Projektfinanzierung vs. traditionelle Finanzierungsformen - eine Analyse unter besonderer Berücksichtung der Koordination der Projektbeteiligten und der Risikosteuerung

Charakteristika und Einsatzgebiete der Projektfinanzierung


Seminararbeit, 2000

45 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2 Tabellenverzeichnis

3 Abbildungsverzeichnis

4 Einleitung

5 Traditionelle Finanzierungsformen
5.1 Eigenkapitalfinanzierung
5.2 2.2. Fremdkapitalfinanzierung

6 Zur Terminologie der Projektfinanzierung
6.1 Begriff und Anwendungsbereich
6.2 Charakteristische Merkmale der Projektfinanzierung
6.2.1 Cash Flow Related Lending
6.2.2 Risk Sharing
6.2.3 Off Balance Sheet Financing
6.3 Beteiligte der Projektfinanzierung
6.3.1 Projektsponsoren
6.3.2 Projektersteller (Contractors)
6.3.3 Fremdkapitalgeber
6.3.4 Projektlieferanten
6.3.5 Abnehmer
6.3.6 Betreiber- und Managementgesellschaften
6.3.7 Staatliche Instanzen
6.3.8 Internationale Organisationen
6.3.9 Versicherer

7 Ertragsanalyse und Erfolgsbeteiligung
7.1 Relevante Prognoseverfahren
7.2 Ermittlung der Plandaten
7.2.1 Freier Cash Flow als Zielvariable von Projektanalysen
7.2.2 Einflußfaktoren auf den Cash Flow
7.3 Koordination und Erfolgsbeteiligung

8 Risikoanalyse und Risikoverteilung
8.1 Risikobegriff und risikopolitische Grundlagen
8.2 Relevante Risiken
8.2.1 Technische Risiken
8.2.2 Wirtschaftliche Risiken
8.2.3 Länderrisiken
8.2.4 Force Majeure Risiken
8.3 Risikoquantifizierung
8.3.1 Statische Risikoquantifizierung
8.3.2 Dynamische Risikoquantifizierung
8.4 Verträge zur Verteilung der Projektrisiken
8.4.1 Garantieverträge
8.4.2 Abnahmeverträge
8.4.3 Zulieferverträge
8.4.4 Versicherungen

9 Fazit und Ausblick

10 Anhang

11 Literaturverzeichnis

2 Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Anreiz-Beitrags-Struktur einer Projektfinanzierung

Tab. 2 Cash Flow – Kennziffern

3 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Vergleich traditionolle Kreditfinanzierung und Projektfinanzierung

Abb. 2 Cash Flow – Berechnungsschema

Abb. 3 Beteiligte einer Projektfinanzierung

Abb. 4 Interdependenzen zwischen den berechenbaren Projekt-Cash Flows

Abb. 5 Ursachenbezogenes Risikoklassifikationsschema

Abb. 6 Cash Flow Szenarien

4 Einleitung

Die Auftragsfinanzierung ist bei der Vermarktung von Investitionsgütern zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. Häufig ist es aufgrund der mangelnden Bonität mancher Nachfrageländer und/oder wegen der enormen Wertdimensionen nicht mehr möglich, im Wege der klassischen Auftragsfinanzierung entsprechende Finanzierungsvolumina darzustellen. Aus diesem Grunde wurden in der letzten Zeit eine Reihe von Finanzierungsmethoden entwickelt, die es erlauben auch unter erschwerten Bedingungen die Finanzierung von Aufträgen sicherzustellen. Eines dieser Konzepte ist die Projektfinanzierung, bei dem die Basis für die Finanzmittelaufbringung nicht die Bonität des Schuldners, sondern die Bonität des Projektes ist.

Projektfianzierung ist keine neue Methode im Financial Engineering. Sie findet seit längerem bei Explorationsprojekten Anwendung. ,, Neu ’’ ist ihre Entdeckung für einen breiteren Anwendungsbereich auch bei anderen Investitionsprojekten im nationalen wie im internationalen Bereich. Besonderes Merkmal von Projektfinanzierungsmodellen ist ihr extrem hoher Grad an Komplexität. Sie erfordern regelmäßig die Beteiligung einer Vielzahl von Parteien mit unterschiedlichen Funktionen.

