„Die demographische Zeitenwende“ , wie sie Birg in seiner gleichnamigen Bestandaufnahme und Erörterung zum Bevölkerungsrückgang in Deutschland und Europa diskutiert, hat bereits seit den vergangenen Jahrzehnten in nahezu allen entwickelten Ländern eingesetzt. Im westeuropäischen Vergleich wird jedoch deutlich, dass die Fertilitätsziffer in Deutschland, neben Italien, Spanien und Griechenland, am stärksten gesunken ist. Während in den geburtsstärksten Jahrgängen der 1960er Jahre noch ein Spitzenwert von durch-schnittlich 2,5 Kindern pro Frau geboren wurde, sank die Geburtenziffer in den letzten Jahrzehnten auf durchschnittlich 1,37 Kinder pro Frau.
Die Konsequenzen des demographischen Wandels in Deutschland, so belegen zahlreiche Studien, wurden bereits für beinahe alle gesellschaftlichen Bereiche, wie zum Beispiel für die Sozialversicherungen, das Bildungssystem und für den Arbeitsmarkt, sichtbar. Im Zuge dessen geriet die Notwendigkeit der Einflussnahme einer bevölkerungspolitisch sowie sozialpolitisch motivierten Familienpolitik immer stärker ins öffentliche Bewusstsein und in den politischen Diskurs. Als zentrale familienpolitische Herausforderung wird hierbei die Schaffung institutioneller Rahmenbedingungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt. Hauptgründe hierfür sind einerseits der hohe Anteil von rund einem Drittel zeitlebens kinderlos bleibender Frauen und andererseits der deutliche Einbruch der Erwerbsbeteiligung von Müttern mit betreuungsbedürftigen Kindern gegenüber einer relativ hohen Erwerbsbeteiligung von Frauen ohne Kinder. Ein europäischer Vergleich macht jedoch deutlich, dass eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen und Müttern durchaus mit einer hohen Fertilitätsziffer einhergehen kann, so zum Beispiel in Schweden und Frankreich. Beide Länder gelten europaweit als “Vorzeigestaaten“ mit dem stärksten familienpolitischen Engagement zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit. Ausgehend von der Annahme, dass es in Schweden und Frankreich gegenüber Deutschland gelingt, mit einer vereinbarkeitsfördernden Familienpolitik die Erwerbsquote von Müttern als auch die Fertilität auf einem hohen Niveau zu halten, ist es Ziel der vorliegenden Arbeit, die Frage zu beantworten, mit welchen familienpolitischen Maßnahmen in Frankreich und Schweden im Vergleich zu Deutschland eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreicht wird, um somit das generative Verhalten der Bevölkerung positiv zu beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fertilität und Erwerbstätigkeit im Vergleich zwischen Frankreich, Schweden und Deutschland
- Fertilitätsziffern
- Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern ohne betreuungsbedürftige Kinder
- Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern mit einem betreuungsbedürftigen Kind
- Erwerbtätigenquote von Frauen und Männern mit zwei oder mehr betreuungsbedürftigen Kindern
- Reale und gewünschte Erwerbsmuster in Frankreich und Deutschland
- Zusammenfassende Bewertung
- Familienpolitische Maßnahmen zur Geburtenförderung in Frankreich, Schweden und Deutschland
- Einkommenssteuerberechnung
- Erziehungsfreistellung und Einkommensersatzleistungen im Vergleich
- Elternzeit
- Einkommensersatzleistungen während der Elternzeit
- Zusammenfassende Bewertung der Regelungen zur Elternzeit und zum Elterngeld im Ländervergleich
- Struktur und Dichte außerfamiliärer Kinderbetreuungseinrichtungen
- Betreuung von Kindern im Alter zwischen null und drei Jahren
- Betreuung von Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren
- Zusammenfassende Bewertung der außerfamiliären Kinderbetreuungseinrichtungen im Ländervergleich
- Bewertung der familienpolitischen Maßnahmen hinsichtlich ihres Einflusses auf das generative Verhalten im Kontext der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die familienpolitischen Maßnahmen in Frankreich, Schweden und Deutschland mit dem Ziel, deren Auswirkungen auf die Fertilität und die Erwerbstätigkeit von Frauen zu analysieren. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den drei Ländern gestaltet ist und welche familienpolitischen Instrumente zur Förderung des generativen Verhaltens beitragen können.
- Fertilitätsentwicklung in den drei Ländern
- Einfluss der Familienpolitik auf die Erwerbstätigkeit von Frauen
- Regulierung der Elternzeit und der Einkommensersatzleistungen
- Ausbau der außerfamiliären Kinderbetreuung
- Zusammenhänge zwischen Familienpolitik, Erwerbstätigkeit und Fertilität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer vergleichenden Analyse der Fertilitätsentwicklung und der Erwerbstätigenquoten von Frauen und Männern in den drei Ländern. Dabei werden die jeweiligen Besonderheiten in Bezug auf die Erwerbstätigenquoten von Frauen mit und ohne betreuungsbedürftigen Kindern sowie die Auswirkungen der Familienpolitik auf das generative Verhalten der Bevölkerung beleuchtet. Das zweite Kapitel widmet sich den familienpolitischen Maßnahmen in Frankreich, Schweden und Deutschland, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen sollen. Dabei werden die Steuer-, Familien- und Betreuungsstrukturen der einzelnen Länder im Detail betrachtet und die jeweiligen Stärken und Schwächen im Ländervergleich herausgestellt.
Schlüsselwörter
Familienpolitik, Fertilität, Erwerbstätigkeit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Elternzeit, Elterngeld, Kinderbetreuung, Frankreich, Schweden, Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Josepha Helmecke (Autor:in), 2007, Vergleich familienpolitischer Maßnahmen in Frankreich, Schweden und Deutschland im Hinblick auf ihre demographischen Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80182