Die Literatur ist ein Medium von sozialer Kommunikation. Die Produktion, so wie die Rezeption literarischer Texte sind Bestandteile des gesellschaftlichen Prozesses. So nimmt der Text selbst, als "Zeichenstruktur", immer auf eine soziale Realität Bezug. Die Beschreibung des Zusammenhangs zwischen Literatur und sozialer Welt ist ein Hauptziel der Literatursoziologie. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Lokalisierung des Literaturbetriebs als ein Teilsystem moderner Gesellschaften. Möglichkeiten, aber auch Grenzen, literatursoziologischer Forschung können unter anderem bei der marxistischen Literatur-Interpretation festgestellt werden. Sie ist ein "klassischer Ansatz" einer Analyse des Literaturbetriebs.
Ihre Höhepunkte hatte die marxistische Literatur-Interpretation in den 20er und 60er Jahren. Im Laufe der Zeit verlor sie immer mehr an Bedeutung, und spätestens ab Ende der 70er Jahre spielte sie keine große Rolle mehr.
Parallel zu der marxistischen Interpretation entwickelte sich in Russland der Formalismus. Hierbei galt als "oberstes Gebot", die Literatur streng von der Geschichte zu trennen. Um dieses zu erfüllen, gab es bestimmte Voraussetzungen, welche eingehalten werden mussten. Die Marxisten standen dem Formalismus, so wie seinen Anhängern negativ gegenüber, da sie eine völlig andere Ansicht von dem Zusammenhang oder dem Verhältnis von Literatur und Geschichte hatten: Ihrer Meinung nach war nur die Literatur von Bedeutung, welche teilhatte an der Historik. Es musste eine Widerspiegelung der Geschichte in der Literatur zu erkennen sein. Dieses bedeutete zugleich eine Reflexion oder eine Strategie der ästhetischen Verarbeitung. "Das Sein bestimmt das Bewusstsein." Dieser "Leitsatz" der Marxisten stand dafür, dass sie derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse in der Literatur aufgenommen und verarbeitet wurden. Die Produktionsbedingungen spiegelten sich also im literarischen Produkt.
Neue Geschichtsschübe, die dann ebenfalls wieder in der Literatur verarbeitet wurden, enthielten immer etwas Rückwirkendes. Temporäre Rückschritte und Widersprüche "bildeten" den Weg nach vorne. Wurde also einmal eine These aufgestellt, welche später widerlegt werden konnte, gab es dadurch eine Antithese. Daraus folgte nach neuen Überlegungen die Synthese und damit ein weiterer "Schritt nach vorne".
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Beginn der materialistischen Literaturtheorie
- Der Inhalt von schöner Literatur nach Marx und Engels
- Der Typus nach Marx und Engels
- Die marxistische Ästhetik
- Die marxistische Literatur-Interpretation
- Die „Basis-Überbau-Thematik“
- Die Widerspiegelung
- Der Klassenkampf
- Marxismus und Formalismus
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den zentralen Bestandteilen einer marxistischen Literaturinterpretation. Sie beleuchtet die historischen Wurzeln, die zentralen theoretischen Konzepte und die wichtigsten Anwendungsgebiete dieses Ansatzes.
- Die materialistische Literaturtheorie nach Marx und Engels
- Die „Basis-Überbau-Thematik“ und ihr Einfluss auf die Literatur
- Die Bedeutung des Klassenkampfes in der marxistischen Literaturinterpretation
- Die Widerspiegelungstheorie und die Beziehung zwischen Literatur und sozialer Realität
- Die Auseinandersetzung mit dem Formalismus und die Frage der historischen Einbindung von Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Bedeutung der marxistischen Literaturinterpretation für die Literatursoziologie dar und beleuchtet die Entwicklung und den Einfluss dieses Ansatzes im Laufe der Geschichte.
- Der Beginn der materialistischen Literaturtheorie: Dieses Kapitel untersucht die Anfänge der materialistischen Literaturtheorie im Kontext der Lebensgeschichte und der Bildung von Karl Marx.
- Der Inhalt von schöner Literatur nach Marx und Engels: Dieses Kapitel analysiert die marxistische Sicht auf den Inhalt von literarischen Werken und die Rolle von „Ideologie“ in der Literatur.
- Der Typus nach Marx und Engels: Dieses Kapitel beleuchtet die marxistische Definition des „Typus“ in der Literatur und die Bedeutung von Klassencharakter und sozialer Prägung in der Literatur.
- Die marxistische Ästhetik: Dieses Kapitel befasst sich mit der marxistischen Ästhetik und ihrer Bedeutung für die Analyse literarischer Werke.
- Die marxistische Literatur-Interpretation: Dieses Kapitel beleuchtet die zentralen Methoden und Prinzipien der marxistischen Literaturinterpretation und ihre Anwendung in der Literaturanalyse.
- Die „Basis-Überbau-Thematik“: Dieses Kapitel untersucht die „Basis-Überbau-Thematik“ in der marxistischen Literaturinterpretation und deren Einfluss auf die Analyse der literarischen Produktion.
- Die Widerspiegelung: Dieses Kapitel analysiert die Widerspiegelungstheorie und die Beziehung zwischen Literatur und sozialer Realität.
- Der Klassenkampf: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Klassenkampfes in der marxistischen Literaturinterpretation und die Bedeutung der Arbeiterklasse als Hauptfigur in der Literatur.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe und Themen dieser Arbeit sind: Marxismus, Literaturinterpretation, Materialismus, Basis-Überbau-Thematik, Widerspiegelung, Klassenkampf, Formalismus, Ideologie, Literatursoziologie.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Teusch (Autor:in), 2002, Zentrale Bestandteile einer marxistischen Literaturinterpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8014