Die Arbeit (150 Seiten) thematisiert aktuelle Strategien, Strukturen, Aktivitäten, bündnispolitische Bestrebungen und nicht zuletzt ideologische Grundlagen der NPD in Ostdeutschland.
Die Theorien Birgit Rommelspachers (Dominanzkultur) und Wilhelm Heitmeyers (Desintegration, Menschenfeindlichkeit) zur Entstehung rechter Einstellungen - die in Kapitel 3 ausführlich diskutiert werden - bilden die Grundlage für die Erstellung zu untersuchender Hypothesen zur Strategie und sozialen Basis der NPD. Zielt die rechtsextreme Partei vorrangig auf desintegrierte, sozial benachteiligte Wähler und Sympathisanten ab (Heitmeyer) oder versucht sie sich als Partei der gesellschaftlichen Mitte zu profilieren (Rommelspacher)? Des weiteren wird die Hypothese aufgestellt, wonach die NPD ein heterogenes, von regionalen Kadern abhängiges Gebilde sei. Dies würde eine Weisungsschwäche der Bundespartei implizieren.
Danach folgt eine umfangreiche Darstellung mehr oder weniger aktueller Ansätze zur Erklärung des Rechtsextremismus in Ostdeutschland unter Einbeziehung aktuellster Studien. In diesem Teil werden politische Spezifika jener Großregion fokussiert. Anschließend wird eine Analyse der sozialen Basis der NPD vorgenommen. Im sechsten Kapitel wird ein kurzer Überblick zu Geschichte und programmatischem Wandel der Partei geboten. Des weiteren wird die ideologische Grundlage der NPD untersucht. Stichworte hierfür sind: Neue Rechte, Antikapitalismus von rechts, nationaler Sozialismus, Ethnopluralismus. Die folgenden Kapitel widmen sich den Themen Basis- und Jugendarbeit, gesellschaftlicher Verankerung in der Provinz, Volksfrontstrategie, Einbindung von Kameradschaften sowie Rechtsrock. Diese werden auf die anfangs aufgestellten Hypothesen hin untersucht, um letztendlich im Fazit zu einer erstaunlichen Feststellung zu gelangen.
Die Arbeit unterscheidet sich von den üblichen "Mahn- und Zeigefingerveröffentlichungen" und den fragwürdigen Verfassungsschutzberichten durch kühle Wissenschaftlichkeit und dem gebotenen Abstand vom Extremismusbegriff. Diese Vorgehensweise erschien zweckmäßig, um auf Widersprüche, aber auch auf Gefahren der NPD-Strategie aufmerksam zu machen ohne dem üblichen Vorwurf der "moralischen Keule" anheim zu fallen.
Die Arbeit orientiert sich in Aufbau, Inhalt und Vorgehen an zwei zentralen Veröffentlichungen der letzten Jahre: zum einen Toralf Stauds hervorragendes "Moderne Nazis", zum anderen Henrik Steglichs "Die NPD in Sachsen".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgehensweise
- Forschungsstand und Quellenlage
- Rechtsextremismus – ein Begriff für alle Fälle?
- Theoretische Vorüberlegungen zu Entstehung und gesellschaftlichen Ursachen des Rechtsextremismus
- Ulrich Becks Individualisierungsthese als Ausgangsbasis für die Erklärung rechter Orientierungen
- Rechtsextreme Einstellungen als Resultat von Dominanzkultur oder Desintegration? Ein Vergleich beider Theorien
- Unterschiedliche Ebenen zur Erklärung von Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit
- Dominanzkultur und Desintegration. Definitionen
- Wohlstandschauvinismus? Die Entstehung menschenfeindlicher Orientierungen
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Ansätze
- Resümee und zu untersuchende Hypothesen
- Die Verbreitung rechter Einstellungen in Ostdeutschland
- Rechtsextremismus als Folge des DDR-Autoritarismus'? Ein Streitfall
- Die Spezifik des Rechtsextremismus in Ostdeutschland
- Nachholende Marginalisierung. Das Überforderungsargument
- ,,...nicht haltbares Kausalmodell“. Der Einfluss der Region
- Bewertung des politischen Systems, Selbstverortung und nostalgischer Rückblick
- Roter Osten? Institutionenvertrauen und Wahlverhalten
- Zusammenfassung zur Spezifik des Rechtsextremismus
- Die soziale Basis der NPD in Ostdeutschland
- ,,Heilloser Männerüberschuss“. Soziostrukturelle Merkmale und Intentionen der NPD-Wähler
- Stereotype. Die NPD-Basis im Wandel
- Mitgliederstrukturen
- Braune Importe. Innerparteiliches Konfliktpotential
- Enger Gürtel. Finanzielle Aspekte der NPD-Struktur
- Protest und Gesinnung. Zusammenfassung
- Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands
- Grundriss der NPD-Geschichte
- Neues und Altes unter Voigt. Programmatik und Ideologie
- Sozialismus, Bildung, Kampf. Die Strategie der NPD in Ostdeutschland
- Das Drei-Säulen-Konzept. Gängige Praxis schwarz auf weiß
- Dünne Personaldecke. Intellektualisierungsbemühungen
- Leute von rechts. Der Antikapitalismus der NPD
- Exkurs. Die Neue Rechte als Vorreiterin der derzeitigen NPD-Strategie
- Die Übernahme neurechter Konzepte durch die NPD
- Visionärer Stillstand und Initialzündungen Ende der sechziger Jahre
- Ideologiekern der heutigen NPD. Biologismus, Ethnopluralismus und Sozialismus
- Die JN als Vorreiterin der strategischen Umorientierung
- ,,Nationaler Sozialismus“ oder die Quadratur des Kreises
- Solidarprinzip, Volkssozialismus, Volkswirtschaft. Doppeldeutige Begrifflichkeiten
- Die rechte Konjunktur eines erzlinken Themas
- Basisarbeit und Bürgernähe. Die gesellschaftliche Verankerung der NPD in der Provinz
- Die Kommunalpolitische Vereinigung der NPD
- Die Bedeutung weicher Bürgeranliegen
- Der Mythos Uwe Leichsenring. Die Personifizierung der NPD in der Sächsischen Schweiz
- ,,Ordnung, Disziplin und Sauberkeit“. Gesellschaftliche Verankerung und allgemeine Anerkennung
- Partys im Frontgebiet. Erfolgreiche Jugendarbeit der NPD in der Provinz
- Zwischen Labske Skaly und Langburkersdorf. Die Verteidigung provinzieller Interessen
- Klartext. Direkter Wählerkontakt durch regelmäßige Veröffentlichungen
- Eine Zäsur für die Partei. Uwe Leichsenrings Tod
- Schlussfolgerungen über die Strategie der NPD anhand des Fallbeispiels
- Die NPD als regional relevante gesellschaftliche Kraft
- Eine Partei für die ostdeutsche Volksseele. Wohlstandschauvinismus und Kampf gegen Ausgrenzung als Elemente der NPD-Strategie
- Infiltration oder Verteidigung angestammter Reviere?
