Österreich im 18. Jahrhundert: Die Regierungszeit Maria Theresias im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

21 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Pragmatische Sanktion: Der Anfang einer langen und erfolgreichen Herrschaft

3. Die ersten Regierungsjahre Maria Theresias
3.1. Der österreichische Erbfolgekrieg

4. Reformen unter Maria Theresia – wesentliche Modernisierungs- und Zentralisierungsimpulse der Habsburgermonarchie
4.1. Die Situation vor den großen Reformen
4.2. Der Feind übernimmt die Vorbildfunktion
4.3. Schwierigkeiten bei der Reformdurchsetzung
4.4. Die Reformen und ihre Nachwirkung
4.4.1. Das Finanzwesen
4.4.2. Die Armee
4.4.3. Die Justiz
4.4.4. Handel und Gewerbe
4.4.5. Landwirtschaft und Bauerntum
4.4.6. Unterrichtswesen und Kunst
4.4.7. Die Kirche
4.4.8. Die Sitten

5. Österreich im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus
5.1. Charakteristika der Aufklärung
5.2. Der aufgeklärte Absolutismus

6. Schlusswort

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Geschichte Österreichs im 18. Jahrhundert ist in vieler Hinsicht auch die Geschichte seiner Nachbarländer. Oft wird die Landesgeschichte, zumindest für die Neuzeit, mit der Geschichte der Habsburgermonarchie gleichgesetzt. Dieser Stamm regierte immerhin von dem 13. bis ins 19. Jahrhundert. Auch das 18. Jahrhundert steht also im Zeitalter der Habsburgermonarchie. Damit lässt sich die Geschichte des Landes nicht auf das Gebiet des heutigen Staates reduzieren, sondern umschließt auch alle eroberten Gebiete der damaligen Zeit. Die große österreichische Reformperiode des 18. Jahrhunderts fällt in die Regierungszeit Maria Theresias (1740- 80) und ihrer beiden Söhne und Nachfolger Joseph II. (1780 – 90) und Leopold II. (1790 – 92). Vor allem durch ihre Staatsreform wurde Maria Theresia zur Begründerin des modernen zentralistisch – absolutistischen Rechts- und Verwaltungsstaats. Dieser trat nun an die Stelle der alten „monarchischen Union“. Egal mit welchem Bereich man sich in der neueren Geschichte Österreichs beschäftigt, meist kommt man immer zu dem Ergebnis, dass die entscheidenden Reformen und Einrichtungen auf die Regierungszeit Maria Theresias zurückgehen. Daher verwundert es nicht, dass die Nachwelt sie so sehr ehrte. Gertrud Fussenegger gesteht der Kaiserin sogar zu, der Grund für das freundliche und heitere Image Österreichs zu sein. „Von ihr, Maria Theresia, ging nämlich ein Air von Lebensmut und Zuversicht aus, eine Art kreatürlicher Weltzutraulichkeit, ohne die Heiterkeit auf die Dauer nicht gedeihen kann[1]. Eine andere These, die von Adam Wandruszka in seinem Buch „Maria Theresia. Die große Kaiserin“ erwähnt wird, begründet das hohe Ansehen Maria Theresias damit, dass die Historiker immer Männer waren, die sich einer – noch dazu schönen – Frau gegenüber stets galant verhalten hätten.[2]

Die Regierungszeit der Königin, ihr Ansehen und ihre Bedeutung spielen also eine herausragende Rolle in der österreichischen Geschichte und verdienen daher besondere Aufmerksamkeit.

Mein Hauptanliegen besteht nun darin, die Regierungszeit Maria Theresias unter dem Schwerpunkt des aufgeklärten Absolutismus zu betrachten. Daraus ergeben sich folgende Fragestellungen: Was versteht man unter diesem Zeitalter? In wie fern hat Maria Theresia einen Beitrag zu diesem Umbruch geleistet? Welche Ursachen haben dazu geführt? Gab es Menschen die eine Vorbildfunktion ausgeübt haben? Welche Schwierigkeiten aber auch Vorteile ergaben sich daraus? Neben diesem Schwerpunkt, möchte ich aber das Leben und Wirken Maria Theresias nicht vergessen. Österreich wurde nicht nur durch ihr innen- und außenpolitisches Handeln geprägt, sondern auch durch ihre starke Persönlichkeit.

Die Quellenlage über diese Zeit ist sehr gut. Uns sind viele Briefe der Monarchen erhalten geblieben. Weitere Quellen sind Chroniken, wie die von Friedrich II., welcher sich ebenfalls als Geschichtsschreiber betätigte. Weiterhin stütze ich meine Arbeit auf Augenzeugenberichte, von denen einige von Hans Jessen zusammengetragen wurden. Es liegt eine Fülle an Biographien über das Leben Maria Theresias vor. Briefe, Aktenstücke, Urkunden etc. liefern uns heute einen umfassenden Eindruck über die Geschehnisse im 18. Jahrhundert.

