Munch 1912 im Sonderbund Cöln


Hausarbeit, 2005

28 Seiten, Note: 2.5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Ausstellungsanzeige

2. Köln des 19. Jahrhundert und seine Museen

3. Der Sonderbund

4. Die Sonderbund-Internationale Kunst-Ausstellung Cöln 1912. In der Ausstellungshalle der Stadt Cöln am Aachener Tor (25. Mai – 30 September 1912. 9-7 Uhr.)

5. Gemäldeauswahl

6. Die Gemälderanordnung

7. Gemälde
7.1. Die erste Wand: Thowald Stang, Jappe Nilsson, Kristen Sandberg, Daniel Jacobson, Christian Girlöff, Olga und Rosa, Amor und Psyche, Wald I und Wald II, Im Walde (Holzfällen) und Winter an der Küste
7.2. Die zweite Wand
7.3. Die dritte Wand: Badende Männer, Arbeiter im Schnee, Doppelporträt, Kinder Esche, Kinder im Wald, Tannenwald, Tauwetter, Eifersucht, Das kranke Kind, Sommerlandschaft, Vier Mädchen auf der Brücke
7.4. Die vierte Wand: Melancholie (Jappe), Inger am Strand, Herrenporträt (Felix Auerbach), Adam und Eva, Madonna

8. Die Kritik

9. Das Schlusswort

Literaturverzeichnis:

„Ich male und denke in der Gegenwart – und ich

lebe in der Vergangenheit und in der Zukunft.“[1]

1. Die Ausstellungsanzeige

„Die Ausstellung Edvard Munch 1912 in Deutschland ist vom 24.11.2002 bis 16.02.2003 in der Kunsthalle Bielefeld zu sehen.

Vor 90 Jahren feierte die Kunstszene den Maler Edvard Munch (1863-1944) als den bedeutendsten lebenden Künstler neben Picasso und als den Wegbereiter für die Moderne. Ausgelöst wurde der Jubel durch die Kölner Sonderbund Ausstellung. Welche Bilder damals zu sehen waren, zeigt heute die Kunsthalle Bielefeld.

Der endgültige künstlerische Durchbruch gelang Munch 1912 mit der Sonderbund-Ausstellung in Köln. Danach wurde er in ganz Deutschland bekannt.

Ursprünglich Platz für rund 25 Gemälde. Es wurden dann doch 32 ausgestellt, die einen umfassenden Überblick über Munchs bisheriges Werk gaben.

Im Ehrensaal der Sonderbund-Ausstellung hatte Munch eine persönlich inszenierte Ausstellung von 32 Werken präsentiert. Auch wenn es nicht möglich war, alle Exemplare, die es damals in Köln zu bestaunen gab, heran zu holen, bemüht sich die Kunsthalle Bielefeld, die Schau von einst zu rekonstruieren. Ein Kurzfilm zum Leben und Schaffen des Künstlers ist für den Besucher eine willkommene Einführung in das Thema. Großformatige Schwarz-Weiß-Fotokopien lassen erahnen, wie und wo die Bilder vor gut 90 Jahren hingen.“

2. Köln des 19. Jahrhundert und seine Museen

Kölner Museen, die wir bis heute besuchen, entstanden im 19. Jahrhundert. Damals wurde die mittelalterlichen Stadt Köln zum Industrie-, Handels- und Bankenzentrum. Die aus den bürgerlichen Vermögen entstandenen Sammlungen wurden zum Grundstock aller Kölner Museen. Besonders die erstaunliche Sammlung des Kölner Bürgers Ferdinand Franz Wallraf. Das von dem Kölner Bürger Johann Heinrich Richartz gestiftete Museumsgebäude wurde für die Sammlung ein neues Zuhause.

Kölner Museen hatten von Anfang nicht nur alte Meister gesammelt, sondern auch zeitgenössische Kunst. Sie wurden zur Diskussionsbühne für die Kunst der Gegenwart. Zum Programm des Schnütgen-Museums oder des Kunstgewerbe-Museums gehörte von Anfang an, bewusst in die Gegenwartkunst hineinzuwirken.