Ziel dieser Arbeit ist, einen Einblick in die Projektfinanzierungstechnik unter Berücksichtigung der Koordination der Projektbeteiligten und der Risikosteuerung zu gewähren. Zur Umsetzung dieser Zielsetzung werden daher zunächst sowohl die wesentlichen Merkmale der Projektfinanzierung als auch die prägnanten Unterschiede dieser Finanzierungstechnik zu den traditionellen Finanzierungsformen beschrieben. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Ertragsanalyse und die Erfolgsbeteiligung im Rahmen der Anreiz-Beitrags-Struktur, die in der Wissenschaft als entscheidender Erfolgsfaktor für das Zustandekommen von Projektfinanzierungsvorhaben angesehen wird. Der folgende Kapitel 5 befaßt sich mit dem heterogenen Spektrum potentieller Projektrisiken, ihrer Auswirkung auf den Projekterfolg und ihrer Handhabung mit Hilfe eines umfassenden risikopolitischen Instrumentariums. Im Fazit werden die wesentlichen Ergebnisse der Untersuchung genannt und einen Ausblick über die zukünftgie Bedeutung der Projektfinanzierung gegeben.

5 Traditionelle Finanzierungsformen

Zu den traditionellen Finanzierungsformen im Bereich der Investitionsfinanzierung gehören die Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung. Im folgenden werden kurz die Merkmale dieser Finanzierungsarten erläutert und auf ihre Anwendungsmöglichkeit bei Projektfinan­zierungs­vorhaben eingegangen. Schließlich werden die wesentlichen Unterschiede der traditionellen Finanzierungsformen zu der Projektfinanzierung genannt.

5.1 Eigenkapitalfinanzierung

Im Rahmen der Eigenkapitalfinanzierung wird einer Gesellschaft Eigenkapital von außen zugeführt. Dabei handelt es sich um Einlagen- oder Beteiligungsfinanzierung. Wesensmerkmale des idealtypischen Eigenkapitalgebers sind die erfolgsabhängige Ergebnisverteilung sowie der Liquidationserlös bei Auflösung der Gesellschaft während der Kontraktlaufzeit. Darüber hinaus erwerben Eigenkapitalgeber volle Geschäftsführungs­kompetenz

Im Insolvenzfall können nicht nur keine Ansprüche auf Befriedigung aus dem Unternehmensvermögen geltend gemacht werden, sondern man muß auch auftretende Verluste aus dem Privatvermögen befriedigen[1]. Aufgrund dieser nachteiligen formalen Rechsstellung in der Insolvenz kommt die typische Eigenkapitalfinanzierung wegen der erheblichen Risiken bei Projektfinanzierungsvorhaben in der Praxis selten vor.

5.2 2.2. Fremdkapitalfinanzierung

Bei der idealtypischen Fremdkapitalfinanzierung haben die Financier einen verbrieften Anspruch auf Zins- und Tilgungszahlungen. Darüber hinaus verfügt der Fremdkapitalgeber über keine sonstigen Mitwirkungs- und Kontrollrechte. In der Insolvenz hat der Fremd­financier eine bevorzugte Gläubigerstellung. Wichtig bei dieser Finanzierungsform ist die Tatsache, daß die Kreditvergabe an einer statischen auf der Grundlage ausgewerteter Unternehmens­bilanzen, Finanz-, Vermögens- und Ertragslage basierenden Kreditwürdigkeitsprüfung gebunden ist und gegen Gewährung von bestimmter Sicherheiten erfolgt. Diese Finanzierungsart ermöglicht die Bereitstellung größerer Kreditbeträge an ein oder mehrere Unternehmen und gleichzeitig einen besicherten Gläubigeranspruch in der Insolvenz. Allerdings schränken die enormen festen Zinsbelastungen (auch in Verlustsituationen) sowie die meistens nicht ausreichende Bonität der Kreditnehmer die Anwendung dieser klassischen Finanzierungsform erheblich ein.

