Sprache auf­bauen. Der Vergleich der semantischen Netzwerke zu äquivalenten Begriffen in unter­schiedlichen Sprachen würde Parallelen und Unterschiede in den Begriffshierarchien und Bedeutungen zwischen den Sprachen hervorbringen. Dies könnte die Wahl einer äquiva­lenten Begriffsübersetzung für den Übersetzer entscheidend erleichtern (vgl. [Smol06], S. 231; [Maic06]).

Forschungsarbeiten an der Universität Leipzig beschäftigen sich ebenso mit der automati­sierten Erstellung von Topic Maps aus Texten. Über eine automatische Extraktion von Termini aus Texten können Topic Maps konstruiert werden, welche die enthaltenen Ter­mini in Relation zueinander setzen ([Smol06], S. 142). Für die Übersetzung technischer Dokumentationen ist dies insofern interessant, als Begriffshierarchien von Dokumentatio­nen und ihrer Übersetzungen bzw. ähnlicher Paralleltexte in einer anderen Sprache für die Übersetzung ähnlicher oder gleicher Dokumentationen zu Rate gezogen werden könnten. Dies könnte den Rechercheaufwand für äquivalente Fachbegriffe erheblich reduzieren.

Topic Maps zur Repräsentation des Wissens eines Unternehmens

Ebenso können Topic Maps als Systeme des Wissensmanagements für Übersetzer von Bedeutung sein. Sie können das im Unternehmen vorhandene Wissen über das Produkt, dessen technische Beschreibung zu übersetzen ist, vereinen und dem Übersetzer somit als zusätzliche Verständnishilfe dienen. In diesem Zusammenhang können Topics bspw. die Bauteile des Produkts referenzieren. Occurrences würden auf technische Zeichnungen, Abbildungen oder Berechnungen verweisen. Assoziationen könnten Zusammenhänge der einzelnen Bauteile verdeutlichen. Weiterhin können in einer Topic Map über das Scopes- und Topic Name-Konzept Bezeichnungen von Bauteilen o.ä. und deren Relationen in un­terschiedlichen Sprachen abgebildet werden. Jedes Topic kann gemäß seiner Bezeichnung mit den Occurrences der Dokumente in den jeweiligen Sprachen verbunden werden. Der Übersetzer kann dann in dem Netz „umherwandern“ und über Filter die Anzeige der Do­kumente in der einen oder anderen Sprache erwirken (vgl. [Widh+02], S. 17).

Kritische Betrachtung

Mit dem Einsatz von Topic Maps ist ein erhöhter Aufwand für das Management und die Nutzung verbunden, da sie manuell von speziell dafür ausgebildetem Personal erstellt und gepflegt werden müssen. Die Nutzer müssen zudem lernen, mit dem vergleichsweise neuen Such- und Navigationsparadigma der Topic Maps umzugehen, und die assoziative Suche und Navigation adoptieren ([Smol06], S. 60). Dies könnte die Akzeptanz der Tech­nologie auf Seiten der Hersteller und Nutzer verringern.

4.2 Einsatzpotenzial von Semantic Webs

Ein grundsätzlich unterschiedlicher Ansatz zur semantischen Annotation und Klassifizie­rung von Informationsobjekten ist jener der Semantic Webs. Ziel der Semantic Webs ist es, Semantik, die für den Menschen einfach verständlich ist, auch für Maschinen zugäng­lich zu machen (vgl. Abschnitt 2.3.2.2).

In diesem Zusammenhang werden Dokumente als (Web-)Ressourcen aufgefasst. Voraus­setzung dafür ist, dass das Dokument im XML-Format vorliegt, um RDF-Syntax hinzufü­gen zu können. XML hat sich als Datenformat zum Austausch von Dokumenten zwischen Auftraggeber und Übersetzer insofern bewährt, als dass es die Bearbeitung in unterschied­lichen Translation-Memory-Systemen und Dokumenten-Management-Systemen ermög­licht. Besonders die Daten in der technischen Dokumentation können durch eine Transfe­rierung oder Erstellung im XML-Standard profitieren, da sie meist eine lange Lagerzeit haben und somit über eine lange Zeit verfügbar bleiben müssen[14].

In Dokumenten-Management-Systemen kann bei großen Dokumentbeständen ein ähnli­ches Suchproblem wie im WWW auftreten. Durch zu wenig aussagekräftige Suchparame­ter wird eine Unmenge von Ergebnissen zurückgeliefert, welche zum Großteil nicht mit dem gewünschten Ergebnis übereinstimmen. Mittels RDF lassen sich die Dokumente se­mantisch beschreiben und über Begriffshierarchien zueinander in Beziehung setzen. Der Zugriff auf Information wird dadurch für Redakteure wie für Übersetzer erleichtert (vgl. [Ecks+04], S. 238; [Sieb+06]). Beispielsweise wäre eine Annotation von Bilddateien mit Metadaten über ihren Inhalt sinnvoll, da dann gezielt nach dem Motiv des Bildes gesucht werden kann ([Sieb+06]).

Semantische Suchtechnologien können jedoch auch bei Online-Hilfen zu bestimmten Pro­dukten bessere Suchergebnisse liefern als bisherige Algorithmen ([Sieb+06]).

Kritische Betrachtung

Für den Aufbau eines Semantic Webs müssen alle Ressourcen im XML-Format vorliegen, was einen erhöhten Konvertierungsaufwand älterer Dokumente nach sich zieht ([Stuck+05], S. 4ff). Außerdem stellt die Anreicherung von Informationsressourcen mit Metainformation je nach erforderlichem Detaillierungsgrad einen nicht unerheblichen Aufwand dar zumal bisher keine Werkzeuge existieren, welche diesen Vorgang komforta­bel unterstützen ([Sieb+06]). Die Bedeutungen und der Kontext der semantischen Metain­formationen können sich im Laufe der Zeit verändern, was eine zusätzliche Pflege und Anpassung der Informationsressourcen bedeutet (vgl. [Smol06], S. 60). Ferner unterstützen bisherige Suchmaschinen die semantische Suche noch nicht oder sind nur auf bestimmte Domänen eingeschränkt, was in Verbindung mit der aufwändigen Konzeptions- und Aus­zeichnungsarbeit den Anreiz zum Einsatz solcher Technologien erheblich schmälert (vgl. [Smol06], S. 78).

4.3 Fazit

Anhand der vorangegangenen Untersuchungen lassen sich die letzten beiden Forschungs­hypothesen auswerten (vgl. Abschnitt 1.4).

4. Semantische Technologien erhöhen die Qualität der Übersetzungen technischer Doku­mentationen.

Aufgrund der Neuheit dieser Technologien ist bisher lediglich eine Aussage zu ihren Einsatzmöglichkeiten in der Übersetzung, nicht jedoch zu ihren Wirkungen auf die Qualität der Übersetzungen möglich. Der Beweis der vierten Hypothese bleibt also weiteren Untersuchen überlassen.

5. Semantische Technologien erhöhen die Effektivität des Übersetzungsprozesses.

Semantische Technologien können den Übersetzer bei seiner Arbeit unterstützen, in­dem sie einerseits Verständnishilfen im Vorfeld der Übersetzung geben und anderer­seits die Verwaltung von großen Übersetzungsprojekten durch semantische Suchtech­nologien erleichtern. Allerdings ist mit der Anwendung solcher Technologien ein zu­sätzlicher Konzeptions-, Durchführungs- und Pflegeaufwand verbunden. Die genaue Effektivitätssteigerung kann nicht sicher bestimmt werden, da diesbezüglich noch Er­fahrungen und Untersuchungen fehlen. Daher kann die fünfte Forschungshypothese an dieser Stelle nicht vollständig bestätigt werden und bleibt ebenso zukünftigen Untersu­chungen überlassen.

Inwiefern sich diese Technologien für einen Einsatz im Unternehmen lohnen, ist vom Exper­tenwissen der Mitarbeiter, vom Anwendungsrahmen im Unternehmen und vom ge­stifteten informationellen Mehrwert abhängig, welcher im folgenden Abschnitt ermittelt wird.

5.Potenziale der Mehrwertgenerierung

Damit Informationsprodukte, wozu sich technische Dokumentationen und deren Überset­zungen zählen lassen, am Informationsmarkt nachgefragt werden, müssen sie gemäß der Theorie von Kuhlen, einen informationellen Mehrwert aufweisen (vgl. Abschnitt 2.3.1).

Die Übersetzung eines Textes fügt diesem einen informationellen Mehrwert hinzu, da der Text nun samt seiner Übersetzung auf dem Informationsmarkt einen höheren Gewinn er­zielen kann und sich damit der Tauschwert für die Produzenten steigert. Der Gebrauchs­wert erhöht sich für die Nutzer, da der Text nun in einer für sie verständlichen Sprache vorliegt (vgl. [Kuhl95], S. 9). Auf eine detaillierte Analyse der geleisteten Informationsar­beit bzw. der erbrachten informationellen Mehrwerte durch die Übersetzung eines Textes soll an dieser Stelle verzichtet werden. Kernpunkt der folgenden Betrachtung soll sein, wie die Methoden der strukturellen und semantischen Aufbereitung einer technischen Doku­mentation und ihrer Übersetzung einen weiteren informationellen Mehrwert hinzufügen können.

Die Aussagen der Theorie der informationellen Mehrwerte beziehen sich hauptsächlich auf den Vergleich digitaler und analoger Informationsgüter. Da darauf in dieser Arbeit nicht das Hauptaugenmerk liegt, werden die Aussagen auf den Vergleich strukturierter und un­strukturierter Dokumente bzw. semantisch aufbereiteter und semantisch nicht aufbereiteter Dokumente übertragen. Unter den Produzenten werden die technischen Redakteure bzw. Übersetzer der technischen Dokumentation verstanden. Nutzer sind die Käufer eines Pro­duktes bzw. Unternehmen, welche eine Dokumentations- bzw. Übersetzungsdienstleistung von einem externen Dienstleister einkaufen. Das betrachtete Informationsgut ist die tech­nische Dokumentation bzw. deren Übersetzung.