3. Der Sonderbund

Zunächst von einer kleinen Gruppe, vorwiegend Künstlern, gebildet und nur Sonderbund benannt, veranstaltete die Organisation im Mai/Juni 1909 eine Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf. Die Konstituierung zum Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler erfolgte offenbar erst daraufhin im August 1909 unter dem Vorsitz von K. E. Osthaus (Gründer des Folkwang Museums in Hagen, 1902).

Das war allgemein keine reine Künstler-Organisation, sondern eine Gruppe antinaturalistisch eingestellter deutscher Künstler, „eine Vereinigung, in der sich Museumsleute, Sammler, Kunsthändler und Künstler mit dem Ziel zusammengeschlossen hatten, der internationalen Gegenwartskunst im Rheinland Bekanntheit und Akzeptanz zu verschaffen. Bereits 1909, 1910 und 1911 präsentierte der Sonderbund in Düsseldorf dementsprechend konzipierte Ausstellungen, die sich durch die Darbietung neuerer französischer Malerei sowie von Werken der Brücke- und Blauer Reiter-Expressionisten auszeichneten.“[2] Das Ziel war nun die Förderung künstlerischer Aktivitäten und die Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Publikum anzustreben.

Außerdem hatte der Sonderbund als Ziel, die historischen Grundlagen zu zeigen, auf der die expressionistische Bewegung aufbaute. Diese historischen Grundlagen waren der von Frankreich ausgehende Realismus, Impressionismus und Neoimpressionismus. Gleichzeitig wollte der Sonderbund einen Überblick über die internationale neue Malerei geben.

Von den organisierten Gemeinschaftsausstellungen des Künstlerkreises wurde die vierte, die bedeutendste. Sie fand 1912 in Köln statt.

„Die Kölner Sonderbund-Ausstellung gehört ohne jede Übertreibung zu den großen Ausstellungsereignissen des frühen 20.Jahrhunderts. Zum ersten Mal wurde in Deutschland der Versuch unternommen, systematisch einen Überblick über die jüngste Kunstgeschichte in Europa zu geben. Das Echo reichte bis nach Amerika, wo im 1913 nach dem Vorbild der Kölner Ausstellung im Zeughaus eines Regimentes in New York die Armory Show stattfand, die später auch in Chicago und Boston gezeigt wurde.“[3]

Der neue l. Vorsitzende des Sonderbunds August Deusser blockierte nach der Ausstellung in Köln 1912 jegliche Aktivitäten des Bundes, was am 31.7.1915 zu seiner Auflösung führte.

4. Die Sonderbund-Internationale Kunst-Ausstellung Cöln 1912. In der Ausstellungshalle der Stadt Cöln am Aachener Tor (25. Mai – 30 September 1912. 9-7 Uhr.)

Einen sehr hohen Anspruch erhob die Kölner Schau von 1912. In großem Maßstab wurden in der Sonderbundausstellung die Väter der Moderne den Jungen gegenübergestellt. Hier sollte die moderne Kunst vorbildlich dokumentiert, in ihrer Qualität anerkannt und damit zugleich durchgesetzt werden. Die Organisatoren beabsichtigten eine kunsthistorische bzw. kulturpolitische Demonstration. Dass mittlerweile namhafte Museumsdirektoren wie Ernst Gosebruch (Museum Essen), Alfred Hagelstange (Wallraf-Richartz-Museum Köln), Carl Ernst Osthaus (Folkwang-Museum Hagen), Richard Reiche (Ruhmeshalle Barmen) oder Fritz Wichert (Kunsthalle Mannheim) zum Vorstand zählten, dürfte zu diesen Zielsetzungen entscheidend beigetragen haben. Für die Durchführung wirkte sich die Beteiligung der renommierten Galeristen Bernheim Jeune (Paris) und Paul Cassirer (Berlin) im Arbeitsausschuss gewiss ebenso günstig aus, wie dies von den Kontakten des Vorstandsmitgliedes Alfred Flechtheim anzunehmen ist. Der Förderung des Projekts diente des Weiteren ein Ehrenausschuss angesehener Persönlichkeiten, zu dem u.a. Peter Behrens und Eberhard von Bodenhausen zählten.