Um den Anforderungen der Finanzierung von Großprojekten und der daraus resultierenden spezifischen Ertrags-Risiko-Struktur entgegenkommen zu können, hat sich die Projektfinanzierung im Laufe der Zeit als die geeignetste Finanzierungsart behauptet und mittlerweile als Standardprodukt im Rahmen der Auftragsfinanzierung etabliert. Ein zentrales Element der Projektfinanzierung besteht im Gegensatz zu der konventionellen Investitionsfinanzierung darin, daß die Kreditgeber nur in begrenztem Umfang oder möglicherweise gar nicht auf die Projektinitiatoren zurückgreifen können. Durch diese Konstruktion können die Sponsoren verhältnismäßig aufwendige Projekte bei beschränkter Haftung realisieren. Bei der Projektfinanzierung wird das Investitionsvorhaben typischerweise auf eine eigens für das Vorhaben gegründete Projektgesellschaft übertragen, die als Kreditnehmer aggiert (Vgl. Abb.1). Entscheidend für die Kreditvergabe ist vielmehr die Frage, ob der aus dem Vorhaben zukünftig zu erwirtschaftende Cash Flow ausreicht, um neben den Betriebskosten auch die Finanzierungskosten (Gebühren, Zins, Tilgung) zu erbringen[2].

Die folgenden Kapitel geben einen tieferen Überblick in der Struktur und der Konstruktion der Projektfinanzierung.

6 Zur Terminologie der Projektfinanzierung

6.1 Begriff und Anwendungsbereich

Ein Blick in der Literatur zeigt, daß für den Fachbegriff Projektfinanzierung unterschiedliche Erklärungs- und Definitionsansätze vorliegen. Ausgehend von der wörtlichen Bedeutung ist unter Projektfinanzierung eine Finanzierungsmethode zur Darstellung von Projekten zu verstehen[3]. Demzufolge basieren zahlreiche Begriffexplikationen auf der Analyse der beiden Begriffselementen Projekt und Finanzierung und ihre Beziehung zueinander.

Ein Projekt wird nach DIN 69 901 als ein Vorhaben definiert, das im wesentlichen durch die Einmaligkeit seiner Bedingungen gekennzeichnet ist. Die Komplexität, die sich in erster Linie durch die Vielzahl der Projektbeteiligten und deren komplementären Aufgabenstellungen ergibt, ist ein weiteres Merkmal, das häufig zur Charakterisierung von Projekten herangezogen wird. Zudem birgt die Ausführung von Projekten erhebliches Risikopotential.

Mit dem Begriff der Finanzierung werden in der betribswirtschaftlichen Literatur sämtliche Maßnahmen der Kapitalbeschaffung umschrieben, die einerseits zur Durchführung der gewöhnlichen Betriebsprozesse und andererseits zur Vornahme außerordentlicher finanztechnischer Vorgänge erforderlich sind[4]. In diesem Zusammenhang stellt die Projektfinanzierung eine an die Spezifika enes bestimmten Projektes orientierte Finanzrieungsmethode.

Das heutige Begriffsverständnis der Projektfinanzierung basiert i.d.R. auf dem Financial Accounting Standard No. 47 aus dem Jahre 1981. In dieser Gesetzesvorschrift wird die Projektfinanzierung als die Finanzierung einer sich selbst tragenden Wirtschaftseinheit definiert, bei der sich die Kreditgeber vornehmlich auf den Cash Flow und die Aktiva des Projektes als Sicherheit für die Rückzahlung des Fremdkapitals verlassen.

Projektfinanzierungen lassen sich bereits im vierten und fünften Jahrhundert v. Chr. bei sogenannten Seedarlehen nachweisen. Ihre Fortsetzung findet diese Art der Finanzierung nachweislich in der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. im romischen Seehandel. Projektfinanzierungen für Rohstoff-Projekte haben ihren Ursprung dagegen in den sogenannten production payments financing für Erdölexploratationen in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts in den USA. Neben der Erdöl- und Erdgasexploration sind außerdem bis zum Ende der siebziger Jahre Kohleprojekte der dominierende Anwendungsbereich für Projektfinanzierungen gewesen[5]. Seither wird diese Finanzierungstechnik zunehmend in anderen Branchen angewendet, in denen Investitionsprojekten sich sowohl durch Kapitalintensität als auch durch das Risiko relativ hoher finanzieller Verluste auszeichnen.

In den letzten Jahren hat sich der Markt für Projektfinanzierung kontinuirlich weiterentwickelt. Nicht nur das Volumen an Kapitalmarktfinanzierungen, welches zur Strukturierung von Projekten akquiriert wurde, weist zum Teil erhebliche Wachstumsraten auf, sondern die Projektfinanzierungsmethode wurde auch auf neue Anwendungsgebiete übertragen[6]. Etliche Anwendungsbeispiele für Projektfinanzierung sind neben Rohstoffprojekten die petrochemische Industrie, der Anlagenbau, diverse Verkehrs-infrastrukturvorhaben, öffentliche Infrastrukturvorhaben, Kraftwerke, Telekommunikiations- und Hochtechnologiebereich, Landwirtschaft, Immobilien usw.

