Schmerz ist ein alltägliches Phänomen. Zumindest für rund zwanzig Millionen Menschen, die – nach Einschätzung von Fachgesellschaften – allein in Deutschland an regelmäßig auftretenden Schmerzen leiden. ...
Aber auch wenn wir nicht selbst von Schmerz betroffen sind, werden wir tagtäglich mit Schmerz und Leiden konfrontiert, sei es, dass wir jemanden kennen, der unter Schmerzen leidet, oder wir werden durch Schlagzeilen in der Zeitung oder Meldungen aus dem Fernsehen, die von Krieg, Terror und Folter berichten, auf den Schmerz und das Leiden anderer aufmerksam gemacht.
Obwohl wir aber täglich die Bilder der Leidenden präsentiert bekommen, können wir uns trotzdem häufig kein rechtes Bild von den Situationen machen, in denen Menschen Schmerz erleiden, und können darüber hinaus auch nicht ermessen, was es bedeutet Schmerzen zu haben. Wenig vorstellbar erscheint daher freiwillig erlittener Schmerz z.B. innerhalb von Glaubenszusammenhängen, der so genannte Schmerz der Märtyrer, deren Hingabe und Aufopferung wir mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen beobachten. Ebenso ratlos sind wir, wenn wir Schmerz in Verbindung mit Lust und Schönheit begegnen, meist können wir dafür erst recht kein Verständnis aufbringen. Aber zum Glück begegnen wir dem Schmerz dann doch nicht so häufig: Den Fernseher kann man abschalten, die Zeitung weglegen, Augen schließen geht sowieso immer. Und wenn wir selbst vom Schmerz gepackt werden, können wir immerhin schnell zum Tablettenröhrchen greifen und schon funktioniert wieder alles, wie es soll. Schmerz ist ohnehin kein Thema in unserer Gesellschaft. Zumindest scheint es so. Man hat ihn einfach nicht, oder eben durch Medikamente im Griff; darüber geredet wird selten.
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Da ist es erstaunlich, wenn sich ausgerechnet zwei Literaturwissenschaftler mit dem Schmerz in einer Art und Weise beschäftigen, wie es Elaine Scarry und David B. Morris getan haben, und jeweils eigene Theorien über den Schmerz veröffentlichten. ...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Was ist Schmerz
- 1.1 Eigenschaften von Schmerz
- 2. Elaine Scarry – Der Körper im Schmerz
- 2.1 Die Sprache der Agentenschaft
- 2.2 Politische Konsequenzen der Unausdrückbarkeit von Schmerz
- 2.2.1 Die Struktur der Folter
- 2.3 Die Inszenierung der Auflösung von Welt
- 2.4 Das Wesen menschlicher Schöpfung
- 3. David B. Morris – Die Geschichte des Schmerzes
- 3.1 Schmerz als Mittel visionärer Erfahrungen
- 3.1.1 Das Märtyrertum des Heiligen Sebastian
- 3.1.2 Eine Spur des Schmerzes und der Lust – der moderne Sebastian
- 3.2 Schmerz als rituelles Mittel
- 3.3 Schmerz als Mittel zum Zweck
- Schlussbetrachtungen
- Quellennachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Schmerzes und analysiert die Theorien von Elaine Scarry und David B. Morris. Die Arbeit verfolgt das Ziel, den Schmerz in seiner Vielschichtigkeit zu erforschen und die verschiedenen Perspektiven auf den Schmerz in der Kulturgeschichte zu beleuchten.
- Die Definition von Schmerz und seine Eigenschaften
- Die politische Dimension des Schmerzes im Kontext von Folter und Krieg
- Die Rolle von Schmerz in religiösen und kulturellen Kontexten
- Die Bedeutung von Schmerz für die menschliche Schöpfung und Kunst
- Die Geschichte des Schmerzes und seine Veränderung im Wandel der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Relevanz von Schmerz in der heutigen Gesellschaft.
- 1. Was ist Schmerz: Dieses Kapitel definiert Schmerz und beleuchtet verschiedene Perspektiven auf das Phänomen, wie es in der medizinischen Literatur und von den Autoren Scarry und Morris beschrieben wird.
- 1.1 Eigenschaften von Schmerz: Hier werden die charakteristischen Eigenschaften von Schmerz diskutiert, wie er von den Autoren als eine physische Negation und eine radikale Empfindung dargestellt wird.
- 2. Elaine Scarry – Der Körper im Schmerz: Dieses Kapitel widmet sich der Theorie von Elaine Scarry und beleuchtet ihre Analyse der politischen Dimension von Schmerz im Kontext von Folter und Krieg.
- 2.1 Die Sprache der Agentenschaft: Hier wird Scarrys Konzept der „Sprache der Agentenschaft“ erläutert, das die Schwierigkeit beschreibt, Schmerz in Worte zu fassen.
- 2.2 Politische Konsequenzen der Unausdrückbarkeit von Schmerz: Dieser Abschnitt untersucht die politischen Auswirkungen der Unausdrückbarkeit von Schmerz und analysiert die Struktur der Folter.
- 2.3 Die Inszenierung der Auflösung von Welt: Scarrys Analyse der Auswirkungen von Schmerz auf die menschliche Wahrnehmung wird hier behandelt.
- 2.4 Das Wesen menschlicher Schöpfung: Scarrys Überlegungen zur Rolle von Schmerz für die menschliche Schöpfung und Kreativität werden dargelegt.
- 3. David B. Morris – Die Geschichte des Schmerzes: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Morris' Theorie und betrachtet den Schmerz aus historischer und kultureller Perspektive.
- 3.1 Schmerz als Mittel visionärer Erfahrungen: Morris' Sicht auf Schmerz als Mittel für visionäre Erfahrungen wird hier erläutert, wobei das Märtyrertum des Heiligen Sebastian als Beispiel dient.
- 3.2 Schmerz als rituelles Mittel: In diesem Abschnitt wird die Rolle von Schmerz in religiösen und kulturellen Ritualen untersucht.
- 3.3 Schmerz als Mittel zum Zweck: Morris' Analyse von Schmerz als Mittel zum Zweck in verschiedenen historischen Kontexten wird behandelt.
Schlüsselwörter
Schmerz, Folter, Krieg, Kulturgeschichte, Visionäre Erfahrung, Märtyrertum, Rituelle Praxis, Elaine Scarry, David B. Morris.
- Arbeit zitieren
- Diana Bryg (Autor:in), 2006, Eine Geschichte des Körpers im Schmerz. Theorien von Elaine Scarry und David B. Morris im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79976