Durch einen Vergleich können die informationellen Mehrwerte der einen Version gegen­über denen einer anderen Version herausgearbeitet werden (vgl. [Kuhl95], S. 91f). Auf einen derartig detaillierten Vergleich soll im Rahmen dieser Arbeit verzichtet werden. Es soll lediglich eine Aussage darüber getroffen werden, welche Mehrwerte eine Vorstruktu­rierungsmethode bzw. eine semantische Aufbereitungsmethode potenziell stiften kann. Zunächst wird das Mehrwertpotenzial semantischer Aufbereitung (5.1) und anschließend das Mehrwertpotenzial struktureller Aufbereitung (5.2) ermittelt.

5.1 Mehrwertgenerierung durch semantische Aufbereitung

Die Nutzeneffekte semantischer Aufbereitung kommen in erster Linie den technischen Redakteuren und Übersetzern zu Gute, welchen die Erstellung der technischen Dokumen­tation damit erheblich erleichtert werden kann. Daher sollen im folgenden Abschnitt die Mehrwerte ermittelt werden, welche diese Technologien für diese Nutzergruppe erbringt.

5.1.1 Identifikation der geleisteten Informationsarbeit

Die Methoden der semantischen Aufbereitung erzeugen Mehrwerte durch Wissensrekon­struktion, Informationserarbeitung und Informationsaufbereitung.

Wissensrekonstruktion

Das Umwandeln von Wissensobjekten in ein Hypertextformat (XML) und die Anreiche­rung mit Metainformationen mittels RDF-Syntax bzw. das Aufspannen einer Topic Map aus Referenzen auf Wissensobjekte fügt jedem Wissensobjekt weitere Informationen dar­über hinzu, in welchem Kontext es gültig und anwendbar ist. Es wird darüber in Relation zu anderem Wissen gestellt, was die weiterführende Erkenntnisfindung unterstützt (vgl. [Kuhl95], S. 86).

In Anlehnung an Kuhlen lassen sich die Möglichkeiten der Erzeugung informationeller Mehrwerte durch Wissensrekonstruktion, welche die semantischen Methoden der Textauf­bereitung bieten, wie folgt darstellen (vgl. [Kuhl95], S. 87):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5.1: Möglichkeiten der Wissensrekonstruktion durch Semantic Webs und Topic Maps (vgl. [Kuhl95], S. 87)

Informationserarbeitung

Die Vernetzung der informationellen Ressourcen ermöglicht eine effektivere Suche nach bestimmten Informationen bzw. eine leichtere und überschaubare Navigation zwischen den Informationsressourcen (vgl. Abschnitt 2.3.2).

Der Zugriff auf die Information erfolgt bei beiden Systemen unterschiedlich. Semantic Web Browser wie bspw. Piggy Bank[15] ermöglichen die Darstellung der Suchergebnisse in einem semantischen Netzwerk je nach Suchangaben des Benutzers. Zudem können Infor­mationen aus dem Semantic Web mit Hilfe der Abfragesprache SPARQL Protocol and RDF Query Language (SPARQL)[16] gezielt ermittelt werden (vgl. [Dodd06]).

Auf die Informationen in Topic Maps kann anhand einer visuellen Darstellung des Netz­werkes zugegriffen werden. Nutzer „surfen“ von Topic zu Topic und erhalten einerseits Informationen über die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Topics sowie weiterfüh­rende Informationen zu den jeweiligen Topics ([Smol06], S. 110ff). An einer formalen Abfragesprache für Topic Maps wird derzeit weiterhin entwickelt ([Widh+02], S. 251ff).

Informationsaufbereitung

Semantic Webs stiften einen Mehrwert durch pragmatische Verfahren der Informations­aufbereitung. Sie besitzen ihre Stärke in der personalisierten Suche. Je nach zuvor angege­benen Präferenzen und Interessengebieten des jeweiligen Benutzers werden bei einer Su­che in einer Wissensbasis nur diesbezüglich relevante Informationen angezeigt (vgl. [Bern+06]).

Topic Maps bieten die Möglichkeit der Filterung von Topics. Je nach Filter und Interes­senlage kann sich der Nutzer die gesuchten Informationen anzeigen lassen. Zudem können sie das Netzwerk an Informationen visuell darstellen ([Smol06], S. 101ff).

5.1.2 Einordnung in die Systematik informationeller Mehrwerte

Für die Produzenten einer technischen Dokumentation und deren Übersetzung ergeben sich folgende Tauschwerte (vgl. [Kuhl95], S. 90):

- komparativer Mehrwert: größerer Informationswert der vernetzten Informations­ressourcen gegenüber den nicht vernetzten Informationsressourcen durch Me­tainformation und Kontextbezug und
- inhärenter Mehrwert: größerer Informationswert durch eine verbesserte Suche und Navigation innerhalb der Informationsressourcen und Aufbau einer effizient nutzbaren Wissensbasis.

Die Vernetzung der Themengebiete untereinander ermöglicht es dem technischen Redak­teur und dem Übersetzer ein besseres Verständnis für das Produkt aufzubauen und effi­zienter nach Informationen zu suchen. Daraus kann er eine schlüssigere und sachlich kor­rekte technische Dokumentation bzw. Übersetzung erstellen. Zusätzlich dazu wird im Un­ternehmen eine Wissensbasis über das firmeninterne Wissen aufgebaut, welche auch zu anderen Zwecken wie bspw. Schulungen neuer Mitarbeiter verwendet werden kann.

Für eine Organisation als Nutzer der technischen Dokumentation bzw. Übersetzung erge­ben sich keine Gebrauchswerte gemäß der Systematik nach Kuhlen. Wie bereits erwähnt, dienen die semantischen Technologien dazu, den Erstellungsprozess einer technischen Dokumentation und deren Übersetzung zu verbessern. Für den Nutzer äußert sich dies le­diglich in einer besseren technischen Dokumentation bzw. Übersetzung (vgl. [Kuhl95], S. 90).

Für den einzelnen Nutzer einer semantisch aufbereiteten technischen Dokumentation bzw. Übersetzung kann ein Mehrwert mit Effizienzwirkung entstehen, wenn bspw. Online-Hil­fen eine semantische Suche unterstützen und er somit auf die gesuchten Themengebiete schneller und gezielter zugreifen kann (vgl. [Kuhl95], S. 91).

5.1.3 Fazit

Ein Hersteller muss nun entscheiden, ob sich der Aufwand der semantischen Aufbereitung seiner technischen Dokumentationen und Übersetzungen soweit lohnt, dass die Nutzer am Markt dafür bereit sind mehr zu zahlen. Sicherlich spielen für diese Entscheidung die ge­schilderten Akzeptanzprobleme und die relative Neuheit der Technologien und die damit verbundene Unsicherheit eine nicht unerhebliche Rolle. Nach Meinung der Autorin ist der Aufbau solcher Wissensnetze allein für die technische Dokumentation und Übersetzung der Produkte nicht gewinnbringend. In Kombination mit einer verbesserten internen Wis­sensbasis und den daraus entstehenden Vorteilen (z.B. Verbesserung der Schulung der Mitarbeiter, Unterstützung innovativer Produktentwicklungen auf Basis vernetzter Wis­sensstrukturen) kann der Einsatz semantischer Technologien jedoch nutzenstiftend sein.

5.2 Mehrwertgenerierung durch strukturelle Aufbereitung

Die strukturelle Aufbereitung von technischen Dokumentationen kommt hauptsächlich den Nutzern technischer Dokumentationen und deren Übersetzungen zu Gute. Im Gegensatz zu den semantischen Aufbereitungsmethoden ist für sie einen Verbesserungseffekt in Ver­ständlichkeit und Nutzungsfreundlichkeit der technischen Dokumentation direkt feststell­bar (vgl. Kapitel 3.1 und 3.2).

5.2.1 Identifikation der geleisteten Informationsarbeit

An vorstrukturierten Dokumenten können die drei Formen der Informationsarbeit Wissens­rekonstruktion, Informationserarbeitung und Informationsaufbereitung wie folgt demonstriert werden.

Wissensrekonstruktion

Durch die Einordnung des Wissens in verschiedene Informationsarten wird aus dem je­weiligen Wissensobjekt eine informationelle Ressource, indem ihm die Information um seinen relevanten Handlungsrahmen hinzugefügt wird (vgl. [Kuhl95], S. 86).

Informationserarbeitung

Die Modularisierung sowie Darstellung der Information unter Berücksichtigung kognitiver Leseprozesse ermöglicht einen besseren Zugriff auf die Information. Anhand eindeutiger Titel und Marginalien wird dem Leser das Auffinden von für ihn relevanten Informations­bausteinen erheblich erleichtert (vgl. [Horn92b], S. 49).

Zudem ermöglicht die Zerlegung der Information in Informationseinheiten eine Weiterver­arbeitung in Dokumenten-Management-Systemen, wo sie sich besser verwalten lassen und der Zugriff auf sie erleichtert wird (vgl. Abschnitt 3.4.3).

Informationsaufbereitung

Formale Verfahren der Informationsaufbereitung wendet die Methode durch das Betite­lungsprinzip, Gliederungsprinzip und Einheitlichkeitsprinzip an, wodurch der Leser die gesuchte Information schnell finden kann (vgl. [Horn92b], S. 46ff). Pragmatische Verfah­ren der Anpassung an Nutzerbedürfnisse werden durch die detaillierte Zielgruppenanalyse zu Beginn des Dokumentationsprojektes umgesetzt (vgl. [Horn92b], S. 292). Durch den gezielten Zugriff auf die Inhalte über die vereinfachte und übersichtliche Struktur (Margi­nalien) können die spezielle Nachfrage der Kunden befriedigt und unterschiedliche Leser­typen angesprochen werden.

