Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Begriff „Team Teaching“
3. Strukturen der Teamentwicklung
3.1 Das Vier-Phasen-Modell zum Teamentwicklungsprozess
4. Das Projekt Team Teaching (TT)´
4.1 Vorteile der kooperativ- kommunikativen Lehr-Lern-Form TT
4.2 Konfliktarten
4.2.1 Konfliktursachen
5. Grundlagen erfolgreicher Teamarbeit
5.1 Äußere Rahmenbedingungen
5.2 Anforderungen an die Teammitglieder
6. Fazit
LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
„Unsere Schule leidet nicht an zu wenig Autonomie sondern an zu viel Individualismus“.[1]
Aussagen wie diese sind nur selten aus dem innern der Schulen zu hören. Vielmehr ist von „Zusammenarbeit“ und „Unterstützung“ im Kollegium die Rede. Und doch bietet sich an vielen Schulen ein anderes Bild. Lehrpersonen, die an alten Strukturen des isolierten Unterrichts festhalten und nicht bereit sind dem Wandel der Zeit folge zu leisten, obwohl neue, vielversprechende Methoden an einigen Schulen bereits erfolgreich erprobt und eingeführt worden sind.
Eine dieser Methoden wird als „Team Teaching“ bezeichnet und soll im weiteren Verlauf dargestellt und von mehreren Seiten beleuchtet werden. Team Teaching gilt als pädagogische Neuerung, die die bisherige Isolation des Lehrerberufs durchbrechen könnte und durch gemeinsame Aufgabenbewältigung, Planung und Durchführung des Unterrichts den Aufwand, die Belastung und die Verantwortung, die der Beruf unweigerlich mit sich bringt, unter den Lehrern aufteilt.
Einige Pädagogen sprechen sogar von einem grundlegenden Wandel des Berufsverständnisses, den Team Teaching mit sich bringen könnte. Doch all zu weit soll hier nicht gegriffen werden und zunächst einmal bestehende Vorteile, eventuell auftretende Probleme im Team und Voraussetzungen/Anforderungen an die Teammitglieder ausführlich diskutiert und erläutert werden.
2. Der Begriff „Team Teaching“
Der Begriff `Team Teaching`, der bereits in den 60er Jahren als amerikanisch-pädagogischer Slogan verwendete wurde, - „Is team teaching the answer?“[2] , „Team teaching in Action“[3] – hat sich nun auch seit einigen Jahren Zutritt zum deutschen Schulsektor verschafft. Nun stellt
sich jedoch die Frage: Was versteht man überhaupt unter dem Begriff `Team Teaching`?
Eine einzelne Antwort ist hier nicht zu finden. Unterschiedliche Auffassungen über eine Definition liegen dem Begriff zugrunde. Drei der bedeutendsten werden im folgenden vorgestellt.
Winkel (1981) sieht Team Teaching als Form der Unterrichtsorganisation, die sowohl Lehrende, als auch Lernende mit einbezieht. „Team Teaching ist also eine Unterrichtsmethode, bei der mehrere Lehrer in flexiblen Schülergruppierungen zusammenarbeiten, das heißt im Idealfall Unterricht gemeinsam vorbereiten, durchführen und auswerten“[4].
Bei Kooperation von Lehrern und Schülern geben Lehrer ihre traditionelle Rolle ab, was sich positiv auf Lernverhalten und Arbeitsmotivation der Schüler auswirkt. Mayer (1994) hingegen definiert Team Teaching als reine Kooperation der den Unterrichtsstoff vorbereitenden Lehrpersonen. „Team Teaching meint Durchführung und Auswertung kommunikativer Lehr- und Lernprozesse durch kooperative Lehrer.“[5]
Die letzte hier zu nennende Begriffsvariation stammt von Dechert (1972), der besonders das Verhältnis der Lehrperson hinsichtlich ihrer zu erfüllenden Aufgabe in den Mittelpunkt stellt.
„Der wahre Kern des Team-Teaching-Konzepts liegt nicht im strukturellen und organisatorischen Detail, sondern vielmehr in der grundsätzlichen Bereitschaft zu kooperativem Planen, konstanter Zusammenarbeit, fortwährender Gemeinsamkeit, uneingeschränkter Kommunikation und ernsthafter Bereitschaft zur Übernahme und Teilhabe an der gemeinsamen Aufgabe.“[6]
Trotz unterschiedlicher Auffassungen der Autoren, weisen die Auslegungen des Begriffs doch grundlegende Gemeinsamkeiten auf: Team Teaching stellt eine Unterrichtsmethode dar, bei der zwei oder mehrere Lehrpersonen in Kooperation treten und sich einer Aufgabe stellen, die sich auf Zielsetzung, Planung, Ausführung und Evaluation des gemeinsam entwickelten Unterrichts bezieht, in welchen auch die Einbindung flexibler Schülergruppen erfolgen kann. Die Bereitschaft und das Vermögen sich als Team diesen Aufgaben überhaupt stellen zu können, erfordert einen langwierigen Prozess, der in Punkt 3: „Strukturen der Teamentwicklung“ näher erläutert werden soll.
