Die geistige Strömung der Romantik betonte besonders das Gefühlvolle und Ahnungsreiche. Sie war gekennzeichnet durch die Verbindung der verschiedenen Künste, sowie durch die Entwicklung eines neuen Geschichtsbewusstseins. So hatte auch der Frühromantiker Novalis eine ganz eigene poetische Geschichts- und Staatsauffassung entwickelt. Dies wird besonders deutlich an seiner Rezeption des Mittelalters.
Das Geschichtsbild Novalis` hält einer fachhistorischen Untersuchung nach heutigen Maßstäben mit Sicherheit nicht stand. In dieser Arbeit soll es jedoch nicht darum gehen, ob das Mittelalterbild des Novalis historisch korrekte Tatsachen vermittelt. Es soll vielmehr der Frage nachgegangen werden, welchen Standpunkt der Romantiker gegenüber der Geschichte in seiner Welt und Zeit einnimmt. Viele Romantiker beschäftigten sich mit dem Mittelalter, welches im ausgehenden 18. Jahrhundert im Zuge der Aufklärung einen besonders schlechten Ruf genoss. Die Romantik jedoch entwickelte ein völlig neues Bild dieser Epoche.
Welche Motivation hatte Novalis sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen? Dazu wird zunächst zu klären sein, welches Konzept er überhaupt von geschichtlichen Entwicklungen hatte. Diese Geschichtsauffassung soll anhand seines Aufsatzes „Ueber die Ordalien oder Gottesurtheile“ deutlich gemacht werden.
Das Mittelalterbild, welches Novalis in der Rede „Die Christenheit oder Europa“ entwickelt, entsprach weder der aufklärerischen Auffassung des Mittelalters, noch fand es Zustimmung im Romantikerkreis rund um die Gebrüder Schlegel, Tieck und Goethe. Ist die Kritik, Novalis habe das Mittelalter und den Katholizismus idealisiert und verherrlicht, gerechtfertigt? Um diese Frage zu beantworten, muss neben seiner Geschichtsauffassung auch die Absicht seiner Rede genauer betrachtet werden, ansonsten ist das Mittelalterbild Novalis` nicht in seiner wahren Intention zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Romantiker Novalis alias Friedrich von Hardenberg
- Die Geschichtsauffassung Novalis
- Die gesellschaftlich - politische Krise um 1800
- Die Geschichtsauffassung in „,Ueber die Ordalien oder Gottesurtheile“
- Die Mittelalterrezeption in „Die Christenheit oder Europa“
- Inhaltsanalyse des Mittelalterbildes
- Die Geschichtsauffassung
- Absicht der Rede
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Mittelalterrezeption des Frühromantikers Novalis und analysiert seine Geschichtsauffassung, die er in seinen Schriften "Ueber die Ordalien oder Gottesurtheile" und "Die Christenheit oder Europa" zum Ausdruck bringt.
- Die Rezeption des Mittelalters im Kontext der Romantik und der Aufklärung
- Novalis' eigenes Geschichtsbild und seine Kritik an der modernen Welt
- Die Rolle der Religion und der christlichen Symbolik in Novalis' Werk
- Novalis' politische und gesellschaftliche Ideen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und skizziert Novalis' Rezeption des Mittelalters im Kontext der geistigen Strömungen seiner Zeit.
- Kapitel 1 beleuchtet Novalis' Leben und Werk, seine Kindheit und Jugend, seine Ausbildung und seine frühen literarischen Werke.
- Kapitel 2 analysiert Novalis' Geschichtsauffassung anhand seines Aufsatzes "Ueber die Ordalien oder Gottesurtheile".
- Kapitel 3 untersucht Novalis' Mittelalterbild in der Rede "Die Christenheit oder Europa", analysiert die Inhalte und die Geschichtsauffassung, und beleuchtet die Absicht der Rede.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Mittelalterrezeption, Romantik, Novalis, Geschichtsauffassung, Religion, christliche Symbolik, "Ueber die Ordalien oder Gottesurtheile", "Die Christenheit oder Europa", Politische und gesellschaftliche Ideen.
- Arbeit zitieren
- Daniela Sechtig (Autor:in), 2006, Die Mittelalterrezeption bei Novalis - Die Geschichtsauffassung Novalis` in "Ueber die Ordalien oder Gottesurtheile" und in "Die Christenheit oder Europa", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79077