- Unterwanderung von Parteien
- ,,Wir sind junge Deutsche...". Fallbeispiel WSG Zella-Mehlis
- Faschisierung. Wenn Rechtsextreme in der Mehrheit sind
- Die Speerspitze der Volksfront. Die NPD als Sammelbecken von Rechtsextremen
- Der ,,Deutschlandpakt“. Starres Bündnis unter veränderten Bedingungen
- Das ambivalente Verhältnis zu den „freien Kräften“
- Organisation ohne Organisation. Das Konzept militanter Kameradschaften
- Hier marschiert der nationale Widerstand!“. Das Zweckbündnis
- Schöner Wohnen ohne 385 Togolesen. Wachsender Einfluss des revolutionären Flügels
- Musik und Mode als „Link zur Jugend“
- NPD goes Pop. Die sanfte Arisierung der Subkulturen
- Terroristen mit E-Gitarre“. Rechtsrock
- Entstehung und Strukturen
- ,,...ausgesprochen kreativ“. Die strategische Bedeutung des Rechtsrock
- Ohrwurmcharakter. Die Allianz NPD-Landser
- Rechtsrock-Konzerte als Teil von Parteiveranstaltungen
- Anpassung ist Feigheit. Die Schulhof-Cds
- Die Reise zum Berge Mitternacht. Mode als Teil des rechten Lifestyles
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Strategie und die soziale Basis der NPD in Ostdeutschland. Der Fokus liegt auf der Analyse des Erfolgs der Partei in den ostdeutschen Bundesländern, insbesondere Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Dabei wird untersucht, inwiefern die NPD durch die Übernahme neurechter Konzepte und Strategien eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz und eine stärkere Verankerung in der Provinz erlangen konnte.
- Die Ursachen und Besonderheiten des Rechtsextremismus in Ostdeutschland
- Die soziale Basis und die soziostrukturellen Merkmale der NPD-Wähler
- Die Strategie der NPD in Ostdeutschland, insbesondere die Nutzung von Antikapitalismus und Bürgernähe
- Der Einfluss von Rechtsextremismus auf die Jugendkultur und die Rolle von Rechtsrock
- Die Bedeutung von regionalen Persönlichkeiten wie Uwe Leichsenring für den Erfolg der NPD
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsstand und die Relevanz des Themas beleuchtet. Anschließend wird der Begriff des Rechtsextremismus diskutiert und verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung seiner Entstehung und Verbreitung vorgestellt, wobei die Individualisierungsthese von Ulrich Beck und die Theorie der Dominanzkultur im Vordergrund stehen.
Im Anschluss werden die Ursachen und Besonderheiten des Rechtsextremismus in Ostdeutschland untersucht, wobei die Rolle des DDR-Autoritarismus und die These der „nachholenden Marginalisierung“ in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Arbeit geht dann auf die soziale Basis der NPD in Ostdeutschland ein, analysiert soziostrukturelle Merkmale und Intentionen der NPD-Wähler und beleuchtet die Entwicklungen innerhalb der Partei.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Geschichte und Programmatik der NPD behandelt, wobei der Fokus auf der aktuellen strategischen Ausrichtung der Partei unter Udo Voigt liegt. Die Arbeit analysiert die Strategie der NPD in Ostdeutschland, wobei das „Drei-Säulen-Konzept“ und die Integration neurechter Konzepte im Vordergrund stehen.
Es folgt eine Untersuchung der Basisarbeit und der gesellschaftlichen Verankerung der NPD in der Provinz, wobei das Fallbeispiel Uwe Leichsenring in der Sächsischen Schweiz als Beispiel für eine erfolgreiche Strategie der Partei vorgestellt wird. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Musik und Mode für die NPD-Strategie und analysiert die Nutzung von Rechtsrock als „Link zur Jugend“.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, NPD, Ostdeutschland, Soziale Basis, Strategie, Antikapitalismus, Bürgernähe, Wohlstandschauvinismus, Rechtsrock, Dominanzkultur, Desintegration, Marginalisierung, Uwe Leichsenring, Neue Rechte, Ethnopluralismus, Volksfront.
- Arbeit zitieren
- Alexander Lorenz (Autor:in), 2007, Soziale Basis und Strategie der NPD in Ostdeutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78579