Konflikt, Intrigen und vielleicht sogar ein Mord im Kloster? Nein, keine fiktive Geschichte sonder eine wahre, historisch verbürgte Begebenheit: Im Jahr 783 wurde in dem süditalienischen Kloster San Vincenzo al Volturno ein Abt durch Karl den Großen abgesetzt und vor ein Gericht zitiert, weil er angeblich die Franken, die zu jener Zeit weite Teile Italiens besetzt hatten, beleidigt hatte. Zuvor war der Vorgänger-Abt auf misteriösen Umständen ums Leben gekommen.
Der Fall ist jedoch weitaus mehr als nur ein kleiner, regionaler, innerklösterlicher Konflikt: Zum einen zeigten sowohl Karl der Große als auch der Papst übermäßig großes Interesse an dem Fall, zum anderen ist hier ein ethnischer Konflikt zwischen Langobarden und Franken zu vermuten. Eine kleine Beleidigung bekam hier also ungewöhnlich politische Ausmaße.
Die relativ dürftige Quellenlage - von dem Fall berichten überhaupt nur zwei Briefe des Papstes - hat in der Fachliteratur anlass zu heftigen Spekulationen gegeben, zumal der Fall im Zusammenhang mit dem langobardischen Widerstand im Benevent gesehen wurde.
Die Arbeit legt die Geschichten der am Konflikt beteiligen Personen und ihre Motivation dar. Dazu gehören neben den Mönchen des Klosters auch Karl der Große, Herzog Hildeprand von Spoleto und der Papst. In diesem Zusammenhang wird das Netz der nicht immer leicht zu durchschauenden politischen Verwicklungen nach der Eroberung des Langobardenreiches in Italien zu jener Zeit dargestellt.
Eine besonderes Gewicht legt diese Arbeit auf die Rolle des Papstes. Im Rahmen des Konfliktes und der politischen Verflechtungen kam dem Papst in mehrfacher Hinsicht eine besondere Stellung zu: Nicht nur, daß er es war, der die Eroberung des Langobardenreiches letztlich veranlaßt hatte und daß er auch in den folgenden Jahren den Frankenkönig immer wieder dazu bewegte, in die italienische Politik einzugreifen, sondern auch seine Briefe an Karl den Großen die Quellen für eine Vielzahl von Ereignissen, vor allem jedoch für den Konflikt um Abt Potho. Und auch sein Verhalten während des Konfliktes, sein Vorgehen als Vermittler und Richter sowie die normativen Texte, die die Grundlagen seines Vorgehens bildeten, sind interessant. Zudem soll der Fall auch aus rechtshistorischer Sicht untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Ereignisgeschichtliche Forschungsansätze
- 2. Ansätze der Konfliktforschung
- 3. Fragestellung
- II. Die wichtigsten Quellen
- III. Vorgeschichte
- IV. Hauptteil
- 1. Der Konflikt um Abt Potho von San Vincenzo al Volturno
- 2. Hintergründe des innerklösterliche Konfliktes
- 2.1. Protagonisten innerhalb des Klosters
- 2.1.1. Potho
- 2.1.2. Authpert
- 2.1.3. Rodicausus
- 2.1.4. Weitere Mönche des Klosters
- 2.2. Die politische Dimension des Konfliktes um Abt Potho
- 2.3. Folgerung
- 2.1. Protagonisten innerhalb des Klosters
- 3. Die Einflußnahme von Außen
- 3.1. Herzog Hildprand von Spoleto
- 3.2. Papst Hadrian I.
- 3.3. Karl der Große
- V. Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, den Konflikt um Abt Potho von San Vincenzo al Volturno umfassend zu untersuchen und unter verschiedenen Aspekten darzustellen. Dabei sollen die Hintergründe des Konfliktes beleuchtet und unterschiedliche Fragestellungen herangezogen werden. Die Arbeit befasst sich mit ereignisgeschichtlichen Forschungsansätzen sowie mit der Konfliktforschung, die einen rechtshistorischen und sozialwissenschaftlichen Fokus verfolgt.
- Der Konflikt um Abt Potho von San Vincenzo al Volturno im Kontext des langobardischen Widerstandes gegen Karl den Großen.
- Die politische Dimension des Konfliktes und die Verflechtungen zwischen Karl dem Großen, Papst Hadrian I. sowie den Herzögen von Benevent und Spoleto.
- Die Rolle innerklösterlicher Machtkämpfe und persönlicher Konflikte.
- Die Einflüsse von Außen auf das Kloster San Vincenzo al Volturno.
- Die Rechtsgeschichte des Konfliktes und die Rolle der päpstlichen Gerichtsbarkeit.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in den Konflikt um Abt Potho von San Vincenzo al Volturno ein, der im Winter 784 vor einem päpstlichen Gericht stattfand. Sie erläutert die Forschungslandschaft und die unterschiedlichen Perspektiven auf den Konflikt.
III. Vorgeschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die Vorbedingungen des Konfliktes, indem es die Übernahme des Langobardenreiches durch die Franken, die Stellung des Papstes Hadrian I. und die Entwicklung der Herzogtümer Benevent und Spoleto darstellt. Außerdem wird die Bedeutung von Klostergründungen im Italien des 8. Jahrhunderts erörtert.
IV. Hauptteil: Das Hauptteil widmet sich dem Konflikt um Abt Potho selbst. Es werden die Hintergründe des innerklösterlichen Konfliktes, die politischen Dimensionen des Konfliktes und die Einmischung von Außen durch Herzog Hildprand von Spoleto, Papst Hadrian I. und Karl den Großen behandelt. Der Fokus liegt auf den Ursachen des Konfliktes, den beteiligten Personen und deren Motiven.
Schlüsselwörter
Der Konflikt um Abt Potho von San Vincenzo al Volturno, Karl der Große, Papst Hadrian I., Langobarden, Benevent, Spoleto, Klostergründungen, innerklösterliche Konflikte, politische Dimensionen, Rechtsgeschichte, päpstliche Gerichtsbarkeit.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Simone Janson (Autor:in), 2002, Der Konflikt um Abt Potho von San Vincenzo al Volturno, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78927