Friedrich Nietzsche (1844-1900) sagte über das Gesetzbuch des Manu, es sei ein „unvergleichlich geistiges und überlegenes Werk“. Gleich darauf schließt er eine Kritik an der Bibel an: Das Gesetzbuch des Manu in einem Atem mit der Bibel zu nennen, sei eine Sünde wieder den Geist. Was ist dieses Gesetzbuch des Manu? Warum steht es in solchem Widerspruch mit der Bibel? Um die Frage vorweg zu nehmen: Es ist ein indisches Gesetzbuch, welches den Namen des „Urvaters der Menschheit“ trägt und angeblich von ihm verfasst wurde. In ihm wird das hinduistische Kastensystem religiös legitimiert.
Auf Friedrich Nietzsches Denken hatte neben dem Gesetzbuch des Manu die Antike großen Einfluss, deren Vorstellungen er in seinem umstrittenen Werk „Der griechische Staat“ aufgriff. In der folgenden Arbeit werden die unteren und mittleren Gesellschaftsschichten in der antiken Vorstellung Platons (427v.Chr-347.v.Chr) mit dem Gesetzbuch des Manu und der Vorstellung Nietzsches verglichen. Charakteristisch für alle drei Vorstellungen ist das Denken in Schichten bzw. Kasten. Hierin sind sie sich grundsätzlich ähnlich. Aber es gibt Unterschiede. Beginnen wird die Arbeit mit dem untersten Stand, den Sklaven, dann wird der Nährstand/ die Gewerbetreibenden betrachtet, im Anschluss wird dann der höchste der „mittleren“ Stände, der Wächter/ Kriegerstand, behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1.1 Einleitung
- 2. Der Sklavenstand bei Platon
- 2.1 Einführung zum Gesetzbuch des Manu/ in das hinduistische Gesellschaftsdenken
- 2.2 Der Sklavenstand im Hinduismus
- 2.3 Der Sklavenstand bei Nietzsche
- 2.4 Vergleich des Sklavenstandes
- 3. Der Nährstand bei Platon
- 3.1 Die Vaishyas im Hinduismus
- 3.2 Der Nährstand bei Nietzsche
- 3.3 Vergleich der drei Vorstellungen
- 4. Der Wächterstand bei Platon
- 4.1 Die Kschatryas – die Kriegerkaste im Hinduismus
- 4.2 Der Krieger bei Nietzsche
- 4.3 Vergleich der drei Kriegervorstellungen
- 5. Fazit/Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht die Darstellung der unteren und mittleren Gesellschaftsschichten in Platons Philosophie, dem Gesetzbuch des Manu und Friedrich Nietzsches Werk. Das Hauptziel besteht darin, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Konzeption von sozialer Stratifizierung aufzuzeigen und die jeweiligen philosophischen Grundlagen zu analysieren.
- Der Sklavenstand in den drei verschiedenen Gesellschaftsmodellen
- Der Nährstand und seine Rolle in Platon's, Manu's und Nietzsches Denken
- Der Vergleich der Kriegervorstellungen bei Platon, im Hinduismus und bei Nietzsche
- Die philosophischen Grundlagen der jeweiligen Gesellschaftsordnungen
- Die Rolle von Gerechtigkeit und Tugend in den verschiedenen Systemen
Zusammenfassung der Kapitel
1.1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Fragestellung vor: einen Vergleich der Darstellung der unteren und mittleren Gesellschaftsschichten bei Platon, im Gesetzbuch des Manu und bei Nietzsche. Sie betont die Gemeinsamkeit des Schichtdenkens, kündigt aber auch Unterschiede an. Der Bezug zu Nietzsches Einschätzung des Manu-Gesetzbuches wird hergestellt, um die Bedeutung des Vergleichs zu unterstreichen und den Kontext der Arbeit zu setzen. Die methodische Vorgehensweise, beginnend mit dem Sklavenstand und fortschreitend zum Wächterstand, wird skizziert.
2. Der Sklavenstand bei Platon: Dieses Kapitel untersucht die umstrittene Frage nach dem Sklavenstand in Platons idealer Gesellschaftsordnung. Es analysiert den engen Zusammenhang zwischen Platons Seelenlehre und seiner Staatsauffassung, wobei die Frage nach einem expliziten vierten Stand neben den drei Seelenteilen diskutiert wird. Die Arbeit interpretiert Platons implizite Akzeptanz der Sklaverei, ohne explizite Zustimmung, unter Bezugnahme auf Gregory Vlastos und die Bedeutung der Gerechtigkeit (Idiographie) als Grundlage der Arbeitsteilung und sozialen Harmonie. Die Diskussion über die Seelenteile (Begierde, Mut, Vernunft) und ihre entsprechenden Stände (Nährstand, Wächterstand, Herrscherstand) wird kurz skizziert, um den Kontext der Sklavenfrage zu beleuchten.
3. Der Nährstand bei Platon: Dieses Kapitel vertieft die Analyse der mittleren Schicht, fokussiert auf den Nährstand bei Platon und seine Entsprechungen im Hinduismus (Vaishyas) und bei Nietzsche. Es wird analysiert, wie Platon den Nährstand, der aus Handwerkern und Bauern besteht, in seine Gesellschaftsordnung integriert und welche Rolle er in Bezug auf die Gesamtharmonie des Staates spielt. Der Vergleich mit den Vaishyas und Nietzsches Vorstellung des Nährstandes ermöglicht eine umfassende Auseinandersetzung mit den jeweiligen philosophischen und sozialen Implikationen. Der Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung und dem Vergleich der verschiedenen Perspektiven, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuzeigen.
