„Zunehmend zweifeln Verkehrsprognostiker, dass der Individualverkehr langfristig großes Wachstumspotenzial hat. Diesen Zweifel begründen sie nicht nur mit den demografischen Trends, sondern auch mit knapperen Ölreserven und der Sorge um eine Explosion der Benzinpreise“
Folgt man dieser Aussage, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen der demographische Wandel auf die Entwicklung der privaten Verkehrsnachfrage im motorisierten Individualverkehr (MIV), hat und ob sich daraus Schlussfolgerungen für die Infrastrukturplanung ziehen lassen. Beiden Themen geht die vorliegende Arbeit nach.
Dabei wird davon ausgegangen, dass der demographische Wandel in Deutschland sich besonders auf die Nachfrage im Personenverkehr auswirken wird und vor allem die Nachfrage im privaten Pkw-Verkehr beeinflusst. Mit einem Anteil von 69 % an der Inländerfahrleistung tragen die privaten Pkw-Halter den größten Anteil der gesamten Fahrleistung im Jahr. Nachfrageveränderungen in diesem Segment sind deshalb von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der gesamten Verkehrsnachfrage. Zunehmend wird daher auch ein Einfluss auf die zeitliche Nachfrageverteilung erwartet, und zwar in Form von abnehmenden Verkehrspitzen, die insgesamt zu einer Glättung der zeitlichen Nachfrage führen. Bei einer gleichmäßigen Verteilung des täglichen Verkehrsaufkommens könnte die Verkehrsnachfrage von vergleichsweise kleiner dimensionierten Verkehrsanlagen bewältigt werden, die wirtschaftlicher genutzt werden. An diesem Punkt stellt sich die Frage, ob es einen demographischen Einfluss auf die zeitliche Verteilung des Verkehrs gibt und welche Effekte sich daraus ergeben.
Die vorliegende Arbeit untersucht, wie stark der demographische Wandel die absolute Nachfragehöhe im privaten Pkw-Verkehr beeinflusst und welche demographischen Wirkungen auf die zeitliche Verkehrsnachfrage zu erwarten sind. Insbesondere sollen diejenigen Auswirkungen diskutiert werden, die sich durch die zunehmenden räumlichen Disparitäten des demographischen Wandels ergeben. Dazu gehören Überlegungen, welche Implikationen sich aus einer demographischen Veränderung für die Verkehrsinfrastrukturplanung ableiten lassen. Als grundlegende Quellen werden zwei Studien herangezogen, die Studie „Mobilität in Deutschland 2002“ und „Mobilität 2050, Szenarien der Mobilitätsentwicklung unter Berücksichtigung von Siedlungsstrukturen bis 2050“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Demographischer Wandel in Deutschland
- 2.1 Die Bevölkerungsentwicklung
- 2.2 Altersstruktur
- 2.3 Regionale Perspektiven der Bevölkerungsentwicklung
- 2.3.1 Trends in der regionalen Entwicklung
- 2.3.2 Entwicklung in der Region Südliches Niedersachsen
- 3. Die Verkehrsnachfrage beim motorisierten Personenverkehr
- 3.1 Einflussfaktoren der Verkehrsnachfrage im MIV
- 3.1.1 Alter
- 3.1.3 Pkw-Verfügbarkeit
- 3.1.2 Einkommen
- 3.2 Entwicklungsperspektive der altersspezifischen Mobilitätsraten
- 4. Der demographische Effekt auf die Verkehrsnachfrage im privaten Pkw- Verkehr
- 4.1 Prognose der Fahrleistungsnachfrage für Deutschland
- 4.2 Prognose der Fahrleistungsnachfrage in der Region südliches Niedersachen
- 5. Demographische Effekte auf die zeitliche Verteilung des privaten Pkw- Verkehrs und Implikationen auf die Kapazitätsauslastung der Verkehrsinfrastruktur
- 5.1 Bestimmungsgrößen der tageszeitlichen Verteilung der Verkehrsnachfrage
- 5.1.1 Zeitstrukturen der privaten Verkehrszwecke
- 5.1.2 Exkurs: Zeitliche Nachfragestrukturen des Wirtschaftsverkehrs
- 5.1.3 Schlussfolgerungen für die verkehrszweckbezogene Durchmischung des Verkehrs an Werktagen
- 5.2 Verkehrszwecknachfrage im privaten Pkw-Verkehr
- 5.3 Der demographischer Einfluss auf die Verkehrszwecknachfrage
- 5.4 Konsequenzen für die Entwicklung der zeitlichen Verteilung des Verkehrsaufkommens
- 5.4.1 Verkehrsnachfrage auf Autobahnen Konsequenzen für die verkehrszweckbezogene Durchmischung des Verkehrs
