Ersatzteillogistik. Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung in die Thematik

2 Was ist ein Ersatzteil?

3 Begriffsabgrenzung Hersteller vs. Anwender

4 Aufgaben der Ersatzteillogistik beim Hersteller:
4.1 Wahrnehmung der Rechtlichen Verpflichtung
4.2 Ersatzteile als Umsatzträger und Wettbewerbsvorteil

5 Aufgaben/Prozesse des Herstellers im Rahmen der Ersatzteillogistik
5.1 Auftragsabwicklung
5.2 Ersatzteilbereitstellung und Ersatzteilbevorratung
5.2.1 Festlegung der zu bevorratenden Teile
5.2.2 Sicherung der Lieferbereitschaft
5.2.3 Ersatzteilbeschaffung
5.2.4 Gestaltung der Ersatzteillagerhaltung

6 Aufgaben der Ersatzteillogistik beim Anwender
6.1 Ersatzteilversorgung zur Vermeidung von Produktionsstillständen
6.2 Beschaffung von Ersatzteilen
6.3 Lagerhaltung - Art und Anzahl der zu bevorratenden Teile

7 Gestaltungsmöglichkeiten der Ersatzteillogistik beim Hersteller
7.1 Bestandsmanagement
7.1.1 Bestandsmanagement durch Forecasting & flexible Kapazitäten
7.1.2 Bestandsmanagement durch Lebenszyklusorientierten Planungsansatz
7.1.3 Instrument zur Sicherung der pünktlichen Lieferung

8 Ersatzteillogistik des Anwenders in der Unternehmensordnung
8.1 Ersatzteillogistik als Teil der Instandhaltung
8.2 Ersatzteillogistik als Teil der Produktion / des Einkaufs
8.3 Ersatzteillogistik als eigene Abteilung

9 Schlussfazit

1 Einführung in die Thematik

Durch den immer höher werdenden Kostendruck, dem Unternehmen vieler Branchen ausgesetzt sind, steigt die Automatisierung in diesen Unternehmen, um den Produktionsfaktor Arbeit durch Kapital zu ersetzen. Durch die damit verbundene Komplexität der Produktionsanlagen wird für produzierende Unternehmen eine schnelle Ersatzteilversorgung immer wichtiger, um kostenoptimal ohne längere Stillstandzeiten produzieren zu können. Für die Hersteller von Ersatzteilen bietet sich das Ersatzteilgeschäft zum einen als lukrativer zusätzlicher Umsatzträger an, zum anderen, um sich durch eine gute Ersatzteilversorgung von der Konkurrenz abzuheben. Laut „Service Today“ erzielen Fertigungsunternehmen 46 Prozent des Gewinns mit Serviceleistungen, unter anderem durch das Ersatzteilgeschäft. Die Profitabilität ist in der Servicelogistik um ca. 75 % höher als die Profitabilität des Gesamtgeschäfts. Die Ersatzteillogistik sollte also als wachsender Markt betrachtet werden und in der Unternehmensstrategie verankert werden. (Vgl. Service Today 6/2006, S. 42)

Im folgenden sollen nun die Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten der Ersatzteillogistik untersucht und dargestellt werden. Zu unterscheiden ist zwischen der Sicht des Herstellers und der Sicht des Anwenders von Ersatzteilen, da beide in der Regel eine Ersatzteillogistik betreiben. Die Aufgaben des Anwenders sind hierbei aber bis auf einige Ausnahmen dieselben wie die in der normalen Beschaffungslogistik, daher wird der Schwerpunkt dieser Arbeit auf der Herstellersicht liegen, jedoch auch mehrmals die Anwendersicht erläutern.

2 Was ist ein Ersatzteil?

Nach DIN 24420 sind Ersatzteile alle Einzelteile, Baugruppen und Erzeugnisse, die dazu dienen, beschädigte, verschlissene oder fehlende Einzelteile, Baugruppen oder Erzeugnisse zu ersetzen. Ersatzteile können nach DIN 31051 in Reserveteile, Verbrauchsteile und Kleinteile unterschieden werden: (Vgl. Pfohl 1997, S. 118)

- Ersatzteile:Einzelteile, Baugruppen oder Erzeugnisse, die zum Ersatz defekter, verschlissener oder fehlender Einzelteile, Baugruppen oder Erzeugnisse dienen.
- Reserveteile:Ersatzteile, die meist teuer sind und nur in einer oder in wenigen Anlagen genutzt werden können, daher meist geringe Bevorratung aber hoher Bestandswert.
- Verbrauchsteile:Ersatzteile, die bedingt durch ihre Konstruktion und Beanspruchung verschleißen. Sie lassen sich im Normalfall nicht lohnend (wirtschaftlich) instandsetzten.
- Kleinteile:Ersatzteile, die einen geringen Einzelwert haben, allgemein genutzt werden können und meist genormt sind.

(Vgl. Biedermann 1995, S. 3)

Ersatzteile sind also Sekundärprodukte, die nicht selbständig nutzbar sind, sondern als Einzelteil, Baugruppe oder Erzeugnis in einem Primärprodukt der Funktion dessen dienen.

3 Begriffsabgrenzung Hersteller vs. Anwender

Als Hersteller gilt ein Unternehmen, wenn es industriell ein Primärprodukt fertigt. Hersteller leisten die Versorgung ihrer verkauften Produkte mit Ersatzteilen. Anwender von Ersatzteilen hingegen sind Nutzer, Verwender und Kunden, die für ein Primärprodukt Ersatzteile benötigen. (Vgl. Koch 2004, S. 19)

4 Aufgaben der Ersatzteillogistik beim Hersteller

Allgemein: „Sicherstellung der Einsatzfähigkeit der verkauften Produkte durch Ersatz-oder Wartungsprodukte“ (Wikipedia, online).

