Das Seleukidenreich und die Juden


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

25 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung

3. Die Anfange des Judentums bis zum Ende der persischen Oberherrschaft

4. Die Kennzeichen des Judentums

5. Koilesyrien als Streitobjekt zwischen Ptolemaern und Seleukiden im 4./3. Jh

6. Der EinfluB des Hellenismus

7. Unter der Herrschaft der Seleukiden
7.1 Antiochus III
7.2 Antiochus IV. Epiphanes
7.3 Der Makkabaeraufstand
7.4 Der Kampf gegen die nichtjudische Bevolkerung Palastinas
7.5 Judas Makkabaus‘ letzte Feldzuge
7.6 Die Festigung der Macht
7.7 Judaa bis zum Beginn der Romerherrschaft

8. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das hellenistische Staatensystem bildete sich um 301 v. Chr. heraus, nachdem die Diadochenkampfe mit der Schlacht bei Ipsos zunachst ein Ende gefunden hatten. Das Reich Alexanders des GroBen wurde unter den siegreichen Diadochen aufgeteilt und es folgte eine Epoche des Gleichgewichts. Um 275 v. Chr. hatten sich schlieBlich drei GroBreiche etabliert: das Reich der Ptolemaer in Agypten, in Makedonien das Reich der Antigoniden und das Seleukidenreich in Nordsyrien und dem sudlichen Mesopotamien.

Bereits im ausgehenden 3. Jahrhundert v. Chr. kam es zu ersten groBeren politischen und wirtschaftlichen Krisen. Besonders die Seleukiden muBten sich immer wieder gegen schwere Angriffe der Parther erwehren. Auch innerhalb des Reiches kam es zu Spannungen. Die Juden, Bewohner des von den Seleukiden und den Ptolemaern hart umkampften Koilesyriens, waren besonders unter Antiochus IV. Epiphanes starken Sanktionen ausgesetzt, was schlieBlich 167 v. Chr. im Makkabaeraufstand gipfelte und letztendlich zur Grundung des judischen Staates Judaa fuhrte.

Wie konnten sich nun die zahlenmaBig deutlich unterlegenen Juden gegen das durchaus noch machtige Seleukidenreich durchsetzen?

Um diese Frage beantworten zu konnen, muB zunachst die Vorgeschichte der Juden berucksichtigt werden, aus der sich die Kennzeichen des Judentums entsprechend ergeben. Dabei beziehe ich mich vor allem auf Johann Maier[1] und Haim Hillel Ben- Sasson[2], die beide ausfuhrliche Darstellungen zur judischen Geschichte verfaBt haben. AuBerdem darf der aufkommende EinfluB des Hellenismus auf das judische Volk nicht miBachtet werden, denn daraus resultieren mit die Spannungen zwischen den Seleukiden und den Juden. Auf diesem Hintergrund aufbauend folgt eine genaue Untersuchung des Makkabaeraufstandes und dessen weiterem Verlauf.

Erst danach ist eine zuverlassige Antwort darauf moglich, warum eine Minderheit sich gegen eines der drei groBen Diadochenreiche durchsetzen konnte.

Mit den Makkabaerbuchern 1/2 liegt eine umfangreiche Quelle zum Aufstand der Juden vor. Das 1. Buch ist vermutlich um 134-104 v. Chr. geschrieben worden, da es nur uber Ereignisse bis zum Regierungsantritt Johannes Hyrkans berichtet.[3] Die Entstehungszeit des 2. Makkabaerbuches ist weniger prazise einzugrenzen, da hier deutliche Hinweise fehlen.[4] Beide Bucher beruhen auf noch alteren Quellen, die heute aber nicht mehr erhalten sind.

Ursprunglich waren die Makkabaerbucher in hebraischer Sprache abgefaBt und wurden erst spater ins Griechische, Lateinische, Syrische, Arabische und Armenische ubersetzt. Da die Makkabaerherrschaft im ersten Buch sehr positiv dargestellt wird, stand der Verfasser wohl in enger Verbindung zu der Familie der Hasmonaer, kann aber nicht naher benannt werden. Der klare Aufbau des Buches deutet aber darauf hin, daB es sich hierbei nur um einen einzigen Verfasser handelt. Das Buch zeichnet sich durch ein umfangreiches Wissen aus, was darauf hinweist, daB der Autor auf ein umfangreiches Archiv in Jerusalem zuruckgreifen konnte. Damit kann der Entstehungsort wohl auf Jerusalem eingegrenzt werden.[5]

