Gottfried Benn ist sicher ein kontrovers zu diskutierender dichter des 20.
Jahrhunderts. In der hier vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit seinem politischen
und literarischen Wirken während der NS-Zeit beschäftigen.
Dazu wird zunächst ein kurzer biographischer Abriss seines Lebens bis 1928, dem
zum Einstieg in das Thema relevanten Jahres, vorangesetzt. In einem anschließenden
Teil werden zunächst die Jahre bis 1933/34, und somit Benns Engagement für den
Nationalsozialismus, beleuchtet, um dann in der Folge seine „aristokratische Form
der Emigration“, sprich seinen Eintritt in die Wehrmacht und seine Verdammung
durch das System bis hin zu seinem Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer zu
illustrieren.
In einem abschließenden Fazit erfolgt der Versuch einer Bewertung der Person Benns
unter zu Hilfenahme seiner eigenen Rechtfertigungen in seiner Autobiographie
„Doppelleben“.
Inhalt
1. Einleitung
2. Gottfried Benn – Biographisches
3. Das Arrangement mit den Nazis
4. Die Verdammung
5. Fazit
6. Bibliographie
1. Einleitung
G ottfried Benn ist sicher ein kontrovers zu diskutierender dichter des 20. Jahrhunderts. In der hier vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit seinem politischen und literarischen Wirken während der NS-Zeit beschäftigen.
Dazu wird zunächst ein kurzer biographischer Abriss seines Lebens bis 1928, dem zum Einstieg in das Thema relevanten Jahres, vorangesetzt. In einem anschließenden Teil werden zunächst die Jahre bis 1933/34, und somit Benns Engagement für den Nationalsozialismus, beleuchtet, um dann in der Folge seine „aristokratische Form der Emigration“, sprich seinen Eintritt in die Wehrmacht und seine Verdammung durch das System bis hin zu seinem Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer zu illustrieren.
In einem abschließenden Fazit erfolgt der Versuch einer Bewertung der Person Benns unter zu Hilfenahme seiner eigenen Rechtfertigungen in seiner Autobiographie „Doppelleben“.
2. Gottfried Benn – Biographisches
G ottfried Benn wurde am 2. Mai 1886 als Sohn des protestantischen Pastors Gustav Benn und dessen Frau Caroline Benn in Mansfeld bei Pritzwalk im Kreis Westprignitz geboren. Wenige Monate nach seiner Geburt zog die Familie nach Sellin in die Neumark. Seine Kindheit thematisiert er in verschiedenen Gedichten und Prosaschriften. Von September 1897 bis September 1903 besuchte er das Friedrichs-Gymnasium in Frankfurt (Oder). Hier erwarb er auch das Reifezeugnis.
Zum Wintersemester 1903/1904 nahm Benn, auf Wunsch des Vaters, das Studium der Theologie und der Philologie in Marburg auf. Er wechselte zum Wintersemester 1904/1905 nach Berlin und studierte ab 1905 schließlich Medizin an der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen; 1910 beendete er das Studium.
Ab 1911 war Benn Unterarzt im Infanterie-Regiment 64 in Prenzlau; er schied jedoch bereits 1912 aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Militärdienst aus. Er selber schreibt in einem etwas saloppen Stil diesbezüglich in seiner Biographie: „…bekam bald den Abschied, da nach einem sechsstündigen Galopp bei einer Übung eine Niere sich lockerte,..“[1] Trotz allem wurde Benn für seine Dienste im Ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.[2]
1912 promovierte er, erlangte die Zulassung als Arzt in Berlin und nahm bei der „Westend Klinik am Spandauer Damm“ in Berlin-Charlottenburg eine Stellung als Assistenzarzt der Pathologie an, die er bis Anfang 1914 innehatte. Dort entwickelt er beim Protokollieren von insgesamt etwa 2000 Obduktionen seinen präzisen Beschreibungsstil, wie seine Sektionsprotokolle belegen. Erfahrungen des Arztes finden ihren unmittelbaren Niederschlag in den Gedichten (Beispielhaft: Schöne Jugend). Im gleichen Jahr erschien Benns erster Gedichtband unter dem Titel „Morgue und andere Gedichte“ (1912); diese Veröffentlichung war zwar ein Skandal, begründete aber Benns frühen Ruhm. Im Herbst 1912 begegnete er der Dichterin Else Lasker-Schüler.