5.2.2 Einordnung in die Systematik informationeller Mehrwerte

Für den Produzenten einer technischen Dokumentation bzw. Übersetzung erbringen die Methoden der strukturellen Aufbereitung die folgenden Tauschwerte (vgl. [Kuhl95], S. 90):

- inhärenter Mehrwert: Durch die Modularisierung in den Informationseinheiten wird das firmenspezifische Wissen klarer und einheitlicher dargestellt.
- agglomerativer Mehrwert: Durch den modularen Aufbau der Dokumentation bzw. der Übersetzung kann die Dokumentation und Übersetzung parallel zum Erstellungsprozess des Produktes bzw. der Software ablaufen. Rückfragen zum Inhalt können gebündelt an die Entwickler gestellt werden und Hinweise seitens der Redakteure oder Übersetzer können noch in den Entwicklungsprozess ein­fließen. Die Erstellung erfolgt zeitsparender, da sie nicht mehr sukzessive, son­dern parallel abläuft (vgl. Kapitel 3.4.1).
- integrativer Mehrwert: Die mehrfache Verwendbarkeit von Textmodulen verbes­sert die Erstellungsprozesse einer technischen Dokumentation bzw. Über­setzung. Der kombinierte Einsatz von Dokumenten-Management-Systemen und Translation-Memory-Systemen ermöglicht eine effizientere Verwaltung der Do­kumente und eine Veröffentlichung auf mehreren Medien (vgl. Kapitel 3.4.3).

Kauft eine Organisation die technische Dokumentation und Übersetzung von einem exter­nen Dienstleister (Produzenten) ein, so können für sie die folgenden Gebrauchswerte ent­stehen[17] (vgl. [Kuhl95], S. 90):

- strategischer Mehrwert: Die Vorstrukturierung macht eine schnellere Erstellung und Anpassung der Dokumentation und Übersetzung und somit eine schnellere Markteinführung des Produktes möglich, was zu erheblichen Wettbewerbsvor­teilen führen kann. Durch die Unterstützung des Single Source Multiple Publishing lässt sich das Produkt schneller an Kundenbedürfnisse anpassen.
- makroökonomischer Mehrwert: Der Einsatz einer Vorstrukturierungsmethode kann Dokumentationen über Branchen hinweg standardisieren und somit auch die Kommunikation zwischen Unternehmen vereinfachen (vgl. Abschnitt 3.3.1).

Für den Käufer eines Produktes und der dazugehörigen technischen Dokumentation bzw. Übersetzung ergeben sich die folgenden Gebrauchswerte (vgl. [Kuhl95], S. 91):

- Mehrwerte mit Effizienzwirkung: Der Kunde kann die vorstrukturierte Dokumen­tation und Übersetzung schneller lesen und hat weniger Aufwand durch Reklamationen (vgl. [Arak06b]).
- Mehrwerte mit Effektivitätswirkung: Das leichtere Verständnis vorstrukturierter Texte bewirkt eine geringere Wahrscheinlichkeit von fehlerhaften Handlungen und einen erhöhten Behaltensgrad (vgl. [Arak06b]; [Scho+01], S. 49).
- ästhetischer, emotionaler Komfortwert: Die Methode erlaubt durch die übersichtli­che Strukturierung jedem Leser seinen eigenen Lesestil zu verfolgen (vgl. [Horn92b], S. 49). Dies kann zu weniger Frust und Verwirrung und dafür zu Erfolgserlebnissen bei der Ausführung der beschriebenen Handlungen füh­ren.

5.2.3 Fazit

Der Tauschwert für den Produzenten besteht in einer erhöhten Qualität der technischen Dokumentation und ihrer Übersetzung. Daraus resultiert ein erhöhter Gebrauchswert für den Kunden, für den mit Hilfe einer besseren Dokumentation weniger Verständnisprob­leme und ein geringerer Folgeaufwand in Form von Reklamationen auftreten ([Info06b]). Für den Produzenten entstehen daraus ebenfalls weniger Kosten aus etwaigen Handlungs­fehlern der Kunden. Zudem verbessert dies die Außenwirkung des Produktes auf dem Markt (vgl. Kapitel 2.1.1).

5.3 Abschließende Bemerkung

Sowohl die strukturelle als auch die semantische Aufbereitung von Texten können für Produ­zenten wie für Nutzer des Produktes einen informationellen Mehrwert erbringen. Problematisch bei technischen Dokumentationen ist jedoch, dass sie lediglich Beilage des zu erwerbenden Produktes sind und somit ihre Mehrwerte nur indirekt über den Preis des Produktes abgeschöpft werden können. Zudem können sie erst nach dem Kauf vom Käufer beurteilt werden. Ihr informationeller Mehrwert ist also ex ante nicht vom Käufer ab­schätzbar und fließt somit auch nicht in den Prozess seiner Kaufentscheidung ein. Jedoch können die aufgezeigten Mehrwerte einer technischen Dokumentation für Folgekäufe der Kunden entscheidend sein.

6.Schlussfolgerungen

Folgende zwei Hauptaspekte der strukturellen Aufbereitung haben sich bei den Untersu­chungen dieser Arbeit herauskristallisiert, welche alle beschriebenen Vorteile der Quali­täts- und Produktivitätssteigerung sowie Aufwandsreduktion bewirken:

1. Standardisierung der Sprache: Festlegung von Regeln, welche den Text sprachlich verein­heitlichen bzw. standardisieren. Dadurch wird der Text einerseits für den Über­setzer verständlicher sowie andererseits der Einsatz eines integrierten Übersetzungs­systems stark begünstigt.
2. Modularisierung des Textes: Aufteilung des Textes in Module, so dass mit Hilfe von Dokumenten-Management-Systemen eine produktbegleitende Dokumentation und Übersetzung ermöglicht sowie eine Aufwandsreduktion durch Mehrfachverwendung der Module erreicht wird.

Damit werden qualitativ hochwertige Translate und ein optimierter Dokumentations- und Übersetzungsprozess erwirkt.

6.1 Übertragung der Ergebnisse auf andere Vorstrukturierungsmethoden

Die Ergebnisse bezüglich der strukturellen Aufbereitung von Texten lassen sich in gewis­sem Maße auch auf andere Vorstrukturierungsmethoden übertragen. In diesem Abschnitt soll in Anlehnung an die Information Mapping-spezifischen Wirkungsweisen eine Be­trachtung der Wirkungsweise des Funktionsdesigns angeschlossen werden. Zunächst wer­den die Elemente beider Strukturierungsmethoden einander gegenübergestellt, bevor die daraus entstehenden Konsequenzen für die Übertragbarkeit der Ergebnisse dargelegt wer­den.

Das Funktionsdesign

Ähnlich der Information Mapping Methode gliedert das Funktionsdesign den Text in ein­zelne Module, die so genannten Funktionalen Einheiten. Sie sind in etwa mit den Informa­tionseinheiten Block und Map vergleichbar. Zudem teilt es Texte in verschiedene Doku­mentarten ein. Im Funktionsdesign existieren von vornherein festgelegte Regeln zur Dar­stellung der Funktionalen Einheiten in bestimmten Dokumentarten, was mit dem Konzept der Darstellungsarten der Information Mapping Methode vergleichbar ist. Die Funktiona­len Einheiten werden einem Sequenzmuster entsprechend aneinandergereiht. Dieses Se­quenzmuster verfolgt ein ähnliches Ziel wie die Regeln zur Reihenfolge der Informations­einheiten der Information Mapping Technik. Im Gegensatz zum Information Mapping Re­gelwerk werden im Funktionsdesign Auszeichnungselemente wie Schaltflächen oder Sym­bole zur Hervorhebung bestimmter Textpassagen definiert (vgl. [Schä05], S. 2-11ff).

Die sprachliche Standardisierung einer technischen Dokumentation wird von der Methode nicht explizit vorgegeben, sondern bleibt dem Funktionsdesign-Entwickler überlassen, der die Regeln zur Sequenzierung, Formulierung und Darstellung der Funktionalen Einheiten und Auszeichnungselemente in einem Redaktionsleitfaden festlegt. Dadurch ist die Me­thode flexibel an die jeweiligen kommunikativen Anforderungen des Unternehmens an­passbar ([Lehr+01], S. 156; [Schä05], S. 3-3ff). Die Methode definiert damit keinen allge­mein gültigen Standard, sondern lediglich einen unternehmensspezifischen Standard (vgl. [Wöll06])[18].

Konsequenzen für die Übertragbarkeit der Aussagen

Da das Funktionsdesign Texte sprachlich vereinheitlicht und modularisiert, können fol­gende Aussagen, deren Gültigkeit zunächst für das Information Mapping Regelwerk be­wiesen wurde, auf das Funktionsdesign übertragen werden:

- Das Funktionsdesign verbessert die Verständlichkeit eines Textes durch eine ver­einheitlichte Terminologie (vgl. [Wöll06]).
- Rückfragen von Übersetzern verringern sich aufgrund einfach verständlicher Texte (vgl. [Wöll06]).
- Inhaltliche Fehler in der Übersetzung werden durch ein besseres Verständnis des Textes reduziert (vgl. [Wöll06]).
- Texte verkürzen sich durch weniger Redundanz und verringern damit auch das Übersetzungsvolumen (vgl. [Wöll06]).
- Verteiltes Arbeiten der Redakteure wird möglich, insofern sie sich an einen ge­meinsamen Redaktionsleitfaden halten (vgl. [Schä05], S. 3-8).
- Eine Qualitätsüberprüfung auf Einhaltung des vom Funktionsdesign-Entwickler er­stellten Redaktionsleitfadens wird ermöglicht (vgl. [Schä05], S. 3-12f).
- Die Module steigern die Produktivität, da Sätze bzw. Textbausteine mehrfach ver­wendet werden können ([Wöll06]).
- DMS-Lösungen sind ebenso einsetzbar zur Koordination der produktionsbeglei­tenden Dokumentation und Übersetzung ([Wöll06]).
- Texte nach Funktionsdesign sind für eine SGML/XML-Formatierung geeignet ([Schä05], S. 3-20f). Demnach können die Texte auch mit Metadaten hinterlegt werden, wodurch eine bessere Verwaltung innerhalb der DMS-Programme möglich wird.
- Bei der Übersetzung der Texte mit Hilfe von Translation-Memory-Systemen er­höht sich die Matchrate aufgrund des einheitlichen Sprachgebrauchs ([Wöll06]).