Das 1. Buch der Makkabaer setzt mit einem kurzen Uberblick bei Alexander dem GroBen ein und schildert zunachst die Grundlage des Konfliktes. Daran schlieBen sich drei weitere Hauptteile an, die chronologisch die Geschehnisse darstellen uber Judas Makkabaus und seine Bruder Jonathan und Simon bis zur Einsetzung Johannes Hyrkans zum Hohepriester. Das 2. Makkabaerbuch ist keine Fortsetzung, sondern setzt eigene Schwerpunkte in der Geschichte der Hasmonaer und stammt wohl von mehreren Verfassern.[6]

Als weitere Quellen zur judischen Geschichte sind zu nennen das „Buch Daniel“, das bereits vor 163 v. Chr. geschrieben wurde sowie der „Kommentar des heiligen Hieronymus“. Daneben ist uns der „Aristeas-Brief“ eines hellenistischen Juden aus Alexandreia uberliefert. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert schrieb dann Josephus eine umfassende Geschichte der Juden und behandelte den Makkabaeraufstand ausfuhrlich im Buch XII.[7]

2. Begriffsbestimmung

Zunachst mochte ich die hier behandelte Region geografisch und sprachlich fester eingrenzen, da das Gebiet zwischen Raphia im Suden und Tyros im Norden im Laufe der Jahrhunderte mehrfach Umbenennungen erfahren hat.

Israel bezeichnete zunachst das Nordkonigreich der Juden, das 722 v. Chr. durch die Assyrer vernichtet wurde. Danach durchlief der Ausdruck einen Bedeutungswandel und umfaBte seitdem das Volk der Hebraer insgesamt. Seit 1948 bezeichnet der Begriff den modernen Staat Israel.

Der Ausdruck Palastina ist eine geografische Bezeichnung fur das „Heilige Land“ mit dem Kernraum Judaa, Samaria und Galilaa und ist bereits bei Herodot und Aristoteles zu finden. Doch nach Ben-Sasson habe dieser Begriff in der hellenistischen Epoche keinerlei politische oder administrative Bedeutung gehabt. Fur die Ptolemaer und die Seleukiden sei das Territorium Palastina lediglich ein Teil jener Region gewesen, die in ihren Dokumenten als Syrien und Phonizien beziehungsweise als Koilesyrien bezeichnet worden sei.[8]

Das Gebiet erhalt erst bei der Grundung des Hasmonaerreiches nach dem Makkabaeraufstand wieder einen festen Namen: Judaa.

Da sich diese Arbeit speziell in der Zeit der Seleukiden bewegt, habe ich mich daher meistens fur den Begriff Koilesyrien entschieden und spreche nur dann von Palastina beziehungsweise Judaa, wenn ich die Geschichte aus der judischen Sicht darstelle.

3. Die Anfange des Judentums bis zum Ende der persischen Oberherrschaft

Nach der Uberlieferung in der Genesis stammen die Vorfahren der Juden aus der Stadt Ur im sudlichen Babylonien. Von dort sollen sie im 2. Jahrtausend v. Chr. zu einer Massenwanderung aufgebrochen sein, die im spateren Israel zunachst endete mit der Grundung der Stadt Harran. Im 17. Jahrhundert kam es dort haufiger zu Durreperioden und das Land konnte die schnellwachsende Bevolkerung nicht mehr ernahren. Daher wanderten viele Juden nach Agypten aus, laut Bibel angefuhrt vom Stammvater Abraham.

Um 1550 v. Chr. eroberten die Agypter ihr Land zuruck und versklavten die Juden. Erst um 1250 v. Chr. begann der Exodus, bei dem Mose sein Volk zuruck nach Israel fuhrte. Dort schlossen sich die einzelnen Stamme zum Zwolfstammeverband zusammen, der sich im 11. Jahrhundert zu einem gemeinsamen Konigreich weiterentwickelte. Dieser ZusammenschluB diente vor allem zur besseren Verteidigung gegen die Ubergriffe der Philister an den Kusten und der Ammoniter im Ostjordanland.

Der erste Konig des judischen Reiches wurde Saul aus dem Stamm Benjamin. Ihm folgte sein Schwiegersohn David um 1000 v. Chr. auf den Thron, der das Land erfolgreich gegen feindliche Nachbarn verteidigte und schlieBlich Juda und Israel vereinigte, so daB ein palastinensischer GroBstaat entstand. Um 966 v. Chr. wurde Davids Sohn Salomo sein Nachfolger. Er konnte einige Teile des Reiches nicht halten, baute aber Jerusalem als Hauptstadt aus. Seinem Sohn Rehabeam miBgluckten die Verhandlungen mit den Nordstammen um die Thronnachfolge, so daB das Reich 926 v. Chr. zerfiel und zwei Teilreiche entstanden: das Sudreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem und das Nordreich Israel mit der spateren Hauptstadt Samaria.