3. Strukturen der Teamentwicklung
Um die Entstehung eines funktionierenden Teams und das daraus resultierende Gelingen einer kooperativen Zusammenarbeit zu gewährleisten, sind klare Strukturen, an denen eine Orientierung möglich ist, unumgänglich. Das Vier-Phasen-Modell nach Tuckman (1965), versucht den idealtypischen, fortlaufenden Entwicklungsprozess eines Teams als Gruppe in einer „Teamentwicklungsuhr“ (s. Abb.1) darzustellen und hierbei die wesentlichen Kennzeichen des Miteinanders und die Arbeitsweisen eines Teams aufzuzeigen. Hierbei spielen sowohl menschliche Eigenschaften wie zum Beispiel dominantes oder unterwürfiges Verhalten, Respekt und Achtung anderen gegenüber als auch, von der fachlichen Seite her gesehen, Ziel- und Aufgabenentwicklung bzw. Bewältigung und Umsetzung selbiger, einen wichtige Rolle.
3.1 Das Vier-Phasen-Modell zum Teamentwicklungsprozess
Abb. 1 Teamentwicklungsuhr
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ott, B. (2000). http://www.neues-lernen.ch/neues-lernen/images/theorieteamuhr.pdf
Phase 1 wird als Test- bzw. Orientierungsphase, „testing and dependence“[7] bezeichnet. Hierbei sollen die Gruppenmitglieder ein der Situation und ihrem Gegenüber angepasstes gemeinsames Verhalten entwickeln, welches ein kooperatives Miteinander ermöglichen könnte. Gegenseitiges kennen lernen, auseinandersetzen mit künftigen Zielen des gemeinsamen Unterrichts als auch Festlegung der zu erfüllenden Aufgaben und Informationssammlung zu eventuell verwertbaren Umsetzungsmöglichkeiten stehen im Vordergrund. In dieser ersten Phase besteht eine starke Orientierung der Mitglieder am Gruppenleiter, da sie von Unsicherheit geprägt ist. Zunächst findet nur ein vorsichtiges „Herantasten“ an die anderen Mitglieder statt.
Durch Offenlegung eigener Wünsche bzw. Vorstellungen kann so herausgefunden werden, in welcher Art und Weise eine weitere Zusammenarbeit überhaupt möglich ist. Bei Bedarf können bereits hier gewisse Grundregeln festgelegt werden.
Mit Eintreten von Phase 2 gehen die Gruppenmitglieder zur sogenannten Nahkampfphase über, dem „intragroup conflict“[8]. Nach ersten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit kommt es auf der persönlichen Ebene häufig zu unterschwelligen Spannungen und Konflikten, welche auch gegen den Gruppenleiter gerichtet sein können. Die Konfrontation mit unterschiedlichsten Verhalten, Vorstellungen und Lehrerpersönlichkeiten führt nicht selten zur Verlangsamung und gelegentlich sogar zum vollkommenen Stillstand des gesamten Prozesses. Ebenso können Profilierungsversuche und Machtkämpfe einzelner Individuen ein Gefühl absoluter Ausweglosigkeit erzeugen. Um dies zu verhindern, sollten Verhandlungen der Lehrpersonen über zukünftiges Verhalten und Vorgehensweisen stattfinden.
Im Bereich der Aufgabenebene kommt es zur Konkretisierung der Zielvorstellungen, unterschiedliche b.z.w gemeinsamen Aufgaben werden genau definiert und der Zuständigkeitsbereich selbiger unter den Mitgliedern aufgeteilt.
[...]
[1] Vgl. Frommherz, B.; Halfhide, T., 2002
[2] Arnold, 1961
[3] Blair, 1964
[4] Winkel, 1981, zit. Nach Huber , 2000, S.24
[5] Mayer, 1994, S. 24
[6] Dechert, 1972, S.294
[7] Tuckman, 1965, S.386
[8] Tuckman, 1965, Ebenda, S.386