In Teil I der Untersuchung wird zunächst kurz der skeptische Zweifel David Humes skizziert, der Kant nach seinen eigenen Worten aus seinem dogmatischen Schlummer weckte und ihn zur Ausarbeitung der in der Kritik der reinen Vernunft dargelegten Transzendentalphilosophie veranlasste. Ihr schließt sich eine ausführliche Besprechung der kantischen Urteilslehre mit ihrer Differenzierung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen sowie eine Erörterung der in der transzendentalen Ästhetik und transzendentalen Analytik der Kritik der reinen Vernunft entworfenen transzendentalen Verfasstheit des Subjekts an. Auf diesem Wege soll dann ein Bild vom erkennenden Subjekt im Sinne Kants entstehen, in dem u. a. geklärt wird, welche erkenntnistheoretisch relevanten Prozesse und Dispositionen mit dem Urteil bei Kant verknüpft sind und welche Bedeutung hierbei seiner Subjekt-Prädikat-Struktur zukommt.
Nach einer Zusammenfassung der in Teil I gewonnenen Erkenntnisse wird in Teil II zunächst kurz auf die Probleme eingegangen, mit denen sich Frege konfrontiert sieht. Die sich anschließende Erarbeitung der Konzeption des erkennenden Subjekts im Sinne Freges wird eingeleitet durch die Erläuterung der Strukturierung des Urteils in Funktion und Argument. Ihr schließt sich die Erörterung der Lehre von Sinn und Bedeutung sprachlicher Ausdrücke, des ganzen Satzes sowie seiner Teile (Eigenname und Funktionswort) an, die u. a. zu dem erkenntnistheoretisch wichtigen Begriff vom Gedanken führt. Es folgt die Besprechung weiterer relevanter Begriffe wie z. B. das Verhältnis von Begriff und Gegenstand oder die Differenzierung zwischen subjektiven und objektiven Vorstellungen. Den Abschluss von Teil II bildet eine zusammenfassende Darstellung der Stellung des Urteils innerhalb des Erkenntnisprozesses bei Frege sowie der Konsequenzen, die sich aus seiner Strukturierung in Funktion und Argument ergeben.
In Teil III erfolgt dann der abschließende Vergleich der Auffassungen Kants und Freges und es wird ein Fazit gezogen in Hinblick auf die Frage nach der Verträglichkeit bzw. Gegensätzlichkeit der erkenntnistheoretischen Grundpositionen der beiden Philosophen.
Inhaltsverzeichnis
- I) Immanuel Kant
- 1) Der skeptische Zweifel David Humes
- 1.1) Die Aufhebung des Zweifels in der kopernikanischen Wende
- 2) Analytische und synthetische Urteile
- 2.1) Analytische Urteile
- 2.2) Synthetische Urteile a posteriori
- 2.3) Synthetische Urteile a priori ... und die Möglichkeit der Metaphysik
- 3) Form und Inhalt zur Struktur des menschlichen Erkenntnisvermögens
- 3.1) Form und Inhalt der Sinnlichkeit
- 3.2) Form und Inhalt des Urteils
- 3.2.1) Der Begriff als Inhalt des Urteils
- 3.2.2) Der Erfahrungsbegriff
- 3.2.3) Die Verwendung des Begriffs im Urteil; höherer und niederer Begriff
- 3.3) Urteil und Begriff, oder die Vorstellung in der Vorstellung - die zwei Seiten einer Medaille?
- 3.4) Die Form des Urteils - zur Funktion der Einheit unter den Vorstellungen
- 3.5) Die möglichen Urteilsformen
- 4) Das konstruktive Denken
- 5) Zur Darlegung der Objektivität der Kategorien in der transzendentalen Deduktion der reinen Verstandesbegriffe
- 6) Zusammenfassung der Urteilslehre Kants
- II) Gottlob Frege
- 7) Die Problemlage: Das Logizismusprojekt und die Unvollkommenheit der Sprache
- 8) Funktion und Argument - - zur Neustrukturierung des Urteils
- 9) Sinn und Bedeutung sprachlicher Ausdrücke
- 9.1) Sinn und Bedeutung von Eigennamen
- 9.1.1) Zur Objektivität der Sinnrelation von Eigennamen
- 9.2) Der Gedanke als Sinn des Satzes
- 9.2.1) Das dritte Reich: Zur Seinsform der Gedanken
- 9.3) Sinn und Bedeutung der Funktion
- 9.3.1) Sinn der Funktion
- 9.3.2) Bedeutung der Funktion
- 10) Zum Verhältnis von Gegenstand und Begriff
- 10.1) Merkmal und Eigenschaft
- 10.2) Begriffe erster und zweiter Ordnung
- 10.3) Gegenstand, Begriff und das Reich der Bedeutungen
- III) Abschließender Vergleich der Auffassungen von Kant und Frege
- IV) Ausblick: Wittgenstein und die Grenzen der Sprache
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit einem Vergleich der Urteilslehren von Immanuel Kant und Gottlob Frege aus erkenntnistheoretischer Perspektive. Sie analysiert, wie beide Denker die Funktion des Urteils im Hinblick auf die Struktur des menschlichen Erkenntnisvermögens begreifen und welche Rolle dabei die Kategorien von Sinn und Bedeutung spielen.
- Die kopernikanische Wende in der Philosophie Kants und die Aufhebung des skeptischen Zweifels von David Hume
- Die Unterscheidung von analytischen und synthetischen Urteilen bei Kant und die Frage nach der Möglichkeit von synthetischen Urteilen a priori
- Die Konzeption von Sinn und Bedeutung bei Frege und die Analyse der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke, insbesondere von Eigennamen und Sätzen
- Das Verhältnis von Gegenstand und Begriff in den Philosophien von Kant und Frege
- Die Herausforderungen und Grenzen der Sprache, wie sie von Wittgenstein aufgezeigt werden
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Urteilslehre Kants. Es wird die skeptische Problemlage, die durch David Hume aufgezeigt wurde, und die damit verbundenen Schwierigkeiten für die Möglichkeit einer Metaphysik dargestellt. Im Anschluss wird die kopernikanische Wende Kants und die damit einhergehende Umkehrung des traditionellen Verhältnisses von Subjekt und Objekt erläutert.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Frage nach der Struktur des menschlichen Erkenntnisvermögens. Hierbei werden die Funktionen von Sinnlichkeit und Verstand anhand der Unterscheidung von analytischen und synthetischen Urteilen beleuchtet.
Im dritten Kapitel wird die Bedeutung der Kategorien von Sinn und Bedeutung in der Philosophie Freges herausgestellt. Es wird die Problemlage des Logizismusprojekts und die Unvollkommenheit der Sprache dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Urteilslehre, Erkenntnistheorie, transzendentaler Idealismus, analytische und synthetische Urteile, Sinn, Bedeutung, Eigenname, Satz, Funktion, Gegenstand, Begriff, Logizismus, Sprache, Wittgenstein.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Thomas Sent (Autor:in), 2005, Subjekt-Prädikat, Funktion und Argument, Sinn und Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80093