Wer Musik „schichtenästhetisch" betrachtet und mit anderen Kunstarten vergleicht, dem drängen sich vor allem zwei Fragen auf: 1. Ist das Musikkunstwerk ein einschichtiges Gebilde, wie Roman Ingarden behauptet, oder mehrschichtig, wie Nicolai Hartmann anzunehmen schien; und 2. wie ist es möglich, falls Musik mehrschichtig ist, dass in ihr die Mittelschicht (der dargestellten Gegenständlichkeit) ausfallen kann, ohne dass das ontologische Trageverhältnis der übrigen Schichten zusammenbricht?
Inhaltsverzeichnis
- DAS SCHICHTENVERHÄLTNIS IM MUSIKKUNSTWERK¹
- Die Tragenden Schichten des Materials und seiner Koordination
- Das Zusammenstimmen von Tönen und Farben in der ersten und zweiten Schicht
- Die Trennung der Künste: Gegenständliche vs. Abstrakte
- Die Bedeutung der Gegenstandsschicht in der Musik
- Die Wirkung der Bewegung und Lebendigkeit in der Musik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit dem Schichtenverhältnis im Musikkunstwerk und stellt es in Relation zu anderen Kunstformen wie Malerei und Bildhauerei. Ziel ist es, die Frage zu klären, ob das Musikkunstwerk ein einschichtiges oder mehrschichtiges Gebilde ist, und wie die Abwesenheit einer „Gegenstandsschicht“ die spezifische Wirkung von Musik beeinflusst.
- Schichtenmodell des Musikkunstwerks
- Vergleich mit anderen Kunstformen (Malerei, Bildhauerei)
- Die Rolle der „Gegenstandsschicht“
- Spezifische Wirkung von Musik
- Emotionale Erlebnisse in Musik
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Schichtenverhältnis im Musikkunstwerk wird erläutert und mit anderen Kunstformen verglichen. Es wird festgestellt, dass Musik nicht die „Vollständigkeit“ des stratologischen Verhältnisses in aller Musik aufweisen kann, da sie im Gegensatz zu anderen Kunstformen keine „Gegenstandsschicht“ besitzt.
- Die beiden ersten Schichten des Musikkunstwerks, Material und Koordination, werden im Detail beschrieben und mit den entsprechenden Schichten der Malerei verglichen. Es werden Parallelen in der Verbindung von Tönen und Farben sowie ihren negativen Gegenpolen aufgezeigt.
- Es wird erklärt, dass die komplexeren Formen des Musikkunstwerks ontologisch auf den einfacheren „aufruhen“ und somit die Existenz der höheren Schichten ermöglichen. In der dritten Schicht spalten sich die Künste je nachdem, ob sie zu den „gegenständlichen“ oder abstrakten gehören.
- Die Abwesenheit der Gegenstandsschicht in der Musik führt zu einigen Konsequenzen, die mit dem Schichtenmodell erklärt werden können. Musik vermittelt eher Stimmungen als Gefühle, die sich allgemein mit Worten beschreiben lassen und sich mit vielen Gehalten verbinden. Das Fehlen der Gegenstandsschicht befähigt Musik, mit anderen Künsten (z. B. im Film oder Tanz) mannigfache Verbindungen einzugehen und potentiell in der emotionalen Schicht der anderen Kunstform angelegte Züge zu verstärken.
- Obwohl die Gegenstandsschicht in der Musik fehlt, wird die nächstfolgende Schicht der Bewegung und Lebendigkeit unmittelbarer und stärker verwirklicht als in Dichtung und Malerei. Die Bewegung der Töne in der Zeit (der Aufführung) erzeugt den Eindruck der Bewegtheit und ruht direkt auf der zweiten Vordergrundschicht (der Koordination des Materials). Das Ausfallen der Gegenstandsschicht bildet somit nur scheinbar eine Ausnahme zur ontologischen Schichtungsgesetzlichkeit.
Schlüsselwörter
Musikkunstwerk, Schichtenverhältnis, Gegenstandsschicht, Malerei, Bildhauerei, Vergleichende Kunsttheorie, Emotionale Erlebnisse, Stimmungen, Gefühle, Bewegung, Lebendigkeit.
- Quote paper
- Dr. Wolfgang Ruttkowski (Author), 1979, Das Schichtenverhältnis im Musikkunstwerk, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7920