Bücher über angebliche fundamentale Geschlechtsunterschiede in den verschiedensten Bereichen des täglichen Lebens, wie Raumwahrnehmung, Emotionalität, die Fähigkeit zuzuhören etc. sind regelmäßige Anwärter auf die Top-10 der verschiedenen Sachbuch-Bestsellerlisten. Geschlecht und vor allem die Untersuchung von Geschlechtsunterschieden ist ein in der Psychologie -der wissenschaftlichen wie in der Alltagspsychologie -sehr häufig untersuchter und diskutierter Gegenstand. Geschlecht wurde und wird dabei oftmals als eine biologisch determinierte Kategorie aufgefasst, die einen bedeutenden Einfluss auf das Verhalten einer Person und andere ihrer Eigenschaften wie Charakter, Fähigkeiten etc. hat. Spätestens seit den Sechziger-Jahren jedoch gibt es eine ständig wachsende feministische Kritik an fast allen Aspekten dieser Debatten. Eine der Formen dieser Kritik ist die konstruktivistische bzw. konstruktionistische, deren Grundannahme die soziale Konstruiertheit von Geschlecht ist.
Diese Arbeit soll einen Überblick über die verschiedenen Aspekte und Formen der Geschlechtskonstruktion unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Psychologie dargestellt werden.
Im ersten Abschnitt erfolgt eine Klärung von grundlegenden Begriffen und Konstrukten wie "sex", "gender" oder "Konstruktionismus". Im Hauptteil werden die Mechanismen zur Konstruktion und Aufrechterhaltung von Geschlecht beschrieben, unterteilt in eine individuelle, eine interaktionale und eine soziokulturelle Ebene (Crawford & Chaffin 1997, 82), wobei individuelle und interaktionale Ebene aufgrund fehlender Trennschärfe zusammen behandelt werden. Der zweite Abschnitt des Hauptteil widmet sich den Auswirkungen und damit verbundenen Problemen dieser vielfältigen Konstruktionsmechanismen auf das Feld der Psychologie aus historischer, methodologischer und konzeptueller Sicht. Im Schlussteil werden eine Zusammenfassung und die Frage nach möglichen Konsequenzen erfolgen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1.1 Verwendete Begriffe und Konstrukte
- 2. Hauptteil
- 2.1 Die individuelle und interaktionale Geschlechtskonstruktion
- 2.1.1 Die selbsterfüllende Prophezeiung- Definition
- 2.1.2 Überzeugungen über „das Wesen der Geschlechter“: Die Prophezeiung
- 2.1.3 Kognitive Konsistenzfehler: Die vermittelnde Komponente zwischen Überzeugungen und Verhalten
- 2.1.4 Verhalten als Bestätigung
- 2.1.5 Andere kognitive Schwächen
- 2.2 Die soziokulturelle Geschlechtskonstruktion
- 2.2.1 Geschlechtskonstruktion im Kulturvergleich
- 2.2.2 Historische Perspektive
- 2.2.3 Entstehung von Geschlechtsstereotypen
- 2.3 Auswirkungen auf die Psychologie
- 2.3.1 Historische Betrachtungen
- 2.3.2 Methodologische und methodische Probleme
- 2.3.3 Konzeptuelle Probleme
- 3. Zusammenfassung und Diskussion
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der sozialen Konstruiertheit von Geschlecht und ihren Auswirkungen auf die Psychologie. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte und Formen der Geschlechtskonstruktion, wobei die individuelle, interaktionale und soziokulturelle Ebene betrachtet werden. Die Arbeit analysiert die Mechanismen, die zur Konstruktion und Aufrechterhaltung von Geschlecht beitragen, sowie die damit verbundenen Probleme in Bezug auf die Psychologie.
- Die soziale Konstruiertheit von Geschlecht
- Die Rolle von individuellen und interaktiven Faktoren bei der Geschlechtskonstruktion
- Der Einfluss soziokultureller Faktoren auf die Geschlechtskonstruktion
- Die Auswirkungen der Geschlechtskonstruktion auf psychologische Prozesse
- Methodologische und konzeptuelle Herausforderungen im Zusammenhang mit der Geschlechtskonstruktion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Untersuchung von Geschlechtsunterschieden in der Psychologie dar und führt den Begriff der sozialen Konstruiertheit von Geschlecht ein. Der erste Abschnitt klärt wichtige Begriffe wie „Sex“ und „Gender“ und führt in den sozialen Konstruktionismus ein. Der Hauptteil behandelt die Mechanismen der Geschlechtskonstruktion, indem er die individuelle und interaktionale Ebene sowie die soziokulturelle Ebene betrachtet. Der zweite Abschnitt des Hauptteils analysiert die Auswirkungen der Geschlechtskonstruktion auf die Psychologie aus historischer, methodologischer und konzeptueller Sicht.
Schlüsselwörter
Geschlecht, soziale Konstruiertheit, Gender, soziales Geschlecht, Konstruktionismus, Geschlechtsstereotypen, Geschlechtsunterschiede, Psychologie, Methoden, Konzepte.
- Arbeit zitieren
- Harald Kliems (Autor:in), 2002, Die soziale Konstruiertheit von Geschlecht und deren Auswirkungen auf die Psychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7973