Das Funktionsdesign und die Information Mapping Methode können sich ebenso gegensei­tig ergänzen, so dass eine kombinierte Anwendung auf einen Text möglich wird. Dabei sollte die übersichtliche Strukturierung nach Information Mapping mit nach Funktionsde­sign formulierten Texten verbunden werden, da zum einen das Funktionsdesign lediglich strukturierten Fließtext produziert und gemappte Texte ein weniger gutes didaktisches Konzept verfolgen ([Lehr+01], S. 162). Zudem vermag das Funktionsdesign aufgrund sei­ner Flexibilität inhaltliche Lücken gemappter Texte zu schließen. Das Information Map­ping Regelwerk gibt keine konkreten Vorgaben zur Formulierung von Warnhinweisen und Querverweisen bei Online-Dokumentationen, was in einem Redaktionsleitfaden laut Funktionsdesign allgemein gültig festgelegt werden kann[19].

6.2 Anwendbarkeit auf andere Textsorten

Die bisher betrachteten Methoden werden hauptsächlich für die Verbesserung technischer Dokumentationen angewandt. Dazu zählt eine Vielzahl von Textvarianten wie bereits in Kapitel 2.1.1 geschildert.

Neben den Textvarianten der technischen Dokumentation lässt sich die Information Map­ping Methode auch auf Lehrmaterialien wie Schulungsunterlagen, Computer Based Trai­nings, Tutorials oder Dokumente der Unternehmenskommunikation wie Offerten, Be­richte, Memos oder E-Mails anwenden (vgl. [Horn92a], S. 6; [Scho+01], S. 49). Das Funk­tionsdesign hingegen bleibt eher der Textsorte technische Dokumentation verhaftet ([Wöll06]).

Eine Anwendung von Vorstrukturierungsmethoden ist ebenso für wissenschaftliche Fach­texte denkbar. Fachinformationen in Fachzeitschriften oder wissenschaftlichen Berichten lassen sich über eine solche Form der Strukturierung klar ausdrücken und in ihrer Kom­plexität reduzieren (vgl. [Info06a], S. 26ff).

Welche Besonderheiten der Anwendung der Information Mapping Technik bzw. des Funktionsdesigns für andere Textsorten gelten, muss von den jeweiligen Eigenschaften der Textsorte abgeleitet werden. Das folgende Bewertungsmodell stellt Kriterien auf, wonach überprüft werden kann, ob sich eine strukturelle Aufbereitung für die jeweilig vorliegen­den Texte lohnt.

6.3 Konzept für ein Bewertungsmodell

Das Bewertungsmodell besteht aus einem Fragenkatalog, welcher als Schlussfolgerung aus den voran gegangenen Untersuchungsergebnissen erstellt wurde. Er kann Entscheidungs­trägern bei der Entscheidungsfindung für oder gegen die Anwendung struktureller und semantischer Aufbereitungsmethoden helfen und soll eine Anregung für einen weiteren Ausbau eines solchen Modells geben. Der Fragenkatalog erhebt keinen Anspruch auf Voll­ständigkeit. Er befindet sich in Anhang 4.

Die Fragen sind in die Kategorien:

- Eigenschaften des Ausgangstextes,
- Eigenschaften der Vorstrukturierungsmethode und
- Ökonomische Kriterien

eingeteilt. Die Fragen können positiv mit „trifft zu“ oder negativ mit „trifft nicht zu“ beant­wortet werden. Einige der Fragestellungen sind als KO-Kriterien deklariert, d.h. sie müssen in jedem Fall positiv beantwortet werden, damit sich eine Einführung der jeweili­gen Methoden im Unternehmen lohnt bzw. überhaupt sinnvoll ist. Die anderen Kriterien sind optional, d.h. eine negative Bewertung würde die Einführung der Methode nicht ge­fährden, eine positive Bewertung die Einführung jedoch umso mehr bestärken.

Die Kategorien „Eigenschaften des Ausgangstextes“ und „Eigenschaften der Vorstrukturie­rungsmethode“ spiegeln die Untersuchungen zu den qualitativen Auswirkungen semantischer und struktureller Aufbereitung wider. Die Kategorie „Öko­nomische Kriterien“ fasst die Betrachtungen zur Effektivitätssteigerung und Aufwandsre­duktion zusammen.

Über die Fragen nach den Eigenschaften des Ausgangstextes wird herausgefiltert, ob sich der im Unternehmen vorhandene Textkorpus für eine strukturelle bzw. semantische Aufbe­reitung eignet und die Qualität der Texte damit erhöht werden kann. Werden die dement­sprechenden KO-Kriterien und ein Großteil der restlichen Fragen positiv beantwortet, so wäre die Einführung einer Vorstrukturierungsmethode sinnvoll bzw. die Anwendung einer semantischen Technologie denkbar.

In den Fragen zu den Eigenschaften der Vorstrukturierungsmethode wird diese nach ihrer Güte bewertet. Erfüllt sie die dort aufgeführten Anforderungen bzw. kann sie den Text in dem geforderten Maße strukturieren, so kann sie für die Texterstellung und Übersetzung im Unternehmen nutzbringend sein.

In der Kategorie „Ökonomische Kriterien“ werden jene Fragestellungen zu ökonomischen Auswirkungen der Einführung einer Vorstrukturierungsmethode bzw. semantischen Tech­nologie beantwortet. Werden sie ebenfalls positiv beantwortet, so kann der Einsatz der jeweiligen Methode ökonomisch gewinnbringend sein.

Weiterhin schließt sich eine Betrachtung der informationellen Mehrwerte an, welche beide Formen der Aufbereitung erbringen können. Sie werden hier gänzlich als optionale Krite­rien angesehen, da sie lediglich als zusätzliche Prüfung auf die Mehrwertgenerierung der Methoden dienen sollen.

7.Ausblick

In dieser Arbeit wurde die Wirkung struktureller und semantischer Aufbereitung auf Überset­zungen untersucht, die durch Menschen (Humantranslatoren) durchgeführt werden. Bei der Betrachtung der Effektivitätssteigerungspotenziale wurde ebenso das Potenzial von Vorstrukturierungsmethoden zur Erhöhung der Performance technischer Übersetzungs­systeme (Translation-Memory-Systeme) deutlich (vgl. Kapitel 3.4.2). Neben den maschinel­len Übersetzungshilfen (MAHT) können auch maschinelle Übersetzungssysteme (FAMT) von einer strukturellen Aufbereitung profitieren. In diesem Zusammenhang wird auch von einer Präedition der Ausgangstexte gesprochen ([Blat+85], S. 92). Dabei wird das Einsatzpotenzial einer weiteren Vorstrukturierungsmethode diskutiert: der Kontrollierten Sprache[20].

Kontrollierte Sprache und maschinelle Übersetzung

Die Kontrollierte Sprache wurde in der Arbeit bisher nicht berücksichtigt, da ihr Einsatz sehr umstritten und aufwändig ist (vgl. [Lehr96a], S.46ff; [Lehr96b], S. 352ff; [Will97], S. 46f). Sie bewirkt auf sprachlicher Ebene eine weitaus stärkere Standardisierung als die Information Mapping Methode und das Funktionsdesign, sieht jedoch keine Modularisie­rung von Texten vor (vgl. [Lehr+01], S. 157).

Obwohl die Kontrollierte Sprache ursprünglich entwickelt wurde, um sich der Übersetzung von technischen Dokumentationen in verschiedene Sprachen ganz und gar zu entledigen (vgl. [Tjar89], S. 24), kann sie im Zusammenhang mit Translation-Memory-Systemen Vorteile für die Übersetzung bieten. Die stark reduzierte sprachliche Variantenvielfalt re­sultiert in höheren Matchraten im Vergleich zu sprachlich nicht kontrollierten Texten (vgl. [Rein04], S. 124f).

Über die Einsatzmöglichkeiten der Kontrollierten Sprache im Zusammenhang mit maschi­nellen Übersetzungssystemen wird jedoch kontrovers diskutiert. Einerseits eignen sich linguistisch restringierte Fachtexte für eine maschinelle Übersetzung, da ein maschinelles Übersetzungssystem auf die zu erwartenden Formulierungen (eingeschränkte Syntax) und Wortverwendungen (Vokabular) zugeschnitten werden kann und weniger Probleme durch mehrdeutige Begriffe auftreten (vgl. [Lehr96a], S. 151f). Andererseits behaupten Gegen­stimmen, dass die viel gelobte Eindeutigkeit der Fachsprache ein Märchen und somit auch der Einsatz von maschinellen Übersetzungssystemen im Zusammenhang mit Kontrollierter Sprache weiterhin fraglich ist ([Böch+05], Kapitel 6.2.1, S. 3; [Schm94], S. 252). Bisher sind allenfalls Stücklisten aufgrund fehlender Mehrdeutigkeiten für eine automatische Übersetzung geeignet ([Have91], S. 11).

Inwiefern sich die automatische Übersetzung technischer Dokumentationen in Zukunft durchsetzen wird, ist von der Verbesserung der maschinellen Übersetzungssysteme abhän­gig. Danach wird erst eine Untersuchung der qualitativen und ökonomischen Auswirkungen struktureller Präedition auf maschinelle Übersetzungsprozesse zum Ver­gleich mit dieser Arbeit interessant.

Abschließend soll ein Ausblick auf einen neu entwickelten Standard in der technischen Dokumentation gegeben werden, der die in dieser Arbeit entwickelten Ergebnisse in ge­eigneter Art und Weise zusammenfasst.