Folgend soll genauer erörtert werden, wieso die Unternehmen gewillt sind, eine Ersatzteilversorgung zu gewährleisten, welche Aufgaben die Ersatzteillogistik also für den Hersteller erfüllen soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Darstellung der Aufgaben der Ersatzteillogistik für Hersteller von Ersatzteilen
Quelle: Eigene Darstellung

4.1 Wahrnehmung der Rechtlichen Verpflichtung

Durch die eventuelle Inanspruchnahme von Garantieleistungen (BGB §§ 305, 157), die Kunden geltend machen können, müssen die Hersteller von Primärprodukten ebenso wie nach den Verpflichtungen aus Gewährleistungen (BGB §§ 459-492, §§ 633-640, § 138, §242) vertragliche Leistungspflichten einhalten. Unter anderem müssen Hersteller während der gesetzlichen Gewährleistungsfrist die Versorgung mit Ersatzteilen sicherstellen. (Vgl. Finkenwirth 1993, S. 12)

Darüber hinaus gilt für langlebige Gebrauchsgüter außerdem die Bereitstellung von Ersatzteilen als nachvertragliche Nebenpflicht gemäß § 242 BGB (Grundsatz von Treu und Glauben). Je nach Gebrauchsgut wird eine andere Zeit der verpflichtenden Ersatzteilversorgung angesetzt, als Maßstab gilt hierbei die durchschnittliche Lebensdauer des Gutes. Automobilhersteller müssen somit die Ersatzteilversorgung beispielsweise 10-12 Jahre nach der Einstellung der Fahrzeugserie sicherstellen. (Vgl. Koch 2004, S. 30/31) Problematisch ist hierbei für die Hersteller, dass der Ersatzteilbestand immer größer zu drohen wird, da sowohl für ältere als auch für die aktuell produzierten Primärprodukte Ersatzteile zur Verfügung stehen müssen. Die immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen von Produkten in vielen Branchen, wie z.B. der Automobil- und Elektronikindustrie verstärken diesen Effekt. Es wird allgemein zwischen „toten“ und „lebenden“ Ersatzteilen unterschieden (vgl. Koch 2004, S. 14). Tote Ersatzteile sind Ersatzteile für Primärprodukte, die nicht mehr produziert werden, während lebende Ersatzteile für aktuelle Primärprodukte hergestellt werden.

4.2 Ersatzteile als Umsatzträger und Wettbewerbsvorteil

After-Sales-Services in Form von Ersatzteilversorgung bekommen eine immer größer werdende Beachtung, da bei Ersatzteilen eine höhere Gewinnspanne als bei dem Primärprodukt angesetzt und realisiert werden kann. Dadurch kann das Ersatzteilgeschäft der Hersteller als immer wichtig werdender Umsatzträger angesehen werden. In der Nutzfahrzeugsparte beispielsweise übersteigen heute die Kosten der Hersteller oftmals den erwirtschafteten Umsatz. Erst durch After-Sales-Services wie Ersatzteile, Wartung und Instandsetzung werden Gewinne erzielt (vgl. Barkawi 2006, S. 3). Andererseits gewinnen Unternehmen mit dem Ruf, eine gute Ersatzteilversorgung, bzw. gute After-Sales-Services anzubieten, Kunden hinzu. Dies ist für die Hersteller von Primärprodukten wichtig, da das Marktpotential auf vielen Märkten entwickelter Volkswirtschaften nur durch das Ersatzteilgeschäft bestimmt werden kann (vgl. Ihde 1988, S. 13). Kunden eines Unternehmens sollen durch eine gute Service- und Ersatzteillogistik an das Unternehmen gebunden werden (vgl. Voss 2006, S. 1).

Um die Ersatzteilkunden zufrieden zu stellen, kann definiert werden, welche einzelnen Leistungen dem Kunden wie wichtig sind, bzw. mit welcher Zufriedenheit er reagiert. Hierzu kann das Kano-Modell verwendet werden bei dem verschiedene Performance-Kriterien in 3 Kategorien unterteilt werden:

- Basisfaktoren:Sind nach Frederick Herzbergs 2-Faktoren-Theorie Hygienefaktoren. Diese Faktoren, wie z.B. die Unversehrtheit oder Funktionsfähigkeit der Ersatzteile werden nämlich vom Kunden vorausgesetzt, ein Übertreffen steigert nicht die Zufriedenheit, eine Lieferung von defekten oder beschädigten Ersatzteilen hingegen führt zur Unzufriedenheit der Kunden.
- Leistungsfaktoren:Sind Faktoren wie Liefertreue, Lieferdauer, Bearbeitungszeit und 24-Std.-Auftragsannahme. Wenn diese Leistungen überzeugend sind, ist der Kunde durch Zufriedenheit gekennzeichnet.
- Begeisterungsfaktoren:Faktoren mit denen der Kunde nicht rechnet, z.B. versandkostenfreie Lieferung, Zahlung auf Rechnung, lange Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Der Leistungsnutzen soll für den Kunden so aufgewertet werden.

(Vgl. Helmke, ZECO 2006, DVZ Nr. 125)

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Ersatzteillogistik. Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Nürtingen
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V78782
ISBN (eBook)
9783638828314
Dateigröße
626 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ersatzteillogistik, Aufgaben, Gestaltungsmöglichkeiten
Arbeit zitieren
Stephan Mohr (Autor:in), 2007, Ersatzteillogistik. Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78782

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