6.2 Charakteristische Merkmale der Projektfinanzierung

Als konstitutive Merkmale der Projektfinanzierung, die auch in zahlreichen Definitionen zum Bereich der Projektfinanzierung in der Literatur umschrieben werden, können das Cash Flow Related Lending, das Risk Sharing und die Off Balance Sheet-Finanzierung bezeichnet werden.

6.2.1 Cash Flow Related Lending

Unter Cash Flow Related Lending wird die Orientierung der Kreditvergabeentscheidung und der Finanzierungskonditionen an die zu erwartenden Projekt-Cash Flows verstanden. Der Cash Flow wird in der Literatur als ein finanzwirtschaftlicher Einnahmeüberschuß interpretiert.Im Falle prospektiver Projektanalysen wird der Cash Flow als Differenz aus den prognostizierten Einzahlungen des Projektes und den zu ihrer Erzielung erforderlichen Auszahlungen ermittelt. Der Projekt-Cash Flow nach Steuern (vgl. Abb.2) gibt an, in welchem Umfang verfügbare Projektmittel, die z.B. zur Begleichung von fälligen Verbindlichkeiten eingesetzt werden können, mit größter Wahrscheinlichkeit zukünftig zur Verfügung stehen werden. Der berechnete Cash Flow ist daher ein Maßstab für die Wirtschaftlichkeit eines Projektes. Gläubiger können anhand der prognostizierten Cash Flow-Struktur zum einen die Verschuldungsfähigkeit des Projektes und zum anderen die optimale Rückzahlungsstruktur für Projektkredite ermittlen. Für Eigenkapitalgeber ist die prognostizierte Cash Flow-Struktur ebenfalls ein Orientierungsmaßstab für die Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals. Die Entscheidung von Investoren, sich als Anteilseigner mit Eigenkapital an einem Investitionsvorhaben zu beteiligen, basiert regelmäßig auf der Erfolgskennzahl Return on Investment (ROI), die aus dem Quotienten Cash Flow zum Gesamtkapital berechnet wird[7].

6.2.2 Risk Sharing

Im Projektfinanzierungsgeschäft liegt im Vergleich zu konventionellen Unternehmens­finanzierungen ein anderes Risikotragfähigkeitsprinzip vor. Projektfinanzierungsvorhaben sind durch hohe Investitiosvolumina gekennzeichent, die größtenteils nur durch die Aufnahme von Fremdkapital finanziert werden können. Der Veräußerungswert, den die Vermögensgegenstände der Projektgesellschaften im Verwertungsfall besitzen, ist vielfach aufgrund der Standortspezifikationen und Merkmalsbesonderheiten zu gering, um eine ausreichende Haftungsbasis für Gläubiger bei eventuell eintretenden Forderungsausfällen darzustellen. Aus risikopolitischen Überlegungen muß daher der Kreis der Haftungsverpflichteten erweitert werden.

Dies erfolgt durch die Verteilung genau spezifizierter Projektrisiken auf die übrigen Projektbeteiligten. Hierfür werden Verträge mit entsprechenden Haftungsklauseln abgeschlossen. Darüber hinaus übernehmen auch Gläubiger in Abhängigkeit ihrer individuellen Risikoneigung Projektrisiken, in dem sie sich z.B. bereit erklären, ihren Anspruch auf fristgerechte Zins- und Tilgungszahlungen unter gewissen Bedingungen einzuschränken, gänzlich aufzugeben oder zusätzliche Mittel für die Schließung von Deckungslücken bereitzustellen. Dieses Prinzip der Risikoverteilung wird als Risk Sharing bezeichnet. Erst mit der Verteilung der Projektrisiken auf verschiedene Projektbeteiligte entsteht eine tragfähige Finanzierungstruktur, die eine Projektfortführung selbst beim Eintreten bestimmter Projektrisiken gewährleistet. Die Projektrisikoverteilung ist eine grundlegende Voraussetzung für das Zustandekommen von Projektfinanzierungs­vorhaben, weshalb das Risk Sharing als das wichtigste Merkmal der Projektfinanzierung angesehen wird[8].