DITA (Darwin Information Typing Architecture)

DITA wurde von IBM entwickelt und steht als Open-Source-Architektur zur Verfügung. Im Mai 2005 wurde DITA als OASIS (Organization for the Advancement of Structured Information Standards) Standard verabschiedet. Der eher technikorientierte Ansatz bietet neue Möglichkeiten für die Erstellung und den Zugriff auf technische Informationen. Ähnlich den Topic Maps organisiert DITA Informationen in Bausteinen, den so genannten Topics, welche mehrfach verwendet werden können. Zudem klassifiziert DITA Informationen in verschiedene Informationstypen ein, ähnlich den Informationsarten der Information Mapping Methode. Neu ist nun das an die objekt-orientierte Programmierung erinnernde Konzept der Vererbung von Eigenschaften zwischen verschiedenen Informationstypen. Aus den generisch bereitgestellten Informationstypen lassen sich spezi­alisierte Typen ableiten. Zudem ermöglicht der Standard die Anwendung semantischer Technologien, da er auf XML basiert (vgl. [Clos06]; [Cove06]; [Day+06]).

DITA stellt somit einen neuen Ansatz dar, der alle in dieser Arbeit herausgearbeiteten Anfor­derungen an ein modernes Dokumentenmanagement und an eine effiziente und qua­litativ hochwertige Übersetzung technischer Dokumentationen erfüllt und in einer Me­thode vereint. Zudem verbindet sich mit DITA die Möglichkeit, einen flexiblen Standard für die technische Dokumentation zu schaffen (vgl. [Clos06]). Nach Meinung der Autorin ist in Zukunft eine Berücksichtigung dieser Methode bei der Übersetzung technischer Do­kumentationen lohnenswert.

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungen

Abb. 2.1: Beurteilungsfenster eines optimal verständlichen Textes ([Lang+02], S. 33)

Abb. 2.2: Übersetzungsablauf in einem integrierten Übersetzungssystem (vgl. [Rein04], S. 63)

Abb. 2.3: Prozess der Umwandlung von Wissensobjekten in aufbereitete Information (vgl. [Kuhl95], S. 85)

Abb. 3.1: Beurteilungsfenster für gemappte Texte

Abb. 3.2: Beurteilungsfenster des unstrukturierten Textes

Abb. 3.3: Beurteilungsfenster des strukturierten Textes

Abb. 3.4: Bewertung der Gestaltung der Ausgangstexte

Abb. 3.5: Bewertung der Gliederung der Ausgangstexte

Abb. 3.6: Bewertung des Textes der Ausgangstexte

Abb. 3.7: Bewertung der Abbildungen der Ausgangstexte

Abb. 3.8: Gesamtbewertung der Ausgangstexte

Abb. 3.9: Prozess der Dokumentenverwaltung gemappter Dokumente mit integriertem Übersetzungssystem (vgl. [Böhl01], S. 137; [Hefe02], S. 3-3; [Lüth+01], S. 69)

Abb. 4.1: Topic Map für eine technische Dokumentation (vgl. [Widh+02], S. 12)

Abb. 5.1: Möglichkeiten der Wissensrekonstruktion durch Semantic Webs und Topic Maps (vgl. [Kuhl95], S. 87)

Tabellen

Tab. 2.1: Die sieben Informationsarten und ihre Darstellungsarten (vgl. [Ande02], S. 13; [Horn97], S. 4)

Tab. 2.2: Die sieben Prinzipien der Information Mapping Methode ([Ande02], S. 11; [Horn92b], S. 45ff; [Scho+01], S. 50)

Tab. 2.3: Ablauf des Übersetzungsprozesses (vgl. [Rein04], S. 102)

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[Wöll06] Wöllbrink, B. Interview zur Wirkungsweise des Funktionsdesigns auf Über­setzungen, geführt am 2006-06-12.

Glossar

Adäquatheit: Qualitätsmerkmal einer Übersetzung, welches die Angemessenheit der Wortwahl in der Überset­zung fordert (lat. adaequare "angleichen"): S. 19, 47.

Alignment: Prozess der Synchronisation und Übertragung von Ausgangstexten in ein Translation-Memory-Datenbank-internes Format: S. 21.

Annotation: Anreicherung von Web-Ressourcen mit Metadaten: S. 27, 60.

Assoziation: Beziehung zwischen Topics in einer Topic Map ([Widh+02], S. 11): S. 29, 57, 58, 59, 64.

Ausgangssprachen-Zielsprachen-Defizit: fehlendes Sprachwissen des Übersetzers bezüglich der Entsprechun­gen zwischen Ausgangs- und Zielsprache: S. 16, 48.

Ausgangstext: Text in einer Ausgangssprache, der in eine Zielsprache übersetzt werden soll: S. 2, 3, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 31, 39, 41, 42, 43, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 53, 55, 56, 73, 75, 81.

Ausgangstextdefekt: Textmerkmal, welches einen Ausgangstext suboptimal erscheinen lässt: S. 16, 17, 47.

Bounded Object Set: Ansatz zur Vernetzung von Topic Maps ([Widh+02], S. 16): S. 29.

Dokumenten-Management-System: Computersystem, mit dem jegliche Art von Information aufgenommen und verwaltet werden kann ([Bern+94], S. 1): S. 22, 29, 30, 31, 50, 52, 53, 57, 59, 60, 67, 68, 70, 77.

Eigenschaft: Beschreibung von Ressourcen in RDF-Aussagen (auch „Prädikat“): S. 28.

Facet: Eigenschaft-Wert-Paar zur Zuordnung von Topics, Assoziationen und anderen Facets in Topic Maps ([Widh+02], S. 14): S. 29.

Fachwissensdefizite: fehlendes Sachwissen des Übersetzers zu einem bestimmten Thema: S. 16, 48.

Fully automatic machine translation: maschinelles Übersetzungssystem, welches natürlichsprachige Texte vollautomatisch übersetzt (auch kurz FAMT) ([Glüc05], S. 397): S. 19.

Funktionale Richtigkeit: Qualitätsmerkmal einer Übersetzung, welches die Beibehaltung der Funktion des Ausgangstextes in der Übersetzung fordert: S. 19, 50.

Gebrauchswert: informationeller Mehrwert für Nutzer einer Information ([Kuhl95], S. 81): S. 23, 25, 63, 68, 69.

Hamburger Verständlichkeitsmodell: empirisch-induktives Modell zur Einschätzung der Verständlichkeit von Texten: S. 8, 9, 31, 32, 39, 45.

Handlungstheoretischer Ansatz: übersetzungswissenschaftlicher Ansatz, der das Handlungsziel einer Überset­zung in den Mittelpunkt des Übersetzungsvorgangs stellt (auch "Skopostheorie"): S. 14.

Information: eine Teilmenge des Wissens, welche handlungsrelevant ist (auch „handlungsrelevantes Wis­sen“): S. 22, 23, 24, 25.

Information chain: Stufen der Wertschöpfung zur Erstellung eines Informationsguts ([Kuhl95], S. 81): S. 22.

Informationelle Ressource: Wissensobjekt, welches durch informationelle Mehrwerte in handlungsrelevantes Wissen (Information) transformiert wurde, eine Entität der Information, (auch "Informationsressource"): S. 24, 67.

Informationeller Mehrwert: entsteht bei der Transformation bzw. Veredelung von Wissen zu Information: S. 22, 23, 25, 26, 69.

Information Mapping Methode: Strukturierungsmethode aus der Kognitionspsychologie, mit deren Hilfe Informationen analysiert, strukturiert und modular aufbereitet werden können: S. 2ff, 31ff, 70ff.

Informationsarbeit: alle Methoden und Verfahren, die informationelle Mehrwerte entstehen lassen ([Kuhl95], S. 84): S. 23, 25, 63, 64, 67.

Informationsarten: Konzept der Information Mapping Methode zur Einteilung von Information in Themenge­biete je nach Zweck oder Aussage ([Horn92b], S. 84): S. 10, 11, 12, 13, 32, 33, 67, 76.

Informationsaufbereitung: Verfahren zur Erzeugung informationeller Mehrwerte im engeren Sinne, da Rele­vanzinformationen an spezielle Nutzerwünsche angepasst werden (aufbereitete Information) ([Kuhl95], S. 88f): S. 4, 24, 64, 65, 67.

Informationsblock: Informationseinheit der Information Mapping Methode, welche anstelle eines Absatzes relevante Informationen zu einem abgeschlossenen Themengebiet angibt (vgl. [Horn92b], S. 61): S. 10ff, 32ff, 42, 49ff, 70.

Informationsdienstleistung: Dienstleistung, welche durch das Bearbeiten von Informationsprodukten ent­steht und auf einen bestimmten Nutzer zugeschnitten ist ([Kuhl95], S. 84), S. 22.

Informationserarbeitung: Prozess der Transformation von Informationsressourcen in Relevanzinformationen durch Anreicherung der Informationsressourcen mit informationellen Mehrwerten ([Kuhl95], S. 87f): S. 24, 64, 65, 67.

Informationsgut: zusammenfassende Bezeichnung für Informationsdienstleistungen und Informationspro­dukte: S. 22, 23, 25, 63.

Informationsmarkt: Ort, wo Wissen und Information in Form von Informationsgütern gehandelt werden: S. 22, 23, 63.

Informationsprodukt: materialisierte Form einer Informationsdienstleistung, welche für einen offenen Markt geschaffen ist ([Kuhl95], S. 84), S. 22, 25, 63.

Informationswissenschaft: Wissenschaft von der Theorie und Anwendung von Wissen und Information: S. 3, 4, 22.

Integriertes Übersetzungssystem: maschinelle Übersetzungshilfe, welche aus einem Translation-Memory-System, einer Terminologiedatenbank und einem Texteditor besteht: S. 19, 48, 51, 52.

Kommunikationswissenschaftlicher Ansatz: übersetzungswissenschaftlicher Ansatz, der die Übersetzung als spezielle Form der Kommunikation auffasst (auch „Leipziger Schule“): S. 14, 15.

Machine-aided human translation: maschinelle Übersetzungshilfen, welche den Übersetzer beim Überset­zen unterstützen, jedoch keine selbständigen Übersetzungen vornehmen (auch kurz MAHT): S. 19.

