Es ist Verantwortung, nach welcher wir einerseits gesellschaftliche Akteure beurteilen, andererseits aber auch uns selbst in unserem alltäglichen Umfeld mit unserem Sprechen und Handeln positionieren. Doch Verantwortung ruft ebenso eine Menge wichtiger und zugleich strittiger Fragen hervor. Sie betreffen in irgendeiner Art und Weise unser Verständnis von Verantwortung. In diesem Sinn möchte die hier vorgestellte Arbeit einige grundlegende Aspekte dieses Verständnisses aufzeigen und in erhellender Absicht vertiefen. Im Zentrum steht dabei ein Konzept von Personen, welche für ihre jeweiligen Handlungen Verantwortung zugeschrieben bekommen bzw. sich selbst zuschreiben. Bedeutsam ist dabei, dass diese Zuschreibung bestimmten Bedingungen unterliegt. Ein Ziel dieser Untersuchung ist es nun, diese Bedingungen herauszustellen, wobei gezeigt werden soll, dass die Zuschreibung von Verantwortung insbesondere von einer Voraussetzung bestimmt ist, welche auf Wissen beruht.
Welches Wissen hier gemeint ist und inwiefern Verantwortung davon abhängt, was die betreffende Person wusste, bildet einen wesentlichen Bestandteil der Analyse. Doch damit ist noch nicht alles gesagt, denn Wissen beruht seinerseits wieder auf ganz spezifischen Charakteristika, die in unserem praktischen Umgang miteinander eine grundlegende Rolle spielen. Eines dieser Charakteristika ist der Begriff der Wahrheit. Diese Arbeit leistet zwar nur einen skizzenhaften Einblick in die Bedeutung und Rolle dieses Begriffs mit Hinblick auf Wissen. Dennoch soll ein asymmetrischer Zusammenhang zwischen Verantwortung und Wahrheit deutlich werden. Dieser Zusammenhang ist schließlich die zentrale These dieser Arbeit: Wenn wir uns selbst oder anderen Personen Verantwortung für eine Handlung zuschreiben, dann berufen wir uns immer auch auf ein Wissen. Und es ist die Wahrheit, welche uns als Versicherung für dieses Wissen und als gemeinsamen Bezugspunkt auf dieses Wissen dient.
Letztlich verbindet sich mit diesen philosophischen Gedanken eine praktische Hoffnung, denn es sind reale Personen, die sich tagtäglich über die Verantwortung in ihren und für ihre Handlungen streiten. Wenn wir genauer verstehen lernen, was Verantwortung ist und welche Grundlagen dabei eine Rolle spielen, können wir dadurch vielleicht ein wenig mehr an Souveränität im Umgang gewinnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bestimmung und Struktur des Begriffes Verantwortung
- Einführende Überlegungen
- Zwei begriffliche Verwendungsweisen von Verantwortung
- Die konstituierende Bedeutung des Verantwortungsbegriffs
- Die evaluierende Bedeutung des Verantwortungsbegriffs
- Der Gegenstand von Verantwortung
- Der Träger von Verantwortung
- Verantwortung für Handlungen
- Die Bedingung der Freiheit für die Zuschreibung von Verantwortung
- Die Bedingung der Kontrolle für die Zuschreibung von Verantwortung
- Die epistemische Bedingung für die Zuschreibung von Verantwortung
- Das Wissen von den Umständen der Handlung
- Das Wissen von den Konsequenzen der Handlung
- Bewusstheit und Intersubjektivität als Komponenten von Wissen
- Rationale Wissenserwartungen
- Exkurs: Die Bedeutung der Person für Verantwortung
- Wissen und Wahrheit
- Wissen und Skepsis
- Wahrheit und Rechtfertigung
- Bedeutung von Wahrheit
- Schlussbemerkungen
- Verantwortung und Wahrheit
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Verantwortung und Wahrheit. Ziel ist es, die Bedingungen für die Zuschreibung von Verantwortung zu analysieren und dabei die entscheidende Rolle von Wissen hervorzuheben. Insbesondere wird untersucht, wie die Wahrheit des Wissens die Zuschreibung von Verantwortung beeinflusst.
- Bestimmung und Struktur des Verantwortungsbegriffs
- Bedingungen für die Zuschreibung von Verantwortung
- Die Rolle von Wissen und Wahrheit bei der Zuschreibung von Verantwortung
- Der Zusammenhang zwischen Verantwortung und Wahrheit
- Praktische Implikationen der Erkenntnisse für den Umgang mit Verantwortung im Alltag
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel widmet sich dem Begriff "Verantwortung" und analysiert dessen verschiedene Verwendungsweisen, um ein grundlegendes Verständnis zu entwickeln. Im dritten Kapitel werden die Bedingungen für die Zuschreibung von Verantwortung untersucht, wobei der Fokus auf der epistemischen Bedingung und den damit verbundenen Fragen nach Art und Umfang des relevanten Wissens liegt. Das vierte Kapitel behandelt die Beziehung zwischen Wissen und Wahrheit, wobei Aspekte des praktischen Verständnisses und der erkenntnistheoretischen Bedeutung von Wahrheit herausgestellt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Verantwortung, Wissen, Wahrheit, Handlung, Zuschreibungsbedingungen, epistemische Bedingungen, und die philosophischen Implikationen des Zusammenhangs zwischen Wissen und Wahrheit für das Verständnis von Verantwortung.
- Quote paper
- Kai Lehmann (Author), 2007, Verantwortung und Wahrheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80135