Der Kampf um einen physisch wie psychisch gesunden Körper nimmt in jeder Kultur eine herausragende Stellung ein. Allerdings unterscheiden sich die Heilmethoden stark voneinander. Nachdem in der westlichen Schulmedizin nicht mehr der einzig richtige Weg zur Behandlung von Krankheiten zu sehen ist, gewinnen alternative Heilmethoden einen neuen Stellenwert. Wie auch immer häufiger in den Medien zu sehen und hören ist, ist nach einem Versagen der westlichen Ärzte ein zu Rate ziehen von Schamanen oder Medizinmännern für viele Menschen der letztlich effektivere Weg zur Heilung.
Im Folgenden werde ich zuerst auf das Weltbild, die Götter und Seelenvorstellungen der Jakuten in Sibirien eingehen, welche zum Verständnis der schamanistischen Praxis unentbehrlich sind. Diesen Abschnitt meiner Seminararbeit habe ich im Präsens geschrieben, da diese Vorstellungen von den historischen Gegebenheiten des Schamanentums unabhängig sind.
Anschließend werde ich Funktionen, Berufung, Weihe, Ritualkleidung, sowie zwei Rituale der Schamanen erläutern. Auf die Séance kamlanie werde ich dabei ausführlicher zu sprechen kommen. Diesen Teil der Arbeit habe ich in der Vergangenheit geschrieben, da der Schamanismus in Sibirien beinahe ausgestorben ist und meine verwendeten Quellen die schamanistischen Praktiken vor dem 20. Jahrhundert beschreiben.
Bei meinen Untersuchungen habe ich mich vor allem auf Uno Harva, bei der Beschreibung des Weltbildes, auf N.A.Alekseev, Waldemar Jochelson und Jeong Won Kang gestützt.
Wenn im Folgenden nur von männlichen Schamanen die Rede sein wird schließt das weibliche Schamaninnen nicht aus. Nach Schmidt ist der weibliche Schamanismus sogar älter, da der Ausdruck für eine Schamanin (udahan, udagan) den Jakuten mit den Mongolen, Burjaten, Altaiern und noch weiteren sibirischen Völkern gemeinsam ist (Schmidt 1954: 272). Eine Schamanin ist nach Jochelson zudem auch mächtiger als ein Schamane (Jochelson 1933: 105)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Weltbild der Jakuten
- Die Entstehung der Welt
- Der physische Aufbau der Welt
- Die Oberwelt und ihre Gottheiten und Geister
- Die Mittelwelt und ihre übernatürlichen Bewohner
- Die Unterwelt und ihre Bewohner
- Der Weltenbaum
- Die Seelenvorstellungen
- Der Schamanismus
- Der weiße Schamane
- Die Funktionen
- Die Berufung
- Die Ritualkleidung
- Der schwarze Schamane
- Die Funktionen
- Die Berufung und die Schamanenkrankheit
- Die Ausbildung und Weihe zum Schamanen
- Die Ritualkleidung
- Die Séance kamlanie
- Das Ysyach Fest
- Der weiße Schamane
- Der Schamane im Wandel der Zeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Schamanismus der Jakuten in Sibirien. Ziel ist es, das jakutische Weltbild, die damit verbundenen Götter- und Seelenvorstellungen sowie die schamanistischen Praktiken zu beschreiben und zu analysieren. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der schamanistischen Rituale im Kontext des jakutischen Kosmologischen Systems.
- Das jakutische Weltbild und seine dreischichtige Struktur (Ober-, Mittel- und Unterwelt).
- Die Rolle der Gottheiten (Ajyy) und Geister (Abaasy) im jakutischen Glauben.
- Die Unterscheidung zwischen weißen und schwarzen Schamanen und deren Funktionen.
- Die Rituale der Jakuten-Schamanen, insbesondere die Séance kamlanie.
- Der Schamanismus im Wandel der Zeit.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Bedeutung alternativer Heilmethoden, insbesondere des Schamanismus, im Kontext der westlichen Medizin. Sie begründet die Wahl des Themas und skizziert den Aufbau der Arbeit, wobei auf die Unterscheidung zwischen Präsens (Weltbild) und Präteritum (Schamanismus-Praktiken) hingewiesen wird. Die verwendeten Quellen und die Einbeziehung weiblicher Schamanen werden ebenfalls erwähnt.