Richard Reiche, der die Konzeption dieser Schau ersonnen hatte, war geschäftsführender Vorsitzender und maßgeblicher Organisator dieser Veranstaltung. Er gehörte seit diesem Zeitpunkt zu den führenden Kennern der neuzeitlichen deutschen Kunst. Sein Name war weit über das Rheinland hinaus bekannt. In Paris, München usw. wurde der Name Barmen ehrenvoller genannt als der Düsseldorfs, und das verdanke Barmen Herrn Dr. Reiche. Dank Richart Reiche waren die Kunstausstellungen vielfältiger, größer und damit kostspieliger geworden.

Trotz der ablehnenden Publikumshaltung bei den früheren Präsentationen des Sonderbundes war geplant, diejenige von 1912 gleichfalls in Düsseldorf stattfinden zu lassen. Nachdem die Düsseldorfer Stadtverwaltung ihren städtischen Kunstpalast dem Sonderbund nicht für die Ausstellung zur Verfügung stellte, bot Köln seine von der Weltausstellung von 1908 verbliebene Halle am Aachener Tor an und gab dazu noch 25000 Mark.

Am 24. Mai eröffnete die Internationale Kunstausstellung des Künstlerbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler. Über 600 Exponate wurden nach Nationen gegliedert und bis 30. September ausgestellt. Es wurden auch zahlreiche Werke der Plastik gezeigt, aber es dominierte die Malerei.

Dr. Reiche schrieb ambitionsvoll das folgende Katalogvorwort:

„Die diesjährige vierte Jahresausstellung des Sonderbundes will einen Überblick über den Stand der jüngsten Bewegung in der Malerei geben, die nach dem atmosphärischen Naturalismus und dem Impressionismus der Bewegung aufgetreten ist und nach einer Vereinfachung und Steigerung der Ausdrucksformen, einer neuen Rhythmik und Farbigkeit, nach dekorativer oder monumentaler Gestaltung strebt, einen Überblick über eine Bewegung, die man als Expressionismus bezeichnet hat. (…) Versucht diese Internationale Ausstellung von Werken lebender Künstler einen Durchschnitt durch die expressionistische Bewegung zu geben, so will eine retrospektive Abteilung die historische Grundlage aufzeigen, auf die sich diese viel umstrittene Malerei unserer Tage aufbaut: das Werk von Vincent van Gogh, Paul Cezanne, Paul Gauguin. (…) Wenn wir auch von den Neoimpressionisten Cross und Signac Sonderausstellungen bringen (…), so möchten wir die Kette der Beziehungen schließen (...). “[4]

Die Organisatoren wollten Edvard Munch in einer Ehren-Kollektion würdigen. Dr. Reiche schrieb an den Maler:

„Wir möchten nun die Bitte an Sie richten und Sie ergebenst einladen, in einer Sonderausstellung ebenfalls Ihr Werke geben zu wollen. Wir möchten in der Ausstellung Ihrer Werke (…) den Hauptvertreter einer Kunst zeigen, die zur Zeit der Herrschaft des Impressionismus bereits Ziele verfolgte, deren Verwirklichung die ganze moderne Entwicklung zuzustreben scheint. Wir hoffen, dass Sie diesem Plan sympathisch gegenüberstehen and dass wir in unserer Ausstellung einen möglichst umfassenden Überblick über Ihr Schaffen in den verschiedenen Perioden und unter dem Gesichtspunkt werden bringen können, unter dem die ganze Veranstaltung steht.“[5]

Reiche sah in Munch den Protagonisten des Expressionismus. Gegenwartskunst wurde unter diesem gemeinsamen Stillbegriff vereinigt. Munch (als der Hauptvertreter des aktuellen Stils) und Liebermann (als eine exemplarische Figur des überholten Impressionismus) sollten gegenübergestellt werden. Derartige Konfrontation schien Liebermann unsympathisch zu sein und er zog seine Teilnahme später zurück. Munch dagegen war aber erfreut und reiste persönlich zur Ausstellung.

