McTaggarts Auseinandersetzung mit der Zeitproblematik gehört zu den Versuchen, die Irrealität der Zeit dadurch zu erweisen, dass die Begriffe, die wir uns von der Zeit bilden, als widersprüchlich herausgestellt werden. Widersprüche in unserem Zeitbegriff sollen belegen, dass es nicht möglich ist, Zeit, wie sie gewöhnlich vorgestellt wird, als eine Struktur der Realität aufzufassen. Die vorliegende Arbeit hat das (recht „unmoderne“) Anliegen, die Möglichkeit einer dynamischen Zeit gegen McTaggart zu verteidigen. Es soll gezeigt werden, dass McTaggarts Irrealitätsbeweis darauf beruht, unseren Zeitbegriff auf unnatürliche Weise zu sezieren: in die so genannte A- und die B-Reihe. Dies führt zu Problemen, die unser herkömmliches Verständnis der Zeit in Frage stellen sollen. Diese Probleme können vermieden werden, wenn das Konzept einer "sukzessiven Gegenwärtigkeit" eingeführt wird. Mit ihm lässt sich zeigen, dass McTaggarts Irrealitätsbeweis als missglückte Analyse der Zeit gewertet werden muss. Er sagt nichts darüber aus, ob eine dynamische Zeit real sein kann.
Die Argumentation McTaggarts eröffnet zwei Wege, die Möglichkeit der Realität der Zeit gegen ihn zu verteidigen. Zum einen könnte es sein, dass bereits die so genannte B-Reihe losgelöst von der A-Reihe als Zeitstruktur gelten kann. Der zweite Weg bestünde darin, die Widersprüchlichkeit der A-Reihe zu entkräften und damit – selbst im Falle einer Abhängigkeit der B- von der A-Reihe – den Beweis der Irrealität der Zeit aus ihrem Begriff zu widerlegen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich in dieser Reihenfolge mit der Problematik: Zunächst erfolgt eine Auseinandersetzung mit der von McTaggart eingeführten B-Reihe. Danach folgt eine Zwischenbetrachtung zur Frage, ob jenseits einer statischen B-Reihe eine dynamische Zeit ohne A-Bestimmungen denkbar ist. Es schließt sich eine Auseinandersetzung mit der Behauptung, die A-Reihe sei in sich widersprüchlich, an. Und schließlich wird untersucht, ob A- und B-Reihe lediglich zwei verschiedene Perspektiven auf die eine Zeit eröffnen und somit ein und dasselbe Phänomen reflektieren.
Inhaltsverzeichnis
- McTaggarts Beweis der Irrealität der Zeit aus ihrem Begriff.
- Kann eine statische (B-)Reihe als Zeitstruktur gelten?
- Zwischenbetrachtung: eine dynamische Zeit ohne vollständige A-Reihe
- Zur vermeintlichen Widersprüchlichkeit der A-Reihe
- Der Versuch einer Synthese: A- und B-Reihe als lediglich zwei verschiedene Sichtweisen der einen Zeit
- Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich mit dem Beweis der Irrealität der Zeit von J. M. E. McTaggart auseinander. Sie untersucht die Möglichkeit, McTaggarts Argumentation zu widerlegen und verteidigt die Idee einer dynamischen Zeit.
- Analyse von McTaggarts Beweis der Irrealität der Zeit
- Untersuchung der Rolle der A- und B-Reihe in der Zeitstruktur
- Bewertung der statischen B-Reihe als Zeitstruktur
- Kritik an der Widersprüchlichkeit der A-Reihe
- Synthese von A- und B-Reihe als zwei Perspektiven auf die Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Arbeit stellt McTaggarts Beweis der Irrealität der Zeit vor, der auf der These basiert, dass die Zeitbegriffe widersprüchlich sind. Sie skizziert McTaggarts Argumentation, die die Zeit in eine A-Reihe (vergangen, gegenwärtig, zukünftig) und eine B-Reihe (früher, später) unterteilt und argumentiert, dass die A-Reihe in sich widersprüchlich ist.
- Kapitel 2: McTaggarts These, dass die B-Reihe ohne die A-Reihe keine Veränderung widerspiegeln kann und daher keine Zeitstruktur darstellt, wird beleuchtet. Die Argumentation von B-Theoretikern, die die B-Reihe als statische Zeitstruktur mit möglicher Veränderung ansehen, wird dargestellt.
- Kapitel 3: Der Autor argumentiert, dass eine statische B-Reihe ohne die Dynamik der A-Reihe keine Zeitstruktur darstellt. Er stellt die These auf, dass die B-Reihe nur durch die Dynamik der A-Reihe existiert und somit selbst dynamisch ist.
- Kapitel 4: Die Arbeit untersucht McTaggarts Argument, dass die A-Reihe widersprüchlich sei. Sie argumentiert, dass diese Widersprüchlichkeit nicht auf die Zeit selbst, sondern auf eine falsche Konzeptualisierung der Zeit durch McTaggart zurückzuführen ist.
- Kapitel 5: Der Autor präsentiert die These, dass A- und B-Reihe lediglich verschiedene Perspektiven auf die eine Zeit darstellen. Sie widerspiegeln ein und dasselbe Phänomen und sind nicht widersprüchlich.
Schlüsselwörter
McTaggart, Zeit, Irrealität, A-Reihe, B-Reihe, statische Zeit, dynamische Zeit, Veränderung, Widerspruch, Zeitstruktur, Perspektiven, Synthese.
- Arbeit zitieren
- Gunther Dahm (Autor:in), 2007, McTaggarts Beweis der Irrealität der Zeit - ein Versuch seiner Widerlegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80452