Map: Informationseinheit der Information Mapping Methode, welche Informationsblöcke zu einem gemeinsa­men Thema gruppiert (vgl. [Horn92b], S. 68): S. 10ff, 36, 40, 47, 50f, 70.

Maschinelles Übersetzungssystem: Programm, das selbständig eine vollautomatische Übersetzung natürlich­sprachiger Texte leistet (auch „fully automatic machine translation“): S. 19, 75.

Match: Grad der Übereinstimmung von Ausgangstext- und Zieltextsegmenten in einem Translation-Memory-System: S. 21.

Metadaten: Beschreibungsdaten für Informationsressourcen, welche die Bedeutung bzw. die Semantik einer Information beschreiben (auch "Metainformation") ([Stuck+05], S. 86): S. 26ff, 61, 72.

Public Subject Descriptor: Identity-Attribut zur Vereinigung von Topics in unterschiedlichen Topic Maps ([Widh+02], S. 10): S. 29.

Qualität: Beschaffenheit einer Einheit bezüglich der Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen ([Balz98], S. 257): S. 6ff, 37ff, 46ff, 49ff, 55, 61, 69, 73.

RDF-Aussage: Aussage, welche eine Web-Ressource, eine Eigenschaft und ihren Wert zueinander in Bezie­hung setzt (vgl. [Ecks+04], S. 240): S. 28.

RDF-Datenmodell: Grundelemente des Resource Description Frameworks (Ressource, Eigenschaft, Wert): S. 27.

RDF-Graph: graphische Darstellung einer RDF-Aussage: S. 28.

RDF-Schema: definiert die Struktur und Benennung von Elementen und Attributen der RDF-Syntax und setzt Begriffe semantisch zueinander in Beziehung ([Ecks+04], S. 258): S. 27f.

RDF-Syntax: auf XML basierende Syntax, welche die Elemente und Attribute des Resource Description Frameworks festlegt: S. 28, 60, 64.

Realia: Gegenstände, die nur in einer von zwei verglichenen Kulturen vorhanden sind und daher schwer über­setzt werden können: S. 17, 48.

Relevanzinformation: Information, welche durch Anreicherung von Informationsressourcen mit informationel­len Mehrwerten einem bestimmten relevanten Themengebiet zugeordnet werden kann: S. 24.

Resource Description Framework: eine auf XML aufbauende formale Sprache zur Anreicherung von Web-Ressourcen mit semantischer Metainformation (auch kurz RDF): S. 27ff.

Ressource: alle Dinge, die durch RDF beschrieben werden können (auch „Subjekt“): S. 26ff, 60ff.

Scope: Gültigkeitsbereich für Topics in Topic Maps zur Vermeidung von Namenskonflikten ([Widh+02], S. 13): S. 29, 59.

Semantic Web: Erweiterung des World Wide Web durch maschinenverarbeitbare Metadaten zur Optimierung von Suchanfragen (vgl. [Sieb+06]): S. 26f, 57, 60f, 64f.

Semantik: Bedeutung, Inhalt eines Wortes, Satzes oder Textes, (gr. semantikos „bezeichnend“, „zum Zeichen gehörig“) (vgl. [Glüc05], S. 578): S. 26, 60.

Situative Richtigkeit: Qualitätsmerkmal einer Übersetzung, welches die Beibehaltung des situativen Kontex­tes des Ausgangstextes in der Übersetzung fordert: S. 19, 47, 50.

Skopostheorie: übersetzungswissenschaftlicher Ansatz, der das Handlungsziel einer Übersetzung in den Mittel­punkt des Übersetzungsvorgangs stellt (auch "handlungstheoretischer Ansatz"): S. 14, 18.

Tauschwert: informationeller Mehrwert für die Produzenten und Vermittler von Informationen ([Kuhl95], S. 82): S. 23, 25, 63, 65, 68, 69.

Technische Dokumentation: Bezeichnung einer Mensch-Technik-interaktionsorientierten Textsorte sowie des Vorgangs der Beschreibung technischer Abläufe: S. 4ff, 15, 31, 38, 50, 57f, 63f, 66, 68, 72, 76.

Terminologiedatenbank: Datenbank, welche dazu dient, terminologische Daten zu speichern und nach verschie­denen Kriterien zu suchen und bereitzustellen ([Maye98], S. 85): S. 20f, 59.

Terminologieverwaltungssystem: Anwendungssystem zur Erarbeitung und Bearbeitung von terminologi­schen Daten ([Maye98], S. 85): S. 21.

Textsorte: eine Erscheinungsform von Texten, die durch bestimmte Eigenschaften charakterisiert ist, die nicht für alle Texte zutreffen ([Glüc05], S. 682): S. 2ff, 15, 19, 26, 37, 48f, 72f.

Topic: Entität einer Topic Map, die alles Beschreibbare modelliert (z.B. Ort, Gegenstand) ([Widh+02], S. 6): S. 29, 57ff, 64f.

Topic Map: Konzept zur Bildung semantischer Navigationsstrukturen über Informationsressourcen: S. 26, 28f, 57ff, 64f.

Topic Name: Bezeichnung eines Topics in Topic Maps ([Widh+02], S. 8): S. 29, 59.

Topic Occurrence: Verbindung eines Topics in einer Topic Map mit einem externen Dokument oder einer binären Ressource ([Widh+02], S. 9): S. 29, 57ff, 64.

Translation-Memory-Datenbank: Übersetzungsspeicher zur Speicherung und zum Zugriff auf segmentierte, einander zugeordnete und klassifizierte mehrsprachige Texte: S. 20f, 54.

Translation-Memory-System: Übersetzungssystem, welches die automatische Ersetzung ausgangssprachiger Termini mit bereits in der Translation-Memory-Datenbank befindlichen Termini durchführt: S. 20f, 51ff, 56, 60, 68, 72, 75.

Übersetzen: Übertragung eines fixierten und beliebig oft wiederholbaren Textes der Ausgangssprache in einen je­derzeit kontrollierbaren und wiederholt korrigierbaren Text der Zielsprache ([Snell99], S. 37): S. 3f, 13ff, 46, 51.

Übersetzungswissenschaft: Wissenschaft von der Theorie des Übersetzens von Texten: S. 4, 14.

Uniform Resource Identifier: Zeichenfolge, die zur Identifizierung einer abstrakten oder physikalischen Ressource im Web bzw. Semantic Web dient (auch kurz URI): S. 28.

Value chain: Stufen der Wertschöpfung zur Erstellung eines Industrieguts (Theorie nach Porter): S. 22.

Verständlichkeit: Zusammenfassende Bezeichnung für Eigenschaften der Textgestaltung, die den Verstehens­prozess und das Behalten eines Textes beeinflussen ([Bußm02], S. 736): S. 1, 3f, 6ff, 16, 31f, 34, 36f, 42, 46, 55, 67, 71.

Verständlichkeitsdimensionen: Eigenschaften eines verständlichen Textes laut Hamburger Verständlichkeits­modell: S. 8, 37.

Verständlichkeitsforschung: Wissenschaftsgebiet zur Erforschung verständlichkeitsförderlicher und verständ­lichkeitshinderlicher Textmerkmale: S. 8.

Verständlichkeitsmodell: Erklärungsmodell für die Verständlichkeit von Texten: S. 10

Vorstrukturierungsmethode: Methode der strukturellen Aufbereitung eines Textes (im Falle dieser Arbeit: Information Mapping®): S. 8f, 31f, 37, 45.

Wissensobjekt: Entität eines vorhandenen Wissensbestandes: S. 23, 64, 67.

Wissensrekonstruktion: Prozess der Transformation von Wissensobjekten in informationelle Ressourcen durch Anreicherung der Wissensobjekte mit informationellen Mehrwerten ([Kuhl95], S. 86): S. 24, 64, 67.

Zieltext: Text, der aus einer Ausgangssprache in die Zielsprache übersetzt wurde (auch "Translat"): S. 15, 20, 50.

Anhang

Anhang 1: Bewertung der Verständlichkeit der Ausgangstexte A-1

Anhang 2: Bewertung der Qualität der Ausgangstexte A-2

Anhang 3: Interview zur Wirkungsweise des Funktionsdesigns A-10

Anhang 4: Bewertungsmodell A-16

Anhang 1: Bewertung der Verständlichkeit der Aus­gangstexte

Die elektronische Version der Auswertung (Verständlichkeitsbewertung.xls) beinhaltet die Kommentare mit den Begründungen zu den jeweiligen Bewertungen und ist auf der CD-ROM im Ordner „Verständlichkeits- und Qualitätsbewertung“ zu finden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Legende:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Merkmal trifft zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Merkmal trifft nicht zu.

Anhang 2: Bewertung der Qualität der Ausgangstexte

Die elektronische Version der Auswertung (Qualitätsbewertung.xls) beinhaltet die Kommen­tare mit den Begründungen zu den jeweiligen Bewertungen und ist auf der CD-ROM im Ordner „Verständlichkeits- und Qualitätsbewertung“ zu finden.

Aufgrund ihrer Länge wurde die tekom-Richtlinie „Technische Dokumentation beurteilen“ nicht mit in den Anhang aufgenommen. Eine vollständige Version befindet sich daher auf der CD-ROM im Ordner „tekom-Richtlinie“.

Anhang 3: Interview zur Wirkungsweise des Funkti­onsdesigns

Interviewerin: Ute Heckel (UH), Universität Leipzig, Leipzig

Befragte: Birgit Wöllbrink (BW), TermSolutions GmbH, Langenargen

Datum: 12.06.2006

Thema: Die Wirkungsweise des Funktionsdesigns auf die Qualität der Über­setzung technischer Dokumentationen

UH:

Sind technische Dokumentationen, die nach den Regeln des Funktionsdesigns verfasst wur­den, leichter zu übersetzen aufgrund einer verbesserten Verständlichkeit? Gibt es Stu­dien dazu?

BW:

Ja. Das liegt daran, dass das Funktionsdesign einheitliche Strukturierungs- und Formulie­rungsregeln aufstellt für bestimmte funktionale Bestandteile einer Dokumentation, die dann immer in der gleichen Weise aufeinander folgen und auch einheitlich formuliert sind.

