"... Dieses unser grundlegendes Interesse ist die Befreiung der Lombardei von der gefräßigen und
erstickenden Hegemonie der zentralistischen Regierung in Rom mittels der lombardischen Autonomie im weiteren Rahmen der padanischalpinischen Autonomie. (…) Die Lombardei ist weder eine Kuh zum Melken, noch ein Territorium, das mit fremden Bürokratien zu dominieren wäre. Die Lombardei ist nicht der Idiot, der die Schulden anderer zahlt. Die Lombardei denkt nicht daran, Rom passiv in den Bankrott zu folgen, weil sie nicht daran denkt, das Recht ihrer Bürger, den schweiß ihrer Söhne, den Arbeitseifer ihrer Leute, die Persönlichkeit ihres Volkes auf dem Altar
der römischen Missregierung zu opfern.“
(Vimercati, Daniele: I lombardi alla nuova crociata; Mailand 1990; Seite 148f; zit. n. Braun, Michael:
Italiens politische Zukunft; Frankfurt/ Main 1994; Seite 107)
Der erste Aufruf der Lega Nord im Jahr ihrer Gründung 1982 spiegelt deutlich die
angespannte Situation zwischen dem produktiven Norden und dem wirtschaftlich schwachen Süden Italiens wieder. Der stärkste politische Schwerpunkt von Umberto Bossi, dem offiziellen Begründer dieser Partei, lag in der Erreichung einer Autonomie für Norditalien, um sich nicht weiter „melken“ lassen zu müssen für den restlichen Teil des Landes, ohne dafür jemals erkennbare Erfolge sehen zu können. Der Großteil der Zielstellungen, von Autonomie bis hin zur Neuverteilung von politischen Zuständigkeiten, schließt am Ende auf die Forderung nach einer Neuordnung Italiens
vom Zentralstaat zum Föderalismus. 1982 noch nicht viel beachtet, stieg die Aufmerksamkeit der Bevölkerung des Nordens im Laufe der Zeit immer mehr, bis der große Wahlerfolg 1994 auch internationales Interesse weckte. Bedenken machten sich breit, da die Lega Nord durch ihre
aggressive Antipolitik und das provokante Auftreten Bossis schnell in die Schublade der rechten Parteien gesteckt wurde.
Doch kann man so einfach pauschal über das politische Auftreten einer Partei richten, ohne geschichtliche, gesellschaftliche und ökonomische Aspekte dieser Nation zu kennen? Wenn man bedenkt, dass in Italien über ein Staatssystem diskutiert wird, das in anderen Ländern wie Deutschland Alltag ist, kann man kulturelle Unterschiede nicht außer Acht lassen bei der Beurteilung politischer Entwicklungen anderer Ländern. Hintergründe in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft Italiens können den Erfolg einer solchen Bewegung erklären.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gründung und politische Entwicklung der Lega Nord
- 2.1. Der Begriff der Lega
- 2.2. Die Entwicklungsphasen des Leghismo
- 2.2.1. Genese (1979 – 1983)
- 2.2.2. Verwurzelung (1983 - 1987)
- 2.2.3. Stabilisierung und Neuordnung (1987 – 1989)
- 2.2.4. Frontalangriff gegen das System (1989 – 1992)
- 2.2.5. Erfolg und Etablierung (1992 – 1994)
- 2.2.6. geopolitische Konzentration und Zwang zur Selbstreformierung (ab 1995)
- 2.3. Ein Abriss über die Ziele der Lega
- 3. Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen
- 3.1. Wichtige Stationen in der politischen Geschichte Italiens
- 3.1.1. Erste Autonomiebestreben
- 3.1.2. Politische Entwicklungen in Italien im 20. Jahrhundert
- 3.1.3. erste Annäherung an die Beurteilung der Wählerreaktionen
- 3.2. Die Nord-Süd - Problematik
- 3.1. Wichtige Stationen in der politischen Geschichte Italiens
- 4. Motive der Machtergreifung
- 4.1. Charakterisierung der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland
- 4.2. Die Lega Nord- NSDAP auf Italienisch?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der Lega Nord, einer norditalienischen Partei, die sich für Autonomie und eine Neuordnung des italienischen Staates einsetzt. Es wird analysiert, inwieweit die Forderungen der Lega Nord tatsächlich auf eine Neuordnung des Zentralstaates abzielen oder ob dahinter faschistische Propaganda steckt. Die Arbeit beleuchtet die geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe der Bewegung.
- Die Gründung und politische Entwicklung der Lega Nord
- Die Nord-Süd-Problematik in Italien
- Die Ziele und Motive der Lega Nord
- Vergleich der Lega Nord mit anderen politischen Bewegungen
- Analyse der Wählerreaktionen und des politischen Erfolgs der Lega Nord
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Ausgangssituation dar: den Konflikt zwischen dem wirtschaftlich starken Norden und dem schwächeren Süden Italiens, der die Gründung der Lega Nord beeinflusst hat. Sie hebt die zentralen Ziele der Partei hervor – Autonomie für Norditalien und eine Neuordnung des Staates – und die kontroverse Wahrnehmung der Lega Nord als rechtspopulistische Bewegung. Die Arbeit verspricht eine umfassende Analyse der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe der Lega Nord, um ein differenziertes Bild der Bewegung zu zeichnen.
