Hartz IV, Gesundheitsreform, Rente mit 67 – sozialpolitische Änderungen stehen wie kaum ein anderes Politikfeld im öffentlichen Interesse. Einstimmigkeit besteht darüber, dass der bundesrepublikanische Sozialstaat reformiert werden muss. In welche Richtung aber diese Neuerungen gehen sollen wird von Seiten der politischen und wirtschaftlichen Eliten ebenso wie in der Bevölkerung kontrovers diskutiert.
Die Meinungen der Bürger über mögliche Änderungen im Sozialsystem sind dabei in zweierlei Hinsicht besonders relevant: Zum einen aus legitimationstheoretischen Gesichtspunkten, denn die Bevölkerung stellt im demokratischen System der BRD den Souverän dar, dessen Wille verwirklicht werden soll. Darüber hinaus ist dieser Wille für die Programme der politischen Parteien auch aus der Perspektive der Wählerstimmenmaximierung relevant. Eine andere, ebenfalls sehr grundsätzliche Bedeutung hat die Meinung der Bevölkerung in stabilitätstheoretischer Hinsicht: Die politische Kulturforschung geht davon aus, dass ein System nur dann stabil ist und dauerhaft funktionieren kann, wenn es von einer kongruenten Kultur getragen wird. Die Stabilität der deutschen Sozialsysteme hängt also davon ab, inwiefern sie mit den normativen Vorstellungen der Bürger übereinstimmen.
Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf die Einstellungen der Bürger zu einer möglichen Veränderung des Umfangs sozialstaatlicher Leistungen bei gleichzeitiger Anpassung der dazu erforderlichen Finanzierungsinstrumente. Diese Verknüpfung von Input- und Outputseite erhöht die praktische Bedeutung der empirischen Ergebnisse: Die Bürger können keine Optionen wie im „Schlaraffenland“ wählen, sondern werden mit den Finanzierungserfordernissen konfrontiert, die sich aus dem Umfang der gewünschten Sozialleistungen ergeben. Zum anderen ist es Ziel der vorliegenden Untersuchung die Determinanten der sozialstaatlichen Reformbereitschaft näher zu bestimmen. Es geht also darum herauszufinden, wer warum wie stark reformbereit ist, und nicht um eine rein deskriptive Analyse der Ansprüche an den Wohlfahrtsstaat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmungen
- Wohlfahrtstaat - Sozialstaat - Sozialpolitik - Sozialsystem
- Reformbereitschaft
- Theoretisches Erklärungsmodell: Determinanten der Reformbereitschaft
- Wert- und Interessenorientierungen
- Werte und Wertorientierungen
- Interessenorientierung
- Demografische und sozio-ökonomische Faktoren
- Informiertheit
- Datenbasis und Analysemethoden
- Operationalisierung und Hypothesenformulierung
- Abhängige Variable: Reformbereitschaft
- Unabhängige Variablen
- Wertorientierungen
- Interessenorientierung
- Demografische und sozio-ökonomische Faktoren
- Informiertheit
- Empirische Ergebnisse
- Bivariate Analyse
- Multivariate Analyse
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Beitrag untersucht die Determinanten der sozialstaatlichen Reformbereitschaft der Bürger in Deutschland. Er analysiert die Faktoren, die die Einstellung der Bevölkerung gegenüber möglichen Veränderungen im Umfang sozialstaatlicher Leistungen beeinflussen. Diese Analyse umfasst sowohl theoretische Erklärungsmodelle als auch empirische Datenanalysen.
- Wertorientierungen und deren Einfluss auf die Reformbereitschaft
- Interessenorientierungen als Determinanten der Einstellung gegenüber sozialstaatlichen Reformen
- Demografische und sozio-ökonomische Faktoren und ihre Rolle in der Reformbereitschaft
- Der Einfluss von Informiertheit auf die Einstellungen gegenüber sozialstaatlichen Reformen
- Die praktische Relevanz der Ergebnisse für die Gestaltung sozialstaatlicher Reformen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Beitrag skizziert die Relevanz von sozialpolitischen Einstellungen im Kontext der Reformdiskussionen um den bundesrepublikanischen Sozialstaat. Er hebt die Bedeutung der Bürgermeinung aus legitimationstheoretischer und stabilitätstheoretischer Perspektive hervor. Die Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie die Bürger zu einer möglichen Veränderung des Umfangs sozialstaatlicher Leistungen stehen und welche Faktoren diese Einstellungen beeinflussen.
- Begriffsbestimmungen: Dieser Abschnitt definiert die zentralen Begriffe der Arbeit wie Wohlfahrtstaat, Sozialstaat, Sozialpolitik und Sozialsystem sowie den Begriff der Reformbereitschaft. Er stellt wichtige Abgrenzungen und Differenzierungen zwischen den Begriffen heraus.
- Theoretisches Erklärungsmodell: Determinanten der Reformbereitschaft: Dieses Kapitel präsentiert ein theoretisches Modell, das die wichtigsten Determinanten der sozialstaatlichen Reformbereitschaft der Bürger erklärt. Es beleuchtet den Einfluss von Wert- und Interessenorientierungen, demografischen und sozio-ökonomischen Faktoren sowie der Informiertheit auf die Einstellungen gegenüber Reformen.
- Datenbasis und Analysemethoden: Der Abschnitt beschreibt die Datenbasis und die methodischen Ansätze, die für die empirischen Analysen verwendet werden. Er legt dar, wie die einzelnen Variablen operationalisiert werden und formuliert Hypothesen, die im weiteren Verlauf der Arbeit überprüft werden sollen.
- Operationalisierung und Hypothesenformulierung: Dieses Kapitel stellt die Operationalisierung der abhängigen und unabhängigen Variablen dar. Es erläutert die Messmethoden für die Reformbereitschaft und die unabhängigen Variablen wie Wertorientierungen, Interessenorientierung, demografische und sozio-ökonomische Faktoren sowie Informiertheit. Darüber hinaus werden Hypothesen formuliert, die den Zusammenhang zwischen diesen Variablen untersuchen.
- Empirische Ergebnisse: Der Abschnitt präsentiert die Ergebnisse der empirischen Analysen. Er umfasst sowohl bivariate als auch multivariate Analysen und zeigt die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Variablen auf.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Determinanten der sozialstaatlichen Reformbereitschaft der Bürger in Deutschland. Sie analysiert den Einfluss von Wertorientierungen, Interessenorientierungen, demografischen und sozio-ökonomischen Faktoren sowie der Informiertheit auf die Einstellungen gegenüber Reformen im Sozialsystem. Zentrale Konzepte sind dabei der Wohlfahrtsstaat, Sozialstaat, Sozialpolitik, Reformbereitschaft, Einstellungen, Werte, Interessen, Demografie, Sozioökonomie und Informiertheit.
- Arbeit zitieren
- Magistra Artium Eva Christensen (Autor:in), 2006, Determinanten der sozialstaatlichen Reformbereitschaft der Bürger in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80168