Das Weltbild der Jakuten: Dieses Kapitel beschreibt das jakutische Weltbild, das auf einer dreischichtigen Kosmologie (Ober-, Mittel- und Unterwelt) basiert. Die Entstehung der Welt wird anhand eines Schöpfungsmythos dargestellt, der das Zusammenspiel zweier gegensätzlicher Kräfte – des höchsten Gottes Ürüng ajyy tojon und des Teufels – betont. Die Oberwelt wird detailliert beschrieben, inklusive ihrer hierarchischen Struktur, der Gottheiten (Ajyy) und der Geister (Abaasy), sowie ihrer jeweiligen Funktionen und Eigenschaften. Das Kapitel betont die Ambivalenz vieler übernatürlicher Wesen, die sowohl Gutes als auch Böses tun können. Die Bedeutung der Ajyy als Stammesschutzgottheiten und die Rolle des Uluu tojon als Oberhaupt der Abaasy Geister werden hervorgehoben.
Der Schamanismus: Dieses Kapitel befasst sich ausführlich mit dem Schamanismus der Jakuten, wobei zwischen weißen und schwarzen Schamanen unterschieden wird. Es werden die jeweiligen Funktionen, die Berufung, die Ausbildung und die rituelle Kleidung beider Schamanentypen beschrieben. Die Séance kamlanie wird als zentrales Ritual detailliert erläutert. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Rollen und Fähigkeiten der Schamanen und ihren Bezug zum jakutischen Weltbild. Die Bedeutung des Ysyach Festes wird kurz angerissen.
Schlüsselwörter
Jakuten, Schamanismus, Weltbild, Oberwelt, Unterwelt, Mittelwelt, Ajyy, Abaasy, weißer Schamane, schwarzer Schamane, Séance kamlanie, Ysyach Fest, Heilmethoden, Sibirien, Mythologie, Rituale, Religion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Schamanismus der Jakuten
Was ist der Inhalt dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit behandelt den Schamanismus der Jakuten in Sibirien. Sie analysiert das jakutische Weltbild, die damit verbundenen Götter- und Seelenvorstellungen und die schamanistischen Praktiken. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis der schamanistischen Rituale im Kontext des jakutischen Kosmologischen Systems. Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zum jakutischen Weltbild, zum Schamanismus (inkl. weißer und schwarzer Schamanen, Séance kamlanie und Ysyach Fest) und ein Kapitel zum Schamanismus im Wandel der Zeit.
Wie ist das jakutische Weltbild aufgebaut?
Das jakutische Weltbild basiert auf einer dreischichtigen Kosmologie: Oberwelt, Mittelwelt und Unterwelt. Die Oberwelt beherbergt Gottheiten (Ajyy) und Geister (Abaasy), ebenso wie die Mittel- und Unterwelt. Die Entstehung der Welt wird durch einen Schöpfungsmythos erklärt, der das Zusammenspiel gegensätzlicher Kräfte beschreibt. Viele übernatürliche Wesen sind ambivalent und können sowohl Gutes als auch Böses tun. Der höchste Gott ist Ürüng ajyy tojon.
Welche Rolle spielen weiße und schwarze Schamanen?
Die Arbeit unterscheidet zwischen weißen und schwarzen Schamanen. Für beide werden die Funktionen, die Berufung, die Ausbildung und die rituelle Kleidung beschrieben. Weiße Schamanen haben positive Funktionen, während schwarze Schamanen oft mit negativen Kräften in Verbindung gebracht werden. Die Séance kamlanie ist ein zentrales Ritual, das im Detail erläutert wird.
Was ist die Séance kamlanie und das Ysyach Fest?
Die Séance kamlanie wird als zentrales Ritual der jakutischen Schamanen detailliert beschrieben. Das Ysyach Fest wird ebenfalls kurz angesprochen und in seinen Bezug zum Schamanismus gesetzt.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Jakuten, Schamanismus, Weltbild, Oberwelt, Unterwelt, Mittelwelt, Ajyy, Abaasy, weißer Schamane, schwarzer Schamane, Séance kamlanie, Ysyach Fest, Heilmethoden, Sibirien, Mythologie, Rituale, Religion.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Seminararbeit nennt die verwendeten Quellen in der Einleitung. Es wird darauf hingewiesen, dass auch weibliche Schamanen in die Betrachtung einbezogen wurden.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum jakutischen Weltbild, ein Kapitel zum Schamanismus und ein abschließendes Kapitel zum Schamanismus im Wandel der Zeit. Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung, den Aufbau und die verwendeten Quellen.
- Arbeit zitieren
- Vanessa Hochrein (Autor:in), 2003, Der Schamanismus bei den Jakuten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78558