Der Aufbau des ersten französischen Kolonialreichs stand im Zeichen des sich entwickelnden Absolutismus. Franz I. zeigte sich im ausgehenden 16. Jahrhundert nicht bereit, die päpstlich verordnete Hegemonie der spanischen und portugiesischen Krone auf dem neuentdeckten amerikanischen Kontinent zu akzeptieren. Entdeckungsfahrten und Besetzungen nordamerikanischer Gebiete fanden vor allem unter Ludwig XIV. ihren Höhepunkt, wo sie dem merkantilen und territorialen Anspruch der französischen Krone dienen sollten. Doch wie das absolutistische Herrschaftssystem, so zerfiel auch das erste französische Kolonialreich in den Wirrungen des ausgehenden 18. Jahrhundert innerhalb kürzester Zeit.
Die koloniale Ausbreitung des 19. Jahrhunderts, die mit der Eroberung Algeriens 1830 begann und schließlich in den 1880er und 90er Jahren ihre Hochphase hatte, folgte anderen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Motiven. Geographisch vollzog sich die Expansion vor allem in Afrika und Indochina. Der imperiale Wettlauf um Rohstoffe, strategische Positionen, Reputation im Sinne einer Grande Nation aber auch kulturmissionarische Aspekte bestimmten hierbei die französische Kolonialpolitik. Mit den von Deutschland übernommenen Kolonien befand sich das Empire in der Zwischenkriegszeit auf seinem Zenit und erreichte seine größte geographische Ausdehnung. Doch die Tatsache, dass das französische Kolonialreich in den 1950er Jahren fast vollständig zerfiel, und dass Frankreich bereits 1962 mit Algerien eine der letzten Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen musste, zeigt, dass der Boden für die kolonialen Befreiungsbewegungen schon in der Zwischenkriegszeit bereitet gewesen sein muss. In der folgenden Arbeit soll daher die These vertreten werden, dass das französische Kolonialreich schon vor dem Zweiten Weltkrieg instabil war, und eher als Krisenherd zu sehen ist, denn als Ausdruck, des in weiten Teilen der Bevölkerung vertretenen Anspruchs des „genie coloniale“ Frankreichs.
1. Vorbemerkung 3
2. Motivationen des französischen Kolonialismus 3
3. Das Selbstverständnis Frankreichs als Kolonialmacht und die Wirklichkeit 4
4. Gründe für die Krise des Empires 6
4.1. Der Erste Weltkrieg und die daraus folgenden Entwicklungen 6
4.2. Diskriminierung der neuen Elite und ausbleibende Reformen 7
4.3. Die kommunistische Bedrohung 8
5. Fazit 9
6. Literatur
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Motivationen des französischen Kolonialismus
- Das Selbstverständnis Frankreichs als Kolonialmacht und die Wirklichkeit
- Gründe für die Krise des Empires
- Der Erste Weltkrieg und die daraus folgenden Entwicklungen
- Diskriminierung der neuen Elite und ausbleibende Reformen
- Die kommunistische Bedrohung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Stabilität des französischen Kolonialreichs in der Zwischenkriegszeit. Sie setzt sich zum Ziel, zu zeigen, dass das Empire bereits vor dem Zweiten Weltkrieg instabil war und eher als Krisenherd denn als Ausdruck des französischen Selbstverständnisses als „genie coloniale“ zu betrachten ist.
- Das Selbstverständnis Frankreichs als Kolonialmacht im Kontext der "Mission civilicatrice"
- Die wirtschaftlichen Folgen des Kolonialismus
- Die Bedeutung des Ersten Weltkriegs für die Krise des Empires
- Die Rolle der Kolonialverwaltung und der Diskriminierung der neuen Elite
- Die wachsende Bedrohung durch kommunistische Bewegungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Vorgeschichte des französischen Kolonialismus und stellt die Entwicklung des Empires vom 16. Jahrhundert bis zur Zwischenkriegszeit dar. Im zweiten Kapitel werden die Motivationen der französischen Kolonialpolitik im 19. Jahrhundert beleuchtet, wobei die Rede von Jules Ferry als zentrale Quelle dient. Kapitel 3 beleuchtet das Selbstverständnis Frankreichs als Kolonialmacht im Kontext der "Mission civilicatrice". Dabei werden die Weltausstellungen von 1922 und 1931 als Beispiele für die französische Selbstdarstellung als große Kulturmacht herangezogen. Das vierte Kapitel untersucht die Gründe für die Krise des Empires und stellt die Herausforderungen durch den Ersten Weltkrieg, die Diskriminierung der neuen Elite und die wachsende kommunistische Bedrohung dar.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des französischen Kolonialismus, der "Mission civilicatrice", der Wirtschaftspolitik des Empire, der Rolle des Ersten Weltkriegs und der Bedeutung der kommunistischen Bedrohung für die Stabilität des Empires. Weitere wichtige Konzepte sind die Diskriminierung der neuen Elite, die Weltausstellungen, die Bedeutung von Jules Ferry und Albert Sarraut, sowie die Frage der wirtschaftlichen Gewinne und Verluste des Kolonialismus.
- Arbeit zitieren
- Jochen Brandt (Autor:in), 2007, Das französische Kolonialreich in der Zwischenkriegszeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78980