In den zwei folgenden Jahrhunderten existierten diese beiden Reiche nebeneinander und wurden jeweils von judischen Konigen regiert. Doch bereits 722 v. Chr. wurde das Nordreich Israel von den Assyrern erobert und wurde zur Provinz erklart. In diesem Zuge muBten viele Israeliten nach Medien und Mesopotamien umsiedeln. Durch diese Deportationen wurden die Juden des Nordreiches vollig zerstreut und ihr Zusammenhalt als Volksgruppe zerstort.

Das Sudreich Juda konnte dagegen seine nominelle Unabhangigkeit erhalten, muBte aber Zwangsabgaben an die Assyrer leisten.

Nach dem Zusammenbruch des Assyrerreiches fielen die judischen Gebiete kurzzeitig an die Agypter, doch bereits 605 v. Chr. wurde Nebukadnezar II. Herrscher uber Palastina. Nach mehreren Aufstanden der Juden mussten sie schlieBlich 587 v. Chr. endgultig kapitulieren, woraufhin Nebukadnezar Jerusalem plunderte und zerstorte sowie die judische Oberschicht nach Babylonien deportierte. In dieser Diaspora konnten sich die Juden aber als Gruppe ihre Eigenart bewahren und blieben auch in Babylonien als Bevolkerungsgruppe vorhanden. Palastina wurde babylonische Provinz und blieb von babylonischen Truppen besetzt.

Nach der Unterwerfung des neubabylonischen Reiches durch den Perser Kyros II. wurde Palastina 539 v. Chr. in die persische Satrapienordnung einbezogen. Die Perser erlaubten den Juden ein weitgehend eigenstandiges Leben. Unter dem persischen Konig wurde 538 v. Chr. der Tempel in Jerusalem wiederhergestellt und viele deportierte Juden durften aus dem Exil in ihre Heimat zuruckkehren.

Der Begriff „Israel“ bezeichnete nun nicht mehr die politische, sondern die kultische Gemeinschaft. Israel war seitdem in erster Linie die um den Tempel in Jerusalem gescharte Kultgemeinde. Damit gehorten auch jene Juden zu Israel, die nicht in Palastina lebten, also die Diasporagemeinden.

An die Stelle des Konigs als Schutzer des Tempels trat der Hohepriester. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, daB Israel nun eher eine kultische statt eine politische Gemeinschaft wurde. Der Hohepriester stieg zur bedeutendsten Personlichkeit im offentlichen Leben Israels auf.

4. Die Kennzeichen des Judentums

Bereits dieser kurze Einblick in die Entwicklung der judischen Bevolkerung macht deutlich, daB die Juden schon vor der Hellenisierung eine wechselvolle Geschichte hinter sich hatten. Insbesondere die mehrmalige Vertreibung beziehungsweise die Auswanderung aus ihrem angestammten Gebiet sollte die spateren Generationen pragen.

Wohl gerade wegen dieser Krisen konnte sich der judische Glaube an einen einzigen Gott festigen.[9] Ihre Nachbarvolker wie die Griechen und die Agypter hingegen verehrten meist mehrere Gotter. Die Juden hielten an ihrer monotheistischen und exklusiven Religion auch im Exil fest und bezogen aus ihrem Glauben die Kraft und die Geduld, ihr Schicksal zu ertragen. Ihr politisches Denken und Handeln wurde oft vorrangig durch ihr ererbtes religioses BewuBtsein motiviert. Waren die Juden zum Beispiel einer Fremdherrschaft unterlegen, fanden sie in der religiosen Tradition die Kraft, auch dies zu ertragen und fur die eigene Geschichtshoffnung als einen Schritt zum Ziel zu deuten. So sahen sie das Exil als eine Strafe und eine Prufung ihres Gottes an beziehungsweise die Fremdherrschaft galt als ein letztes Aufbaumen der anmaBenden Weltmacht, die dem Erwahlungsauftrag Israels, der Verwirklichung des gottlichen Willens, zuwiderstrebte.[10] Die Juden glaubten an einen Messias, der sie am Jungsten Tag, der unweigerlich kommen sollte, retten wurde. Dementsprechend war ihr Schicksal und der Geschichtslauf von Gott vorherbestimmt und sie empfanden weniger Furcht vor der Zukunft.