- 5.4.2 Demographische Konsequenzen für die Entwicklung der zeitlichen Nachfrage
- 5.4.3 Demographische Einflüsse auf die Kapazitätsauslastung der Verkehrsinfrastruktur
- 5.5 Kapazitätseffekte durch den privaten Pkw-Verkehr – Ergebnisse
- 6. Verkehrsinfrastrukturbewertung und demographische Entwicklung in Deutschland
- 6.1 Demographischer Wandel und Vorteilhaftigkeit von Verkehrsinfrastrukturprojekten
- 6.1.1 Die Projektszenarien
- 6.1.2 Entwicklung der Nutzenkomponente "Verbesserung der Erreichbarkeit von Fahrtzielen"
- 6.2 Demographischer Effekt und die Schadstoff- und Klimabelastung
- 7. Implikationen des demographischen Wandels für die Verkehrsinfrastrukturplanung
- 7.1 Verlängerung des Prognosezeitraums der Infrastrukturplanung
- 7.2 Management der bestehenden Verkehrsinfrastrukturkapazitäten
- 7.2.1 Geschwindigkeitsmanagement
- 7.2.2 Freigabe von Seitenstreifen
- 8. Zusammenfassung
- 9. Literatur
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen des demographischen Wandels auf den privaten Pkw-Verkehr in Deutschland. Sie beleuchtet, wie sich die Bevölkerungsentwicklung und die Veränderung der Altersstruktur auf die Verkehrsnachfrage auswirken und welche Konsequenzen sich daraus für die Verkehrsinfrastrukturplanung ergeben. Der Fokus liegt dabei auf den Kapazitätseffekten, die durch die demographische Entwicklung entstehen.
- Entwicklung der Bevölkerungszahl und Altersstruktur in Deutschland
- Einflussfaktoren der Verkehrsnachfrage im MIV, insbesondere Alter, Einkommen und Pkw-Verfügbarkeit
- Prognose der Fahrleistungsnachfrage im privaten Pkw-Verkehr unter Berücksichtigung des demographischen Wandels
- Auswirkungen des demographischen Wandels auf die zeitliche Verteilung des Verkehrs
- Konsequenzen für die Verkehrsinfrastrukturplanung, insbesondere die Bewertung von Ausbauprojekten und das Management bestehender Kapazitäten
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel stellt die demographische Entwicklung in Deutschland dar. Es beleuchtet die Bevölkerungsentwicklung, die Altersstruktur und die regionalen Unterschiede in der Bevölkerungsdynamik. Das dritte Kapitel widmet sich den Einflussfaktoren der Verkehrsnachfrage im motorisierten Individualverkehr (MIV), insbesondere Alter, Einkommen und Pkw-Verfügbarkeit. Es analysiert deren Entwicklung und die Auswirkungen auf die altersspezifische Mobilitätsrate der Bevölkerung.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Prognose der Fahrleistungsnachfrage im privaten Pkw-Verkehr unter Berücksichtigung des demographischen Wandels. Es untersucht sowohl die gesamtdeutsche Entwicklung als auch die spezifische Situation in der Region Südliches Niedersachsen.
Kapitel 5 widmet sich den Auswirkungen des demographischen Wandels auf die zeitliche Verteilung des Verkehrs. Es untersucht die verschiedenen Verkehrszwecke und deren zeitliche Nachfragestrukturen und analysiert, wie sich die demographische Entwicklung auf die Kapazitätsauslastung der Verkehrsinfrastruktur auswirkt. Das sechste Kapitel analysiert die Konsequenzen des demographischen Wandels für die Verkehrsinfrastrukturbewertung. Es zeigt anhand von Beispielprojekten, wie die Berücksichtigung der regionalen demographischen Veränderungen die Vorteilhaftigkeit von Verkehrsinfrastrukturprojekten beeinflusst.
Das siebte Kapitel diskutiert die Implikationen des demographischen Wandels für die Verkehrsinfrastrukturplanung. Es plädiert für eine Verlängerung des Prognosezeitraums in der Infrastrukturplanung und für ein aktives Management der bestehenden Verkehrsinfrastrukturkapazitäten.
Schlüsselwörter
Demographischer Wandel, privater Pkw-Verkehr, Verkehrsnachfrage, Kapazitätseffekte, Verkehrsinfrastrukturplanung, Zeitliche Verteilung, Vorteilhaftigkeit, Umweltbelastung, Streckenbeeinflussungsanlagen, Seitenstreifenfreigabe.
- Arbeit zitieren
- Jolanta Holtmann (Autor:in), 2007, Auswirkungen des demographischen Wandels auf den privaten Pkw-Verkehr , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80816