Die Beschäftigung mit diesem Thema, ist eine sehr interessante, weil auch komplexe und facettenreiche Aufgabe. Genau hier liegen aber auch die Schwierigkeiten, die sich während der Arbeit ergeben können. Allein die Kriegsereignisse in ihrer Regierungszeit können nicht separat voneinander betrachtet werden. Zu den verschiedenen Kriegsgründen, spielen auch die Persönlichkeiten, privaten sowie vom Land abhängigen Voraussetzungen eine Rolle. Um Erkenntnisse über die historischen Ereignisse zu erhalten müssen, insbesondere für dieses Zeitalter, viele Fäden zusammengezogen und bewertet werden.

2. Die Pragmatische Sanktion: Der Anfang einer langen und erfolgreichen Herrschaft

Die Pragmatische Sanktion[3] stellt die Grundvoraussetzung der Herrschaft Maria Theresias da. Neben der Regelung, dass es eine weibliche Erbfolge in Österreich geben darf, wurde auch die Einheit der Länder Österreichs in der Pragmatischen Sanktion fixiert. Dies betraf die Länder Böhmen und Ungarn. Somit konnten sie nicht mehr getrennt oder aufgeteilt werden. Voraussetzung für die Pragmatische Sanktion war, dass Karl VI. keine männlichen Nachkommen hatte, dass sowohl sein Vater (Leopold I.), als auch sein Bruder (Joseph I.) verstorben waren und seine Nachfolge somit im Ungewissen stand. Karl VI. wollte, dass seine älteste Tochter Maria Theresia sein Amt übernimmt, um die Nachfolge im Hause Habsburg zu sichern. Die Länder unter seiner Herrschaft waren von allen Seiten angreifbar, die Grenzen ausgedehnt, die Westprovinzen waren inselhaft verstreut und isoliert. Die Ländereien galten zwar als mächtig, sie waren aber auch verwundbar. So war es für Karl von besonderer Bedeutung, dass die Nachbarn seinen Bestand respektierten und nicht wagten ihn anzutasten und zwar für alle Zeit. Am 19. April 1713 ließ er alle Minister und geheimen Räte um sich versammeln, um ihnen die „pacta successoria“ zu verkünden. Die Vererbung in weiblicher Linie war keine Selbstverständlichkeit und in Europa umstritten. Die Regelung zur Erbfolge wechselte von Land zu Land. Eine Männerherrschaft wurde aber überall bevorzugt, da sie mehr Tatkraft, Stabilität und Folgerichtigkeit zu versprechen schien.[4] Maria Theresia überraschte die Welt mit diesem neuen Bild ihres Geschlechtes. Als Frau und Mutter war sie immer darauf bedacht, ihrer urweiblichen Rolle, der harten Notwendigkeit ihres Amtes, unterzuordnen. Die junge Königin stellt also von Anfang an eine Besonderheit da. Wie eigentlich überall, wird ihre Geschichte nicht nur durch ihre Persönlichkeit und ihr Handeln, sondern auch durch ihre Zeit, die Menschen und Geschehnisse geprägt.

3. Die ersten Regierungsjahre Maria Theresias

Ihren Regierungsantritt begann Maria Theresia als, Königin von Böhmen und Ungarn, Erzherzogin von Österreich, Herzogin von Schlesien, Kärnten, Krain, der Steiermark, Markgräfin von Mähren und gefürsteter Gräfin von Tirol, Görz und Gradisca. Das heißt, sie war absolute Herrscherin über ein Reich von 10.000 Quadratmeilen und einer Vielzahl von Völkern: Deutsche, Slawen, Ungarn, Romanen. Ihr Vater hinterließ ihr ein Reich, das an Masse, Ausdehnung und Potential sehr beträchtlich war. Aber an innerer Kraft, wirtschaftlich und administrativ sowie militärisch ziemlich heruntergekommen war. Sein internationales Ansehen war gesunken und das politische Gewicht als Großmacht in Europa enorm geschrumpft. Durch die starke Persönlichkeit der jungen Herrscherin, konnte sie einerseits den üblen Zustand der Monarchie und andererseits ihre Unerfahrenheit in der Regentschaft wiedergutmachen. Der preußische Gesandte Otto von Podewils kam zu folgendem Urteil:

Bei ihrer Thronbesteigung fand sie das Geheimnis, sich die Liebe und Bewunderung aller Welt zu erringen. Ihr Geschlecht, ihre Schönheit, ihr Unglück trugen nicht wenig dazu bei, dass die Lobeserhebungen, an denen die vom Hofe besoldeten Journalisten nicht sparten, günstig aufgenommen wurden.“[5]