Auf der Mikro-Ebene gibt es also z. B. eine Funktionale Einheit "Handlungsaufforderung", für die ein einheitliches Formulierungsmuster vorgeschrieben wird.

Also wird z. B. festgelegt, dass eine Firma Handlungsaufforderungen immer im "Infinitiv ohne zu" schreibt, also "Taste A drücken." und nicht "Drücken Sie Taste A", nicht "Es ist die Taste A zu drücken" ... (u.s.w., es gibt noch viele Möglichkeiten das gleiche auszudrü­cken).

Diese einheitliche Formulierung sorgt für größere Verständlichkeit und dafür, dass auch der Übersetzer weiß, wie bestimmte Textteile gemeint sind. Formulierungstechnisch kann er sich dann auch an die einheitliche Formulierung anlehnen und sie immer gleich gestal­ten.

Man kann zusätzlich auch die wichtigsten Formulierungsmuster (also z. B. für Überschrif­ten, Warnhinweise, Handlungsaufforderungen, Resultate) für die wichtigsten Fremdspra­chen verbindlich vorschreiben, genauso wie man das für die Ausgangssprache tut).

Studien zur besseren Verständlichkeit sind mir nicht bekannt, aber aus eigener Erfahrung in TD und Übersetzung reduzieren sich Rückfragen von Übersetzern, Matchraten von Translation Memorys steigen (ggf. Prof. Schäflein-Armbruster fragen nach Studien).

UH:

Verfügen Texte nach Funktionsdesign über eine vereinheitlichte Terminologie?

Ergeben sich Effektivitätssteigerungspotenziale oder Probleme bei der Übersetzung sol­cher Texte mit Hilfe von Translation-Memory-Systemen?

BW:

Das sind eigentlich zwei verschiedene "Baustellen", die aber natürlich ineinander greifen (Funktionsdesign auf der Strukturebene, Terminologie auf der Inhaltsebene):

Das Funktionsdesign regelt nur die Dokumentstruktur, die Formulierungsmuster und ggf. kann man auch bestimmte Schreibweisen mit aufnehmen, z. B. dass ein Querverweis im­mer mit "siehe Kapitel ..." eingeleitet wird und nicht mit "siehe Punkt ...", "siehe Abschnitt ..." o.Ä.; oder dass eine Artikelnummer immer die Schreibweise "AB 100 100" hat und nicht "AB100100" oder "AB100 100" ...

Terminologische Festlegungen werden üblicherweise nicht innerhalb des Funktionsde­signs getroffen, da sie nicht mit der Dokumentstruktur zusammenhängen, sondern mit dem Dokumentinhalt.

Für die Terminologie gibt es häufig einen separaten Terminologie-Leitfaden, der regelt:

nach welchen Bildungskriterien neue Benennungen entstehen sollen - also z.B. nach ihrer Funktion (Dichtung), bei zusammengesetzten nach z. B. Material + Funktion (Gummi­dichtung), etc., dazu Bindestrichregelungen für Mehrwortbenennungen, etc.

wie Definitionen formuliert werden sollen

wie die Terminologie verwaltet und bereitgestellt wird

gemäß welchem Workflow die Terminologie abgestimmt wird im Unternehmen

Man könnte diese Leitfäden natürlich auch in einem Dokument zusammenfassen, das dann aber umfangreich wird...

Eine Effizienzsteigerung ergibt sich zum einen aus der (immer gleichen) Strukturierung von Dokumenten (man muss über Dokumentstruktur und Formulierungsmuster eigentlich (auch in der Übersetzung) nicht mehr jedes mal neu nachdenken.

Die Wiederverwendungsraten von Sätzen z. B. über Redaktionssystem und Translation Memory steigen allein schon durch das Funktionsdesign, da man nicht auf Seite 1 sagt "Taste A drücken" und auf Seite 2 "Drücken Sie Taste A", sondern jedes mal einheitlich "Taste A drücken". (nur 1 x formulieren und übersetzen, ohne Funktionsdesign mehrmals).

Mit vereinheitlichter Terminologie kann man sowohl die Lesefreundlich­keit/Verständlichkeit als auch die Übersetzbarkeit und Übersetzungseffizienz zusätzlich steigern. Wenn man also (um beim Beispiel zu bleiben) festlegt, dass die Taste immer "Taste" heißt und nicht "Button", "Knopf", "Schalter" o. Ä. macht man es dem Leser und Übersetzer leichter lesbar und steigert wiederum auch die Wiederverwendbarkeitsraten von Sätzen sowohl in Ausgangs- als auch Zielsprache(n).

UH:

Sind technische Dokumentationen gemäß Funktionsdesign modularisiert? Können sie als Textbausteine mehrfach in verschiedenen Dokumenten verwendet werden? Eignen sie sich somit für die Verwaltung mittels Dokumenten-Management-Systemen?

BW:

Sie sind insofern modularisiert, als sie definierte Strukturbestandteile (also die Funktiona­len Einheiten) haben. Diese können leicht zu sinnvollen Blöcken zusammengefasst wer­den, z. B. zu einer Handlungssequenz, bestehend aus "Zielangabe, ggf. Warnhinweis(en), Handlungsaufforderung(en), Resultat(en)".

Das heißt aber nicht, dass ich mit Funktionsdesign Textbausteine (also sinnvolle, poten­ziell für ähnliche Dokus oder Folgeprojekte wieder verwendbare Abschnitte) immer als solche definieren und ablegen muss. Ich kann auch ein ganzes Dokument erfassen, das trotzdem dem Funktionsdesign entspricht.

Aber durch die Strukturierung im Funktionsdesign (und die Hinterlegung der Strukturele­mente im Editorprogramm) lassen sich für eine Dokumentation leicht Textbausteine defi­nieren. Man definiert dann halt sinnvolle Blöcke aus der vorhandenen Struktur als "Text­baustein". Diese können dann mit Dokumenten-Management-Systemen verwaltet werden.

UH:

Kann mittels Funktionsdesign eine produktbegleitende Dokumentation und Übersetzung erreicht werden oder verschieben sich Dokumentation und Übersetzung an das Ende des Entwicklungsprozesses eines Produktes?

BW:

Da sehe ich keinen großen Unterschied zu unstrukturierter Dokumentation, eher einfacher mit Funktionsdesign als ohne.

Ich kann mit Funktionsdesign natürlich auch entwicklungsbegleitend dokumentieren.

Ob das gut funktioniert, hängt ja eher vom verfügbaren Input aus z. B. Konstruktion und Entwicklung und den jeweiligen Entwicklungsständen ab.

Man könnte vielleicht sagen, dass durch die vereinfachte (weil vorstrukturierte) Erfassung von Inhalten, die Inhalte effizienter entwicklungsbegleitend zu handhaben sind (weil die Doku-Struktur bereits vorhanden ist, weil ggf. schon fertige Textbausteine vorhanden sind, weil Änderungen einfacher einzupflegen sind).

UH:

Kann Funktionsdesign auch auf andere Textsorten als die der technischen Dokumentation angewendet werden?

BW:

Gedacht ist es für die TD im weitesten Sinne, ist also z. B. auch anwendbar auf Service-Manuals, etc, mit Einschränkungen auch auf Produktkataloge (von der Strukturierungs­methode her), jeweils sowohl in Papier- und Online-Form. .

UH:

Verkürzen sich die Textlänge und die Redaktionszeit, wenn technische Dokumentationen nach Funktionsdesign verfasst werden?

BW:

Die Textlänge sollte kürzer werden (bei unstrukturierter Erfassung neigt man zu Redundan­zen, "Bleiwüsten" und langatmigen Umschreibungen). Dies sollte durch die Struktur- und Formulierungsvorgaben aus dem Funktionsdesign ausgeschlossen sein.

Die Redaktionszeit hängt ja nicht nur vom Funktionsdesign ab ... die Erfassung der Texte sollte kürzer sein, aber die Gesamt-Projektdauer hängt ja auch immer von der Verfügbar­keit des "Inputs" ab. Wenn also Konstruktion oder Marketing oder wer auch immer Infos zuliefern muss, diese entweder spät oder in unverständlicher Form abliefert, nützt Ihnen zeitlich auch kein Funktionsdesign.

Trotzdem sollte tendenziell auch die Redaktionszeit (also Projektlaufzeit) kürzer werden, da das "Einsortieren" des Inhalts in die gegebene Funktionsdesign-Struktur schneller gehen sollte als ein unstrukturiertes Erfassen von Dokumentation.

UH:

Sinkt die Wahrscheinlichkeit für fachliche und sprachliche Fehler in Texten nach Funktions­design und deren Übersetzungen?

BW:

Sollte sinken.

Bedenken Sie aber, dass das Funktionsdesign lediglich eine Strukturvorgabe macht, die nicht vor "missbräuchlicher Befüllung" schützt. Ich kann zwar festschreiben, was in eine Funktionale Einheit hineingehört und was nicht (z. B.: eine Handlungsaufforderung soll nur einen einzelnen Handlungsschritt enthalten, keine beschreibenden Texte, keine "ver­steckten Zielangaben" oder Resultate). Was Sie aber letztlich tatsächlich hineinschreiben, lässt sich (zurzeit) nur sehr schwer kontrollieren. Bei grammatischen Fehlern hilft es nur insofern, als "verquaste Schachtelformulierungen", die grammatisch kompliziert werden, durch das FD verboten werden.

Es gibt übrigens seit einiger Zeit Language Checker, wie z.B. "Acrocheck" von der Firma "Acrolinx", die die Einhaltung von Stilregeln, Grammatik und Terminologie kontrollieren (diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, funktioniert aber bereits ganz gut, ist allerdings z. B.aufgrund der individuellen Ausprägungen von Funktionsdesign (Stilre­geln) mit jeweils mit gewissem Programmieraufwand verbunden (die Regeln müssen ja individuell hinterlegt werden).