Wie gesagt hatte diese einzigartige, epochemachende Sonderbund-Ausstellung als Ziel, eine Übersicht über die wichtigsten Tendenzen der modernen Kunst zu geben. Die ausgestellten 634 Werke boten einen repräsentativen Überblick über die zeitgenössische Kunst von ihren Anfängen bis zu ganz neuen Werken. Zu sehen waren Arbeiten von Künstlern aus Deutschland, Frankreich, Holland, Norwegen, Österreich, Schweiz und Ungarn, u. a. Bilder von Barlach, Braque, Derain, Heckel, Kirchner, Lehmbruck, Macke, Matisse und de Vlaminck.

Die Ausstellung in Köln sollte also die expressionistische Bewegung in der Malerei darstellen, und die Künstler, die bestrebt waren, den Impressionismus endgültig zu überwinden. In den insgesamt 25 Räumen der Ausstellungshalle waren in einer retrospektiven Abteilung Werke von Van Gogh, Cézanne, Gaugin, Signac und Edmund Gross ausgestellt. Sie wurden als die wichtigsten Inspiration auf die neue, junge Malergeneration gesehen. In erster Linie wurde Van Gogh als Bahnbrecher dargestellt, von ihm wurden 107 Gemälde und 17 Papierarbeiten gezeigt. Cézanne, Gaugin und die Neuimpressionisten Gross und Signac waren mit einer kleineren Auswahl ihrer Arbeitern vertreten (von Cézanne z.B. 24 Gemälde und 2 Aquarelle und von Gaugin - 20 Gemälde und 4 Papierarbeiten). Entsprechend widmete man diesen Künstlern die größten Räume.

Daneben wurden aus Picassos blaue und rosa Periode einige Beispiele wie auch seine kubistische Phase gezeigt.

Die deutsche zeitgenössische Abteilung stellte neben den Maler der Kunstvereinigung Die Brücke, der neuen Künstlervereinigung Münchens und des Blauen Reiters auch Bilder von Nolde, Rohlfs, Heinrich Nauen, und den Düsseldorfer Malern aus früheren Sonderbundausstellungen unter ihnen August Deuser aus. Dazu kamen zahlreiche zeitgenossische Künstler aus fast ganz Europa (mit Ausnahme der italienischen Futuristen). Es war eine kulturpolitische Demonstration, ein unfassender und systematischer Überblick über die aktuelle Kunst und ihre Quellen.

[...]


[1] Carlson,Anni: Edvard Munch. Leben und Werk. Balser Verlag Stuttgart und Zürich. Stuttgart 1984. S.72.

[2] Kneher, Jan: Edvard Munch in seinen Ausstellungen zwischen 1892 und 1912. Manuskripte zur Kunstwissenschaft in der Wernerschen

Verlagsgesellschaft. Band 44. Wernersche Verlagsgesellschaft. Worms am Rhein. 1994. S.328.

[3] Frühe Kölner Kunstausstellungen. Sonderbund 1912. Werkbund 1914. Pressa 1928. Herausgeben von Wulf Herzogenrath. Wienand

Verlag. Köln 1981. S.8.

[4] Katalog: Sonderbund-Internationale Kunst-Ausstellung Cöln 1912. In der Ausstellungshalle der Stadt Cöln am Aachener Tor

(25. Mai – 30 September 1912. 9-7 Uhr). S. S. 3-6.

5 Kneher, 1994. S. 329.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Munch 1912 im Sonderbund Cöln
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Europäische Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Oberseminar: Edvard Munch
Note
2.5
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V80893
ISBN (eBook)
9783638883863
ISBN (Buch)
9783638937849
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Munch, Sonderbund, Cöln, Oberseminar, Edvard, Munch
Arbeit zitieren
Antonina Kostretska (Autor:in), 2005, Munch 1912 im Sonderbund Cöln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/80893

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