Die Risikozuordnung erfolgt üblicherweise nach der Fähigkeit der Projektbeteiligten, Projektrisiken beeinflussen und kontrollieren zu können und kann sich während der Projektlebensdauer verändern.

In Abhängigkeit vom Umfang, in dem Kreditgeber zur Befriedigung ihrer Kreditforderungen auf die Sponsoren zurückgreifen können spricht man von Full Recourse Financing, Limited Recourse Financing und Non Recourse Financing. Bei Full Recourse Financing sehen die Vertragsbedingungen für die Gläubiger umfassende Rückgriffsrechte auf die das Projekt initiierenden Unternehmen. Dieser Haftungsumfang korrespondiert nicht mit dem Risk Sharing-Gedanken, der eine vertraglich festgelegte Verteilung von genau spezifizierten Projektrisiken auf mehrere Projektbeteiligte vorsieht. Bei Limited Recourse Financing bestehen inhaltlich oder zeitlich begrenzte Rückgriffsmöglichkeiten der Projektkreditgeber auf die Sponsoren. Dies dürfte den Regelfall bei Projektfinanzierungen darstellen. Bei Non Recourse Financing dagegen werden die Sponsoren mit Ausnahme ihres Eigenkapitalbetrages für die Fiananzierung des Projektes vollständig aus der Haftung für Kredite entlassen. Non Recourse Financing kommt in der Praxis selten vor[9].

6.2.3 Off Balance Sheet Financing

Das dritte zum Themenbereich Projektfinanzierung genannte Charakteristikum, das Off Balance Sheet Financing, kann hingegen am besten als zusätzliche Zielsetzung verstanden werden[10].Aufgrund der Rechtsfähigkeit der Projektgesellschaften erfolgt eine direkte Projektkreditierung. Projektkredite werden unmittelbar an die Projektgesellschaften ausgezahlt und müssen daher in den Bilanzen der kreditaufnehmenden Projektgesellschaft als Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten ausgewiesen werden. Dies bewirkt, daß die Bilanzen der Sponsoren durch die Aufnahme der Projektkredite weitgehend nicht verändert werden, weshalb die Projektfinanzierung den bilanzexternen Finanzierungen (= Off Balance Sheet Financing) zugeordnet wird[11].Die Pflicht zum Ausweis sowie der Umfang des Ausweises der Fremdkapitalien bei den Sponsoren hängt im Einzelfall davon ab, welche Rechnungslegungsvorschriften auf die Sponsor-Unternehmen anzuwenden sind. Für den Umfang des Off Balance Sheet Financing ist ferner ausschlaggebend, inwieweit Garantien, die Sponsoren gegenüber anderen Projektbeteilgiten abgeben, als potentielle finanzielle Verpflichtungen in der Bilanz der Sponsoren berücksichtigt werden müssen. Durch Ausnutzung dieses Effektes versuchen die Projektinitiatoren, großvolumige Investitionen zu realisieren, ohne dabei gleichzeitig eine potentielle Verschlechterung ihrer Bonitätsbeurteilung in Kauf nehmen zu müssen[12].

6.3 Beteiligte der Projektfinanzierung

Das Zustandekommen einer Projektfinanzierung ist in hohem Maße abhängig von dem effizienten Zusammenwirken und der Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter. Diese übernehmen im Rahmen der Projektfinanzierung verschiedene Aufgaben, wobei die Beziehungen der Beteiligten untereinander durch ihre jeweilige Beziehung zu der Projektgesellschaft geregelt werden. (vgl. Abb. 3)