Maria Theresia wurde eine angeborene Majestät anerkannt, sie wurde als glaubensfest, arbeitseifrig, entscheidungsfähig, tugendhaft aber auch starrsinnig und stolz beschrieben. Als negative Eigenschaften wurden ihr außerdem ihre Neigung zur Herrschsucht sowie ihr Mangel an Interesse für die Kultur vorgeworfen. Und sogar diese wurden als etwas positives ausgelegt, da sie erst hierdurch menschliche Züge erhielt, die sie noch sympathischer machten. Trotzdem sie sehr neugierig war und das Treiben an ihrem Hof sogar bespitzeln ließ, hatte sie keine privaten Feinde oder Hasser. Aber nicht nur der Hof wurde aufmerksam beobachtet, auch ihre Untertanen und sogar ihr Mann Franz Stephan, wurden einer genauen Kontrolle unterzogen. Und auch wenn sie für die Menschen als majestätische, tatkräftige – energische und warmherzige Landesmutter galt, blieb sie für die Masse der Untertanen nur ein ferner Glanz, da sie nie reiste oder sich vorm Volk präsentierte.

Ihre starke Persönlichkeit verhalf ihr auch über die schwere Anfangszeit ihrer Regierung. Trotzdem war das erste Jahr ihrer Regentschaft ein Kampf ums Überleben der Habsburgermonarchie. Eine erste Belastungsprobe für die junge Königin, war der österreichische Erbfolgekrieg.

3.1. Der österreichische Erbfolgekrieg

Nachdem der Münchener Kurfürst Karl Albert die Pragmatische Sanktion nicht anerkannt hatte, beanspruchte er selber die Nachfolge. Zudem erhob Sachsen Ansprüche auf die böhmische Kurwürde und auch Frankreich verhielt sich feindlich. Trotz dieser Auseinadersetzungen, begannen die kriegerischen Handlungen erst am 16. Dezember 1740, mit dem Einmarsch Friedrich II. in Schlesien. Dieser wollte die Situation der bedrängten Königin ausnutzen, um Schlesien als Pfand für seine Unterstützung zu fordern. Mit dem Einmarsch in Schlesien, hatte der erste schlesische Krieg begonnen. Maria Theresia musste nun also mit zwei sich überschneidenden Auseinandersetzungen fertig werden.

Um der jungen Herrscherin die Entscheidung leichter zu machen, bot Friedrich ihr seine Stimme für die Wahl Franz Stephans zum Kaiser, finanzielle Unterstützung und (worüber er gar nicht verfügen konnte) die Hilfe Englands, Hollands und Russlands für Wien, wenn Maria Theresia auf Schlesien verzichten würde. Sie antwortete seinem Botschafter folgendermaßen: „Kehren sie zu ihrem Herren zurück und sagen sie ihm: so lange er noch einen einzigen Mann in Schlesien stehen hat, werden wir lieber untergehen als mit ihm verhandeln“[6]

Auch hier zeigt sich wieder die unglaubliche Willenskraft und Entscheidungsfestigkeit mit der Maria Theresia ihre Ziele verfolgte. Obwohl ihr die meisten Berater von diesem Vorhaben abrieten und der Meinung waren sie solle mit Friedrich in Verhandlungen treten, blieb sie standhaft.

[...]


[1] Fussenegger, Gertrud, Maria Theresia, 1994 München, S. 9.

[2] Vgl. Wandruszka, Adam, Maria Theresia. Die große Kaiserin, Göttingen 1980, S.7.

[3] Die Pragmatische Sanktion ist eine Staats- Grundsatzerklärung in möglichst feierlicher Form. Sie bezieht sich auf einen bestimmten realen Bereich – darum pragmatisch; und sie erhebt eine hier getroffene Bestimmung zu einem unantastbaren – also sanktionierten – unabänderlichen Akt. Diese internationale Vereinbarung, sollte von allen Partnern als ein heilig beschworener Pakt verstanden werden. (Vgl. Fussenegger, 1994, S. 26.)

[4] Vgl. Fussenegger, Gertrud, Maria Theresia, 1994 München, S.26 f.

[5] Jessen, Hans (Hg.), Friedrich der Große und Maria Theresia. In Augenzeugenberichten, Düsseldorf 1965, S.101.

[6] Berglar, Peter, Maria Theresia, Juli 1980, S.37.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Österreich im 18. Jahrhundert: Die Regierungszeit Maria Theresias im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Veranstaltung
Europa im 18. Jahrhundert
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V78734
ISBN (eBook)
9783638851176
ISBN (Buch)
9783638850674
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jahrhundert, Regierungszeit, Maria, Theresias, Zeitalter, Absolutismus, Europa, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Manuela Piel (Autor:in), 2005, Österreich im 18. Jahrhundert: Die Regierungszeit Maria Theresias im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78734

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