Betrachtet man die Lyrik Georg Trakls, so erscheint ein Zugang zunächst schwierig. Den Leser erwarten eine Vielzahl von Bildern und Motiven, die scheinbar in keinem greifbaren Zusammenhang stehen und das im Titel vorgegebene Thema nur andeuten, es jedoch nicht eindeutig skizzieren. Anhand des Gedichtes „Das Grauen“ wollen wir nun gemeinsam feststellen, wie die Metaphorik des Gedichts zu verstehen ist, wie man mit der scheinbaren Zusammenhanglosigkeit der einzelnen Verszeilen und Bilder umzugehen hat und wie der Klang des Gedichts auf dessen Gesamtbild zu beurteilen ist.
Zuvor jedoch einige Informationen zum Gedicht. „Das Grauen“ gehört zu Trakls Jugendge-dichten. Zusammengetragen wurden sie von Trakl selbst in der „Sammlung 1909“. Diese Sammlung war von Trakl nie zur Veröffentlichung vorgesehen sondern diente der Sichtung seines bisherigen Werkes. Später ließ er diese Gedichte nicht mehr gelten, weswegen u. a. „Das Grauen“ erst nach seinem Tod publiziert wurde. Die Entstehungsphase dieser Gedichte fällt in den Zeitraum zwischen 1906 und 1909. „Das Grauen“ ist somit kein Werk aus dem „Expressionistischen Jahrzehnt“ (1910-1920), wird aber dennoch zu den frühexpressionisti-schen Werken gezählt. Eine Betrachtung des Gedichts als expressionistisches Werk wird jedoch nicht den Kern dieser Arbeit ausmachen. Es soll als das betrachtet werden, was es ist: als Gedicht. Dies ist nur sinnvoll, denn Trakls reagiert mit seiner Lyrik kaum auf zeitliche Umstände. Vielmehr ist seine Lyrik durch eine tiefe Innerlichkeit geprägt.
Im Interpretationsteil ist jedem der drei im Gedicht auftreten Motive, sowie dem Titel des Gedichts, ein eigener Abschnitt gewidmet. Eingangs soll dabei das Bedeutungsspektrum des Titels erfasst werden. Die drei folgenden Abschnitte untersuchen den metaphorischen Gehalt der dargestellten Bilder.
Im Analyseteil dieser Arbeit erwarten den Leser eine Untersuchung auf die Kohäsion des Textes, wobei diese auf syntaktischer, semantischer und poetischer Ebene nachgewiesen wird, sowie eine Untersuchung der Schallform und deren Bedeutung für das Gedicht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Einleitung
- 1.2 Grenzen und Möglichkeiten einer Interpretation
- 2. Interpretation: Versuch einer Deutung
- 2.1 Der Titel: Ausgelöste Erwartungshaltungen
- 2.2 Die erste Strophe: Naturmotive und deren Wahrnehmung in der Erinnerung
- 2.3 Die zweite Strophe: Das Motiv des inneren Zerfalls
- 2.4 Die dritte und vierte Strophe: Das Selbstmordmotiv
- 3. Analyse
- 3.1 Verknüpfung des Textes
- 3.1.1 Auf syntaktischer Ebene
- 3.1.2 Auf semantischer Ebene
- 3.1.3 Auf poetischer Ebene
- 3.2 Die Schallform
- 4. Zusammenfassung und Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert und interpretiert Georg Trakls Gedicht „Das Grauen“. Ziel ist es, die Metaphorik des Gedichts zu verstehen, die scheinbare Zusammenhanglosigkeit der Bilder zu bewältigen und den Einfluss des Klangs auf das Gesamtbild zu beurteilen. Die Arbeit vermeidet eine rein expressionistische Lesart und konzentriert sich auf das Gedicht als eigenständiges Werk.
- Interpretation der Metaphorik und Bildsprache in „Das Grauen“
- Analyse der syntaktischen, semantischen und poetischen Verknüpfungen im Gedicht
- Untersuchung der Bedeutung der Klanggestaltung
- Erörterung der Grenzen und Möglichkeiten der Gedichtinterpretation
- Bewertung der Wirkung des Titels auf die Lesererwartung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Dieser einleitende Abschnitt präsentiert eine kurze Einführung in die Thematik der Arbeit und die Schwierigkeiten des Zugangs zu Trakls Lyrik. Er positioniert das Gedicht „Das Grauen“ im Kontext von Trakls Werk und gibt einen Überblick über den Aufbau der folgenden Analyse und Interpretation.
1.2 Grenzen und Möglichkeiten einer Interpretation: Dieses Kapitel diskutiert die Herangehensweise an die Interpretation des Gedichts, wobei der Aufsatz Bertolt Brechts „Über das Zerpflücken von Gedichten“ zitiert und kritisch hinterfragt wird. Es wird die Notwendigkeit einer ausgewogenen Interpretation betont, die das Gedicht als lebendiges Ganzes betrachtet und die Gefahr der Überinterpretation einzelner Teile aufzeigt. Der Autor beschreibt seinen Ansatz als einen Versuch einer ausgewogenen Deutung, die weder zu zurückhaltend noch zu überinterpretierend ist.