Das Ziel der Juden war in erster Linie die ungehinderte Praktizierung der gottlichen Ordnung, wie sie in der Thora uberliefert worden war. Die 5 Bucher Mose waren stets die wichtigste Grundlage des judischen Lebens, das Verbindungsglied, das alle Teile des Volkes zusammenhielt. Die in der Thora beschriebene Weltordnung galt als unumstoBlich, man verabsolutierte sie zur einzig relevanten Geschichte, so daB das Tun anderer Volker nur Randerscheinung blieb.

Die Juden glaubten, das von Gott auserwahlte Volk zu sein. Daher konnten sie sich nur schwer mit anderen Volkern arrangieren und sich dem Konig fugen. Der Glaube an ihre Uberlegenheit machte die Juden bei ihren Nachbarn unbeliebt und schon damals gab es erste antisemitische Verleumdungen. AuBerdem galten sie durch ihre strikten Regeln haufig als menschenfeindlich und ruckstandig. Zu dem Konflikt zwischen Minderheit und Mehrheit trat also noch ein grundsatzlicher Konflikt zwischen „erwahltem Volk“ und „Weltmacht“.[11]

Das Judentum war zwar eine Minoritat, aber der religiose Impetus machte dies wieder wett. Ihr monotheistischer Anspruch wurde in der Umwelt teils bewundert, teils als anmaBend empfunden und stellte haufig ein politisches Problem dar.[12]

Die Glaubenstreue der Juden fand ihren hochsten Ausdruck in ihrer Bereitschaft, eher zu sterben als die Gebote der Thora zu ubertreten. Diese Todesbereitschaft wurde zu einem historischen Faktor von groBter Bedeutung, der nicht zuletzt wahrend des Makkabaeraufstandes eine eminente Rolle spielte.

5. Koilesyrien als Streitobjekt zwischen Ptolemaern und Seleukiden im 4./3. Jh.

332 v. Chr. unterwarf Alexander der GroBe Agypten und sein Feldherr Parmenio besetzte Syrien und Koilesyrien. Damit begann im Alten Orient eine neue Epoche, die hellenistische Zeit.

Im Verlauf der Diadochenkampfe nach Alexanders Tod wurde Koilesyrien wegen seiner strategisch gunstigen Lage zum Streitobjekt zwischen den Seleukiden und den Ptolemaern. Fur die Seleukiden lag es zu dicht an ihrem eigenen Kerngebiet, als das es in ptolemaischer Hand bleiben durfte. Die Ptolemaer hingegen sahen diese Region als vorgeschobene Bastion zur Verteidigung Agyptens. AuBerdem war Koilesyrien wegen der fruchtbaren Boden auch in wirtschaftlicher Hinsicht von groBem Interesse. Dieses Gebiet hatte also eine groBe strategische Bedeutung fur beide Seiten und wurde dementsprechend hart umkampft.[13]

Laut Josephus glich das angestammte Gebiet des Judentums zeitweilig „einem Schiff im Sturm, das von zwei Seiten durch die Fluten bedrangt wird“.[14]

301 v. Chr. fiel Koilesyrien zunachst Ptolemaus I. von Agypten zu und blieb die nachsten 100 Jahre unter ptolemaischer Herrschaft. Unter Antiochus III. (223-187 v. Chr.) erneuerte das Seleukidenreich seine Anspruche auf die Region und es kam wiederholt zu kriegerischen Auseinandersetzungen. 221 v. Chr. begann Antiochus III. eine Invasion, 219 v. Chr. konnte er Verhandlungen erzwingen, setzte danach erneut zu einer Offensive an und konnte Galilaa und das Ostjordanland erobern. Doch bereits 217 v. Chr. siegten wieder die Ptolemaer bei Raphia, wahrend sich der Seleukidenkonig dem Osten seines Reiches zuwenden muBte. 201 v. Chr. drangen die Seleukiden dann erneut vor und erlitten im Jahr darauf wieder eine Niederlage. Erst zwischen 200 v. Chr. und 198 v. Chr. entschied das Kriegsgluck endgultig zugunsten der Seleukiden bei der Schlacht bei Paneas und Koilesyrien fiel endgultig in seleukidische Hand.