Die fachliche Richtigkeit im Ausgangstext hängt eher von der fachlichen Kompetenz des Redakteurs und der Qualität des fachlichen Inputs z. B. seitens der Entwicklungsabteilung ab. Bei der korrekten Umsetzung hilft das Funktionsdesign insofern, als es quasi "Schubla­den" für die korrekte Ablage der Informationen bietet.

Die fachliche Richtigkeit der Übersetzung hängt allerdings nicht nur von der Fachkompe­tenz des Übersetzers im jew. Fachgebiet ab, sondern auch davon, wie gut er den Aus­gangstext verstehen kann - und der sollte mit Funktionsdesign leichter verständlich sein als ohne.

UH:

Wie viel Aufwand bedeutet die Entwicklung eines Redaktionsleitfadens für einen Funktions­design-Entwickler? Hat sich die Vorgabe lediglich von Rahmenbedingungen für einen Redaktionsleitfaden bewährt? Wäre ebenso die Festlegung konkreter Schreibregeln denkbar?

BW:

Kann man nicht pauschal sagen, hängt von den vorhandenen Rahmenbedingungen in ei­nem Unternehmen ab:

Es gibt sehr einfache Funktionsdesigns für weniger komplexe Anforderungen aber auch sehr komplexe Funktionsdesigns für besondere Anforderungen.

Üblicherweise klärt man in Workshops und mit Checklisten mit den entsprechenden Verant­wortlichen in einem Unternehmen ab, welche Elemente (Funktionalen Einheiten, Formulierungsmuster, Schreibregeln) benötigt werden und für welche Textsorten und Nut­zer diese festgelegt werden. (Schätzung 1 - 3 Tage, je nach Komplexität)

Dann muss das Ganze dokumentiert werden in einem Redaktionsleitfaden. (je nach Komple­xität und Umfang sehr unterschiedlich, für einfache Redaktionsleitfäden wenige Tage reine Erstellung (+ Abstimmung im Unternehmen), für komplexe Redaktionsleitfä­den kann das auch schonmal sehr umfangreich werden (da möchte ich mich nicht auf eine Hausnummer festlegen...)

Und schließlich sollte es in die Redaktionsumgebung (Editorprogramm, ggf. Redaktionssys­tem implementiert werden), damit der Redakteur beim Schreiben unterstützt wird). Erfahrungswerte für verschiedene Projektgrößen kann Ihnen Prof. Schäflein-Armbruster sicher geben. (Dazu kann ich gar keinen Richtwert geben, denn das hängt vom Programmieraufwand ab: welches Editorsystem, mit CMS/ohne, welche Komplexität

Rahmenbedingungen (= Strukturvorgaben: also welches Element folgt auf welches oder darf in welchem vorhanden sein) sind das Herzstück des Funktionsdesigns.

Schreibregeln und Formulierungsmuster sind Bestandteil des Funktionsdesigns, in welcher Tiefe ist unternehmensspezifisch, s.o.

Anhang 4: Bewertungsmodell

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ERKLÄRUNG

Ich erkläre, dass ich die Arbeit selbständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und die diesen Quellen und Hilfsmittel wörtlich oder sinngemäß entnommenen Ausführungen als solche kenntlich gemacht habe.

Leipzig, den 04. Juli 2006

Ute Heckel

[...]


[1] Information Mapping® und IMAP® sind Handelsmarken sowie Info-Map® ein Warenzeichen, deren Exklusivrecht für den Gebrach bei der Information Mapping, Inc. liegen. Die Kennzeichnung der Marke muss lediglich bei adjektivischem Gebrauch (z.B. „Information Mapping® Seminar“) erfolgen, ein substantivischer Gebrauch der Handelsmarken und des Warenzeichens ist nicht gestattet. Bei der Referenzierung der Firma durch die Formulierung „Information Mapping Methode“ bzw. „Information Mapping Technik“ darf die Kennzeichnung der Marke entfallen ([Horn92b], S. 18f). Diese Form der Bezeichnung wird in dieser Arbeit verwendet.

[2] Aufgrund der Länge der tekom-Richtlinie (27 Seiten) wurde sie nicht in den Anhang der Arbeit aufgenommen, sondern ist auf der CD-ROM im Ordner „tekom-Richtlinie“ zu finden. Ihre Anwendung ist jedoch in Anhang 2 dokumentiert.

[3] Dabei unterscheiden sich die Angaben in der Literatur. Schoop et al. sprechen von sieben Informationsarten ([Scho+01], S. 50), Böhler lässt die Informationsart „Klassifikation“ aus und zählt lediglich sechs Informationsarten auf ([Böhl01], S. 131). Die „Klassifikation“ wird oftmals als „unechte Informationsart“ bezeichnet, da sie lediglich andere Informationsarten gliedert ([Horn92b], S. 238). In dieser Arbeit wird von sieben Informationsarten ausgegangen.

[4] In Anlehnung an das Information Mapping® Seminar von M. Holzmann (Arakanga GmbH, Hanau) vom 26.-28.04.2006.

[5] Unter dem Begriff Informationsgut fasst Kuhlen Informationsdienstleistungen und Informationsprodukte zusammen. Informationsdienstleistungen entstehen aus der Bearbeitung von Informationsprodukten. Sie sind auf einen bestimmten Nutzer zugeschnitten. Informationsprodukte verkörpern eine materialisierte Form der Informationsdienstleistungen (z.B. Online-Datenbank), welche dadurch handelbar wird. Sie wurden für einen offenen Markt erzeugt ([Kuhl95], S. 84).

[6] Semantik (gr. semantikos „bezeichnend“, „zum Zeichen gehörig“) : Bedeutung, Inhalt eines Wortes, Satzes oder Textes (vgl. [Glüc05], S. 578).

[7] Alle drei Texte befinden sich auf der beigelegten CD-ROM im Ordner „Textkorpus“. Aufgrund der enormen Textlänge der Dokumente (600 Seiten) wurde auch auf eine auszugsweise Darstellung in dieser Arbeit verzichtet.

[8] Die Sicherheitshinweise des Originals sind auf der CD-ROM im Ordner „Textkorpus“ unter „Original“ zu finden. Sie bestehen aus zwei Dateien: Original_0_hinweis.pdf ([Original_0]) und Original_3_sicherheitshinweise.pdf ([Original_3]).

[9] Die Sicherheitshinweise der gemappten Version (IMAP_DE.pdf) befinden sich in Kapitel 3 Grundlegende Sicherheitsvorschriften ([IMAP_DE], S. 33ff).

[10] Die entsprechende Datei (Verständlichkeitsbewertung.xls) befindet sich ebenso auf der CD-Rom im Ordner „Verständlichkeits- und Qualitätsbewertung“. Dort sind die Kommentare mit den Begründungen der Verständlichkeitsbewertungen einsehbar.

[11] Die entsprechende Datei (Qualitätsbewertung.xls) befindet sich ebenso auf der CD-Rom im Ordner „Verständlichkeits- und Qualitätsbewertung“. Dort sind die Kommentare mit den Begründungen der Qualitätsurteile einsehbar.

[12] Die Auswertung der Trefferquote befindet sich in der Datei „Qualitätsbewertung.xls“ im Ordner „Verständlichkeits- und Qualitätsbewertung“ auf der beigelegten CD-ROM.

[13] Der Text befindet sich auf der CD-ROM im Ordner „Textkorpus“ (IMAP_EN.pdf).

[14] In Anlehnung an das Information Mapping® Seminar von M. Holzmann (Arakanga GmbH, Hanau) vom 26.-28.04.2006.

[15] Piggy Bank ist eine Erweiterung des Firefox Web Browsers, welche ihn in einen semantischen Web Browser verwandelt. Mehr Informationen dazu finden sich unter http://simile.mit.edu/piggy-bank/.

[16] SPARQL hat seit 06. April 2006 den Status einer W3C Candidate Recommendation (vgl. [Prud+06]).

[17] Dies trifft auch dann zu, wenn die Erstellung der technischen Dokumentation und die Herstellung des Produktes in einem Unternehmen stattfinden. Der Produzent der technischen Dokumentation (Dokumentationsabteilung) liefert der gesamten Unternehmung (Organisation) einen Gebrauchswert.

[18] Viele der folgenden Aussagen basieren auf einem Interview mit Frau Birgit Wöllbrink von der Firma TermSolutions GmbH in Langenargen, welche sich auf die Übersetzung von Texten nach Funktionsdesign spezialisiert hat. Das Transskript des Interviews befindet sich in Anhang 3.

[19] In Anlehnung an das Information Mapping® Seminar von M. Holzmann (Arakanga GmbH, Hanau) vom 26.-28.04.2006.

[20] „Eine Kontrollierte Sprache ist eine präzise definierte Varietät (engl. subset) einer natürlichen Sprache, mit einerseits reduzierter Lexik, Grammatik und Stilistik, andererseits eventuell erweitert durch fachsprachliche Terminologie und der fachsprachlichen Grammatik eigenen Konstruktionen“ ([Will97], S.22).

Ende der Leseprobe aus 103 Seiten

Details

Titel
Sprachenvielfalt und Wirtschaftlichkeit. Die Vorteile struktureller und semantischer Aufbereitung auf die Qualität der Übersetzung
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationsmanagement, Fakultät Wirtschaftswissenschaften)
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
103
Katalognummer
V78557
ISBN (eBook)
9783638814966
ISBN (Buch)
9783656766469
Dateigröße
1206 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Strukturelle, Aufbereitung, Ausgangsdokumenten, Konzeption, Bewertungsmodells, Berücksichtigung, Aspekte, Semantic Web, Topic Map, Technische Dokumentation, Information Mapping, Technische Übersetzung, Mehrwert, Verständlichkeit, Kontrollierte Sprache
Arbeit zitieren
Diplom-Wirtschaftsinformatikerin Ute Heckel (Autor:in), 2006, Sprachenvielfalt und Wirtschaftlichkeit. Die Vorteile struktureller und semantischer Aufbereitung auf die Qualität der Übersetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78557

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