1917 ließ sich Benn als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin nieder. Schon 1922 starb Edith Benn, seine erste Frau, die gemeinsame Tochter Nele wuchs daraufhin bei der dänischen Opernsängerin Ellen Overgaard auf. 1928 hielt Benn in Crossen an der Oder die Grabrede für seinen Freund Klabund, im selben Jahr wurde er in den Berliner PEN-Club aufgenommen.
3. Das Arrangement mit den Nazis
D ie Aufnahme Benns in den PEN-Club markiert einen Wendepunkt im Leben des Autors. Hatte Benn vorher seine Arbeit als Autor als wenig beachtet empfunden, so erfuhr er hier eine Anerkennung als Kunstschaffender, welche ihn gewiss schmeichelte, war er doch vorher auf seine Arbeit als Arzt angewiesen um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern. So schreibt Benn selbst in seiner Autobiographie:
„Ich veröffentlichte zu meinem vierzigsten Geburtstag eine Berechnung darüber, daß ich bis dahin aus meiner Literatur […] insgesamt im Durchschnitt monatlich 4,50 Mark verdient hätte, […] heute wäre der Durchschnitt etwas höher, aber zum Leben auch unter den einfachsten Bedingungen zu gering.“[3]
Es war also keine Vergleichbarkeit mit anderen Schriftstellern, wie beispielsweise Brecht gegeben, welche allein von ihren Veröffentlichungen lebten. Aus diesem Status des „Amateurs“ wurde Benn also durch seine Aufnahme in den PEN-Club hervorgehoben. Benn befand sich als Literat in einer schwierigen Situation welche durchgehend als symptomatisch gesehen werden kann. Seinem eher introvertierten Wesen, seiner Vorstellung einer elitären Literatur und deren Loslösung von Geschichte und Umwelt, stand ein anderer Benn gegenüber. Ein Autor der immer mehr in die Öffentlichkeit drang und sich durchaus mit seiner Literatur engagierte. Dies zeigt sich beispielsweise an seinem Essay „Dein Körper gehört dir“, veröffentlicht 1928 und gerichtet gegen den Abtreibungsparagraphen 218, in welchem Benn schreibt:
„Arme Kreise sind es, die die Toten stellen, Proletarier, Dienstmädchen, die zu Abtreiberinnen laufen, die für zehn Mark mit schmutzigen Spritzen arbeiten und Seifenlauge in die Bauchhöhle drücken, Verzweifelte, die alles an sich ausprobieren vom Petrolium bis zur Tafelkreide, vom stundenlangen Kitzeln an den Brüsten bis zum fortgesetzten Beischlaf mit mehreren täglich, um die Gebärmutter zu sprengen.“[4]
Ein weiterer Wendepunkt ist Benns Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste 1932. Er selbst sagt dazu:
„Etwa fünfundzwanzig der bedeutendsten Schriftsteller dichterischer Richtung und Substanz waren die Mitglieder. Als ich 1932 hineingewählt wurde, war Max Liebermann Präsident der Gesamtakademie, Heinrich Mann Abteilungs-Präsident für die Dichtung. Die Wahl war damals eine außerordentliche Ehre, die größte, die einem Schriftsteller innerhalb des deutschen Sprachraums zuteil werden konnte.“[5]
[...]
[1] HILLEBRAND, Bruno (Hrsg.): „Gottfried Benn – Prosa und Autobiographie“, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt, 2006, S. 251
[2] vgl. KEMPFER, Claudia: „Max Beckmann und Gottfried Benn vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges und des beginnenden nationalsozialistischen Regimes – Ein Vergleich –“, abgerufen unter: http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/dissts/Bochum/Kempfer2003.pdf, am 26.07.2007, 19:45 Uhr
[3] HILLEBRAND: „Gottfried Benn – Prosa und Autobiographie“, S. 339
[4] Benn, Gottfried: „Dein Körper gehört Dir“, in: D. Wellershoff (Hrsg.): „Gottfried Benn. Gesammelte
Werke“, 8 Bde., Bd. 3: Essays und Aufsätze, Wiesbaden 1968, S. 615-619.
[5] HILLEBRAND: „Gottfried Benn – Prosa und Autobiographie“, S. 463
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