6. Der Einflufi des Hellenismus

Im Judentum fand der aufkommende Hellenismus am Ende des 4. Jahrhunderts drei geistige Stromungen vor, denen jedoch der Glaube an die auserwahlte Stellung Israels unter den Volkern gemeinsam war. Die erste Stromung betonte die AusschlieBlichkeit der judischen Gesetzeshaltung, die alle Bereiche des Lebens umfaBte und vor jeder physischen, psychischen und geistigen Vermischung mit anderen Kulturen warnte. Diese Richtung ist vergleichbar mit dem heutigen orthodoxen Judentum. Die zweite Stromung erstrebte im Gegensatz dazu eine weltweite Auflockerung des Judentums und gab sich sehr viel liberaler. Jahve sollte nicht mehr nur der Gott Israels sein, sondern ein universaler Weltgott. Die dritte Stromung war besonders in den unteren Schichten weit verbreitet. Sie verband das Judentum mit Elementen anderer Volksreligionen und fuhrte zu Aberglauben, Magie und schwarmerischem Sektentum.[15]

Nach der Eroberung Koilesyriens durch Alexanders Feldherrn Parmenio 332 v. Chr. begann sich dort der Hellenismus langsam auszubreiten. Bis zur griechischen Eroberung hatten die Juden, Phonizier, Samaritaner, Edomiter und Nabataer in ihren angestammten Gebieten gewohnt. Mit der Ankunft der Griechen und der Makedonier veranderte sich nun die ethnische Zusammensetzung der Bevolkerung und ihre Organisationsformen. Sie errichteten zunachst an der Kuste groBere griechische Niederlassungen und Militarkolonien oder ubernahmen bereits bestehende Stadte, die sich die Regierungsformen und sozialen Verhaltensweisen der griechischen Polis zu eigen machten. Bedeutende Zentren der Hellenisierung waren Gaza und Aschkelon an der Sudkuste, Akko nordlich des Karmels sowie Jaffa und Dor in der Mitte. Die oberen Schichten der angestammten Bevolkerung schlossen sich bald an die Neuburger aus Griechenland an, wobei insbesondere die Phonizier regelrechte Vorreiter waren. Die griechische Lebensart wurde regelrechte Mode. Im Landesinneren ging der HellenisierungsprozeB langsamer voran, die Dorfer und Stadte bewahrten mit Ausnahme von Samaria zunachst ihren ursprunglich semitischen Charakter.[16]

Je mehr sich der Hellenismus verbreitete, umso eher setzte sich das Griechische neben Aramaisch und Hebraisch als dritte Landessprache durch. Um auch weiterhin an der Thora festhalten zu konnen, muBte sie ins Griechische ubersetzt werden. Die erste griechische Übersetzung des Alten Testamentes ist also wohl auf die Juden zurückzuführen.

[...]


[1] Maier, Johann: Das Judentum. Von der biblischen Zeit bis zur Moderne; Bindlach 1988.

[2] Ben-Sasson, Haim Hillel (Hg.): Geschichte des judischen Volkes, Bd. 1; Munchen 1978.

[3] Dobbeler, Stephanie von: Die Bucher 1/2 Makkabaer; Stuttgart 1997, S. 46.

[4] Dobbeler, S. von: Die Bucher V Makkabaer, S. 161.

[5] Ebd. S. 36-37.

[6] Ebd. S. 150.

[7] Walbank, F.W.: Die hellenistische Welt; Munchen 1994, S. 126ff.

[8] Ben-Sasson, H.: Geschichte des judischen Volkes, S. 232.

[9] Maier, Johann: Geschichte des Judentums im Altertum. Grundzuge; Darmstadt 1989, S. 1-2.

[10] Ebd. S. 2.

[11] Maier, J.: Geschichte des Judentums im Altertum, S. 3.

[12] Ebd. S. 5.

[13] Ben-Sasson, H.: Geschichte des judischen Volkes, S. 231-232.

[14] Antiquitates 12, 130; zit. in Maier, J.: Das Judentum, S. 175.

[15] Schneider, Carl: Kulturgeschichte des Hellenismus, Bd. 1; Munchen 1967, S. 864.

[16] Ben-Sasson, H.: Geschichte des judischen Volkes, S. 234.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Das Seleukidenreich und die Juden
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Die hellenistische Staatenwelt
Note
gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V8054
ISBN (eBook)
9783638151368
Dateigröße
600 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Seleukidenreich, Juden, Staatenwelt
Arbeit zitieren
Claudia Schneider (Autor:in), 2002, Das Seleukidenreich und die Juden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8054

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