Der Wissensansatz von Helmut Willke - Beschreibung, Reflexion und Kritik


Seminararbeit, 2007

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Beschreibung der Aspekte des Wissensansatzes
2.1. Wissen und Nichtwissen als Form des Wissens
2.2. Innerer Aufbau und Darstellung des Wissens
2.3. Personales und organisationales Wissen
2.4. Lernen als Wissensgenerierung
2.4.1. Organisationales Lernen als Wissenstransfer

3. Reflexion einiger zentraler Aspekte
3.1. Die Form des Wissens und die Kommunikation
3.2. Der Wissensbegriff

4. Kritik des Ansatzes und Schlussbetrachtung

1. Einleitung.

In der heutigen Zeit wird von einer immer größer werdenden Anzahl von Autoren eine große Transformation in der Gesellschaft diagnostiziert. Man beschreibt diese Transformation als einen Übergang von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft.[1] Wissen stellt danach die dominante Produktivkraft und Ressource in der heutigen Gesellschaft dar. Dies hat enorme Auswirkungen auf alle Lebensbereiche der Menschen, denn jeder einzelne, aber auch die von Menschen geschaffenen Organisationen, müssen sich um die Nutzung dieser Ressource Gedanken machen, wollen sie erfolgreiche Mitglieder dieser Gesellschaft werden. Die dadurch gestiegene Notwendigkeit eines effizienten und strategischen Umgangs mit der Ressource Wissen hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Literatur über Wissensmanagement hervorgebracht.[2] Ein herausragender Vertreter der Autoren, die sich mit Wissensmanagement befassen, ist Helmut Willke. Er betrachtet Wissensmanagement unter systemischen Gesichtspunkten und beschreibt zugleich sehr praktische Anwendungen verschiedener Aspekte des Wissensmanagements.[3] In der hier vorliegenden Arbeit soll vor allem Willkes systemischer Wissensansatz genauer betrachtet werden. Es werden zuerst die wichtigsten Aspekte dieses Ansatzes beschrieben. Zugleich wird versucht, die systemische Konsistenz dieser Aspekte herauszuarbeiten. Willkes Wissensansatz geht zunächst von einer bestimmten Form des Wissens aus, die er als Einheit in der Differenz von Nichtwissen und Wissen beschreibt. Es zeigt sich, dass Wissen an Kommunikation gebunden ist und mithin als durch die Instrumente der Systemtheorie beschreibbar ist. Wissen stellt sich dem Ansatz zufolge in einem inneren Aufbau dar. Das bedeutet, dass sich Wissen von außen betrachtet in drei Facetten darstellt: Daten, Informationen und Wissen. Das Wissen selbst stellt die höchste Stufe des Aufbaus dar, und zugleich umfasst es alle drei Facetten. Daten sind der Rohstoff des Wissens, aus denen mithilfe von Relevanzkriterien Information selegiert werden kann. Information wird in den Erfahrungskontext und die Handlungspraxis einer Person oder Organisation integriert. In systemisch relevante Praxis eingebaute Information nennt Willke Wissen. Dies kann als Prozess verstanden werden, den Willke Lernen nennt. Dieser Prozess besteht aus der Integration der jeweils niederen Stufe in die höhere und aus Reduktion von Komplexität. Ist neues Wissen generiert, muss es auch gespeichert werden, um wieder abgerufen werden zu können. Es kann im expliziten oder impliziten Modus verfügbar sein. Transfer von einem Wissensmodus zum anderen und systemische Integration zeichnet vor allem Lernprozesse in Organisationen aus (vgl. Willke 2004, S. 36).

Im Anschluss an die Beschreibung der der Kernaspekte des Wissensbegriffs werden einige Zusammenhänge noch etwas eingehender betrachtet und reflektiert. Dabei geht es einmal um den Zusammenhang der dargestellten Form des Wissens mit einem systemtheoretisch fundierten Begriff von Kommunikation. Zum anderen wird näher auf die Facetten des Wissensbegriffs und deren Zusammenhang und Darstellungsweise eingegangen. Dabei zeigt sich, dass Willkes Theorie (als theoretischer Umgang mit einer bestimmten Praxis verstanden) sehr konsistent ist und die theoretischen Ableitungen zutreffen, ja sogar sehr differenziert bestimmte Bereiche des Wissens erfassen und darstellen können.

2. Beschreibung der Aspekte des Wissensansatzes.

2.1. Wissen und Nichtwissen als Form des Wissens.

Aus systemischer Perspektive wird eine Definition des Begriffs 'Form' als „Einheit einer Differenz“ (Willke 2004, S. 51), „die sich selber in sich selber unterscheidet“ (Luhmann 1993, zitiert von Willke 2004, ebd.) vorgeschlagen.

Die bestimmte Form des Wissensbegriffs kann als Einheit der Differenz von Nichtwissen und Wissen verstanden werden. Andere Formen wären Glauben und Wissen, bzw. Macht und Wissen (Willke 2004, S. 27). Dies hängt davon ab, in welchen Kontexten Wissen verortet wird. Im Kontext der Religion ist der Opponent des Wissens der Glauben, im Kontext der Politik die Macht. Heute begegnet uns der Opponent des Wissens in der Gestalt des Nichtwissens.

Wissen in der Form von Wissen/Nichtwissen ist eng an den Begriff von Kommunikation gebunden. Kommunikation kann verstanden werden als Übergang eines Systems (psychisches oder soziales System) von einem Zustand des Nichtwissens in einen Zustand des Wissens (bzw. Verstehens) (Willke 2004, S.52). In komplexen Systemen ist immer eine bestimmte Art von Nichtwissen vorhanden. Sofern es für das Funktionieren des Systems keine Einschränkungen durch das Nichtwissen gibt, wird es nicht relevant werden. Es gibt auch eine Form des Auftretens von Nichtwissen, welche zwar die Entscheidungsfähigkeit eines Systems beeinträchtigt, jedoch vom System isolierbar ist, indem es als einmalige Fehlfunktion dargestellt wird. Man denke hierbei an politische Fehlentscheidungen, die jedoch nicht zum Sturz des politischen Systems oder dieser oder jener Partei führen (Vgl. ebd.). In einer Wissensgesellschaft ist jedoch die Bedeutung des Nichtwissens für das System gestiegen, so dass es als Typus des Systemrisikos auftreten kann (vgl. Willke 2004, S.53).

Systemrisiken sind Risiken, die sich auf die gesamte Infrastruktur eines Systems auswirken, d.h. die Operationsweise des Systems betreffen und dieses destabilisieren können. Diese Art des Nichtwissens findet sich öfter in organisationalen Strukturen. Der Beginn der Wissensgesellschaft ist gekennzeichnet durch eine „Krisis des Wissens“ (Willke 2004, S. 54), durch die sich die Gesellschaft ihrer Wissensform bewusst wurde.

[...]


[1] Vgl. De Haan (2002), S. 7ff., Stehr (2001), S.10f., Willke (2004), S. 20f. bzw. 27.

[2] Als Anhaltspunkt kann zunächst das Literaturverzeichnis von Willke (2004) dienen.

[3] Vgl. vor allem Willkes „Einführung in das systemische Wissensmanagement“ von 2004.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Wissensansatz von Helmut Willke - Beschreibung, Reflexion und Kritik
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V81031
ISBN (eBook)
9783638875110
ISBN (Buch)
9783640667666
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wissensansatz, Helmut, Willke, Beschreibung, Reflexion, Kritik
Arbeit zitieren
Sebastian Peltret (Autor:in), 2007, Der Wissensansatz von Helmut Willke - Beschreibung, Reflexion und Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81031

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