6.3.1 Projektsponsoren

Als Projektsponsoren werden diejenigen Projektteilnehmer bezeichnet, die am Zustandekommen des Projektfinanzierungsvorhabens ein originäres Interesse haben und deshalb die Projektrealisation mit ihren Leistungsbeiträgen erheblich unterstützen[13]. Sie entwickeln die Projektidee und sorgen durch ihr Managementwissen und Know how, daß die Projektkonzeption zu einem durchführbaren Konzept wird. Deshalb sind sie als Initiatoren in den Gründungsprozeß der Projektgesellschaft involviert. Ihnen kommt die wichtige Aufgabe zu, ein Fiananzierungskonzept zu erarbeiten, regelmäßig Eigenkapital zur Finanzierung des Projektes zur Verfügung zu stellen und die Kreditwürdigkeit der Projektgesellschaft durch Garantiezusagen oder Bürgschaften zu erhöhen.Weitere Funktionen der Projektträger sind die Planung und die Organisation der Durchführung des Projektes. Ein Beispiel für Projektträger sind staatliche Institutionen des Landes, in dem die Projektanlagen errichtet werden sollen, die sich zum Zwecke der allgemeinen Wirtschaftsförderung, der Zahlungsbilanzverbesserung (durch Importsubstitution), des Technologieerwerbs und der besseren Kontrolle eines Projektes als Projektträger betätigen[14]. Private Unternehmen dagegen beteiligen sich als Projektinitiatoren aus unterschiedlichsten Gründen, wobei meistens ein ausgeprägtes Zuliefer- oder Abnehmerinteresse ausschlaggebend ist. Weitere Gründe für die Initierung eines Projektfinanzierungsvorhaben sind die Möglichkeit höhere Investitionsrendite zu erzielen, Investitionsrisiken zu begrenzen, die Überwindung von Finanzierungs- und Marktzutrittsbarrieren sowie Prestigegesichtspunkten und andere absatzmarktpolitische Überlegungen.

6.3.2 Projektersteller (Contractors)

Bei den Contractoren handelt es sich um Anlagenbau-, Bau- und Zulieferunternehmen, die entweder alleine oder als Anbietergemeinschaft zur Lieferung und Montage des für die Projektgesellschaft betriebsnotwendigen Anlagevermögens verpflichtet werden[15]. Ferner gehört es zum Aufgabenbereich der Contractors die Errichtung und die Ingangsetzung der Anlagen, die Übernahme bestimmter Dienstleistungsfunktionen wie z. B. Personalschulung, Betrieb der Projektanlagen, Beschaffung von Fremdkapital und/oder Eigenkapital. Darüber hinaus werden im Rahmen von Finanzierungsvorhaben Consulting- und Ingenieurunternehmen (Consulting Engineers) verpflichtet, die i.a.R. die Funktion des technischen Beraters wahrnehmen. Ihr Aufgabengebiet umfaßt auch die technische Projektplanung, die Überwachung der Bau- und Montagearbeiten sowie meistens die Ausschreibung der Projektfinanzierungsvorhaben.

[...]


[1] Bitz, M. Finanz- und risikotheoretische Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Dateikurs,

Version 2.0, CD-ROM, Hagen 1999

[2] Vgl. Dresdner Bank AG, Außenwritschaftsnachrichten

[3] Jürgens, W. Projektfinanzierung, S. 3

[4] Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 8

[5] Vgl. Oehler, A. SBWL-Skript, S. 3

[6] Vgl. Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 4

[7] Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 9

[8] Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 10 -11

[9] Vgl. Ueckermann, H. Risikopolitik bei Projektfinanzierungen, S. 15

[10] Ueckermann, H. Risikopolitik bei Projektfinanzierungen, S. 18

[11] Vgl. Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 11

[12] Vgl. Ueckermann, H. Risikopolitik bei Projektfinanzierungen, S. 18

[13] Vgl. Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 22

[14] Vgl. Backhaus, K. et. al. (Hrsg.), Projektfinanzierung, S. 17

[15] Vgl. Tytko, D. Grundlagen der Projektfinanzierung, S. 24

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Projektfinanzierung vs. traditionelle Finanzierungsformen - eine Analyse unter besonderer Berücksichtung der Koordination der Projektbeteiligten und der Risikosteuerung
Untertitel
Charakteristika und Einsatzgebiete der Projektfinanzierung
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
Unternehmensfinanzierung
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
45
Katalognummer
V80884
ISBN (eBook)
9783638879873
ISBN (Buch)
9783638892155
Dateigröße
968 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Projektfinanzierung, Finanzierungsformen, Analyse, Berücksichtung, Koordination, Projektbeteiligten, Risikosteuerung, Unternehmensfinanzierung
Arbeit zitieren
Dipl. Kaufmann Orlin Alexandrov (Autor:in), 2000, Projektfinanzierung vs. traditionelle Finanzierungsformen - eine Analyse unter besonderer Berücksichtung der Koordination der Projektbeteiligten und der Risikosteuerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80884

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