2. Gründung und politische Entwicklung der Lega Nord: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der Lega Nord aus verschiedenen regionalistischen Bewegungen. Es analysiert die Entwicklung der Partei in verschiedenen Phasen, von ihren Anfängen bis zu ihrem Erfolg und ihrer Etablierung in der italienischen Politik. Der Begriff "Lega" wird erläutert und die Strategien der Partei, um verschiedene gesellschaftliche Schichten anzusprechen, werden beleuchtet. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Rolle Umberto Bossis und der Entwicklung der Parteiprogramme und -ziele.
3. Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen: Dieses Kapitel untersucht die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren, die zur Entstehung der Lega Nord beigetragen haben. Es beleuchtet wichtige Stationen in der italienischen Geschichte, die Nord-Süd-Problematik und die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Regionen. Der Abschnitt analysiert, wie diese Faktoren das politische Verhalten der Bevölkerung beeinflusst haben und zur Unterstützung der Lega Nord beigetragen haben. Hier wird der Kontext der italienischen Geschichte und der politischen Kultur berücksichtigt.
4. Motive der Machtergreifung: Dieses Kapitel analysiert die Motive der Lega Nord und befasst sich mit dem Vorwurf, die Partei habe faschistische Züge. Es vergleicht die Lega Nord mit der NSDAP, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen. Das Kapitel untersucht kritisch, inwieweit die Strategie der Lega Nord mit den Methoden der nationalsozialistischen Bewegung vergleichbar ist und inwieweit die Parallelen gerechtfertigt sind. Die historischen Kontexte beider Bewegungen werden verglichen und kontrastiert.
Schlüsselwörter
Lega Nord, Umberto Bossi, Norditalien, Süditalien, Autonomie, Föderalismus, Regionalismus, politische Entwicklung Italiens, Nord-Süd-Gefälle, Rechtspopulismus, Faschismus, politische Kommunikation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Lega Nord
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung der Lega Nord, einer norditalienischen Partei, die sich für Autonomie und eine Neuordnung des italienischen Staates einsetzt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse, ob die Forderungen der Lega Nord tatsächlich auf eine Neuordnung des Zentralstaates abzielen oder ob dahinter faschistische Propaganda steckt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe der Lega Nord. Es werden die Gründung und politische Entwicklung der Partei, die Nord-Süd-Problematik in Italien, die Ziele und Motive der Lega Nord, ein Vergleich mit anderen politischen Bewegungen und eine Analyse der Wählerreaktionen und des politischen Erfolgs der Partei behandelt.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Gründung und politischen Entwicklung der Lega Nord, ein Kapitel zu den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Italien und ein Kapitel zu den Motiven der Machtergreifung, welches auch einen Vergleich mit der NSDAP beinhaltet. Zusätzlich enthält die Arbeit ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was wird im Kapitel zur Gründung und politischen Entwicklung der Lega Nord behandelt?
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung der Lega Nord aus verschiedenen regionalistischen Bewegungen und analysiert ihre Entwicklung in verschiedenen Phasen. Der Begriff "Lega" wird erläutert und die Strategien der Partei zur Ansprache verschiedener gesellschaftlicher Schichten werden beleuchtet. Die Rolle Umberto Bossis und die Entwicklung der Parteiprogramme und -ziele werden ebenfalls behandelt.
Welche politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen werden untersucht?
Dieses Kapitel untersucht die Faktoren, die zur Entstehung der Lega Nord beigetragen haben. Es beleuchtet wichtige Stationen in der italienischen Geschichte, die Nord-Süd-Problematik und die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Regionen. Analysiert wird, wie diese Faktoren das politische Verhalten der Bevölkerung beeinflusst und zur Unterstützung der Lega Nord beigetragen haben.
Wie wird der Vorwurf des Faschismus behandelt?
Das Kapitel "Motive der Machtergreifung" analysiert die Motive der Lega Nord und befasst sich mit dem Vorwurf, die Partei habe faschistische Züge. Es vergleicht die Lega Nord mit der NSDAP, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen und untersucht kritisch, inwieweit die Strategie der Lega Nord mit den Methoden der nationalsozialistischen Bewegung vergleichbar ist.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lega Nord, Umberto Bossi, Norditalien, Süditalien, Autonomie, Föderalismus, Regionalismus, politische Entwicklung Italiens, Nord-Süd-Gefälle, Rechtspopulismus, Faschismus, politische Kommunikation.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse der Themen in einer strukturierten und professionellen Weise.
- Quote paper
- Anita Weißflog (Author), 2003, Die Forderungen der Lega Nord - Der Aufschrei Norditaliens zur Neuordnung des Zentralstaates oder nur ein Deckmantel für faschistische Propaganda?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78588