4. Der Wächterstand bei Platon: Das Kapitel konzentriert sich auf den Wächter- bzw. Kriegerstand, vergleicht Platons Vorstellung mit der Kriegerkaste der Kschatryas im Hinduismus und Nietzsches Betrachtung des Kriegertypus. Die Analyse beleuchtet die Tugenden (Mut, Tapferkeit) und die Rolle dieser Schicht in der jeweiligen Gesellschaftsordnung. Es wird untersucht, inwieweit die spezifischen Anforderungen und Aufgaben dieses Standes sich in den drei Modellen ähneln oder unterscheiden, sowie wie diese Unterschiede mit den Gesamtkonzeptionen der jeweiligen Gesellschaften zusammenhängen.
Schlüsselwörter
Platon, Gesetzbuch des Manu, Friedrich Nietzsche, Sklaverei, Kastensystem, Gesellschaftsordnung, Seelenteile, Tugenden, Gerechtigkeit, Nährstand, Wächterstand, Krieger, Antike, Hinduismus, Vergleichende Philosophie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich der Gesellschaftsordnungen bei Platon, im Manu-Gesetzbuch und bei Nietzsche
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die Darstellung der unteren und mittleren Gesellschaftsschichten in Platons Philosophie, dem Gesetzbuch des Manu und Friedrich Nietzsches Werk. Das Hauptziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Konzeption von sozialer Stratifizierung aufzuzeigen und die jeweiligen philosophischen Grundlagen zu analysieren.
Welche Gesellschaftsschichten werden verglichen?
Der Vergleich umfasst den Sklavenstand, den Nährstand (Handwerker und Bauern) und den Wächterstand (Krieger). Die Arbeit untersucht jeweils die Darstellung dieser Stände in den drei genannten Philosophien und Gesellschaftsmodellen.
Welche Quellen werden herangezogen?
Die Arbeit basiert auf Platons Philosophie, dem Gesetzbuch des Manu (als Repräsentant des hinduistischen Gesellschaftsdenkens) und den Werken Friedrich Nietzsches. Die jeweiligen philosophischen Grundlagen und die Rolle von Gerechtigkeit und Tugend in den verschiedenen Systemen werden analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, gefolgt von Kapiteln, die sich jeweils einem Stand widmen (Sklavenstand, Nährstand, Wächterstand). Jedes Kapitel vergleicht die jeweilige Schicht in den drei verschiedenen Philosophien. Die Arbeit schließt mit einer Schlussbetrachtung/einem Fazit.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Zentrale Themen sind der Sklavenstand in den drei verschiedenen Gesellschaftsmodellen, die Rolle des Nährstandes, der Vergleich der Kriegervorstellungen, die philosophischen Grundlagen der Gesellschaftsordnungen und die Rolle von Gerechtigkeit und Tugend in den verschiedenen Systemen.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit vergleicht die drei Gesellschaftsmodelle systematisch, beginnend mit dem Sklavenstand und fortschreitend zum Wächterstand. Sie analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den jeweiligen Konzeptionen und untersucht die zugrundeliegenden philosophischen Prinzipien.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Platon, Gesetzbuch des Manu, Friedrich Nietzsche, Sklaverei, Kastensystem, Gesellschaftsordnung, Seelenteile, Tugenden, Gerechtigkeit, Nährstand, Wächterstand, Krieger, Antike, Hinduismus, Vergleichende Philosophie.
Welche Kapitel gibt es und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zum Sklavenstand (mit Unterkapiteln zur Einführung in das hinduistische Gesellschaftsdenken, dem Sklavenstand im Hinduismus, bei Nietzsche und einem Vergleich), Kapitel zum Nährstand (mit Unterkapiteln zu den Vaishyas im Hinduismus, dem Nährstand bei Nietzsche und einem Vergleich), Kapitel zum Wächterstand (mit Unterkapiteln zu den Kschatryas, dem Krieger bei Nietzsche und einem Vergleich) und ein Fazit.
Wie werden die jeweiligen Stände miteinander verglichen?
Der Vergleich der Stände erfolgt durch Analyse der jeweiligen Rollen, Anforderungen, Tugenden und der philosophischen Begründung innerhalb der drei Gesellschaftsmodelle. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden herausgearbeitet und im Kontext der Gesamtkonzeptionen der jeweiligen Gesellschaften interpretiert.
Wie wird Platons Vorstellung des Sklavenstandes behandelt?
Das Kapitel zum Sklavenstand bei Platon analysiert den Zusammenhang zwischen Platons Seelenlehre und seiner Staatsauffassung und diskutiert die Frage nach einem impliziten vierten Stand. Die Arbeit interpretiert Platons implizite Akzeptanz der Sklaverei unter Bezugnahme auf relevante Literatur und die Bedeutung der Gerechtigkeit als Grundlage der Arbeitsteilung und sozialen Harmonie.
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- Georg Fichtner (Author), 2006, Die unteren und mittleren Schichten der Gesellschaft in Platons Vorstellung, im Gesetzbuch des Manu und in Friedrich Nietzsches Vorstellung im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80349