2. Interpretation: Versuch einer Deutung: Die Interpretation beginnt mit der Analyse des Titels „Das Grauen“, wobei verschiedene mögliche Deutungen erörtert werden. Die folgenden Abschnitte untersuchen die einzelnen Strophen des Gedichts, indem sie die verwendeten Naturmotive, das Motiv des inneren Zerfalls und das Selbstmordmotiv detailliert analysieren und deren metaphorische Bedeutung ergründen. Die Interpretation strebt eine systematische Auseinandersetzung mit den einzelnen Bildebenen und deren Zusammenspiel an.
3. Analyse: Dieser Teil widmet sich der strukturellen Analyse des Gedichts. Es wird die Kohäsion des Textes auf syntaktischer, semantischer und poetischer Ebene untersucht, um die innere Verbundenheit der scheinbar isolierten Bilder aufzuzeigen. Zusätzlich wird die Bedeutung der Klangform und deren Einfluss auf die Gesamtwirkung des Gedichts analysiert.
Schlüsselwörter
Georg Trakl, Das Grauen, Gedichtinterpretation, Metaphorik, Bildsprache, Syntax, Semantik, Poetik, Klangform, Expressionismus, Innerlichkeit, Erinnerung, Naturmotive, Selbstmordmotiv, Deutung, Kohäsion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Georg Trakls "Das Grauen"
Was ist der Inhalt dieser Hausarbeit?
Diese Hausarbeit bietet eine umfassende Analyse und Interpretation von Georg Trakls Gedicht "Das Grauen". Sie beinhaltet eine Einleitung, die die Herausforderungen beim Zugang zu Trakls Lyrik beleuchtet, eine detaillierte Interpretation der einzelnen Strophen, eine strukturelle Analyse des Gedichts auf syntaktischer, semantischer und poetischer Ebene sowie eine Untersuchung der Klanggestaltung und deren Wirkung. Der Fokus liegt auf einer ausgewogenen Deutung, die Überinterpretation vermeidet und das Gedicht als Ganzes betrachtet.
Welche Aspekte des Gedichts werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Aspekte des Gedichts, darunter die Metaphorik und Bildsprache, die syntaktischen, semantischen und poetischen Verknüpfungen, die Bedeutung der Klanggestaltung, die Wirkung des Titels auf die Lesererwartung und die Grenzen und Möglichkeiten der Gedichtinterpretation. Die einzelnen Strophen werden detailliert analysiert, wobei Naturmotive, das Motiv des inneren Zerfalls und das Selbstmordmotiv im Mittelpunkt stehen.
Wie ist die Hausarbeit aufgebaut?
Die Hausarbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, die den Zugang zu Trakls Werk und die methodische Herangehensweise erläutert; eine Interpretation des Gedichts, die die einzelnen Strophen und deren Bildsprache analysiert; eine Analyse der strukturellen Aspekte des Gedichts, einschließlich der syntaktischen, semantischen und poetischen Kohäsion sowie der Klangform; und abschließend eine Zusammenfassung und ein Schlusswort. Zusätzlich werden die Zielsetzung, die Themenschwerpunkte, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter aufgeführt.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit vermeidet eine rein expressionistische Lesart und konzentriert sich auf das Gedicht als eigenständiges Werk. Sie strebt eine ausgewogene Interpretation an, die weder zu zurückhaltend noch zu überinterpretierend ist. Der Aufsatz Bertolt Brechts „Über das Zerpflücken von Gedichten“ wird zitiert und kritisch hinterfragt. Die Analyse umfasst sowohl die inhaltliche Ebene (Metaphorik, Motive) als auch die formale Ebene (Syntax, Semantik, Poetik, Klangform).
Welche zentralen Motive werden im Gedicht behandelt?
Zentrale Motive im Gedicht "Das Grauen" sind Naturmotive, das Motiv des inneren Zerfalls und das Selbstmordmotiv. Die Arbeit analysiert, wie diese Motive metaphorisch verwoben sind und zur Gesamtwirkung des Gedichts beitragen. Die Interpretation ergründet die metaphorische Bedeutung der verwendeten Bilder und deren Zusammenspiel.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter, die den Inhalt der Arbeit treffend beschreiben, sind: Georg Trakl, Das Grauen, Gedichtinterpretation, Metaphorik, Bildsprache, Syntax, Semantik, Poetik, Klangform, Expressionismus, Innerlichkeit, Erinnerung, Naturmotive, Selbstmordmotiv, Deutung, Kohäsion.
Welche Fragen zur Interpretation werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert die Herausforderungen und Grenzen der Gedichtinterpretation, insbesondere im Hinblick auf die scheinbare Zusammenhanglosigkeit der Bilder in Trakls Lyrik. Sie beleuchtet die Notwendigkeit einer ausgewogenen Interpretation, die das Gedicht als Ganzes und in seiner lebendigen Komplexität betrachtet. Die Frage nach der Wirkung des Titels auf die Lesererwartung wird ebenfalls thematisiert.
- Arbeit zitieren
- Patrick Ewald (Autor:in), 2007, Analyse und Interpretation von Trakls Gedicht "Das Grauen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79082